„Überraschung ist perfekt“ – Bischof Huonder von Chur im Amt bestätigt


Bischof Vitus Huonder, eine der herausragenden Bischofsgestalten des ganzen deutschen Sprachraumes, wurde von Papst Franziskus überraschend für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt.
Bischof Vitus Huonder, eine der herausragenden Bischofsgestalten des ganzen deutschen Sprachraumes, wurde von Papst Franziskus überraschend für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt.

(Chur) „Die Über­ra­schung ist per­fekt“, so die Reak­ti­on eines befreun­de­ten Schwei­zer Prie­sters gestern abend, als er die Nach­richt mit­teil­te. Bischof Vitus Huon­der von Chur wur­de von Papst Fran­zis­kus um wei­te­re zwei Jah­re in sei­nem Amt ver­län­gert. Mit die­ser Bestä­ti­gung hat­te wohl kaum jemand gerech­net, nicht ein­mal das eng­ste Umfeld des Bischofs.

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Msgr. Huon­der ist seit 2007 Bischof des älte­sten Schwei­zer Bis­tums. Am ver­gan­ge­nen 21. April voll­ende­te er sein 75. Lebens­jahr und reich­te pünkt­lich zum sel­ben Tag das kir­chen­recht­lich vor­ge­schrie­be­ne Rück­tritts­ge­such ein. „Das war’s“, hieß es vor zehn Tagen aus dem Mund der­sel­ben Priesters.

Gestern schrieb Bischof Huon­der einen Brief an „alle Prie­ster, Dia­ko­ne sowie pasto­ra­len Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter im Bis­tum Chur“.

„Auf den 21. April 2017 hin habe ich Papst Fran­zis­kus mei­ne Demis­si­on als Diö­ze­san­bi­schof ange­bo­ten. Inzwi­schen hat Papst Fran­zis­kus nach Abwä­gung aller Umstän­de bereits ent­schie­den und mir mit­ge­teilt, dass mei­ne Demis­si­on ’nun pro tunc‘ („nun für dann“) ange­nom­men wur­de. ‚Tunc‘, also ‚dann‘, wird Ostern 2019 sein. Ich wer­de somit wei­te­re zwei Jah­re als Diö­ze­san­bi­schof wir­ken können.“

Der Bischof erin­nert dar­an, daß das­sel­be Vor­ge­hen des Hei­li­gen Stuhls auch sei­nem Vor­gän­ger im Amt, Msgr. Amé­dée Grab galt, der bis zur Voll­endung sei­nes 77. Lebens­jahr im Amt blieb und anschlie­ßend zum Apo­sto­li­schen Admi­ni­stra­tor des Bis­tums ernannt wur­de bis zur Neu­wahl eines Nachfolgers.

Mit die­ser unter Papst Bene­dikt XVI. übli­chen Vor­ge­hens­wei­se hat­te aller­dings unter Papst Fran­zis­kus nie­mand gerech­net. Im ver­gan­ge­nen Herbst war von pro­gres­si­ver Sei­te eine Kam­pa­gne gegen Bischof Huon­der ange­zet­telt wor­den, die bereits auf sei­ne Nach­fol­ge abziel­te. Es wur­de gefor­dert, vor­erst gar kei­nen Bischof zu ernennen.

Die Über­ra­schung ist auch des­halb „per­fekt“, weil Bischof Huon­der sich mit dem „aus­ge­zeich­ne­ten“ Hir­ten­brief „Die Hei­lig­keit des Ehe­ban­des“ zum nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia gegen die Kas­pe­ria­ner und die ambi­va­len­te Hal­tung von Papst Fran­zis­kus stell­te, der sich wei­gert, eine Klä­rung her­bei­zu­füh­ren. Die­ses treue Bekennt­nis zur über­lie­fer­ten Glau­bens- und Moral­leh­re stieß in den ver­gan­ge­nen Mona­ten am päpst­li­chen Hof auf wenig Gegenliebe.

Bischof Huon­der schrieb in sei­nem Brief:

„Der Ver­trau­ens­be­weis sei­tens des Pap­stes, der mit sei­ner Ent­schei­dung ver­bun­den ist, hat mich gerührt und mit gro­ßer Dank­bar­keit erfüllt. Ger­ne wer­de ich wei­ter alle mei­ne Kräf­te ein­set­zen, um den Hir­ten­dienst – zusam­men mit unse­rem Weih­bi­schof Mari­an, mit allen Prie­stern, Dia­ko­nen sowie pasto­ra­len Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern – fort­zu­set­zen, zum Heil der See­len und zum Wohl der Kir­che von Chur.“

„Ich bin Papst Fran­zis­kus dank­bar, dass er mit sei­ner Ent­schei­dung für unser Bis­tum auf Kon­ti­nui­tät setz­te. Und ich dan­ke ihm dafür, dass er mir Gele­gen­heit gibt, noch nicht abge­schlos­se­ne Arbei­ten inner­halb des Bis­tums sowie auf ande­rer Ebe­ne wei­ter­zu­füh­ren und zu begleiten.“

Bischof Huon­der ist der erste Diö­ze­san­bi­schof des deut­schen Sprach­rau­mes und dar­über hin­aus, der einen eige­nen Bischofs­vi­kar für die Gläu­bi­gen des über­lie­fer­ten Römi­schen Ritus in sei­nem Bis­tum ernannt hat. Da Bischofs­vi­ka­re vom amtie­ren­den Bischof ernannt wer­den, gilt die Ver­län­ge­rung auch für Pater Mar­tin Ramm von der Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus.

„Die Über­ra­schung ist per­fekt“, wie die Schwei­zer Freun­de wiederholten.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Bis­tum Chur (Screen­shots)

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