[Update] Der Tod des kleinen Charlie und das Drama der Kirche


Charlie Gard, die Unkultur des Todes und das Drama der Kirche
Charlie Gard, die Unkultur des Todes und das Drama der Kirche

(Lon­don) Heu­te wer­den für den klei­nen Char­lie Gard die Maschi­nen abge­schal­tet, die ihn am Leben erhal­ten. Char­lie, der erst vor zehn Mona­ten, am 4. August 2016, das Licht der Welt erblickt hat, wird hin­ge­rich­tet wie ein zum Tode Ver­ur­teil­ter. Er stirbt mit der Zustim­mung der Bischö­fe, die zu feig sind sich einer Wis­sen­schaft ent­ge­gen­zu­stel­len, die sich für all­mäch­tig hält und einer ver­brei­te­ten Gleich­gül­tig­keit, die von der Kul­tur des Todes infi­ziert ist und ein Men­schen­le­ben nicht mehr zu schät­zen weiß.

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Die Mit­tei­lung vom bevor­ste­hen­den Tod ihres Soh­nes kam von den Eltern Chris Gard und Con­nie Yates, die mit vor­bild­li­cher Ent­schlos­sen­heit und uner­schrocken, das Men­schen­mög­li­che unter­nom­men haben, damit ihr Sohn leben kann.

Char­lie befin­det sich im Gre­at Ormond Street Hos­pi­tal von Lon­don für sel­te­ne Krank­hei­ten. Er lei­det an einer bis­lang unheil­ba­ren Erb­krank­heit. Die bri­ti­schen Ärz­te wei­gern sich, dem Kind wei­te­re Hil­fe zukom­men zu las­sen. Die Eltern woll­ten ihn des­halb in die USA brin­gen, um ihn dort einer expe­ri­men­tel­len Behand­lung zu unter­zie­hen. Dank einer Spen­den­samm­lung konn­ten sie das Geld für die Über­stel­lung des Kin­des und die Behand­lung zusam­men­brin­gen. Bis­her sind nur 16 Fäl­le die­ser Erb­krank­heit bekannt. Daher läßt sich wenig Aus­sa­ge­kräf­ti­ges in die eine noch in die ande­re Rich­tung sagen.

Dann geschah das Unglaub­li­che. Die Ärz­te des Lon­do­ner Kin­der­kran­ken­haus Groß­bri­tan­ni­en ver­wei­ger­te dem Kind die Aus­rei­se. Die Eltern konn­ten es nicht fas­sen und zogen vor Gericht, um den siche­ren Tod ihres Kin­des abzu­wen­den. Der Rechts­streit wur­de bis vor den Euro­päi­schen Gerichts­hof für Men­schen­rech­te aus­ge­tra­gen. Die Eltern haben den Rechts­streit ver­lo­ren. Rich­ter haben über das Leben des klei­nen Char­lie ent­schie­den und sein Todes­ur­teil unterzeichnet.

Kann sich die Unkul­tur des Todes von einer häß­li­che­ren Sei­te zei­gen? Kann der Staat uner­bitt­li­cher das Eltern­recht vernichten?

Doch die Kir­che bleibt stumm. Nicht die gan­ze, um genau zu sein. Erz­bi­schof Peter Smith von Southwark mel­de­te sich zu Wort, doch es wäre bes­ser gewe­sen, er hät­te geschwiegen.

Das aussagekräftige Schweigen und das mißtönende Reden der Kirche

Smith ist Vor­sit­zen­der der Abtei­lung Christ­li­che Ver­ant­wor­tung und Staats­bür­ger­schaft in der Bischofs­kon­fe­renz von Eng­land und Wales. Am 5. Mai ver­öf­fent­lich­te er eine Pres­se­er­klä­rung. Die Bischofs­kon­fe­renz hat ihn zum Teil über­nom­men und am ver­gan­ge­nen Mitt­woch auf ihrer Inter­net­sei­te publi­ziert. Smith wur­de in Sachen Klein-Char­lie zum Spre­cher der Bischö­fe bestellt. Als sol­cher erteil­te er dem bri­ti­schen Gesund­heits­we­sen einen Per­sil­schein. „Die Ver­ant­wort­li­chen für die ärzt­li­che Ver­sor­gung des Ver­ei­nig­ten König­rei­ches sind der Ansicht, alles was mög­lich war, getan zu haben, um ihm zu hel­fen.“ Die Aus­rei­se in die USA, um sich dort noch einem Hei­lungs­ver­such zu unter­zie­hen, wur­de vom Erz­bi­schof nicht als „Mög­lich­keit“ benannt. Wel­che Rol­le spiel­te der Erz­bi­schof also? Er erteil­te pri­mär den Ärz­ten des Gre­at Ormond Street Kin­der­kran­ken­hau­ses, den Poli­ti­kern, Beam­ten und Rich­tern eine öffent­li­che Abso­lu­ti­on. Ähn­li­che bischöf­li­che Auf­trit­te sind aus der Abtrei­bungs­de­bat­te bekannt.

Sal­bungs­voll sin­nier­te Msgr. Smith, daß es „ver­ständ­lich“ sei, wenn die Eltern „jede Chan­ce“ nüt­zen möch­ten, Char­lies „Leben zu ver­län­gern, auch wenn ein Erfolg nicht garan­tiert“ sei. „Bei­de Sei­ten bemü­hen sich, mei­nes Erach­tens, mit Inte­gri­tät und für das Wohl von Char­lie zu han­deln.“ Was will der Erz­bi­schof damit sagen? Daß sich die Eltern ver­rannt und ver­bis­sen haben, und es in die­sem Wett­lauf gegen die Zeit kei­ne „Wahr­heit“ gibt, son­dern nur mora­lisch gleich­wer­ti­ge Optio­nen? Die Eltern han­deln gut, wenn sie das Leben ihres Kin­des zu ret­ten ver­su­chen, doch sei „nicht garan­tiert“, daß die Behand­lung in den USA Erfolg haben wür­de. Gut han­deln aber auch die Ärz­te, die Char­lie nicht län­ger behan­deln wol­len, obwohl das garan­tiert den Tod Char­lies bedeu­tet. Erz­bi­schof Smith exer­zier­te die fei­ne Welt der „Aus­ge­wo­gen­heit“ vor, die in Wirk­lich­keit nichts­sa­gend ist, weil sie nichts sagen will. Im kon­kre­ten Fall stell­te sich Smith damit auf die Sei­te des Todes, denn die Fra­ge ist nicht abstrakt, son­dern ist eine Fra­ge über Leben oder Tod.

Man müs­se manch­mal aner­ken­nen, ver­such­te Smith die Eltern zu trö­sten, daß die Medi­zin ihre Gren­zen habe. Ange­sichts eines noch mög­li­chen Behand­lungs­ver­suchs in den USA klingt das so, als woll­te er einem ange­ket­te­ten Gefan­ge­nen, der nicht zum Was­ser­trog kann, weil die Ket­te zu kurz ist, erklä­ren, daß man aner­ken­nen müs­se, daß Ket­ten eben zu kurz sein kön­nen und der Was­ser­trog uner­reich­bar bleibt, anstatt ihm die Ket­te zu lösen oder ihm den Was­ser­trog näher hin­zu­stel­len. Der Straf­ge­fan­ge­ne ver­dur­stet, Char­lie stirbt.

Msgr. Paglias Kampf für das Leben von Charlie? Fehlanzeige

Dann trat Kuri­en­erz­bi­schof Vin­cen­zo Paglia auf den Plan, bis August 2016 „Fami­li­en­mi­ni­ster“ des Vati­kans, seit­her Prä­si­dent der Päpst­li­chen Aka­de­mie für das Leben. Wür­de er für die Kul­tur des Lebens Par­tei ergrei­fen und wie ein Löwe um das Leben des klei­nen Char­lie kämp­fen? Fehlanzeige.

Paglia mach­te sich die Posi­ti­on von Erz­bi­schof Smith und damit der Bischofs­kon­fe­renz von Eng­land und Wales zu eigen. Die Beto­nung liegt auf der Ein­sicht, die Char­lies Eltern zu haben hät­ten, daß die Medi­zin eben Gren­zen ken­ne. Natür­lich, so der Kuri­en­erz­bi­schof, müs­se die Ver­sor­gung des Pati­en­ten „bis zum natür­li­chen Tod fort­ge­setzt wer­den“, was die bri­ti­schen Ärz­te gewähr­lei­sten wür­den. Mit kei­nem Wort ging Paglia dar­auf ein, daß es sich in Wirk­lich­keit um Eutha­na­sie han­delt. Der elter­li­che Wil­le sei „zu respek­tie­ren“, so Paglia, um gleich­zei­tig Rich­tung Eltern zu sagen, sie soll­ten aber ein­se­hen, daß es für Char­lie kei­ne Hil­fe mehr gebe. Schließ­lich scheint Paglia noch jenen einen Sei­ten­hieb ver­paßt zu haben, die sich in den ver­gan­ge­nen Wochen an die Sei­te von Char­lies Eltern stell­ten und gegen den Staat den Vor­wurf des „Staats­mor­des“ erho­ben. Jeden­falls klingt es so, wenn Paglia vom „Medi­en­rum­mel“, spricht,  „der zum Teil auf trau­ri­ge Wei­se ober­fläch­lich“ sei. Wären die Eltern nicht an die Öffent­lich­keit gegan­gen und hät­ten vie­le Men­schen mobi­li­siert, wäre Char­lie bereits tot. Die Ärz­te hät­ten ihn still­schwei­gend ster­ben las­sen. Nie­mand hät­te davon erfahren.

Was will Msgr. Paglia also sagen? Bedau­ert er, daß der Fall öffent­lich wur­de, daß die Sache nicht still und lei­se abge­wickelt wer­den konn­te, son­dern durch rich­ter­li­chen Ent­scheid zur lästi­gen, weil nicht image­för­dern­den Exe­ku­ti­on wur­de? Geht es um das öffent­li­che Image des Staa­tes, der Rich­ter­schaft, der Ärz­te­schaft des Kran­ken­hau­ses? Oder geht es um das Leben eines Men­schen, und sei eines erst zehn Mona­te alten Kin­des. Tat­sa­che näm­lich ist, und dar­an kann kein Zwei­fel bestehen, daß Char­lie leben will, so wie jedes neu­ge­bo­re­ne Kind unbän­dig leben will. Char­lie hat gera­de erst das Licht der Welt erblickt, die ihn bereits verzehrt.

Ängstliches Versagen?

Wer den bei­den Erz­bi­schö­fen beson­ders wohl­wol­lend gesinnt ist, könn­te ihre Stel­lung­nah­men als „ängst­li­chen Ver­such“ wer­ten, sich nicht zu weit aus dem Fen­ster zu leh­nen, eine „aus­ge­wo­ge­ne Mit­te“ zu wah­ren und doch für Char­lie zu spre­chen. Wer die Din­ge nüch­ter­ner betrach­tet, kommt zum Schluß, daß die bei­den Kir­chen­ver­tre­ter – ande­re haben nicht Stel­lung genom­men – in Sachen Eutha­na­sie kapi­tu­liert haben. Die Kapi­tu­la­ti­on kommt am deut­lich­sten dar­in zum Aus­druck, daß sie – dar­in ganz den Eutha­na­sie­be­für­wor­tern fol­gend – sie nicht als sol­che erken­nen und beim Namen nennen.

Kein Wort des Pro­te­stes kam aus bischöf­li­chem Mund, kein Mit­ge­fühl für Char­lie. Kein Ober­hir­te stell­te sich an die Sei­te der vie­len Lai­en, die für Char­lie gekämpft haben, Peti­tio­nen unter­zeich­net und Mahn­wa­chen abge­hal­ten haben, die gebe­tet und Unter­schrif­ten gesam­melt haben. Der Fall wur­de von den zustän­di­gen „Spre­chern“ ohne jede Anteil­nah­me abge­han­delt. Kein Auf­ruf zum Gebet, kein Auf­ruf zur Buße. Kein Auf­schrei! Die Bischö­fe haben ledig­lich den insti­tu­tio­nel­len Stand­punkt flankiert.

Besteht die Kir­che nur aus fei­gen Füh­rern, die das Rich­ti­ge den­ken, aber aus Men­schen­furcht für sich behal­ten, oder sol­chen, die selbst das Den­ken der Welt inha­liert haben und ihr nach dem Mund reden?

Heute gibt es drei Typen von Bischöfen

Der katho­li­sche Publi­zist Tom­ma­so Scan­dro­glio, Assi­stent für Rechts­phi­lo­so­phie und Theo­re­ti­sche Phi­lo­so­phie an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, schrieb dazu:

„Der­zeit gibt es in der Kir­che drei Typen von Per­sön­lich­kei­ten. Jene, die offen sagen, daß der Kai­ser nackt ist. Sie lan­den dafür in der Ver­ban­nung, viel­leicht auf einer klei­nen Pazi­fik­in­sel, oder es wird ihnen eine Ziel­schei­be umge­hängt, so groß wie ein Haus, oder sie wer­den in empör­ter Gleich­gül­tig­keit bis zum Hals im Morast versenkt.
Ande­re ver­har­ren stimm­los wie im Fall des klei­nen Char­lie. Ihr Schwei­gen ist in Wirk­lich­keit sehr elo­quent, denn es han­delt sich um eine geris­se­ne Form, die Pro-Choice-Hal­tung zu stüt­zen, die selbst in Fra­gen von Leben und Tod gleich­be­rech­tig­te Optio­nen behaup­tet, zwi­schen denen man wäh­len kann. Die­ses Schwei­gen ist eine still­schwei­gen­de Zustim­mung zum Bösen. Wer schweigt, macht sich zum Komplizen.
Schließ­lich gibt es noch jene, die – wie der Fall in Eng­land gezeigt hat – nicht schwei­gen, son­dern bewußt Eutha­na­sie mit ‚the­ra­peu­ti­scher Ver­bis­sen­heit‘ verwechseln.
Schluß­fol­ge­rung: Das wah­re Dra­ma der Kir­che heu­te ist nicht die Pädo­phi­lie, sind nicht zu ehr­gei­zi­ge Prie­ster, ist nicht man­geln­de Auf­merk­sam­keit für die Armen. Das sind alles wah­re Din­ge, die es gibt, und die zu bekämp­fen sind. Das wirk­li­che Dra­ma aber ist die Häresie.“

Char­lie könn­te viel­leicht auch in den USA nicht geheilt wer­den. Mag sein. Bewei­sen kön­nen das weder die Lon­do­ner Ärz­te, die sich auf den „Stand der Wis­sen­schaft“ beru­fen, noch die Rich­ter. Die Kost­bar­keit des Lebens ist den Ver­such alle­mal wert. Kei­ne Erfolgs­ga­ran­tie kann kein Grund sein, „im Namen einer Wis­sen­schaft“, die sich für all­mäch­tig hält, getö­tet zu werden.

Und was zählt nach dem Fall Char­lie in Eng­land noch das Eltern­recht? Wie­viel Staat ist für den Men­schen ver­träg­lich, wie­viel erträg­lich? Für den klei­nen Char­lie ist die Fra­ge beant­wor­tet. Die elter­li­che Lie­be wird durch einen gna­den­lo­sen Staat besiegt, und sein Leben ausgelöscht.

Was zählt nach dem Fall Char­lie das erste und grund­le­gend­ste aller Men­schen­rech­te, das nack­te Recht auf Leben? Was taugt ein Euro­päi­scher Gerichts­hof für Menschenrechte?

Die Per­ver­si­on in der Annul­lie­rung des Eltern­rechts: Die Eltern dür­fen Char­lie nicht ein­mal zum Ster­ben nach Hau­se neh­men. Die Ärz­te wol­len das nicht, sonst müß­ten sie zuge­ben, daß er auch in die USA gebracht wer­den hät­te kön­nen. Die töten­de Hal­tung wird uner­bitt­lich bis zur letz­ten Kon­se­quenz durchgezogen.

Das ist inhu­ma­ne Huma­ni­tät. Das ist die „Kul­tur des Todes“.

Klei­ner Char­lie, leb wohl.
Mögen Chö­re der Engel Dich emp­fan­gen und Dich gelei­ten in die hei­li­ge Stadt Jerusalem.

[Update: Nach lang­wie­ri­gen Ver­hand­lun­gen änder­ten die Ärz­te des Gre­at Ormond Street Hos­pi­tal Mei­nung und erklär­ten sich bereit, den Eltern noch ein biß­chen mehr Zeit mit ihrem Sohn Char­lie zu las­sen. Dies gab die Mut­ter auf Face­book bekannt. Der Tod des klei­ne Char­lie wur­de ein klein wenig auf­ge­scho­ben.]

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Nuo­va Bus­so­la Quotidiana/​Tempi

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12 Kommentare

  1. Die Geschich­te rührt zu Trä­nen, doch Gott wird sich des klei­nen Char­lies anneh­men. Nichts zeigt deut­li­cher, wie tief unse­re lei­der allen­falls noch in Resten christ­li­che „Zivi­li­sa­ti­on“ gesun­ken ist, als der Umgang mit dem unge­bo­re­nen Leben sowie den Klei­nen, Schwa­chen und Alten. Die tap­fern Eltern des Kin­der tun einem leid. Es ist traurig.

    • Es ist mir uner­klär­lich, wie Ihr guter Kom­men­tar eine Minus-Stim­me bekom­men konnte.

      Das Ver­hal­ten der Ärz­te wie auch das der Rich­ter des Euro­päi­schen Gerichts­ho­fes ist abso­lut unver­ständ­lich und mit­leid­los, die Reak­ti­on bzw. Nicht­re­ak­ti­on der Bischö­fe fei­ge und ange­passt. Nur nicht aus der Rei­he tan­zen, nicht wahr, Ihr Her­ren Kleriker!
      Und dass ein dem Ster­ben geweih­tes Kind nicht sei­nen Eltern zurück­ge­ge­ben wird, falls die­se es wol­len, macht fassungslos.

      • Viel­leicht stört sich jemand an mei­ner Aus­sa­ge zum der­zei­ti­gen Stan­de unse­rer Zivi­li­sa­ti­on bzw. Kul­tur. Manch einer macht sich wohl – war­um auch immer – in die­ser Hin­sicht immer noch etwas vor, denn die Kir­chen ste­hen und die Glocken läu­ten ja und Kin­der wer­den ja noch getauft, also kön­ne es doch so schlimm nicht sein… Es ist mir oft so gegan­gen, dass ich auch von Katho­li­ken ange­grif­fen wur­de, wenn ich auf die wirk­li­chen, eigent­lich doch offen­kun­di­gen Ver­hält­nis­se hin­wies. Nun ist es aber so, dass die­se Ver­hält­nis­se nicht dadurch ver­schwin­den, dass man sie nicht wahr­ha­ben will.

  2. R.I.P, klei­ner Charlie.

    Für alle anderen:
    MT 18:5–6… Und wer ein sol­ches Kind auf­nimmt in mei­nem Namen, der nimmt mich auf. Wer aber ärgert die­ser Gering­sten einen, die an mich glau­ben, dem wäre es bes­ser, daß ein Mühl­stein an sei­nen Hals gehängt und er ersäuft wer­de im Meer, da es am tief­sten ist.

    -> https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​M​a​r​i​a​n​e​n​g​r​a​ben

    Got­tes Müh­len mah­len bekannt­lich lang­sam, aber gründ­lich. Und er wird genü­gend Mühl­stei­ne haben…

  3. Wenn man das Natur­recht als abso­lu­te Grö­ße betrach­tet (die kath. Kir­che hat das immer getan und tut es heu­te teil­wei­se noch immer!), dann könn­te man argu­men­tie­ren, dass mit der Been­di­gung einer Behand­lung – lebens­er­hal­ten­de Beatmung ist eine Form der Behand­lung – der Natur Rech­nung getra­gen wird. Wei­te­re Behand­lung wäre künst­lich. Wie schwie­rig das The­ma „natür­lich“ und „künst­lich“ ist, zeigt die­ser Fall.
    Ein wei­te­res Bei­spiel: Hum­a­nae vitae. Hier wird „künst­li­che“ Emp­fäng­nis­ver­hü­tung vom Papst abge­lehnt. Was heißt eigent­lich „künst­lich“? Ist nicht fast alles im Leben des Men­schen „künst­lich“? Allein jeder medi­zi­ni­sche Ein­griff ist „künst­lich“, das heißt, in der Natur nicht vor­ge­se­hen, son­dern durch eine mensch­li­che Gei­stes­lei­stung bewirkt. Wenn man „künst­li­che“ Emp­fäng­nis­re­ge­lung ablehnt, müss­te man fol­ge­rich­tig auch eine Blind­darm­ope­ra­ti­on ablehnen.
    Man sieht dar­aus, dass die Fra­ge von „künst­li­chen“ Ein­grif­fen in das Leben des Men­schen und damit die Fra­ge der ethi­schen Ver­ant­wor­tung in der Medi­zin äußerst kom­plex ist und nicht mit „ein­fa­chen“ Sät­zen beant­wor­tet wer­den kann. Ich glau­be im gegen­ständ­li­chen Fall, dass die Medi­zin nicht ver­pflich­tet ist, jede medi­zi­ni­sche Maß­nah­me ad infi­ni­tum durch­zu­füh­ren. Ein guter Freund von mir – er war Ordens­prie­ster – hat­te eine Gehirn­blu­tung erlit­ten, die nicht ope­ra­bel war und vor­aus­seh­bar inner­halb weni­ger Stun­den das Atem­zen­trum lahm­le­gen wür­de. Die Blu­tung war im Stamm­hirn und hat auch die Groß­hirn­rin­de betrof­fen mit einer tie­fen Bewusst­lo­sig­keit. Die Fra­ge war, soll man künst­lich beatmen oder nicht. Bei Beatmung hät­te er – mög­li­cher­wei­se – im Apal­li­schen Syn­drom ohne jedes Bewusst­sein noch Mona­te leben kön­nen. Weil ich wuss­te, dass er zu Leb­zei­ten so eine Maß­nah­me immer abge­lehnt hat­te, haben sein Ordens­obe­rer und ich ent­schie­den, nicht zu beatmen. Nach 24 Stun­den ist er gestor­ben. Haben wir ihn getötet???

    • Hal­lo, mit die­ser Begrün­dung („lebens­er­hal­ten­de Beatmung ist eine Form der Behand­lung“) kann ich jede Hil­fe­stel­lung unter­las­sen, wie z.B. Sofort­mass­nah­men wie Herz­mas­sa­ge oder Mund-zu-Mund-Beatmung.

      Auch dann ver­hilft man der „Natur“ zu ihrem Recht.

      Das ist aber unchristlich!

    • „Wenn man „künst­li­che“ Emp­fäng­nis­re­ge­lung ablehnt, müss­te man fol­ge­rich­tig auch eine Blind­darm­ope­ra­ti­on ablehnen.“
      Die­ser Satz zeugt von gro­ßer Unwis­sen­heit. Eine Blind­darm­ope­ra­ti­on ist ein Ein­griff zur Erhal­tung des Lebens. Künst­li­che Emp­fäng­nis­re­ge­lung ist in der Regel Ableh­nung des Lebens unter Inkauf­nah­me der Tötung des gezeug­ten Kin­des im Früh­sta­di­um, also ein Ein­griff gegen das Leben ggf. zum Tod.

      • Viel­leicht woll­te „Lud­wig“ nur eine Dikus­si­on anstossen ?
        Ich weiß es nicht.
        In die­sem Fall dürf­te es aber ein­deu­ti­ger Mord sein, die Behand­lung in den USA zu ver­wei­gern, da sie ja kom­plett oder weit­ge­hend durch Spen­den finan­ziert gewe­sen wäre.

        • Rich­tig. Das ist des Pudels Kern. Künst­li­che Beatmun­gen und ande­re Maschi­nen abzu­stel­len ist nicht unka­tho­lisch und hat mit Eutha­nai­se nicht das Gering­ste zu tun. Der Wahn­sinn liegt in der Ver­wei­ge­rung einer (offen­sicht­lich) mög­li­chen Therapie.

  4. Sogar der medi­zi­ni­sche, hip­po­kra­ti­sche Eid (aus vor­christ­li­cher Zeit) ver­pflich­tet dazu, alles zu tun, um Leben zu schüt­zen und zu erhal­ten. Wenn nun die Mög­lich­keit einer Behand­lung in der USA bestün­de, die noch dazu durch Spen­den finan­ziert wur­de (nicht zu Lasten der All­ge­mein­heit)- ver­dammt leben wir in einer kom­mu­ni­sti­schen Dik­ta­tur, daß Ärz­te den Eltern die letz­te Hoff­nung ver­wei­gern kön­nen?! Von dem natür­li­chen Recht der Eltern, ihr tod­kran­kes Kind nach Hau­se zu holen, will ich gar nicht erst reden… Für die­se Frei­heit hät­ten sich Chri­sten aller Kon­fes­sio­nen ein­set­zen müs­sen, von den fei­gen Kle­ri­kern zu schwei­gen und alle Men­schen guten Wil­lens, von denen das Weih­nachts­evan­ge­li­um spricht (et in ter­ra pax homi­ni­bus bonae vol­un­ta­tis)- Wen wun­dert es da noch, daß sich die Höl­le auf Erden ver­brei­tet, wo doch offen­sicht­lich der Wil­le zum Guten und zum Hl. Geist, der allem den Odem des Lebens ein­haucht, gänz­lich fehlt!
    R.I.P.

    • „ver­dammt leben wir in einer kom­mu­ni­sti­schen Diktatur…2

      Ver­dammt, wo leben Sie, dass Sie das offen­sicht­lich bis jetzt nicht bemerkt haben?

  5. Der klei­ne Char­lie darf und soll nicht ster­ben! Du sollst nicht töten Exodus 20,13. Lasst uns für den klei­nen Char­lie beten.

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