Die „Pastoralrevolution“ – Talisman-Worte im Schoß der Kirche


Die "Pastoralrevolution" hat ihren Ursprung lange vor Papst Franziskus
Die "Pastoralrevolution" hat ihren Ursprung lange vor Papst Franziskus.

Von End­re A. Bárdossy*

Anzei­ge

Wäh­rend der letz­ten 50 Jah­re ver­brei­te­te sich im Leben der Kir­che der Gebrauch, aber auch der Miß­brauch des Wor­tes „Pasto­ral“ wie ein Lauffeuer. 

Die "Pastoralrevolution" in der Kirche
Die „Pasto­ral­re­vo­lu­ti­on“ in der Kirche

Das Zwei­te Vati­ca­num wur­de von Papst Johan­nes XXIII. als Pasto­ral­kon­zil ein­be­ru­fen. In der Fol­ge haben eine Unzahl von Pasto­ral­äm­tern, Pasto­ral­as­si­sten­ten, Pastoral­referenten, Pasto­ral­blät­tern, Pasto­ral­dien­sten und Pasto­ral­pla­nun­gen, Pasto­ral­in­sti­tu­ten und Pastoral­konferenzen, Pasto­ral­so­zio­lo­gen und Pasto­ral­theo­lo­gen, ja sogar eine eigens für den Bedarf des Moder­nis­mus und Pro­gres­sis­mus erfun­de­ne Pasto­ral­an­thro­po­lo­gie und Pasto­ral­psy­cho­lo­gie bis zur Erfin­dung der Pastoral­katechese ihr Wesen und Unwe­sen ent­fal­tet. In die­sem Pro­zeß wur­den die schlich­ten Seel­sor­ger und unse­re groß­ar­ti­gen, gei­sti­gen Väter von gestern lau­fend von Mana­gern ersetzt, die mit der Hek­tik der Groß­städ­te auch das Gemein­we­sen der Kir­che unterwandern.

Das Pro­gramm des Aggior­na­men­to platz­te als Rohr­kre­pie­rer wie ein Mul­ti-Kul­ti-Feu­er­werk in die Lit­ur­gie, in die Leh­re und in die soge­nann­te „Ortho­praxis“ der Befrei­ungs­theo­lo­gie. Das sind ein­deu­ti­ge Tatsachen.

Die Pasto­ral­re­vo­lu­ti­on wur­de nicht erst vor vier Jah­ren aus Argen­ti­ni­en impor­tiert. Sie lodert seit gerau­mer Zeit, wenn auch mit­un­ter her­aus­ra­gen­de Jesui­ten­ge­stal­ten wie der Theo­lo­ge Karl Rah­ner, der Gene­ral Pedro Arru­pe, der Kar­di­nal Car­lo Maria Mar­ti­ni und Papst Berg­o­glio die Autoren- und Füh­rer­schaft ange­tre­ten. Die Aci­es ordi­na­ta der Libe­ra­len mar­schiert an allen Fron­ten, aber auch die Kon­ser­va­ti­ven justie­ren ihre Argu­men­te ohne Ver­zug für eine Ent­schei­dungs­schlacht, wel­che nach mensch­li­chem Ermes­sen, soweit kein Wun­der geschieht, vor­aus­sicht­lich nur in ein Schis­ma mün­den kann. Die Fron­ten, Gesten und Wor­te wer­den bei­na­he täg­lich unversöhnlicher.

„Belie­big, gefäl­lig, anbie­dern: An einen Pon­ti­fex maxi­mus erin­nert der Zeit­geist­papst Fran­zis­kus immer weni­ger. Inzwi­schen fragt er sich sogar sel­ber, ob er der Grund für eine Spal­tung der Kir­che sein könn­te.“ (1)

Ana­log zur Poli­ti­cal Corect­ness gibt es heu­te eine von lan­ger Hand vor­be­rei­te­te, bis in letz­te Detail durch­dach­te Eccle­si­al Cor­rect­ness, wel­che zusätz­lich zu den rich­tungs­wei­sen­den Per­so­nal­ent­schei­dun­gen auf der Füh­rungs­ebe­ne der Bischö­fe und Kar­di­nä­le vor allem sprach­po­li­tisch bis in die letz­ten Fasern der Lexik und Seman­tik ein­greift. Dem phi­lo­so­phisch und theo­lo­gisch wenig geschul­ten Volk soll das Reform­vo­ka­bu­lar durch Rede­wen­dun­gen ein­ge­trich­tert wer­den. Nicht anders han­del­ten alle revo­lu­tio­nä­ren Gei­ster frü­he­rer Zei­ten: die Refor­ma­to­ren aus Wit­ten­berg, die Kom­mu­nen aus Paris, die Bol­sche­wi­ken aus Lenin­grad oder Heid­eg­gers Gene­ra­ti­on unter dem Hakenkreuz.

Von Luthers Phra­seo­lo­gie ange­fan­gen bis zu Papst Berg­o­gli­os salop­pen Inter­views, die dem ahnungs­lo­sen Gläu­bi­gen durch oft­ma­li­ges Wie­der­ho­len ein­fach auf­ge­drängt wer­den, kommt es auf das Neu­sprech an, das sogleich von allen kir­chen­fer­nen Medi­en über­nom­men wird.

Die Neue Pastoral setzt den Primat des Gewissens über die Lehre und das Gesetz

Nach einer auf­rüt­teln­den Stu­die von Gui­do Vignel­li (2) wuchern am häu­fig­sten im Scho­ße der Kir­che sechs Talis­man-Wor­te: Pasto­ral, Zuhö­ren, Barm­her­zig­keit, Unter­schei­den, Beglei­ten, Inte­grie­ren, die selbst­verständlich kei­nes­wegs tadelns­wert sind, im libe­ral-pro­gres­si­ven Kon­text neh­men sie jedoch eine kri­ti­sche Kon­zentration sowie uner­hör­te Akzen­te und Dis­pro­por­tio­nen an. Die ela­sti­schen Bedeu­tun­gen und über­ra­schen­den Wen­dun­gen spren­gen die Nor­mal­ver­tei­lung der aus­ge­wo­ge­nen, ver­nünf­ti­gen Rede und lösen sie aus der Gesamt­heit der über­lie­fer­ten Klug­heit und Gerech­tig­keit, aus den Gren­zen des Maß­vol­len und Muti­gen (nicht des Waghalsi­gen!) her­aus. Von Wahr­heit und Rich­tig­keit dis­pen­siert, wen­den sie sich den Frei­hei­ten des auto­no­men Kür­wil­lens (ὕβρις /​ hybris) und der unge­schmink­ten Unmo­ra­li­tät zu. Hybris bedeu­tet Über­mut, Hoch­mut, Fre­vel­tat und nicht zuletzt simp­le Frechheit.

Spra­chen die Luthe­ra­ner von „Allein die Schrift“, so lau­tet das Stich­wort der Moder­ni­sten, daß das Heil der Welt „Allein im Dia­log“ um jeden Preis und mit einem jeden daher­ge­lau­fe­nen Sub­jekt läge. Dazu brau­chen wir heu­te nicht ein­mal Luthers ver­meint­li­che Buch­sta­ben­treue zur Sola Scrip­tu­ra, da die zwei­deu­ti­gen Wör­ter und die flüg­ge gewor­de­nen Halb­wahr­hei­ten aus Amo­ris Lae­ti­tia sogar in Fuß­no­ten gut ver­steckt Platz fin­den kön­nen. Die­se dür­fen dann von allen Orts­bi­schö­fen in regio­na­le Idio­lek­te „inkul­tur­iert“ und so ver­stan­den wer­den, wie es halt nach der Dis­kre­ti­on des par­ti­ku­lä­ren Gewis­sens und der pasto­ra­len Unter­schei­dung zu einer gra­dua­len Situa­ti­ons­ethik paßt.

Zauberworte überfluten die zerklüftete Landschaft der Katholischen Kirche

Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra (3) publi­zier­te inmit­ten des Kal­ten Krie­ges einen scharf­sinnigen Essay unter dem ein­präg­sa­men Titel: Der Dia­log – ein unbe­merk­ter ideologi­scher Umschlag­platz (4), in dem er die vor­ge­scho­be­nen Brücken­köp­fe an den feind­li­chen Demar­ka­ti­ons­li­ni­en „Talis­man-Wor­te“ nann­te, die dazu bestimmt waren, den End­sieg des Klas­sen­kamp­fes über die Katho­li­sche Kir­che zu berei­ten. Die­sen Zau­ber­for­meln der all­ge­gen­wär­ti­gen Pro­pa­gan­da wur­de eine bei­na­he magi­sche Kraft zuge­schrie­ben in der Hoff­nung, daß sie so unbe­merkt ins Bewußt­sein der wehr­lo­sen Leu­te ein­ge­schleust wer­den kön­nen. Die Mani­pu­la­ti­on läßt sich dadurch cha­rak­te­ri­sie­ren, daß einer legi­ti­men Rest­be­deu­tung auf gewalt­sa­me, künst­li­che Art und Wei­se, um eine fixe Ach­se her­um, in den Medi­en und in der Umgangs­spra­che mit ver­blüf­fen­dem Wage­mut reich­lich vari­ier­te Zweit- und Dritt­deu­tun­gen in zwei­fel­haf­ten Kon­tex­ten unter­legt werden.

Es muß noch­mals unter­stri­chen wer­den, daß sol­che Sinn­ver­schie­bun­gen immer einen tadel­lo­sen Kern auf­wei­sen. Im schil­lern­den Kon­text sind sie für die Mani­pu­lan­ten jedoch ein talis­man­ar­ti­ger Glücks­brin­ger, womit jene einen erwünsch­ten, prä­zi­se ein­kal­ku­lier­ten, psy­cho­lo­gi­schen Effekt ins Gespräch ein­brin­gen kön­nen, und zwar indem sie in der See­le der Betrof­fe­nen nach und nach, schluß­end­lich aber treff­si­cher eine tie­fe Trans­for­ma­ti­on erreichen.

Die Demas­kie­rung der Talis­man-Wor­te in der psy­cho­lo­gi­schen Kriegs­füh­rung dien­te in jener Zeit nicht nur der Ent­hüllung des wah­ren Wesens der sozia­li­sti­schen Pro­pa­gan­da, gleich­wohl ob sie histo­risch von links außen oder von rechts außen kam. Schon Papst Paul VI. sprach vom „Rauch Satans, der durch irgend­ei­nen Riß in den Tem­pel Got­tes ein­ge­drun­gen sei.

Heu­te, am Anfang des drit­ten Mill­en­ni­ums, sehen wir nicht allein im sozi­al­de­mo­kra­tisch getarn­ten Mar­xis­mus den Haupt­feind des Katho­li­zis­mus, son­dern im über­all ein­sickern­den Libe­ra­lis­mus. Diet­rich von Hil­de­brand (1889–1977) sprach in pro­phe­ti­scher Wei­se von einer zukünf­ti­gen Kir­chen­kri­se, der größ­ten, die es bis­her gab, weil die neu­en Häre­ti­ker nicht nur ein­zel­ne Wahr­hei­ten ableh­nen, son­dern den Anspruch der Wahr­heit über­haupt entthro­nen. (5)

Die Pro­zes­se der Unter­wan­de­rung mar­schie­ren frei­lich nicht nur kon­ti­nu­ier­lich, son­dern vor allem syste­ma­tisch, wenn auch oft unbe­merkt, vor­an, um die Eska­la­ti­on der Kon­flik­te, den kei­men­den Wider­stand und das Veto der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zu ver­mei­den. Der Dia­log wird zuneh­mend auf Kosten der Wahr­heit und Rich­tig­keit als dia­lektisches Spiel betrie­ben. Im Zuge die­ser Dekan­tie­rung und Ver­wäs­se­rung des Über­lie­fer­ten wird nichts ver­ur­teilt, nichts aus­ge­schlos­sen. Alles wird umarmt. Der um sich grei­fen­de Rela­ti­vis­mus wird somit ein kon­se­quen­ter Brücken­bau vom Got­tes­glau­ben zur Gott- und Gesetzlosigkeit.

Inkulturation war immer schon das Talisman-Wort der Jesuiten in der Zweiten und Dritten Welt

Von Japan über Latein­ame­ri­ka bis zum letz­ten Urwald­win­kel in Schwarz­afri­ka wird von den Jesui­ten das Talis­man-Wort „Inkul­tu­ra­ti­on“ stra­pa­ziert. Defi­ni­ti­ons­ge­mäß bedeu­tet die­se die Ein­ver­lei­bung der unchrist­li­chen Begriffs‑, Vor­stel­lungs- und Nor­men­welt einer um eine, zwei oder meh­re­re Stu­fen pri­mi­ti­ve­ren indi­ge­nen Bevöl­ke­rung, die im Extrem­fall sogar auch noch in einer Stam­mes­ver­fas­sung leben mag, in das inner­ste Sank­tua­ri­um der christ­li­chen Wer­te, Tugen­den und Mysterien.

T.S. Eliot
T.S. Eli­ot

Dage­gen wagen wir nach Tho­mas Stear­ns Eli­ot (6) einen küh­nen Gedan­ken: Daß näm­lich (um ein belie­bi­ges Land nam­haft zu machen) ein christ­li­ches Japan sehr wohl denk­bar und wün­schens­wert wäre, aber ein japa­ni­sches Chri­sten­tum nicht!

Denn letz­te­res wäre ein Mul­ti-Kul­ti-Misch­masch des Aber­glau­bens und des sub­jek­ti­ven Kür­wil­lens, was der souve­ränen, gebie­te­ri­schen Gestal­tungs­kraft des Chri­sten­tums wider­spricht. Somit gibt es auch kein ita­lie­ni­sches, anglika­nisches oder ortho­do­xes Chri­sten­tum, son­dern nur eines – näm­lich das Kat-holi­sche. Καθολικός‚ (katho­li­kos) bedeu­tet nicht zufäl­lig bereits im Neu­en Testa­ment „das All­ge­mei­ne, Uni­ver­sa­le“, was sich vom ὅλον (holon), dem unver­sehr­ten Gan­zen ablei­tet, und sowohl for­mal wie mate­ri­al auf das Gan­ze bezo­gen ist. Daher ist hier Eliot’s Defi­ni­ti­on angebracht:

Das, was wir die Kul­tur eines Vol­kes nen­nen, und das, was wir sei­ne Reli­gi­on nen­nen, sind zwei ver­schie­de­ne Aspek­te der­sel­ben Sache, und zwar ist die Kul­tur ihrem eigent­li­chen Wesen nach die – um es ein­mal so aus­zu­drücken – fleisch­gewordene Reli­gi­on eines Vol­kes. (7)

Anders gesagt, nicht das Chri­sten­tum soll japa­nisch bear­bei­tet und model­liert, son­dern Japan soll christ­lich befruch­tet wer­den. Um es noch ein­mal unmiß­ver­ständ­lich abzu­gren­zen: die Kul­tur­gü­ter, Sit­ten und Bräu­che (lat. mores) sind das Fleisch und Blut der Reli­gi­on – und nicht umge­kehrt. Die Reli­gi­on ist kein „Kul­tur­gut“ unter den Gütern, schil­lern­der viel­leicht als Phi­lo­so­phie, Kunst, Wis­sen­schaft, Tech­nik, Boden­kul­tur oder der Wein­bau, son­dern ihr Quell­grund. Dem­entspre­chend kann jede, vor allem aber die wah­re Reli­gi­on mehr oder weni­ger eine gewis­se Hoch­kultur schaf­fen, wie das im euro­päi­schen Alter­tum und im Hoch­mit­tel­al­ter vor sich gegan­gen war. Dabei ist das „Euro­pa der Vater­län­der“ nach dem pro­phe­ti­schen Wort des Gene­rals Charles de Gaul­le weder auf das Abend­land noch auf das Mor­gen­land zu beschrän­ken, son­dern erstreckt sich selbst­ver­ständ­lich bis zum Ural hin.

Unmög­lich ist jedoch der Umkehr­pro­zeß, näm­lich aus Ver­satz­stücken einer abge­ta­kel­ten Nie­der­kul­tur eine neue Deko­ra­ti­on für die Büh­ne des Chri­sten­tums her­bei­zu­zau­bern. Gera­de­zu die von Jesui­ten orga­ni­sier­ten Reduk­tio­nen d. h. geschlos­se­nen Sied­lun­gen in der Zeit von 1609–1767 für Indi­os waren in Süd­ame­ri­ka eine kata­stro­pha­le Son­der­welt des Kol­lek­ti­vis­mus auf einem kul­tu­rel­len Gefäl­le, so ähn­lich wie die Migran­ten­ghet­tos heu­te in Euro­pa, wo vor allem die Min­der­wer­tig­keits­kom­ple­xe blü­hen und die Res­sen­ti­ments genährt wer­den. Die Sub­kul­tu­ren wer­den ent­we­der auf natür­li­chem Wege (durch Ver­mitt­lung der Schu­le, Arbeit, in Misch­ehen, vor allem aber durch die Reli­gi­on) assi­mi­liert oder auf Grund der eige­nen Defi­zi­enz öko­no­misch degra­diert und in irgend­ei­ner Form sozi­al benach­tei­ligt. Man kann nicht gleich­zei­tig die zivi­li­sa­to­ri­schen Stan­dards ver­lan­gen, ohne das Regel­werk die­ser Lebens­form zu verinnerlichen.

Eine befrie­di­gen­de Syn­the­se auf hal­bem Wege ist nir­gend­wo gelun­gen. Merk­wür­di­ger­wei­se wer­den die exo­tisch­sten hal­be-hal­be Kul­tur­lö­sun­gen nicht von den Ein­ge­bo­re­nen gewünscht, son­dern von dem mis­sio­na­ri­schen, aus Euro­pa stam­men­den Leit­per­so­nal sehn­süch­tig ima­gi­niert und bewußt geplant. Da sto­ßen wir in medi­as res des jesui­ti­schen (aber heut­zu­ta­ge auch im libe­ra­len Raum weit ver­brei­te­ten) Irr­tums bezüg­lich einer orga­ni­sier­ten, plu­ra­li­sti­schen Inkul­tu­ra­ti­on der „Viel­falt“ um ihrer selbst wil­len, ohne zise­lier­te Abwä­gung von Wahr­heit und Rich­tig­keit. Für das Ent­ste­hen einer genui­nen Kul­tur ist – nach Eli­ot – die erste Vor­be­din­gung, daß sie sich stets durch eine orga­ni­sche, gewach­se­ne, nicht gemach­te Struk­tur distin­gu­ie­ren muß. Histo­risch trat die­se immer wie­der in Ver­bin­dung mit einer Reli­gi­on auf und konn­te sich nur so wei­ter­ent­wickeln. Eli­ot zitiert nicht ohne fein­ste bri­ti­sche Iro­nie eine Kul­tus­mi­ni­ste­rin, die sich zu den fol­gen­den intel­lektuellen Fest­stel­lun­gen verstieg:

„So sind wir denn – wie Miss Wil­kin­son ihre Rede eröff­ne­te, – zusam­men­ge­kom­men: Schaf­fen­de aus dem Bil­dungs­we­sen, der wis­sen­schaft­li­chen For­schung und den ver­schie­de­nen Kul­tur­ge­bie­ten. Wir sind die Ver­tre­ter derer, die leh­ren, derer, die Ent­deckun­gen machen, derer, die schrift­stel­le­risch tätig sind, derer, die ihre Inspi­ra­tio­nen in Musik oder bil­den­der Kunst aus­drücken… Ja, wir haben Kul­tur. Man­cher wird ein­wen­den, daß der Künst­ler, der Musi­ker, der Schrift­stel­ler, daß alle gei­stig und künst­le­risch Schaf­fen­den weder natio­nal noch inter­na­tio­nal orga­ni­siert wer­den kön­nen. Der Künst­ler, heißt es, schafft zu sei­ner eige­nen Befrie­di­gung. Das mag vor dem Krieg ein stich­hal­ti­ges Argu­ment gewe­sen sein. Aber die­je­ni­gen unter uns, die sich an das Rin­gen im Fer­nen Osten und in Euro­pa erin­nern, das dem offe­nen Krieg voran­ging, wis­sen, was es für den Kampf gegen den Faschis­mus bedeu­te­te, daß es Schrift­stel­ler und Künst­ler gab, die fest ent­schlos­sen waren, ihre inter­na­tio­na­len Bezie­hun­gen über die von Tag zu Tag dich­ter verrie­gelten Gren­zen hin­weg aufrechtzuerhalten.“

Dazu ist frei­lich bil­li­ger­wei­se zu sagen: Wenn es dar­um geht, Unsinn über Kul­tur zu reden, so geben die Poli­ti­ker der ver­schie­de­nen Far­ben ein­an­der nichts nach. Wäre durch die Wahl von 1945 die Gegen­par­tei zur Macht gelangt – wir hät­ten unter sonst glei­chen Umstän­den auch die im wesent­li­chen glei­chen feier­lichen Erklä­run­gen zu hören bekom­men. Poli­tik trei­ben und bei allen Gele­gen­hei­ten streng auf genau­en Wort­sinn ach­ten, das ist unver­ein­bar. (8)

Bil­lig­keits­hal­ber, aber auch der strik­ten Wahr­heit zulie­be ist nicht nur die bom­ba­sti­sche Ein­fäl­tig­keit die­ser ministe­rialen Fest­re­de her­aus­zu­strei­chen. Es liegt uns viel­mehr dar­an zu beto­nen, daß kei­ne Hoch­kul­tur jemals ohne Gren­zen exi­stier­te. Kul­tur ist viel­mehr eine Mona­de, die weder völ­lig offen, durch­sich­tig und zugäng­lich, noch hin­ter Schloß und Rie­gel exi­stie­ren kann. Gren­zen des Anstan­des, aber auch der Geo­gra­phie sind gera­de­zu konsti­tuierend für ihre Ent­ste­hung und Erhal­tung. Kul­tur ist nicht jeder­manns Sache, mit Ver­laub müß­te man viel­mehr in sie ein­ge­weiht wer­den: Es gibt Auf­nah­me­be­din­gun­gen für die her­an­wach­sen­den Postu­lan­ten, und Ausschließungs­gründe für Banau­sen und Barbaren.

Nach der gel­ten­den poli­ti­schen Kor­rekt­heit scheint es heu­te schick „maß- und gren­zen­los“ zu sein. Die Super­la­ti­ve sind jedoch abträg­lich für das Gedei­hen der Kul­tur. Die eige­ne Offen­heit zu beschwö­ren gehört zu jedem Redner­pult der pro­gres­si­ven Kräf­te. Offe­ne Bin­nen­gren­zen und unbe­wach­te Außen­gren­zen zu haben, sind tief ver­wur­zel­te, libe­ra­le Glau­bens­sät­ze der euro­päi­schen Unita­ri­er und der anglo­ame­ri­ka­ni­schen Demo­kra­ten. Die Mas­sen aus der Zwei­ten und Drit­ten Welt ver­keh­ren daher über die ehe­ma­li­gen Gren­zen hin­weg mit Anspruch auf Quar­tier und Ver­pfle­gung, um lei­stungs­frei, ja gra­tis aus­ge­hal­ten zu wer­den. Ja, sie lie­ben nicht die pri­mi­ti­ve Roman­tik auf einem ver­lo­re­nen Eiland in der Süd­see, im bra­si­lia­ni­schen Urwald oder die Ein­sam­keit auf der Sau­alm in Kärn­ten, son­dern strö­men in die größ­ten Metro­po­len wie Bue­nos Aires, Ber­lin, Lon­don, Paris oder das klei­ne­re Wien, wo sie vieler­orts samt der auto­chtho­nen Bevöl­ke­rung auch die Kul­tur ver­drän­gen, allein schon dank ihrer fünf­fach höhe­ren Fertilitätsquote.

Je mehr die irre­ge­lei­te­ten Mas­sen aus Latein­ame­ri­kas Elends­vier­teln, Musel­ma­nen aus der Armut des Nahen und Fer­nen Ostens oder Afri­ka­ner aus dem Dschun­gel von den Bene­fi­zi­en der Zivi­li­sa­ti­on pro­fi­tiert haben, umso schnel­ler ver­lie­ren sie wie von selbst ihren Aber­glau­ben mit unchrist­li­chen Reli­gi­ons­re­sten. In die­ses Vaku­um paß­te wohl die Leit­kul­tur der Christ­lich­keit hin­ein, davon ist aber weit und breit nichts zu mer­ken, da wir sel­ber immer weni­ger christ­lich sind. Einer Isla­mi­sie­rung könn­te nur ein wie­der erstark­tes, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges Chri­sten­tum ent­ge­gen­wir­ken. Ein libe­ra­ler Ethik-Ersatz, Staats­bür­ger­schafts­kun­de oder ein ver­schärf­tes Straf­ge­setz­buch wird wenig aus­rich­ten kön­nen. Die gegen­wär­tig ver­lau­fen­de Anbie­de­rung des Katho­li­zis­mus in Lit­ur­gie, Leh­re und Moral an die Kri­te­ri­en der Luthe­ra­ner und der libe­ra­len Auf­klä­rer scheint aber ein Pro­zeß der schwar­zen Inkul­tu­ra­ti­on zu sein, in des­sen Ver­lauf auch die mon­dän­sten Unwer­te in das Chri­sten­tum ein­ver­leibt wer­den. Pech­schwarz sind sie gera­de des­halb, weil das lau­fen­de Aggior­na­men­to (Anpas­sung) an die Kul­tur des Todes, unter Zuhil­fe­nah­me von Abor­tus und Eutha­na­sie, Pro­sti­tu­ti­on und Sodo­mie, mit einer Unkul­tur der Fami­lie, und voll­ends mit der Aus­lö­schung jeg­li­cher Kul­tur ver­bun­den ist.

Wie war die interkulturelle Missionierung früher?

Die aus Thes­sa­lo­ni­ki stam­men­den Gebrü­der Kyrill und Method waren ortho­do­xe Gelehr­ten und Prie­ster aus dem Ost­rö­mi­schen Reich des IX. Jahr­hun­derts. Sie dach­ten nicht im gering­sten an ein „Aggior­na­men­to“ (Aktua­li­sie­rung und Fort­bil­dung) des Chri­sten­tums nach indi­ge­nen sla­wi­schen Mustern, son­dern setz­ten die Aktua­li­sie­rung und Fort­bil­dung der pri­mi­ti­ven Sla­wen nach den höher ste­hen­den („rich­ti­ge­ren“) byzan­ti­ni­schen Nor­men durch. Wenn auch die histo­risch schwer­wie­gen­de Unter­las­sung der latei­ni­schen Schrift und die Schaf­fung eines „inkul­tur­ier­ten“ kyril­li­schen Misch­masch-Alpha­bets eher ein stra­te­gi­scher Feh­ler war, da es eine unüber­wind­ba­re, kul­tu­rel­le Mau­er errich­te­te, nicht nur zwi­schen den latei­ni­schen Sla­wen (Polen-Slo­wa­ken, Tsche­chen, Kroa­ten-Slo­we­nen) und den ortho­do­xen Sla­wen im end­los schei­nen­den Ruß­land bis zum Stil­len Oze­an sowie in den Klein­staa­ten Ser­bi­en, Mon­te­ne­gro und Bul­ga­ri­en, son­dern zogen in Euro­pas Herz­mit­te eine Demar­ka­ti­ons­li­nie, deren Spu­ren auf dem Bal­kan immer noch ein rotes Brand­zei­chen sind.

„Nur“ aus Buch­sta­ben wur­de die Jahr­hun­der­te wäh­ren­de Tren­nung gemau­ert, und doch tie­fer grei­fend in der slawi­schen See­le als so man­che Gra­ben­brü­che der Erd­kru­ste, allein durch die Tat­sa­che, daß einer des ande­ren hei­li­ge Bücher nicht ent­zif­fern konn­te, so als wären sie spie­gel­ver­kehrt Analpha­be­ten. Dar­an ist zu ermes­sen, daß die Ab­spaltung der grie­chisch-rus­si­schen Ortho­do­xie weni­ger an der Leh­re und Moral, son­dern viel mehr an den Bar­rie­ren der Buch­sta­ben erstarr­te, die im Ver­lauf vie­ler Jahr­hun­der­te die Kom­mu­ni­ka­ti­on unmög­lich mach­ten. Die fern von uns leben­den Ortho­do­xen ste­hen ja dem Katho­li­zis­mus am näch­sten, nicht die Pro­te­stan­ten von neben­an, die eigent­lich in einem katho­li­schen Land Frem­de sind, weil sie in der Dia­spo­ra als prak­tisch völ­lig säku­la­ri­sier­te Ein­zelgänger das Grup­pen­be­wußt­sein und das Zuge­hö­rig­keits­ge­fühl zur Gemein­schaft der Kir­che ver­lo­ren haben. Aber machen wir uns nichts vor, auch Katho­li­ken droht künf­tig das sel­be Schick­sal der gei­sti­gen Hei­mat­lo­sig­keit in der säku­la­ren Gesellschaft.

Die Ver­bin­dung des Chri­sten­tums mit den Wer­ten der Zivi­li­sa­ti­on war das rich­ti­ge „Stra­te­gem“ (στρατήγημα), d. h. die „Kriegs­list“ der sieg­rei­chen Feld­her­ren, der katho­li­schen Köni­ge und Kai­ser. Der rich­ti­ge „Pasto­ra­le Plan“ der Mis­sio­na­re des latei­ni­schen Westens war nach dem Mot­to „Ora et labo­ra“ defi­niert. Das Kreuz, der Pflug und das latei­ni­sche Alpha­bet der Bene­dik­ti­ner waren das süße Joch und das wirk­sa­me Zaum­zeug, unter dem die germani­schen Hor­den und die letz­ten unga­ri­schen Noma­den im X. Jahr­hun­dert dome­sti­ziert wer­den mußten.

Im Tru­bel des Welt­krie­ges (1914–1918) erwies der Feld­herr Ata­türk (im übri­gen ein Frei­mau­rer) der Zivi­li­sie­rung sei­ner Hei­mat eine blei­ben­de, ana­lo­ge Wohl­tat mit der Ein­füh­rung der latei­ni­schen Schrift. Sein Säkularisierungs­programm aller osma­ni­schen Tra­di­tio­nen erzeug­te jedoch in der moder­nen Tür­kei eine rie­si­ge gei­sti­ge Lee­re, wel­che nun­mehr von Erdo­gans Renais­sance wie­der auf­ge­füllt wird.

Barm­her­zig­keit und die Kunst des Zuhö­rens dür­fen weder auf die tren­nen­de noch auf die defi­nie­ren­de Unterschei­dung ver­zich­ten. Kom­ple­xe Situa­tio­nen ver­lan­gen zwar Dis­kre­ti­on und Respekt, aber kei­nen Ver­zicht auf den strate­gischen Plan, der allein die Wahr­heit zum Sieg ver­hel­fen kann. Die Ver­letz­ten und Umge­fal­le­nen im gei­sti­gen und mora­li­schen Krieg müs­sen zwar ver­arz­tet wer­den, aber die vor­der­sten Schlacht­li­ni­en ver­lau­fen um die Recon­qui­sta der objek­ti­ven Wer­te und um die Wah­rung der unver­sehr­ten Posi­tio­nen. Es geht also um die groß­räu­mi­ge Erhal­tung und Erwei­te­rung der katho­li­schen Iden­ti­tät und nicht nur um ein futu­ri­sti­sches Detail­ge­schäft für eine gute Nachbarschaft.

Organisierte Zweideutigkeiten im laufenden Pontifikat

Amo­ris Lae­ti­tia schockier­te die tra­di­tio­nell Gesinn­ten zutiefst, wohin­ge­gen die Ande­ren quit­tie­ren sie mit unver­hohlener Scha­dens­freu­de – denn mit ihr wur­de die über­lie­fer­te sakra­men­ta­le Ord­nung der Ehe, der Beich­te und der Eucharis­tie „fort­schritt­lich“ unterminiert.

"'Pastoralrevolution' - Schlüsselbegriff, um Papst Franziskus zu verstehen". Veranstaltung deklarierter Franziskus-Anhänger 2016 an der Katholischen Universität der Dominikanischen Republik.
Pasto­ral­re­vo­lu­ti­on – Schlüs­sel­be­griff, um Papst Fran­zis­kus zu ver­ste­hen“. Ver­an­stal­tung dekla­rier­ter Fran­zis­kus-Anhän­ger 2016 an der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät der Domi­ni­ka­ni­schen Republik.

Nicht weni­ger letal ist das Gau­di­um (9) des regie­ren­den Pap­stes, wenn er uns im § 222 sei­ner ersten Exhorta­ti­on sein per­sön­li­ches Erfolgs­re­zept lüf­tet, wonach die Zeit mehr wert sei als der Raum… Über­dies bestün­de – nach sei­nen vagen Wor­ten, – eine der Sün­den auf dem Fel­de der „sozi­al­po­li­ti­schen“ Tätig­kei­ten dar­in, dem Raum den Pro­zes­sen (Zeit­ab­läu­fen) gegen­über Vor­rang zu gewähren.

Gegen den Pur­zel­baum die­ser eigen­ar­ti­gen Logik wäre mit dem gesun­den Men­schen­ver­stand ent­schie­den festzu­halten, daß ein Zeit­ab­lauf nichts wert ist, wäh­rend­des­sen die eige­nen Posi­tio­nen lang­sam, aber sicher dahin­sie­chen und das vom Feind besetz­te Ter­rain nicht wie­der­erobert wird. Der Zeit Vor­rang ein­zu­räu­men, und sich auf Maña­na zu ver­las­sen, bedeu­tet viel­mehr eine Fahr­läs­sig­keit. Jede Recon­qui­sta braucht festen Boden unter den Füßen und feste Zie­le und Defi­ni­tio­nen für die Aktion.

Mah­len die Müh­len der Zeit wirk­lich bestän­dig zu unse­ren Gun­sten, auch wenn unter­des­sen unse­re Räu­me klein­weis abbröckeln? Das war nicht die Stra­te­gie der ersten hel­den­haf­ten und hei­li­gen Jesui­ten zur Zeit der wüten­den Re­formation! Auf spon­ta­ne „Zeit­ab­läu­fe“ und selbst­gä­ren­de „Pro­zes­se“ ist kein Ver­laß! Was nur wahr­schein­lich ist, ist wahr­schein­lich falsch – das ist der krum­me Fuß des Jesui­ti­schen Pro­ba­bi­lis­mus in der Situa­ti­ons­ethik. Die Zei­chen der Zeit zu deu­teln ist eine müßi­ge Lot­te­rie. Sie beflü­geln nur die Phan­ta­sie der Horo­sko­p­le­ser. Was zählt, das sind die ziel­be­wußt gemach­ten Wer­ke, die täg­lich getan und ver­tei­digt wer­den müs­sen. Jede klei­ne, aber gewon­ne­ne Schlacht, jede müh­sa­me Klein­ar­beit zählt. Nihil novi sub sole (Eccle­sia­stes 1,9) – nach der Weis­heit des Alten Testa­ments gibt es nichts Neu­es unter der Son­ne, wenn es um das „Ein­ge­mach­te“ geht.

Kei­ne sen­ti­men­ta­le „Näch­sten­lie­be“ kann von der über­lie­fer­ten, rich­ti­gen Leh­re einen Rück­zie­her ergat­tern oder einen fau­len Kom­pro­miß mit dem Feind erzwin­gen. Die Kir­che ist kein „Feld­la­za­rett“ der Hin­ge­fal­le­nen und Ab­gefallenen, son­dern Geburts­stät­te, Volks‑, Mit­tel- und Hoch­schu­le des Guten, Gesun­den und Gerech­ten, das für die näch­ste Gene­ra­ti­on rest­los zu ver­mit­teln ist. Wie man nicht „par­ti­ell ver­hei­ra­tet“ sein kann, ver­langt auch die Gemein­schaft mit der Kir­che eine täti­ge Hin­ga­be und die rest­lo­se Über­ga­be des­sen, was wir emp­fan­gen haben. Alles ande­re ist Defä­tis­mus, wenn nicht gera­de­zu Ver­rat. Wie es auf dem Grab des unver­geß­li­chen Erz­bi­schofs Mar­cel Lefeb­v­re (1905–1991) in Stein gemei­ßelt ist:

Tradidi quod et accepi

Ich habe wei­ter­ge­ge­ben,
was ich emp­fan­gen habe.
(1 Kor 15, 3)

*End­re A. Bár­d­os­sy war o. Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor in San Sal­va­dor de Jujuy, Argen­ti­ni­en, für Land­wirt­schaft­li­che Betriebswirtschafts­lehre und Lei­ter eines Semi­na­rio de Apli­ca­ción Inter­di­sci­pli­na­ria im Depart­a­men­to de Cien­ci­as Socio-Econó­micas an der Uni­ver­si­dad Nacio­nal de Cuyo, Men­do­za. Die­ser Auf­satz ist Teil III einer Tri­lo­gie, deren ersten bei­den Tei­le eben­falls auf die­ser Sei­te ver­öf­fent­licht wur­den: Unter­schei­dung der Gei­ster in der Über­fluß­ge­sell­schaft von heu­te (Teil I) und Wahr­heit und Rich­tig­keit (Teil II).

Bil­der: Austen Ive­reigh (Twit­ter) (Screen­shots)

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(1) Mat­thi­as Matus­sek: Papst Aller­lei.

(2) Gui­do Vignel­li: Una rivo­lu­zi­o­ne pasto­ra­le. Sei paro­le talis­ma­ni­che nel dibat­ti­to sino­da­le sul­la fami­glia, 2016, (Eine pasto­ra­le Revo­lu­ti­on. Sechs Talis­man-Wor­te aus der syn­oda­len Debat­te über die Fami­lie). Der vol­le Text (ita­lie­nisch) kann kosten­los abge­la­den wer­den; cf. auch.

(3) Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra (1908–1995), Pro­fes­sor der Zivi­li­sa­ti­ons­ge­schich­te an der Uni­ver­si­tät von Sao Pau­lo, ist der Grün­der einer inter­na­tio­na­len, katho­li­schen Orga­ni­sa­ti­on mit Haupt­sitz in Bra­si­li­en, die in Süd­ame­ri­ka, den Ver­ei­nig­ten Staa­ten, Euro­pa und Austra­li­en 15 Lan­des­ge­sell­schaf­ten zum „Schutz von Tra­di­ti­on, Fami­lie und Pri­vat­ei­gen­tum“ (TFP) in einem Dach­ver­band zusammenfaßt.

(4) Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra: Baldeaçà£o ideo­lo­gi­ca inad­vert­ida e diá­lo­go (Por­tu­gie­sisch); 1965.

(5) Bischof Andre­as Laun: Der Rauch Satans ist in die Lit­ur­gie ein­ge­drun­gen, am 17.XI.2011

(6) T.S. Eli­ot (1888–1965), „der Euro­pä­er aus St. Lou­is“ (Mis­sou­ri), war der jüng­ste Sproß von sie­ben Kin­dern einer ange­se­he­nen Fabri­kan­ten­fa­mi­lie. In Har­vard stu­dier­te er Spra­chen und Phi­lo­so­phie. Nach einem Jahr an der Sor­bon­ne, absol­vier­te er aus­ge­dehn­te Rei­sen in der Alten Welt. Die klas­si­schen anti­ken Tex­te las er im Ori­gi­nal, eben­so Dan­te, auch Deutsch erlern­te er in der Mar­bur­ger Som­mer­uni­ver­si­tät (1914). Im August brach der Welt­krieg aus. Flucht­ar­tig kehr­te er von Deutsch­land nach Eng­land, in die Hei­mat sei­ner im XVII. Jahr­hun­dert nach Ame­ri­ka aus­ge­wan­der­ten Vor­fah­ren, zurück, um defi­ni­tiv dort zu blei­ben. Den Fort­schritts­glau­ben des XIX. Jahr­hunderts – Libe­ra­lis­mus und Mar­xis­mus, – durch­schau­te er als geschei­tert. Ange­sichts des Krie­ges ver­tief­te sich sein Welt­bild durch und durch christ­lich, wie es in der High Church eines John Hen­ry New­mans (1801–1890), des spä­te­ren Kar­di­nals (1879) Tra­di­ti­on war. Denn die Welt, Pla­tons Höh­len­my­thus ähn­lich, ist nicht die wah­re – sie gleicht eher einer Unre­al City, einer unwirk­li­chen Stadt. Sein erster Gedicht­band erschien 1917 in Lon­don. Mit sei­nem Vers­epos The Waste Land (1922) glück­te ihm der Durch­bruch zu Berühmt­heit. Es wur­de mit James Joy­ces Ulysses auf glei­che Ebe­ne geho­ben. Es folg­ten die Hol­low Men (1925). Eli­ot nahm die bri­ti­sche Staats­bür­ger­schaft an und kon­ver­tier­te zum Anglo-Katho­li­zis­mus (1927). Mur­der in the Cathe­dral (1935) ist von sei­nen sie­ben Dra­men das bekann­te­ste. Dem erfolg­rei­chen Lyri­ker, Dra­ma­ti­ker, Essay­isten und Ver­le­ger wur­de der Lite­ra­tur-Nobel­preis ver­lie­hen (1948).

(7) T. S. Eli­ot: Notes Towards the Defi­ni­ti­on of Cul­tu­re. Lon­don 1948. Dt. Zum Begriff der Kul­tur. Rowohlt 1961. S. 30.

(8) Ibi­dem p. 13.

(9) Evan­ge­lii Gau­di­um, 2013. Vom lat. gau­di­um /​ Freu­de, Genuß, Spaß und Ver­gnü­gen kommt das umgangs­sprach­li­che „Gau­di“. Amo­ris Lae­ti­tia, 2016. Lat. lae­ti­tia bedeu­tet üppi­gen Wuchs und üppi­ge Freu­de. Sie gehen vom Lie­bes­gott Amor aus, der in der heid­ni­schen Mytho­lo­gie auch Cupi­do (Begier­de) heißt.

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2 Kommentare

  1. Der Autor ver­gisst, daß die latei­ni­sche Kir­che sel­ber das Ergeb­nis von Inkul­tu­ra­ti­on war. Die Apo­stel haben die ersten Mess­op­fer nicht in Latein gefeiert.
    Schon die von Chri­stus und den Apo­steln benutz­te Sep­tuag­in­ta war eine Über­tra­gung des Alten Testa­men­tes in die grie­chi­sche Spra­che und das grie­chi­sche Den­ken. Der grie­chisch gebil­de­te Pau­lus führ­te das fort. Und die latei­ni­sche Kir­che ist sprach­lich, aber auch inner­lich durch das römi­sche juri­sti­sche Den­ken geprägt. Man beden­ke dabei, daß Ter­tul­li­an und Augu­sti­nus, aber auch Minu­ci­us Felix Anwäl­te waren.
    Die vom Autor so gelieb­te latei­ni­sche Schrift konn­te nicht die sla­wi­sche Spra­che wie­der­ge­ben. Auch wir Deut­schen haben vier extra Buch­sta­ben und bräuch­ten noch min­de­stens zwei wei­te­re („ch“ und „sch“). Es ist die Stär­ke der Chri­sten­heit, ande­ren Völ­kern in ihrer Welt zu begeg­nen. Einer der erfolg­reich­sten Mis­sio­na­re, Wul­fi­la, war erfolg­reich durch die Bibel­über­set­zung ins Goti­sche, die mit einer eige­nen Schrift ver­bun­den war.
    Sind sich eigent­lich alle tra­di­tio­nel­len Katho­li­ken bewusst, wie viel von unse­rer Tra­di­ti­on ger­ma­nisch ist? Von der Gebets­hal­tung ange­fan­gen? Die „ger­ma­ni­schen Hor­den“ muss­ten von nie­man­dem „dome­sti­ziert“ werden.
    Inkul­tu­ra­ti­on bedeu­tet nicht, die Nor­men der mis­sio­nier­ten Völ­ker zu über­neh­men. Sie bedeu­tet, die reli­giö­se Erfah­rung der Völ­ker auf­zu­neh­men und in die Glau­bens­pra­xis einzubeziehen.
    Hät­te man die Kir­che in Ger­ma­ni­en bes­ser inkul­tur­iert, hät­te es die Refor­ma­ti­on nicht gegeben.

  2. Der letz­te Satz ist falsch. Mar­tin Luther hat aus per­sön­li­chen Nöten [Zwei­kampf mit Todes­fol­ge; Lebens­ge­fahr durch die Justiz] sich eine neue Leh­re gestrickt. Die Refor­ma­ti­on ist eine Revolution.

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