Pressekonferenz des Sondergesandten Hoser in Medjugorje: „Über die Frage der Echtheit darf ich nichts sagen“


Erzbischof Henryk Hoser Medjugorje
Der Päpstliche Sondergesandte Erzbischof Henryk Hoser bei der Pressekonferenz in Medjugorje.

(Med­jug­or­je) Der Päpst­li­che Son­der­ge­sand­te für Med­jug­or­je, Erz­bi­schof Hen­ryk Hoser, Bischof von War­schau-Pra­ga, gab heu­te nach­mit­tag in Med­jug­or­je eine Pres­se­kon­fe­renz. Hoser bestä­tig­te dabei indi­rekt einen Zusam­men­hang zwi­schen dem am 1. April ver­öf­fent­lich­ten Motu pro­prio Sanc­tua­ri­um in Eccle­sia von Papst Fran­zis­kus, das die Inter­na­tio­na­li­sie­rung von Gebets­stät­ten durch die Über­tra­gung der Juris­dik­ti­on an den Päpst­li­chen Rat zur För­de­rung der Neue­van­ge­li­sie­rung vor­sieht. Erz­bi­schof Hoser sag­te, daß „Med­jug­or­je bereits Teil der Neue­van­ge­li­sie­rung ist“.

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Der pol­ni­sche Erz­bi­schof wur­de von Papst Fran­zis­kus am ver­gan­ge­nen 11. Febru­ar zum Son­der­ge­sand­ten für Med­jug­or­je ernannt. Ein direk­ter Zusam­men­hang mit dem genann­ten Motu pro­prio wird gese­hen, weil es vom Papst am sel­ben Tag unter­zeich­net, wenn auch erst ver­gan­ge­nen Sams­tag ver­öf­fent­licht wur­de. Erz­bi­schof Hoser hält sich seit ver­gan­ge­ner Woche in Med­jug­or­je auf und wird wahr­schein­lich noch län­ge­re Zeit dort blei­ben. Vor Ende des Som­mers hat er, so sein Auf­trag, dem Papst „pasto­ra­le Lösun­gen“ für Med­jug­or­je zu unterbreiten.

Die Pres­se­kon­fe­renz, bei der Hoser fran­zö­sisch sprach, „die Spra­che der Diplo­ma­tie“, wur­de von MaryTV übertragen.

Der Erz­bi­schof fand sehr wohl­wol­len­de Wor­te für den Ort. „Hier herrscht ein beson­de­res, geist­li­ches Klima.“

„Ich den­ke, daß Med­jug­or­je bereits Teil der Neue­van­ge­li­sie­rung ist. Die Zah­len spre­chen für sich. Die Dyna­mik der Zunah­me der Pil­ger zeigt, daß auch die Bedürf­nis­se wachsen.“

An Zah­len wur­den genannt: 610 Beru­fun­gen in Län­dern wie USA, Ita­li­en, Deutsch­land, die in Med­jug­or­je geweckt wur­den, und jähr­lich 2,5 Mil­lio­nen Pil­ger, die den her­ze­go­wi­ni­schen Ort aufsuchen.

„Es gibt wei­te­re wich­ti­ge Din­ge, wie das Exer­zi­ti­en­haus Domus Pacis. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren wur­de es von mehr als 1000 Grup­pen mit über 42.000 Teil­neh­mern genützt. Die­se geist­li­chen Exer­zi­ti­en ver­wan­deln die Men­schen inner­lich“, der Erzbischof.

Das alles „zei­ge die Inten­si­tät des christ­li­chen Lebens in Med­jug­or­je, die mit ande­ren Orten ver­gli­chen wer­den kann“.

Die „Erscheinungen“

Erz­bi­schof Hoser wur­de auf gefragt, ob er die behaup­te­ten Mari­en­er­schei­nun­gen in Med­jug­or­je für echt hält oder nicht. Der Son­der­ge­sand­te hielt sich jedoch mit einer Stel­lung­nah­me zurück. Es ste­he ihm nicht zu, sich dar­über zu äußern.

„Es ist nicht mei­ne Auf­ga­be, dar­über zu spre­chen, ob die­se Erschei­nun­gen genu­in sind oder nicht, weil die Kir­che das noch nicht defi­niert hat. Das ist die Arbeit der Kom­mis­si­on von Kar­di­nal Ruini.“

Gemeint ist die 2010 von Papst Bene­dikt XVI. ein­ge­setz­te inter­na­tio­na­le Unter­su­chungs­kom­mis­si­on unter der Lei­tung von Camil­lo Kar­di­nal Rui­ni. Die­se Kom­mis­si­on hör­te alle „Seher“ an mit dem Auf­trag, zur Fra­ge der Echt­heit Stel­lung zu neh­men, ob in Med­jug­or­je tat­säch­lich seit 1981 die Got­tes­mut­ter erscheint oder nicht. Die Kom­mis­si­on been­de­te Ende 2012 ihre Arbeit. Durch den Rück­tritt von Bene­dikt XVI. und die Wahl von Papst Fran­zis­kus herrscht vor­erst Still­stand. 2014 ließ sich Fran­zis­kus von Kar­di­nal Rui­ni den Abschluß­be­richt der Kom­mis­si­on über­ge­ben und des­sen Schluß­fol­ge­run­gen darlegen.

Hoser äußer­te zudem die „Hoff­nung“, daß „die Letzt­ent­schei­dung der Kom­mis­si­on und von Papst Fran­zis­kus“ bald erfol­gen werde.

„Lei­der darf ich nicht über das Mate­ri­al die­ser Kom­mis­si­on spre­chen, da es noch nicht ver­öf­fent­licht wur­de. Ich konn­te mit Kar­di­nal Rui­ni spre­chen, aber ich darf nichts dar­über sagen.“

Den Begriff „Erschei­nun­gen, den Hoser bei der Pres­se­kon­fe­renz ver­wen­de­te, gebrau­che er, „weil sie hier so genannt wer­den“. Es hand­le sich aber nicht um eine inhalt­li­che Wer­tung, so der Erzbischof.

Der Erz­bi­schof bestä­tig­te, daß er sich „als Teil mei­nes Auf­tra­ges“ mit den „Sehern“ getrof­fen habe, „aber nicht“ zur Sache selbst, „denn das steht der von Kar­di­nal Rui­ni gelei­te­ten Kom­mis­si­on der Glau­bens­leh­re“ zu.

Laut Anga­ben der „Seher“, so Hoser, „dau­ern die Erschei­nun­gen noch an, was Schwie­rig­kei­ten berei­tet, eine end­gül­ti­ges Urteil abzugeben“.

Der Erz­bi­schof leg­te noch Wert auf eine Prä­zi­sie­rung. Er sei auf den Pod­brdo gestie­gen, den soge­nann­ten „Berg der Mari­en­er­schei­nun­gen“. Bei der dort errich­te­ten Mari­en­sta­tue sei er einer Grup­pe von pol­ni­schen Pil­gern begeg­net und habe sich mit ihnen über Mari­en­fröm­mig­keit unter­hal­ten. „Nicht rich­tig ist, daß ich die Pil­ger dort­hin geführt hät­te, wie eini­ge Medi­en behaup­tet haben“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MaryTV (Screen­shot)

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