Road Map für die Amazonas-Synode und ein „Priestertum mit Amazonas-Wurzeln“


Zum Thema "Kirche mit amazonischen Wurzeln" veröffentlichte Secretum meum mihi ohne Kommentar dieses drastische Bild. Es will offenbar in jedem Fall gegen jede Ökosozialromantik sagen: Auch das ist Amazonien.
Zum Thema "Kirche mit amazonischen Wurzeln" veröffentlichte Secretum meum mihi ohne Kommentar dieses drastische Bild. Es will offenbar gegen jede Ökosozialromantik sagen: Auch das ist Amazonien.

(Bra­sil) Nach­dem Papst Fran­zis­kus die Durch­füh­rung einer Ama­zo­nas-Syn­ode „gewünscht“ und die­ses Pro­jekt öffent­lich gemacht hat, wer­den erste Details bekannt.

Die Chronologie

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Im Dezem­ber 2015 schrieb der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster über kon­kre­te Hin­wei­se, daß die näch­ste Bischofs­syn­ode über das Prie­ster­tum statt­fin­den könn­te mit dem Ziel, den Prie­ster­zö­li­bat auf­zu­he­ben. Zu den Hin­wei­sen gehö­ren, so Magi­ster, die Akti­vi­tä­ten der soge­nann­ten „Ama­zo­nas-Werk­statt“ von Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes und dem öster­rei­chi­schen Mis­si­ons­bi­schof Erwin Kräutler.

Amazonas-Synode
Ama­zo­nas

Im Sep­tem­ber 2016 berich­te­te der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti, daß der Bischofs­syn­ode eine „Ama­zo­nas-Syn­ode“ vor­ge­schal­tet wer­den soll, um der For­de­rung nach einem neu­en Prie­ster­tum Nach­druck zu ver­lei­hen. Die­ses „Ama­zo­nas-Prie­ster­tum“ soll, um den Prie­ster­man­gel zu besei­ti­gen, ver­hei­ra­tet sein und bereits nach einer ver­kürz­ten Aus­bil­dung geweiht wer­den kön­nen. Viel­leicht soll es nicht alle prie­ster­li­chen Voll­mach­ten haben, aber mit Sicher­heit die Voll­macht das hei­li­ge Meß­op­fer zu zelebrieren.

Wäh­rend Kar­di­nal Hum­mes und Bischof Kräut­ler in der Regel ihre For­de­run­gen in öffent­li­chen Stel­lung­nah­men strikt auf das Ama­zo­nas-Becken und die dor­ti­ge indi­ge­ne Bevöl­ke­rung bezo­gen wis­sen wol­len, kann kein Zwei­fel bestehen, daß der Ama­zo­nas nur den Vor­wand für eine gene­rel­le Ände­rung des Prie­ster­tums in der latei­ni­schen Kir­che bil­det. Kar­di­nal Hum­mes sprach sich bereits 2010 für die Abschaf­fung des Zöli­bats aus, und zwar nicht nur für den Ama­zo­nas­raum, son­dern in der gan­zen Welt­kir­che. Nach der Wahl von Papst Fran­zis­kus plä­dier­te er sogar für die Ein­füh­rung des Frau­en­prie­ster­tums. Glei­ches gilt für Bischof Kräut­ler. Tosat­ti berich­te­te vor acht Mona­ten, daß die Vor­be­rei­tun­gen für die Ama­zo­nas-Syn­ode bereits so gut wie abge­schlos­sen sind, und gera­de die Unter­schrif­ten der Bischö­fe ein­ge­holt wer­den, mit denen von Fran­zis­kus die Erlaub­nis zur Durch­füh­rung der Syn­ode bean­tragt wer­den soll.

Die­se Erlaub­nis hat Fran­zis­kus inzwi­schen erteilt. Mehr noch: Er macht sich die Sache so zu eigen, daß er es ist, der in der Öffent­lich­keit die Abhal­tung einer Ama­zo­nas-Syn­ode anreg­te. Vom 15.–21. Mai hiel­ten sich die perua­ni­schen Bischö­fe zum Ad-limi­na-Besuch in Rom auf. Am 17. Mai titel­te der Osser­va­to­re Roma­no, daß Papst Fran­zis­kus ihnen gegen­über „eine Syn­ode für die Völ­ker des Ama­zo­nas“ gefor­dert hat.

Tierras de America: „Amazonien, die Agenda für eine Synode“

Das pro­gres­si­ve Medi­um Tier­ras de Ame­ri­ca, das den Ama­zo­nas-Werk­ern nahe­steht, ver­öf­fent­lich­te gestern einen aus­führ­li­chen Arti­kel zum The­ma: „Ama­zo­ni­en, die Agen­da für eine Syn­ode“. Dar­in kom­men ver­schie­de­ne Akteu­re der Ama­zo­nas-Werk­statt zu Wort und las­sen sich etwas genau­er in die Kar­ten schau­en. Gegen­stim­men gibt es kei­ne. Sie beto­nen das Ziel, eine „Kir­che mit ama­zo­ni­schen Wur­zeln“ schaf­fen zu wol­len. Die Bedeu­tung des Arti­kels zeigt sich, daß er noch am sel­ben Tag von der dem Papst beson­ders nahe­ste­hen­den Nach­rich­ten­platt­form Vati­can Insi­der in ita­lie­ni­scher Fas­sung über­nom­men wur­de. Ein untrüg­li­ches Indiz, daß das dar­in geäu­ßer­te Anlie­gen zur Agen­da von Papst Fran­zis­kus gehört.

Der Titel von Tier­ras de Ame­ri­ca eig­net sich sin­ni­ger­wei­se sowohl für die Ama­zo­nas-Syn­ode als auch für eine künf­ti­ge Bischofs­syn­ode, die spä­te­stens 2021 statt­fin­den könn­te, wie Kar­di­nal Loren­zo Bal­dis­se­ri, der Gene­ral­se­kre­tär des Sekre­ta­ri­ats der Bischofs­syn­ode andeutete.

Im Unter­ti­tel heißt es: „Die wich­tig­sten Punk­te, die laut den Bischö­fen der Regi­on beim even­tu­el­len Tref­fen behan­delt wer­den müs­sen“.  Alles ver­mit­telt den Ein­druck, daß nur mehr abge­seg­net wer­den soll, was längst beschlos­sen ist.

„Vier Problematiken“

Tier­ras de Ame­ri­ca schrieb gestern, daß die Dis­kus­si­on „unter den bra­si­lia­ni­schen Ama­zo­nas-Bischö­fen eröff­net ist“ und sich dabei „vier Pro­ble­ma­ti­ken als vor­dring­lich erweisen“:

  • der Prie­ster­man­gel, und damit der Man­gel an Lit­ur­gien und an lehr­amt­li­cher Unter­wei­sung in ver­schie­de­nen Regionen;
  • die Zunah­me der Evan­ge­li­ka­len in den Gemeinschaften;
  • die Bedro­hung des Amazonas-Urwaldes;
  • die Gewalt gegen eini­ge indi­ge­ne Völker.

„Die vier the­ma­ti­schen Ach­sen sind natür­lich mit­ein­an­der ver­bun­den“, so Tier­ras de Ame­ri­ca. Es wird aber kein Zwei­fel gelas­sen, wie bereits die Nen­nung an erster Stel­le zeigt, daß die Besei­ti­gung des Prie­ster­man­gels das eigent­li­che Anlie­gen der Bestre­bun­gen ist. Dazu heißt es weiter:

„Der dra­ma­ti­sche Kle­rus­man­gel in einem so gro­ßen Raum führt dazu, daß es eben­so in bestimm­ten Gemein­schaf­ten an lit­ur­gi­schen Zele­bra­tio­nen man­gelt, daß Kate­che­sen so gut wie inexi­stent sind und die evan­ge­li­ka­le Prä­senz unum­strit­ten ist.“

Dann wird die Sache auf den Punkt gebracht:

„Auch des­halb hat sich an der Spit­ze der Ama­zo­nas-Kir­che die Idee her­aus­ge­bil­det, einen auto­chtho­nen indi­ge­nen Kle­rus zu formen.“

Msgr. Eds­on Dami­an, Bischof von Sao Gabri­el da Cachoei­ra, sagt zur Umset­zung, daß die Ama­zo­nas-Syn­ode einen „Weg zur Prie­ster­aus­bil­dung suchen soll, der schnel­ler ist, als der übliche“.

Der neue Klerus „mit amazonischen Wurzeln“ – „Indigene Kultur kennt keine Zölibat“

Zusam­men­fas­send bedeu­tet das:

  • Es soll ein neu­er „auto­chtho­ner, indi­ge­ner Kle­rus geschaf­fen werden“,
  • der von den Gemein­schaf­ten aus den eige­nen Rei­hen gewählt wird;
  • für des­sen Prie­ster­wei­he eine ver­kürz­te, beschleu­nig­te Aus­bil­dung genügt
  • und ohne Zölibat.
Bischof Edson Damian
Bischof Eds­on Damian

„Nur durch die For­mung eines loka­len Kle­rus kann die indi­ge­ne Bevöl­ke­rung eine füh­ren­de Rol­le bei der Evan­ge­li­sie­rung in ihren Dör­fern über­neh­men“, so Bischof Dami­an. Für die­sen indi­ge­nen Kle­rus sol­len „ver­hei­ra­te­te Ein­ge­bo­re­ne gewählt wer­den, um in der Gemein­schaft bestimm­te reli­giö­se Funk­tio­nen wahr­zu­neh­men. Die indi­ge­ne Kul­tur kennt kei­nen Zöli­bat“, so der Bischof von Sao Gabri­el da Cachoeira

Für die Evan­ge­li­sie­rung und seel­sorg­li­che Betreu­ung, das wird nicht gesagt, son­dern selbst­ver­ständ­lich vor­aus­ge­setzt, sei das Prie­ster­tum der katho­li­schen Kir­che unge­eig­net, wes­halb der Zöli­bat abge­schafft und die Aus­bil­dung redu­ziert wer­den müßten.

Zölibatsaufhebung und Priestertum light um Evangelikale aufzuhalten?

Das sei der „direk­te­ste Weg“, so Tier­ras de Ame­ri­ca, um dem „mas­si­ven Vor­drin­gen der neo-pfingst­le­ri­schen Evan­ge­li­ka­len“ entgegenzutreten.

Tat­säch­lich ist in fast ganz Latein­ame­ri­ka seit den 80er Jah­ren eine star­ke Aus­brei­tung evan­ge­li­ker Grup­pen fest­zu­stel­len. Die­se Bewe­gung hat ihren Aus­gangs­punkt in den USA und wird im direk­ten Zusam­men­hang mit der Aus­brei­tung der mar­xi­sti­schen Befrei­ungs­theo­lo­gie in der katho­li­schen Kir­che gese­hen. Mit Hil­fe der US-freund­li­chen Evan­ge­li­ka­len, soll­te deren Ein­fluß unter den latein­ame­ri­ka­ni­schen Völ­kern zurück­ge­drängt werden.

Die pro­gres­si­ven Krei­se in der bra­si­lia­ni­schen Kir­che, aber nicht nur dort, zie­hen dar­aus aller­dings die fal­sche Kon­se­quenz. Anstatt die eige­ne Agen­da einer kri­ti­schen Über­prü­fung zu unter­zie­hen, inte­grie­ren sie die Evan­ge­li­ka­len in ihre Den­ken und machen aus ihnen einen Vor­wand, um an ihren 68er-For­de­run­gen fest­zu­hal­ten. Die kirch­li­chen 68er-For­de­run­gen als Heil­mit­tel gegen die in der Regel kon­ser­va­ti­ven Evan­ge­li­ka­len scheint einem Kurz­schluß-Den­ken zu entspringen.

Die „Amazonas-Werkstatt“ mit päpstlicher Billigung

Tier­ras de Ame­ri­ca läßt auch den inzwi­schen eme­ri­tier­ten Mis­si­ons­bi­schof Erwin Kräut­ler zu Wort kom­men. Der Lieb­ling lin­ker Medi­en gehört zu den aktiv­sten Pro­pa­gan­di­sten des neu­en „Ama­zo­nas-Prie­ster­tums“, das für die indi­ge­ne Bevöl­ke­rung Ama­zo­ni­ens rekla­miert, in Wirk­lich­keit aber für die Welt­kir­che ange­strebt wird. Als Kräut­ler Papst Bene­dikt XVI. den Prie­ster­man­gel in sei­nem dama­li­gen Bis­tum Xin­gu klag­te, und ihm Bene­dikt emp­fahl, um Prie­ster­be­ru­fun­gen zu beten, reagier­te Kräu­tel ver­är­gert: Um Prie­ster­be­ru­fun­gen beten? „Da mache ich nicht mit.“

Seit der Wahl von Papst Fran­zis­kus lau­fen die Din­ge etwas anders. Kar­di­nal Hum­mes gehört zu den Papst-Machern, er emp­fahl dem amtie­ren­den Papst den Namen Fran­zis­kus. Nun hät­ten die Men­schen „wie­der Ver­trau­en“ in die Kir­che, sag­te der bra­si­lia­ni­sche Kar­di­nal nach dem Kon­kla­ve. Seit­her wird in der „Ama­zo­nas-Werk­statt“ eif­rig an einem neu­en Prie­ster­tum „mit ama­zo­ni­schen Wur­zeln“ geba­stelt. Offen­bar mit päpst­li­cher Erlaub­nis. Oder gar mit päpst­li­chem Auftrag?

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: PinsDaddy/​Tierras de America/​CNBB (Screen­shots)

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