AFP berichtet über von Frauen „zelebrierte“ Wortgottesdienste in Portugal


Cllaudia Rocha, eine der Frauen, die in Portugal Wortgottesdienste samt Kommunionspendung feiern.
Claudia Rocha, eine der Frauen, die in Portugal Wortgottesdienste samt Kommunionspendung feiern.

(Rom) „Zu den selt­sa­men Neue­run­gen in der katho­li­schen Kir­chen gehö­ren soge­nann­te ‚Wort-Got­tes-Fei­ern‘. Dazu beruft man sich auf das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil“, schrieb die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Inter­net­sei­te Mes­sa in Lati­no vor eini­ger Zeit. Ein AFP-Bericht über Frau­en „am Altar“ und „auf der Kan­zel“ in Por­tu­gal wirbt nun für Frau­en­prie­ster­tum und Zölibatsaufhebung.

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In den ersten Jahr­zehn­ten nach dem Kon­zil soll­ten „Wort­got­tes­dien­ste“ von Prie­stern gefei­ert wer­den. „Eine Maß­nah­me zur Zurück­drän­gung der Hei­li­ge Mes­se“, so damals Mes­sa in Lati­no. Zwi­schen­zeit­lich wird sie als „Ersatz“ an Orten prak­ti­ziert, an denen kein Prie­ster mehr zu Ver­fü­gung steht. Auf die­se Wei­se wur­de die neue Figur eines „Wort-Got­tes-Lei­ters“ ein­ge­führt. Dabei han­delt es sich um Lai­en, die dies Art von „Meß­er­satz“ fei­ern. Im Westen sind „Wort-Got­tes-Fei­ern“ und „Wort-Got­tes-Lei­ter“ Sym­bo­le von Prie­ster­man­gel und Beru­fungs­kri­se. Sie stel­len den Ver­such dar, die Kir­chen­kri­se „struk­tu­rell“ zu verwalten.

In roma­ni­schen Län­dern ist nicht von „Wort-Got­tes-Fei­er“ die Rede, son­dern von „Para­lit­ur­gien“. In Wirk­lich­keit han­delt es sich auch dort um Wort-Got­tes-Fei­ern mit Kom­mu­ni­ons­pen­dung in Abwe­sen­heit eines Prie­sters. Damit soll dem Prie­ster­man­gel begeg­net und gleich­zei­tig den Gläu­bi­gen durch sprach­li­che Unklar­heit und Unschär­fe vor­ge­täuscht wer­den, als hät­ten sie eine „So-gut-wie-Mes­se“. Die Fra­ge der Erfül­lung der Sonn­tags­pflicht, die für Katho­li­ken gilt, wird von den Diö­ze­sen mehr oder weni­ger still­schwei­gend umgangen.

AFP: „In Portugal stehen auch Frauen auf der Kanzel“

Die inter­na­tio­na­le Pres­se­agen­tur AFP wid­me­te nun den Frau­en, die in Por­tu­gal die Wort-Got­tes-Fei­ern lei­ten, einen aus­führ­li­chen Arti­kel, mit dem rei­ße­ri­schen Titel: „In Kir­chen Por­tu­gals ste­hen auch Frau­en auf der Kanzel“.

In bestimm­ten Gegen­den im Süd­osten Por­tu­gals habe der Man­gel an katho­li­schen Prie­stern „meh­re­re Frau­en, ein­fa­che Gläu­bi­ge, ver­an­laßt, selbst die Sonn­tags­mes­se zu zele­brie­ren, um das reli­giö­se Leben in die­sen über­al­ter­ten, aber für Ver­än­de­run­gen offe­nen Gemein­schaf­ten zu bele­ben“, so Tho­mas Cabral für AFP.

In Car­rapa­telo lei­tet die 31jährige Clau­dia Rocha „die prie­ster­lo­se Sonn­tags­ver­samm­lung“, an der vor allem erwach­se­ne Frau­en teilnehmen.

„Zwi­schen Gebe­ten und lit­ur­gi­schen Gesän­gen spricht sie über die bibli­schen Tages­le­sun­gen, wie irgend­ein Prä­lat nicht anders täte.“

Am Ende der „Zere­mo­nie teil sie die Kom­mu­ni­on aus wie in einer Mes­se nur mit dem Unter­schied, daß die Hosti­en, die sie aus­teilt, vor­her von einem Prie­ster geseg­net wur­den, und daß sie nicht den Wein trinkt, der das Blut Chri­sti reprä­sen­tiert“, so der Jour­na­list mit kirch­li­che nicht ganz sat­tel­fe­ster Ter­mi­no­lo­gie. Bil­der zum Arti­kel fin­den sich bei Get­ty Images.

Claudia Rocha: „Es spielt keine Rolle, ob ich Frau, Diakon oder Priester bin“

Clau­dia Rocha sagt von sich selbst:

„Ja, wenn ich nicht hier wäre, wäre die­se Kir­che geschlos­sen. Es spielt kei­ne Rol­le, ob ich Frau, Dia­kon oder Prie­ster bin. Was zählt, ist, jemand zu haben, der an der Gemein­schaft Anteil nimmt und die Ver­bin­dung mit dem Prie­ster hält, wenn die­ser nicht da ist.“

Clau­dia Rocha ist Sozi­al­as­si­sten­tin. Der für Car­rapa­telo zustän­di­ge Prie­ster, Don Manu­el José Mar­ques, hat sie beauf­tragt, da er meh­re­re Pfar­rei­en betreu­en muß und daher nicht regel­mä­ßig im Berg­ort sein kann. Der 57 Jah­re alte Prie­ster wird von AFP mit den Wor­ten zitiert:

„Die Sache könn­te sel­ten und neu erschei­nen, aber wir haben nichts neu­es erfun­den. Es han­delt sich um eine Form, die in der Kir­che schon seit lan­gem vor­ge­se­hen ist für Fäl­le, in denen es abso­lut not­wen­dig ist.“

Es gebe längst ande­re Län­der, die die­se Form von prie­ster­lo­sen Zele­bra­tio­nen anwen­den. AFP nennt die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, die Schweiz, Frank­reich, die USA. Ver­ant­wort­lich dafür sei „der Priestermangel“.

Don Marques: „Ich mache keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen“

Das Auf­tau­chen die­ser neu­en Figur von Lai­en, die eine „Para­lit­ur­gie“ ohne Prie­ster abhal­ten, gehe, so AFP, „auf die 80er Jah­re zurück, aber der Vati­kan und zahl­rei­che Kir­chen­ver­tre­ter wol­len sie nicht ermu­ti­gen aus Angst vor einer Bana­li­sie­rung der Messe.“

Don Mar­ques sieht es hin­ge­gen „nicht nega­tiv“. In Reguen­gos de Mon­sa­raz, einem Ort in der Gegend von Alen­te­jo nahe der Gren­ze zu Spa­ni­en, gebe es sol­che prie­ster­lo­sen Sonn­tags­ver­samm­lun­gen schon seit einem Jahrzehnt.

Die Gläu­bi­gen, die ihn ehren­amt­lich dabei unter­stüt­zen, sind zwi­schen 24 und 65 Jah­ren alt. „Es sind Leu­te, die Erfah­rung im Glau­ben und der Begeg­nung mit Jesus Chri­stus haben, und die über ihn spre­chen kön­nen“, erklärt Don Mar­ques. Dabei betont der Prie­ster, daß er „kei­nen Unter­schied“ zwi­schen Män­nern und Frau­en mache.

Den Rück­griff auf Frau­en unter den Lai­en gebe es auch in ande­ren länd­li­chen Gegen­den Por­tu­gals, einem Land mit zehn Mil­lio­nen Ein­woh­nern, von denen 88 Pro­zent Katho­li­ken sind. Die Kir­che habe nur 3.500 Prie­ster für 4.400 Pfarreien.

Papst und Frauendiakonat, trotz Dementi die Geste einer „potentiell historischen Öffnung“?

AFP wei­ter:

„Im ver­gan­ge­nen August errich­te­te Papst Fran­zis­kus eine Stu­di­en­kom­mis­si­on zur Rol­le der Frau­en in der Früh­zeit der Chri­sten­heit. Auch wenn er demen­tier­te, ‚den Weg für Dia­ko­nis­sen geöff­net zu haben‘, wird sei­ne Initia­ti­ve als Geste einer poten­ti­ell histo­ri­schen Öff­nung bezüg­lich der Rol­le der Frau­en in der Kir­che verstanden.“

Don Mar­ques „zeigt einen pro­gres­si­ven Geist“, so AFP, „indem er sagt, daß ‚die Frau­en sehr gute Prie­ster und Dia­ko­ne wären‘. Die Pfarr­an­ge­hö­ri­gen fin­den es gut, daß eine Frau am Pult steht: ‚Am Anfang kam es uns selt­sam vor. Eine Frau, die die Mes­se liest? Doch inzwi­schen haben wir uns dar­an gewöhnt‘, sagt Ange­li­ca Vital, ein 78 Jah­re alte, ehe­ma­li­ge Arbei­te­rin. „Und wenn Prie­ster feh­len, dann den­ke ich, daß sie hei­ra­ten sol­len dür­fen … Sie sind Män­ner wie die ande­ren auch‘, fügt sie mit einem ver­schmitz­ten Lächeln hin­zu“, so AFP.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: La Naci­on – Para­gu­ay (Screen­shot)

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