Wie man die Antisemitismus-Quote hochtreibt


ARD sendet heute Abend umstrittene Antisemitismus-Dokumentation
ARD sendet heute Abend umstrittene Antisemitismus-Dokumentation

Neue Ver­schwö­rungs­theo­rien: Chri­sten­tum und anti­christ­li­che Auf­klä­rung, Rechts­ra­di­ka­le und Lin­ke bis hin zu Mar­tin Schulz, Anti­se­mi­tis­mus und Anti­zio­nis­mus wür­den sich zu euro­pa­wei­tem Juden­hass verbinden.

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Ein Gast­kom­men­tar von Hubert Hecker.

Der deutsch-fran­zö­si­sche Sen­der ARTE und die öffent­lich-recht­li­che Sen­de­an­stalt WDR haben bei zwei Jour­na­li­sten eine Doku­men­ta­ti­on zu „Anti­se­mi­tis­mus in Euro­pa“ in Auf­trag gege­ben. Doch für das fer­ti­ge Pro­dukt lehn­ten die bei­den Sen­der eine Aus­strah­lung ab. Die offi­zi­el­le Begrün­dung lau­te­te, dass „der Film nicht dem ange­mel­de­ten Pro­gramm­vor­schlag“ ent­spre­che. Das Medi­en­haus BILD zeig­te kürz­lich die 90minütigen Film­re­por­ta­ge. Die ARD will die Doku­men­ta­ti­on nun doch zei­gen – am Mitt­woch, den 21. Juni.

Streit um die politisch-korrekte Linie

Neben den for­mal-recht­li­chen Ableh­nungs­grün­den der Sen­der spie­len offen­bar auch inhalt­li­che Vor­be­hal­te eine Rol­le. Die Kern­the­se des Films lau­tet: Der neue, moder­ne Anti­se­mi­tis­mus in Euro­pa zeigt oder tarnt sich in einem Anti­zio­nis­mus, also der (ein­sei­ti­gen) Kri­tik an der Poli­tik Isra­els bei Par­tei­nah­me für die Palä­sti­nen­ser. In die­ser Sicht­wei­se kom­men der ara­bisch-pälä­sti­nen­si­sche Juden­hass eben­so ins Visier wie die euro­päi­schen Unter­stüt­zer­grup­pen von Links- und Rechts­ra­di­ka­len, auch säku­la­re und christ­li­che Nicht-Regie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen. Bei den Lin­ken rei­che der als Isra­el­kri­tik ver­kapp­te Anti­se­mi­tis­mus bis in die Mit­te der SPD, etwa zu Mar­tin Schulz.

Ver­mut­lich haben die über­zo­ge­ne Kern­the­se des Film­be­richts, der auf­ge­zeig­te Juden­hass von Mus­li­men und Palä­sti­nen­sern  wie auch die Ankla­ge an die lin­ke Sze­ne im Vor­feld der geplan­ten Aus­strah­lung zu inter­ner Kri­tik geführt. Man erin­nert sich an die Pro­te­ste, als im Jah­re 2012 der Jour­na­list Jakob Aug­stein („im Zwei­fel links“) vom Simon-Wie­sen­thal-Cen­ter zu den ‚Top Ten der anti­se­mi­ti­schen /​ anti­is­rae­li­schen Beschimp­fun­gen‘ gezählt wur­de. Aller­dings sind die ten­den­ziö­sen Kom­men­ta­re des Films sowie des­sen ein­sei­ti­ge Par­tei­nah­me für israe­li­sche Poli­tik eben­so kri­tik­wür­dig. Sowohl der jour­na­li­sti­sche Anspruch einer Doku­men­ta­ti­on wie auch die Leit­li­ni­en der öffent­lich-recht­li­chen Anstalt WDR for­dern eine „aus­ge­wo­ge­ne“ Dar­stel­lung vom neu­tra­len Standpunkt.

Die Christen sind an allem schuld!

Die res­sen­ti­ment­ge­la­de­ne Ein­stel­lung der Film-Jour­na­li­sten kommt auch in einer Pas­sa­ge im Auf­ma­cher der ‚Doku­men­ta­ti­on’ zum Aus­druck. Dar­in heißt es ein­lei­tend: „Die christ­li­che Kul­tur ist die Mut­ter allen Juden­has­ses.“ Man erwar­tet bei die­ser kate­go­ri­schen Schlag-Zei­le fun­dier­te Begrün­dun­gen. Doch es fol­gen nur vier äußerst dürf­ti­ge The­sen, die nichts bele­gen bzw. falsch sind:

  • Jedes Kru­zi­fix wür­de für den angeb­li­chen Juden­hass der Chri­sten Zeug­nis able­gen – so die erste Unsinns­the­se. Die Kreu­zes­dar­stel­lung bil­det ein histo­ri­sches Ereig­nis ab, das Lei­den und Ster­ben des Jesus von Naza­reth, „König der Juden“. Was soll dar­an juden­has­send sein? Bei der Fra­ge, wer an dem Tod des Gerech­ten betei­ligt und schul­dig war, kom­men die damals herr­schen­den jüdi­schen Krei­se in den Blick. Aber die Chri­sten und die kirch­li­che Leh­re haben nie­mals Rache oder Ver­gel­tung an die Ver­ant­wort­li­chen für die Kreu­zi­gung Chri­sti ver­langt. Denn die Gläu­bi­gen sind sich bewusst, dass es auch ihre eige­nen Sün­den sind, die Chri­stus ans Kreuz brach­ten. Die Schuld­über­nah­me Jesu Chri­sti und damit die Hei­lung und Erlö­sung für die gläu­bi­gen Chri­sten ist der pri­mä­re Aspekt der christ­li­chen Kreuz­ver­eh­rung. Jeden­falls ist es eine bös­wil­li­ge Unter­stel­lung, in der Dar­stel­lung und Leh­re vom Erlö­sungs­tod Chri­sti „Juden­hass“ zu verorten.

Absurde Judas-Legenden

  • Die Autoren geben sich kei­ne Mühe, ihre The­sen mit Sorg­falt und Wahr­heit zu for­mu­lie­ren: „Für eine Hand­voll Sil­ber­lin­gen haben die Juden den Mes­si­as ver­ra­ten.“ Eine Tat­sa­chen­be­haup­tung mit zwei sub­stan­ti­el­len Feh­lern: Der „Ver­rat“ lag allein auf der Sei­te des erwähl­ten Apo­stels Judas Iska­ri­ot. Es waren auch nicht „die Juden“, die für die Ver­rats­in­itia­ti­ve des Jesus-Jün­gers 30 Sil­ber­lin­ge anbo­ten. Judas wand­te sich nur an die Hohen­prie­ster – so in Mt 26,14.
  • Absurd  ist die fol­gen­de Behaup­tung: „Um die Juden für alle Zei­ten zu stig­ma­ti­sie­ren, heißt der Ver­rä­ter ‚Judas’“. Hier wird ohne Beleg unter­stellt, dass die frü­hen Chri­sten bzw. Evan­ge­li­sten den Namen für den Ver­rä­ter erfun­den hät­ten. Völ­lig abwe­gig ist die Fol­ge­the­se: Das Motiv der Namens­ge­bung sei gewe­sen, die Juden für die näch­sten 2000 Jah­re zu dämo­ni­sie­ren – gemeint ist wohl als ‚Ver­rä­ter­volk’. Dabei war ‚Judas’ damals ein Aller­welts­na­me. Er war in die­sem Fall mit der Her­kunfts­be­zeich­nung ‚Mann aus Kari­ot’ als iden­ti­fi­zier­ba­re Per­son von ande­ren unter­scheid­bar – auch von dem ande­ren Apo­stel Judas (Thad­dä­us), Sohn des Jakobus.

Paulus‘ Kritik an der Christenverfolgung durch Juden

  • Schließ­lich wird ver­kürzt und ver­fäl­schend ein Pau­lus-Zitat (1 Thess 2,14–16) vor­ge­bracht – hier voll­stän­dig und im Kon­text zitiert: „Brü­der, ihr seid Nach­ah­mer der Gemein­den Got­tes gewor­den, die in Judäa sind in Chri­stus Jesus. Denn auch ihr habe das­sel­be von den eige­nen Lands­leu­ten erlit­ten, was ihnen von den Juden ange­tan wur­de. Die haben sowohl den Herrn Jesus als auch die Pro­phe­ten getö­tet und uns ver­folgt. Das wird Gott nicht gefal­len. Und allen Men­schen sind sie feindlich.“

Pau­lus’ Argu­men­ta­ti­on: Die Chri­sten­ge­mein­de in Thes­sa­lo­ni­ki ist von ihren Lands­leu­ten, also Grie­chen, ver­folgt wor­den. Damit teil­te sie das Schick­sal von juden­christ­li­chen Gemein­den in Judäa, die von Juden Ver­fol­gung erlit­ten. Die Nach­stel­lun­gen von jüdi­scher Sei­te gegen Jesus Chri­stus und sei­ne Anhän­ger stellt Pau­lus in die alt­te­sta­ment­li­che Tra­di­ti­on vom gewalt­sa­men Geschick vie­ler Pro­phe­ten. Nach die­ser alt­jü­di­schen Argu­men­ta­ti­on wird Isra­el für die Ver­fol­gung der Pro­phe­ten mit der Zer­stö­rung Jeru­sa­lems und Depor­ta­ti­on bestraft, schließ­lich aber doch mit Umkehr und Heim­kehr begna­digt. Die­se Tra­di­ti­ons­li­nie über­trägt Pau­lus im spä­te­ren Römer­brief (Kap. 11,25–32) auf das Schick­sal der nach-christ­li­chen Juden, indem sie am Ende der Zei­ten das Erbar­men Got­tes fin­den. Im Thes­sa­lo­ni­cher-Brief bleibt Pau­lus zunächst dabei ste­hen, dass die jüdi­sche Ver­fol­gung der Chri­sten gegen den Wil­len Got­tes gesche­he. Damit sei­en die Juden „allen Men­schen Feind“.

Wenn Pau­lus und die Evan­ge­li­sten den Aus­druck „die Juden“ gebrau­chen, so bedeu­tet das in Über­ein­stim­mung mit den alt­te­sta­ment­li­chen Par­al­lel­stel­len der Teil des jüdi­schen Vol­kes, der gegen Got­tes Wil­len steht. Im Kon­text der jüdi­schen Ver­fol­gung von Jesus Chri­stus und den frü­hen juden­christ­li­chen Gemein­den sind mit ‚den Juden’ die jeweils Nach­stel­len­den gemeint. Ver­gleich­bar ist die­ser Wort­ge­brauch mit dem Brief an „die Römer“, womit auch nur die Teil­grup­pe der Chri­sten in Rom gemeint war.

Pau­lus benutzt den Begriff ‚Men­schen­feind­lich­keit’. Der ist im Sin­ne des moder­nen Aus­drucks von ‚grup­pen­be­zo­ge­ner Men­schen­feind­lich­keit’ zu ver­ste­hen: Jüdi­sche Krei­se von Eife­rern, zu denen auch der jun­ge Sau­lus gehör­te, über­zo­gen jahr­zehn­te­lang die juden­christ­li­chen Gemein­den mit Aus­gren­zung, Ver­fol­gung, Gefäng­nis und Stei­ni­gung – wie bei Stephanus.

Wie man die Antisemitismus-Quote hochtreibt

Sind die­se chri­sten­tums­feind­li­chen Film-Ver­leum­dun­gen eine „kaum zu über­bie­ten­de Infa­mie“ oder per­sön­li­che „Frech­heit“ der Jour­na­li­sten, wie eine kath​.net-Kom­men­ta­to­rin kürz­lich mein­te? Nein, dahin­ter steckt System.

Niederlande
Nie­der­lan­de

Seit etwa zwei Jahr­zehn­ten wird bei demo­sko­pi­schen Befra­gun­gen sowie sozio­lo­gi­schen und histo­ri­schen Unter­su­chun­gen ein „erwei­ter­ter Anti­se­mi­tis­mus-Begriff“ zugrun­de gelegt. Die frü­he­ren Unter­schei­dun­gen zwi­schen Kri­tik, Anti­ju­da­is­mus und ras­si­sti­schem Anti­se­mi­tis­mus sind fal­len­ge­las­sen. Bei allen Kon­flik­ten zwi­schen Juden /​ Isra­el und Nicht-Juden wer­den die phi­lo­se­mi­ti­sche Per­spek­ti­ve oder wert­schät­zen­de Akzep­tanz gegen­über allem Jüdi­schen als poli­tisch-kor­rek­ter Maß­stab ange­legt. Stu­di­en auf die­ser Basis ‚pro­du­zie­ren’ gewöhn­lich sehr hohe Anti­se­mi­tis­mus-Quo­ten in der Zivil­ge­sell­schaft. Der soge­nann­te „israel­be­zo­ge­ne Anti­se­mi­tis­mus“ soll in Deutsch­land bei 40 Pro­zent lie­gen. In die­sem Fall wer­den Vor­be­hal­te, Ein­wän­de oder kri­ti­sche Äuße­run­gen zu Isra­els Poli­tik pau­schal als Juden­hass ein­ge­ord­net. Mit einer sol­chen Ein­schät­zung sah sich kürz­lich der deut­sche Außen­mi­ni­ster Sig­mar Gabri­el bei sei­nem Israel­be­such kon­fron­tiert: Die staat­lich-israe­li­sche Leit­li­nie for­dert, aus­län­di­sche Staats­be­su­cher dürf­ten sich nicht mit isra­el­kri­ti­schen NGOs tref­fen, denn die sei­en „Ver­rä­ter, Nest­be­schmut­zer und Israel-Hasser“.

Der erwei­ter­te Anti­se­mi­tis­mus-Begriff wird auch auf die Chri­sten­tums­ge­schich­te und die christ­li­chen Grund­schrif­ten ange­wandt. Dabei deu­tet man die Kon­flikt­ge­schich­te zwi­schen jüdisch-reli­giö­sen Grup­pen einer­seits und Jesus, sei­nen Jün­gern und den frü­hen Chri­sten ande­rer­seits ein­sei­tig als vom Juden­hass moti­viert. Der jüdisch-ame­ri­ka­ni­sche Autor Dani­el Gold­ha­gen hat­te sogar 400 Stel­len in den Schrif­ten des Neu­en Testa­ments als anti­se­mi­tisch inkri­mi­niert. Davon müss­te die christ­li­che Bibel gerei­nigt wer­den – so sei­ne Forderung.

Ist auch die hebräische Bibel antisemitisch infiziert?

Gold­ha­gen ver­säum­te es aller­dings, auch die hebräi­sche Bibel nach anti­jü­di­schen Stel­len zu unter­su­chen. Denn bei vie­len Pro­phe­ten­re­den, die Schimpf und Schan­de über jüdi­sche Krei­se, auch Unheil und Ver­der­ben gegen das gan­ze Volk ver­kün­de­ten, wäre nach dem erwei­ter­ten Anti­se­mi­tis­mus­be­griff das Urteil ‚Hass­re­de auf Juden’ zu fäl­len. Dann müss­te Amos’ Ankla­ge gegen die Raff­gier jüdi­scher Händ­ler als anti­se­mi­ti­sche Ste­reo­ty­pe gebrand­markt wer­den. Und Jesai­as Brand­re­den gegen die Ver­derbt­heit des stör­ri­schen Vol­kes Isra­el wäre anti-völ­ki­scher Judenhass.

Die Absur­di­tät die­ser pau­scha­len Anti­se­mi­tis­mus-Kate­go­rie wird an die­sem Bei­spiel offen­sicht­lich. Um die säku­la­ren Medi­en und Histo­ri­ker zu über­zeu­gen, wer­den aber noch vie­le Ein­zel­kri­ti­ken not­wen­dig sein. Ins­be­son­de­re die Kri­tik an der unsach­lich begrün­de­ten, res­si­ment­ge­la­de­nen Beschul­di­gung der ersten Chri­sten zu Anti-Juda­is­mus ist dabei emi­nent wich­tig. Denn für vie­le Jour­na­li­sten ist es eine beque­me Metho­de, Ursa­che und Trieb­kraft für Juden­ver­fol­gun­gen „aller Zei­ten“ den Chri­sten in die Schu­he zu schieben.

Der moderne Antisemitismus als Neuansatz der Aufklärung

In dem bespro­che­nen Film ist noch ein zwei­ter Argu­men­ta­ti­ons­bruch fest­zu­stel­len. Bevor die Autoren die christ­li­che Kul­tur als Mut­ter allen Juden­has­ses behaup­ten, erwäh­nen sie „anti­se­mi­ti­sche Ste­reo­ty­pen in den Schrif­ten von aner­kann­ten Gei­stes­grö­ßen“ der euro­päi­schen Auf­klä­rung. Genannt wer­den Vol­taire, Kant, Hegel, Wag­ner, Heid­eg­ger, Rous­se­au, Dide­rot u. a. Alle die­se Autoren waren mehr oder weni­ger kir­chen- und chri­sten­tums­feind­lich ein­ge­stellt. Der moder­ne Anti­se­mi­tis­mus etwa von Vol­taire und Kant, Dide­rot und Heid­eg­ger wur­de aus­drück­lich im Wider­spruch zu christ­li­cher Kul­tur und kirch­li­cher Tra­di­ti­on ent­wickelt. Dem­nach ist der ras­si­sti­sche Anti­se­mi­tis­mus der Neu­zeit ein Neu­an­satz – eher in Abset­zung von kirch­li­cher Leh­re ent­stan­den. Daher ist die Film­the­se, dass aller Juden­hass auf die christ­li­che Kul­tur zurück­ge­he, offen­sicht­lich unhalt­bar. Auch die Film­pas­sa­gen, in denen mus­li­mi­sche Rap­per Gewalt gegen Juden besin­gen, spre­chen gegen die ten­den­ziö­se Rich­tung der Repor­ta­ge, dem Chri­sten­tum alle Schuld für jeg­li­chen Anti­se­mi­tis­mus in die Schu­he zu schieben.

Es sind die­se Pau­scha­li­sie­run­gen und gro­ben Ver­all­ge­mei­ne­run­gen, die die Film­ten­denz unglaub­wür­dig machen – trotz rich­ti­ger Ein­zel­be­ob­ach­tun­gen. So ist etwa die Kri­tik an der palä­sti­nen­si­schen Flücht­lings­po­li­tik berech­tigt und über­fäl­lig: Seit Jahr­zehn­ten wer­den Palä­sti­na-Flücht­lin­ge der zwei­ten und drit­ten Gene­ra­ti­on („ver­erb­ter Flücht­lings­sta­tus“) in regel­rech­ten Slums als Faust­pfand gehal­ten und instru­men­ta­li­siert, um Mil­li­ar­den Hilfs­gel­der vom Westen ein­zu­sam­meln, die die Gaza-Ver­wal­tung zweck­ent­frem­det. Ande­re Dar­stel­lun­gen sind zwar belegt, aber in ihre Fol­ge­run­gen unbe­rech­tigt: Von der israe­li­schen NGO B’Tselem hat­te ein Akti­vist den Holo­caust als Lüge bezeich­net. Die Orga­ni­sa­ti­on hat inzwi­schen die Tren­nung von dem Mit­ar­bei­ter ange­kün­digt. Gleich­wohl nimmt der Film die­sen kri­ti­schen Ein­zel­fall, um die gesam­te israe­li­sche Orga­ni­sa­ti­on in anti­is­rae­lisch-anti­se­mi­ti­sches Licht zu rücken. Die Ver­all­ge­mei­ne­rung geht noch wei­ter, wenn die evan­ge­li­sche Orga­ni­sa­ti­on Brot für die Welt als Geld­ge­ber in den Geruch des Juden­has­ses gebracht wird.

Das Resü­mee des Film­au­tors Joa­chim Schroe­der im FAZ-Inter­view vom 21. 6.: „Der Anti­se­mi­tis­mus drückt sich heu­te anti­zio­ni­stisch aus. Der Hass gegen Juden wur­de kol­lek­ti­viert.“ Der Juden­hass sei nach wie vor das „zivi­li­sier­te Herz­stück euro­päi­scher Kul­tur“, heißt es im Film. Wenn die­se maß­los über­zo­ge­ne Behaup­tung zuträ­fe, dann hät­ten hoch­ge­lob­te Auf­klä­rer Euro­pa das kal­te Herz des Anti­se­mi­tis­mus eingepflanzt.

Text: Hubert Hecker
Bild: FAZ/​Il Foglio (Screen­shots)

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