Die Mitglieder der „mysteriösen“ Liturgiekommission von Papst Franziskus – „In Summe äußerst besorgniserregend“


Kardinal Sarah, vom Papst in seiner eigenen Kongregation isoliert und bei der Errichtung der neuen Liturgiekommission übergangen. Hat Franziskus ein neues Bugnini-Consilium geschaffen?
Kardinal Sarah, vom Papst in seiner eigenen Kongregation isoliert und bei der Errichtung der neuen Liturgiekommission übergangen. Hat Franziskus ein neues Bugnini-Consilium geschaffen?

(Rom) Ver­gan­ge­ne Woche gab der katho­li­sche, spa­ni­sche Kolum­nist Fran­cis­co José Fernán­dez de la Cigo­ña die Zusam­men­set­zung der neu­en Kom­mis­si­on bekannt, die Papst Fran­zis­kus vor kur­zem im Rah­men der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung errich­tet hat­te. Fernán­dez de la Cigo­ña sprach in die­sem Zusam­men­hang von einer „myste­riö­sen“ Kom­mis­si­on, die die Gerüch­te­kü­che bro­deln las­se. Aus die­sem Grund soll ver­sucht wer­den, etwas Klar­heit in die Sache zu bringen.

Die neue Kommission, Liturgiam authenticam und ein „Betriebsunfall“

Anzei­ge

Offi­zi­el­ler Zweck der Kom­mis­si­on sei es, die Instruk­ti­on Lit­ur­giam authen­ti­cam „über den Gebrauch der Volks­spra­chen bei der Her­aus­ga­be der Bücher der römi­schen Lit­ur­gie“ zu über­ar­bei­ten. Die­se Instruk­ti­on von 2001 bezieht sich auf die „ord­nungs­ge­mä­ße Aus­füh­rung der Kon­sti­tu­ti­on des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils über die hei­li­ge Lit­ur­gie“. Die neue Kom­mis­si­on habe sich dabei beson­ders an die Instruk­ti­on Varieta­tes legi­ti­mae von 1994 über die lit­ur­gi­sche Inkul­tu­ra­ti­on zu halten.

Konzelebration Novus Ordo
Kon­ze­le­bra­ti­on Novus Ordo

Papst Fran­zis­kus errich­te­te die Kom­mis­si­on völ­lig am zustän­di­gen Kar­di­nal­prä­fek­ten der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, Kar­di­nal Robert Sarah, vor­bei. Der Kar­di­nal erfuhr von der Exi­stenz der Kom­mis­si­on erst mit dem Errich­tungs­de­kret. Er wur­de weder vor­her infor­miert noch dazu gehört. Papst Fran­zis­kus beläßt Kar­di­nal Sarah, zumin­dest vor­erst, auf sei­nem Posten, um sich Dis­kus­sio­nen über eine wei­te­re Abset­zung zu erspa­ren. Gleich­zei­tig demon­striert der Papst, daß er die Mei­nung des Kar­di­nals für völ­lig ent­behr­lich hält.

Kar­di­nal Sarah gilt näm­lich als „Betriebs­un­fall“ des aktu­el­len Pon­ti­fi­kats. Fran­zis­kus woll­te den Ratz­in­ge­ria­ner Anto­nio Kar­di­nal Cañi­zares als Prä­fekt der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on ablö­sen und einen geschmei­di­ge­ren Ver­tre­ter ein­set­zen, der sich aus Über­zeu­gung oder zumin­dest aus Dank­bar­keit der päpst­li­chen Agen­da anpaßt. So wur­de Kar­di­nal Robert Sarah uner­war­tet zum Kar­di­nal­prä­fek­ten ernannt, wobei auch sei­ne afri­ka­ni­sche Her­kunft eine gewis­se Rol­le gespielt haben dürf­te. Ein­mal im Amt erwies sich der Kar­di­nal aber kei­nes­wegs als bieg­sam und schon gar nicht als Berg­o­glia­ner. Sein Buch „Gott oder nichts“ wur­de zum Best­sel­ler, der den Bücher von und über Fran­zis­kus Kon­kur­renz machte.

Mit­te 2016 kam es schließ­lich zum offe­nen Kon­flikt. Kar­di­nal Sarah rief auf einer Tagung in Lon­don die katho­li­sche Prie­ster­schaft auf, künf­tig wie­der ad ori­en­tem zu zele­brie­ren und das nicht irgend­wann, son­dern ab dem Ersten Advents­sonn­tag 2016 zu tun.

Die Ankün­di­gung sorg­te im Vati­kan für hel­le Auf­re­gung. Das Pres­se­amt über­schlug sich mit Demen­ti. Papst Fran­zis­kus selbst trat an die Öffent­lich­keit, um zu ver­si­chern, daß es „kei­ne Ände­run­gen“ gebe und kei­ne sol­chen beab­sich­tigt sei­en. Kar­di­nal Sarah beharr­te auf sei­ner Auf­for­de­rung und wie­der­hol­te sie noch einmal.

Der Papst hat­te Sarah bereits zuvor kühl behan­delt, nun ver­wan­del­te er das Arbeits­um­feld des Kar­di­nals in eine Kühlzelle.

Ein neues Bugnini-Consilium?

Ent­ge­gen der gän­gi­gen  Pra­xis führt der Kar­di­nal weder den Vor­sitz noch ist er über­haupt Mit­glied in der neu­en Kom­mis­si­on. Zum Vor­sit­zen­den ernann­te Fran­zis­kus die Num­mer Zwei der Kon­gre­ga­ti­on, Kuri­en­erz­bi­schof Arthur Roche, dem nach­ge­sagt wird, im Auf­trag des Pap­stes Kar­di­nal Sarah neu­tra­li­sie­ren und mar­gi­na­li­sie­ren zu sollen.

Annibale Bugnini
Anni­ba­le Bugnini

Da die neue Kom­mis­si­on in den Medi­en wie unsicht­bar blieb und ihre Mit­glie­der nicht bekannt­ge­ge­ben wur­den, wuch­sen auch die Ver­dachts­mo­men­te, daß im sen­si­blen Bereich der Lit­ur­gie eine neue Bug­nig­ni-Kom­mis­si­on instal­liert wer­den soll.

Kuri­en­erz­bi­schof Anni­ba­le Bug­nini (1912–1982) war Sekre­tär der Lit­ur­gi­schen Vor­be­rei­tungs­kom­mis­si­on des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils und ab 1964 Sekre­tär des von Papst Paul VI. ein­ge­setz­ten Con­si­li­um zur Durch­füh­rung der Lit­ur­gie­kon­sti­tu­ti­on. Im Anschluß dar­an war er ab 1969 Sekre­tär der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on. Bug­nini gilt als „Archi­tekt“ und trei­ben­de Kraft hin­ter den Lit­ur­gie­re­for­men von 1965, beson­ders aber jener von 1969, die zur Ein­füh­rung des Novus Ordo führ­te. Schließ­lich fiel er wegen sei­ner zahl­rei­chen Eigen­mäch­tig­kei­ten bei Paul VI. in Ungna­de, der ihn 1976 als Ver­tre­ter des Hei­li­gen Stuhls in den Iran abschob. Der Zere­mo­nien­mei­ster von Papst Johan­nes Paul II., der nun­meh­ri­ge Kuri­en­erz­bi­schof Pie­ro Mari­ni, ist ein enger Schü­ler Bug­ninis, des­sen Sekre­tär er war. Den Ein­fluß die­ser Rich­tung auf die Lit­ur­gie woll­te Bene­dikt XVI. zurück­drän­gen und ersetz­te Pie­ro Mari­ni als Zere­mo­nien­mei­ster mit Gui­do Marini.

Auftrag: Liturgiam authenticam versenken

Laut Fernán­dez de la Cigo­ña bestehe die eigent­li­che Auf­ga­be der Kom­mis­si­on dar­in, Lit­ur­giam authen­ti­cam zu ver­sen­ken. Die­se Instruk­ti­on gilt als grund­le­gen­der Text für eine lit­ur­gi­sche „Restau­ra­ti­on“:

„Damit die­ses so gro­ße Erbe und die so gro­ßen Reich­tü­mer bewahrt und durch die Jahr­hun­der­te hin­durch über­lie­fert wer­den, soll man vor allem den Grund­satz beach­ten, dass die Über­set­zung der lit­ur­gi­schen Tex­te der römi­schen Lit­ur­gie nicht in erster Linie ein krea­ti­ves Werk ist, son­dern viel­mehr erfor­dert, die Ori­gi­nal­tex­te in die Volks­spra­che getreu und genau zu über­tra­gen. […] Doch muss der Ori­gi­nal­text, soweit mög­lich, ganz voll­stän­dig und ganz genau über­tra­gen wer­den, das heißt ohne Aus­las­sun­gen und Zusät­ze, was den Inhalt betrifft, und ohne Para­phra­sen oder Erklä­run­gen. Die Anpas­sun­gen an die Eigen­art und den Cha­rak­ter der ver­schie­de­nen Volks­spra­chen müs­sen beson­nen sein und behut­sam vor­ge­nom­men wer­den. (20)“

Der Bedeu­tung wegen soll der ver­bind­li­che latei­ni­sche Text wie­der­ge­ge­ben werden:

„Ut tan­tum patri­mo­ni­um tant­aeque divitiae ser­ven­tur et per sae­cu­la trans­mit­tan­tur, ad prin­ci­pi­um in pri­mis atten­da­tur ver­sio­nem tex­tu­um lit­ur­gi­corum Lit­ur­giae roma­nae opus esse non tam arti­fi­cii quam poti­us tex­tus pri­mi­ge­ni­os in lin­gu­am popu­la­rem fide­li­ter et accu­ra­te red­den­di. Licet debi­ta con­ce­da­tur facul­tas ver­ba com­po­nen­di atque syn­taxim et sty­lum sta­tuen­di ad tex­t­um popu­la­rem pro­flu­en­tem et ora­tio­nis popu­la­ris cur­sui ido­ne­um exaran­dum, tex­tus vero ori­gi­na­lis seu pri­mi­ge­ni­us opor­tet ut, quan­tum fie­ri potest, inte­ger­rime et per­ac­cu­ra­te trans­fe­ra­tur, nul­lis sci­li­cet inter­po­si­tis omis­sio­ni­bus vel addi­ta­men­tis, quoad argu­men­tum rer­um, nec para­phra­si­bus aut glos­sis induc­tis; accom­mo­da­tio­nes ad pro­prieta­tes seu indo­lem variorum ser­mo­num popu­la­ri­um opor­tet sint sobriae et cau­te efficiantur.“

„Ideologisierte Übersetzungen korrigieren“

Für die Prä­fek­ten der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on seit Jor­ge Arturo Kar­di­nal Medi­na Esté­vez, der 2001 das Dik­aste­ri­um lei­te­te, „war die Kor­rek­tur der ideo­lo­gi­sier­ten lit­ur­gi­schen Über­set­zun­gen die erste Etap­pe“ auf dem Weg, die „ver­wü­ste­te Lit­ur­gie“ wie­der zu ord­nen, wie Ripo­ste Catho­li­que zur neu­en Kom­mis­si­on schreibt. Bene­dikt XVI. ver­stärk­te die­se Bestre­bun­gen, mög­lichst nahe an das ver­bind­li­che latei­ni­sche Ori­gi­nal her­an­zu­kom­men. Dar­in bestand ein Herz­stück sei­ner „Reform der Liturgiereform“.

Zelebration Vetus Ordo
Zele­bra­ti­on Vetus Ordo

Kar­di­nal Sarah ist, wie gesagt, ein Betriebs­un­fall, wes­halb ihm zumin­dest die Hän­de gebun­den wer­den soll­ten. Die Num­mer Zwei der Kon­gre­ga­ti­on, Kuri­en­erz­bi­schof Roche, gilt als gemä­ßig­ter Bug­nini-Anhän­ger. Ihm wur­de mit Pater Cor­ra­do Mag­gio­ni ein Unter­se­kre­tär zur Sei­te gestellt, der ein ent­schie­de­ner Bug­nini-Anhän­ger ist. Der Mont­forta­ner Mag­gio­ni hielt einen Ein­zug in sein neu­es Amt wie er für die Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus nicht unty­pisch ist.

Am Mor­gen des 5. Novem­ber 2014 teil­te Msgr. Roche den bei­den damals amtie­ren­den Unter­se­kre­tä­ren, Msgr. Antho­ny Ward und Msgr. Juan Miguel Fer­rer, um 8.30 Uhr mit, daß sie abge­löst wur­den und ihren Platz zu räu­men hät­ten. Um 12 Uhr mit­tags ver­lie­ßen bei­de ihr Büro ohne Wiederkehr.

Als näch­sten Schritt nahm Papst Fran­zis­kus eine völ­li­ge Umbe­set­zung der Mit­glie­der vor, also der Kar­di­nä­le und Bischö­fe, die in der Voll­ver­samm­lung der Kon­gre­ga­ti­on stimm­be­rech­tigt sind. Zuletzt wur­den am 28. Okto­ber 2016 die Kar­di­nä­le Ray­mond Bur­ke und Geor­ge Pell ent­fernt und durch Kar­di­nal Gian­fran­co Rava­si und Kuri­en­erz­bi­schof Pie­ro Mari­ni ersetzt.

Vom neu­en „Con­si­li­um“ erfuhr Kar­di­nal Sarah durch ein Schrei­ben des Pap­stes, mit dem er die Errich­tung mit­teil­te. Eine Kom­mis­si­on, die hin­ter dem Rücken des zustän­di­gen Dik­aste­ri­en­lei­ters errich­tet wird und die­sen aus­grenzt, kann nur eines bedeu­ten, daß sie jeden­falls nicht die lit­ur­gi­sche Sen­si­bi­li­tät von Kar­di­nal Sarah vertritt.

Die Mitgliederliste

Offi­zi­ell gab der Vati­kan bis heu­te kei­ne Zusam­men­set­zung der neu­en Kom­mis­si­on bekannt. Die­se lie­fer­te inzwi­schen Fran­cis­co José Fernán­dez de la Cigoña:

  • Msgr. Arthur Roche, Sekre­tär der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, Präsident;
  • Pater Cor­ra­do Mag­gio­ni SMM, Unter­se­kre­tär der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, Vizepräsident;
  • Msgr. Domi­nic Jala, SDB, Erz­bi­schof von Shil­long (Indi­en);
  • Msgr. Mark Bene­dict Coler­idge, Erz­bi­schof von Bris­bane (Austra­li­en);
  • Msgr. Pie­ro Mari­ni, Vor­sit­zen­der des Komi­tees für die Inter­na­tio­na­len Eucha­ri­sti­schen Kon­gres­se, ehem. Sekre­tär von Anni­ba­le Bug­nini, ehem. Päpst­li­cher Zeremonienmeister;
  • Msgr. Ber­nard-Nico­las Jean-Marie Auber­tin, Erz­bi­schof von Tours (Frank­reich);
  • Msgr. Juli­an López Mar­tin, Bischof von León (Spa­ni­en);
  • Msgr. Arthur Joseph Ser­ra­tel­li, Bischof von Pater­son (USA);
  • Msgr. Fried­helm Hof­mann, Bischof von Würz­burg (Bun­des­re­pu­blik Deutschland);
  • Msgr. Jean-Pierre Kwam­bam­ba Masi, Weih­bi­schof von Kin­sha­sa (Demo­kra­ti­sche Repu­blik Kongo);
  • Msgr. John Bos­co Chang Shin-Ho, Bischof von Dae­gu (Süd­ko­rea);
  • Msgr. Dome­ni­co Sor­ren­ti­no, Bischof von Assi­si (Ita­li­en);
  • Msgr. Jéré­my Dris­coll, OSB, Päpst­li­ches Athe­nae­um Sant’Anselmo, Rom, Bene­dik­ti­ner­ab­tei Mount Angel (Ore­gon, USA);
  • Pater Mati­as Augé, Care­ti­ner, Hono­rar­pro­fes­sor, Päpst­li­ches Lit­ur­gi­sches Institut;
  • Don Gia­co­mo Inci­t­ti, Pro­fes­sor für Kir­chen­recht an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Urbaniana;
  • Pater Mario Les­si-Ario­sto, Jesu­it (Ita­li­en);
  • Pater Chri­stoph Ohly, Diö­ze­san­prie­ster, Erz­bis­tum Köln, Pro­fes­sor der Theo­lo­gie in Trier (Bun­des­re­pu­blik Deutschland);
  • Vale­ria Tra­pa­ni, Pro­fes­so­rin der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät von Paler­mo, Mit­glied der Lit­ur­gie­kom­mis­si­on des Erz­bis­tums Palermo.
  • Gio­van­ni Maria Vian, Chef­re­dak­teur des Osser­va­to­re Romano.

Fernán­dez de la Cigo­ña merk­te dazu an:

„Die Libe­ra­len sind stark ver­tre­ten. Ihnen sind exklu­siv zuzu­rech­nen: Roche, Mari­ni, Cole­r­di­ge, Sor­ren­ti­no, Lopez … Was Vian von Lit­ur­gie ver­steht, muß sich erst noch zei­gen, aber ohne Zwei­fel ist er ein Ver­tre­ter des Establishments.“

Ripo­ste Catho­li­que füg­te zu Vian hinzu:

„Nie­mand wuß­te bis­her, daß er über irgend­ei­ne lit­ur­gi­sche Kom­pe­tenz ver­fügt, wäh­rend hin­ge­gen sicher ist, daß er über um so soli­de­re ideo­lo­gi­sche Kom­pe­ten­zen verfügt.“

Ripo­ste Catho­li­que erin­nert an ein Schrei­ben, das Kuri­en­erz­bi­schof Roche 2014 der Kana­di­schen Bischofs­kon­fe­renz über­mit­tel­te, und das einen Ein­blick in sein Den­ken gewährt. Dar­in unter­schei­det er zwi­schen einer „dyna­mi­schen und funk­tio­na­len Äqui­va­lenz“ vor Lit­ur­giam authen­ti­cam und einer „for­ma­len Äqui­va­lenz“ seit Lit­ur­giam authen­ti­cam. Der Vor­wurf des „For­ma­lis­mus“ und der „Starr­heit“ funk­tio­niert im Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus offen­bar als eine Art Gene­ral­ank­la­ge, die belie­big und über­all ein­setz­bar ist.

Deutscher Sprachraum

Seit 2013 ist im deut­schen Bereich „alles blockiert“, so Ripo­ste Catho­li­que. Die Bischö­fe haben die Arbeit der Kom­mis­si­on Eccle­sia cele­brans, die Bene­dikt XVI. im Rah­men der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on errich­tet hat­te, zurück­ge­wie­sen. Sie erklär­ten, sich „einer Spra­che der Lit­ur­gie“ zu wider­set­zen, die „nicht die Spra­che des Vol­kes“ sei. Schon zuvor hoch zu Roß unter­wegs, scheint ihnen unter Fran­zis­kus der Kamm gestie­gen zu sein. Sie gehen davon aus, ihre Vor­stel­lun­gen auch in Sachen Lit­ur­gie in Rom durch­set­zen zu kön­nen. Einer der wich­tig­sten Knack­punk­te ist die Über­set­zung der Wand­lungs­wor­te pro mul­tis. Die deut­schen Bischö­fe wol­len an der Über­set­zung „für alle“ fest­hal­ten. Die Inklu­si­ons-Rhe­to­rik von Papst Fran­zis­kus lie­fert ihnen die Argu­men­te zur Hand.
Seit der Eme­ri­tie­rung von Kar­di­nal Joa­chim Meis­ner dik­tie­ren die Pro­gres­si­ven Marx (Mün­chen-Frei­sing), Acker­mann (Trier) und Koch (Ber­lin) voll­ends das Pro­gramm und wer­den von Rom aus flei­ßig von Kar­di­nal Kas­per unterstützt.

Angelsächsischer Raum

Durch die Mit­ar­beit der Kar­di­nä­le Pell und Arin­ze konn­te die Über­ar­bei­tung der Volks­über­set­zung erfolg­reich und ver­hält­nis­mä­ßig zügig abge­schlos­sen wer­den. Ver­ant­wort­lich dafür zeich­ne­te das Komi­tee Cla­ra Vox, das unter dem Vor­sitz von Kar­di­nal Pell arbei­te­te. Die­ses Komi­tee war an der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on als Gegen­ge­wicht zur pro­gres­si­ven Inter­na­tio­nal Com­mis­si­on on Eng­lish in the Lit­ur­gy (ICEL) geschaf­fen wor­den, die als Koor­di­na­ti­ons­stel­le zwi­schen den eng­lisch­spra­chi­gen Bischofs­kon­fe­ren­zen dient. Das neue Mis­sa­le in eng­li­scher Spra­che wur­de ver­öf­fent­licht und im eng­li­schen Raum ein­ge­führt. Papst Fran­zis­kus zele­brier­te in den USA nach die­sem Mis­sa­le und gebrauch­te auch die Wand­lungs­wor­te „für vie­le“. Mit dem Füh­rungs­wech­sel auf dem Papst­thron in Rom setz­te aber eine neue Wel­le der Kri­tik an der Neu­über­set­zung des Mis­sa­le ein. Seit drei Jah­ren ist ein kon­ti­nu­ier­li­ches Kes­sel­trei­ben gegen die von Bene­dikt XVI. gewoll­te Ver­bes­se­rung im Gan­ge. Es wird behaup­tet, daß „die Hälf­te“ der Gläu­bi­gen und sogar „71 Pro­zent der Prie­ster“ die neue eng­li­sche Über­set­zung wegen des „zu for­ma­len“ und „pom­pö­sen“ Stils ableh­ne. „Die neue Kom­mis­si­on wird die­se Kla­gen sicher hören“, so Ripo­ste Catho­li­que.

Frankophoner Bereich

Das Über­set­zungs­pro­jekt von Kar­di­nal Sarah wur­de mit einer Drei­vier­tel­mehr­heit der fran­zö­si­schen Bischö­fe bei deren Haupt­ver­samm­lung im März 2016 gut­ge­hei­ßen. Lit­ur­giam authen­ti­cam sieht eine Mehr­heit von min­de­stens zwei Drit­teln vor. Die Neu­über­set­zung soll­te, so die Pla­nung, mit der Fasten­zeit 2017 in Kraft treten.
Die Zustim­mung wur­de jedoch von einer Reso­lu­ti­on beglei­tet, die bis heu­te das Inkraft­tre­ten ver­hin­dert. Die Bischö­fe gaben ihre Zustim­mung mit dem Zusatz, der Bischöf­li­chen fran­ko­pho­nen Kom­mis­si­on für die lit­ur­gi­schen Über­set­zun­gen (CEFTL) den letz­ten Schliff zu über­tra­gen. Die­se Kom­mis­si­on woll­te plötz­lich aber mehr als nur einen „letz­ten Schliff“ geben. Beim Con­fi­teor besteht Kar­di­nal Sarah auf den Wor­ten: „Durch mei­ne Schuld, durch mei­ne Schuld, durch mei­ne gro­ße Schuld“, wäh­rend die Kom­mis­si­on ein: „Ja, ich habe wirk­lich gesün­digt“ haben möch­te. Im Cre­do for­dert Kar­di­nal Sarah die Wor­te „eines Wesens mit dem Vater“, die Kom­mis­si­on möch­te aber „von glei­cher Natur“, und wei­te­re Stel­len mehr. Die Fran­zo­sen möch­ten, daß die alte „offe­ne“ Über­set­zung ad libi­tum bleibt, was Kar­di­nal Sarah ablehnt.
In Bel­gi­en, der Schweiz und Kana­da haben die fran­ko­pho­nen Bischö­fe sich nicht ein­mal die Mühe gemacht, abzu­stim­men. Sie teil­ten direkt mit, die von Kar­di­nal Sarah gewünsch­ten Ände­run­gen abzu­leh­nen. Im fran­ko­pho­nen Afri­ka ist aus­schließ­lich die Mis­sa­le-Aus­ga­be von Frank­reich in Gebrauch, wes­halb sie zur Gän­ze von der fran­zö­si­schen Ent­schei­dung abhän­gen. Solan­ge sie sich davon nicht ent­kop­peln, wer­den sie nicht ein­mal um ihre Mei­nung gefragt.
Der CEFTL gehö­ren die fran­ko­pho­nen Bischö­fe von Frank­reich, der Schweiz, Bel­gi­ens, Kana­das, Mona­cos und Luxem­burgs an, nicht aber jene Afri­kas und Haitis.

„Ein selt­sa­mes neo­ko­lo­nia­les Kri­te­ri­um das gegen­über Bischofs­kon­fe­ren­zen ange­wandt wird, die ohne Zwei­fel als zu kon­ser­va­tiv gelten.“

Italien

Ita­li­en lei­ste­te zusam­men mit Deutsch­land Wider­stand gegen die Über­set­zung der Wand­lungs­wor­te mit „für vie­le“ statt „für alle“. In Wirk­lich­keit geht es den Bischö­fen dabei aber weni­ger dar­um, als viel­mehr um die Bei­be­hal­tung der zahl­rei­chen Optio­nen, von denen ihr Mis­sa­le voll ist. „Die Welt der ita­lie­ni­schen Lit­ur­gi­ker ist gut orga­ni­siert in einer effi­zi­en­ten Pres­su­re-Group“, so Ripo­ste Catho­li­que. Das gilt vor allem für die Ver­ei­ni­gung der Lit­ur­gie­pro­fes­so­ren, die an der Bene­dik­ti­ner­hoch­schu­le Sant’Anselmo, an den Lit­ur­gi­schen Insti­tu­ten von Padua, Paler­mo, Bolo­gna und Mai­land sowie an den diö­ze­sa­nen Prie­ster­se­mi­na­ren unter­rich­ten. Das Lit­ur­gi­sche Amt der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz befin­det sich fest in ihrer Hand. Glei­ches gilt für die lit­ur­gi­schen Fach­zeit­schrif­ten La Rivi­si­ta di pasto­ra­le lit­ur­gi­ca und La Rivi­sta lit­ur­gi­ca.

Spanien

Spa­ni­en ist lit­ur­gisch ruhig und ange­paßt an die Lit­ur­gie­re­form von 1969. Die Neu­über­set­zung des Mis­sa­le Roma­num wur­de von Bischof Lopez Mar­tin über­wacht und trat mit dem ersten Fasten­sonn­tag in Kraft. Bischof Lopez Mar­tin fin­det sich auch unter den Mit­glie­dern der neu­en Kom­mis­si­on wie­der, wo er der Bug­nini-Frak­ti­on angehört.

Fer­nan­dez de la Cigo­ña, der im Gegen­satz zu Ripo­ste Catho­li­que nicht zum tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Teil der Kir­che gehört, schrieb abschließend:

„In Sum­me ist die­se Kom­mis­si­on äußerst besorgniserregend.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ripo­ste Catholique/​New Lit­ur­gi­cal Movement

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8 Kommentare

  1. Der Westen ist zum Grab Got­tes gewor­den (Kar­di­nal Sarah). Und jetzt wird noch sei­ne Beer­di­gungs­ze­re­mo­nie neu ver­fasst und gestal­tet. Wann wer­den end­lich die­se Falsch­mün­zer in der Kurie, in den Bischofs­kon­fe­ren­zen, an den theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten gestoppt und ent­fernt, die das zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil zur Abschaf­fung der wah­ren katho­li­schen Kir­che instru­men­ta­li­sie­ren! Das zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil muss sich in die 22 übri­gen Kon­zi­le, ein­ord­nen kön­nen, oder es begrün­det eine neue Kir­che. Weh­ren wir uns end­lich? Das ist Pflicht jedes Katho­li­ken, der noch katho­lisch und nicht bloss getauf­ter Papier­ka­tho­lik ist, der kaum noch betet.

  2. Die Über­schrift zu die­sem Arti­kel hät­te man viel­leicht auch Dani­el 8,11+12 ent­neh­men kön­nen: „Bis zum Gebie­ter des Him­mels­hee­res reck­te das Horn sich empor; es ent­zog ihm das täg­li­che Opfer und ver­wü­ste­te sein Hei­lig­tum. Ein Heer wur­de ver­bre­che­risch gegen das täg­li­che Opfer ein­ge­setzt. Das Horn stürz­te die Wahr­heit zu Boden, und was es unter­nahm, das gelang ihm.“ Laut Ez 46,13–15 soll die Vor­schrift des täg­li­chen Opfers für immer gel­ten. Aber laut Dani­el (auch 11,31 + 12,11) wird es eine Zeit geben, da das täg­li­che Opfer abge­schafft sein wird. Statt­des­sen wird der unheil­vol­le Gräu­el errich­tet, von dem auch unser Herr Jesus Chri­stus bei Mk 13,14 für die End­zeit spricht.

    Der Satan und sein Anhang wur­de durch das voll­kom­me­ne immer­wäh­ren­de Opfer Chri­sti auf Gol­go­tha besiegt. Jenes Opfer, dass seit­dem jeden Tag rund um die Uhr und den Glo­bus unzäh­li­ge Male ver­ge­gen­wär­tigt wird. Er will aber doch herr­schen und den unheil­vol­len Gräu­el auf­rich­ten, sich viel­leicht sogar im Tem­pel zu Jeru­sa­lem anbe­ten las­sen. Also muss er nicht nur die­sen Tem­pel wie­der auf­bau­en las­sen (viel­leicht als Bau­satz für drei Tage Bau­zeit?), er muss durch sei­ne Anhän­ger das Gesche­hen sei­ner Nie­der­la­ge aus der Welt ver­schwin­den las­sen. Nun ist aber die Hl. Mes­se auch nach dem Bug­nini-Ritus ein Schritt in die­se Rich­tung, zumeist (je nach Zele­bran­ten) trotz allem immer­noch gül­tig die­ses täg­li­che Opfer. Es muss aber weg. 

    Die Ver­su­che staat­li­cher­seits das Hl. Mess­op­fer zu unter­bin­den waren in der Geschich­te immer regio­nal begrenzt und wur­den erst unter­lau­fen, dann unwirk­sam. Mit­tels der Abspal­tun­gen von der Kir­che war die Abschaf­fung auch nur teil­wei­se erfolg­reich. Also muss etwas ande­res her. Und wer nicht mehr wei­ter weiß, grün­det einen Arbeits­kreis – hier: eine Lit­ur­gie­kom­mis­si­on. Die Lösung besteht dar­in, die Abschaf­fung des täg­li­chen Opfers durch die Kir­che selbst zu errei­chen. Die Errich­tung des unheil­vol­len Gräu­els wird dann ein Kin­der­spiel sein, wel­ches auch noch freu­dig als Ersatz begrüßt wer­den wird.

    Hl. Erz­engel Micha­el, bit­te für uns und kämp­fe für die Kirche!

    • Es wird sich immer irgend­wo ein Zele­brant fin­den, sodass das Mess­op­fer nie abge­schafft sein wird. Es kommt doch nicht auf den Zele­bran­ten drauf an, son­dern auf die offi­zi­el­le Abschaf­fung. Das Kon­zil von Tri­ent und Papst Pius V hat ex cathe­dra die Lit­ur­gie von Papst Pius V für alle Zei­ten unab­än­der­bar und gül­tig fest­ge­legt. Das zwei­te vati­ka­ni­sche Kon­zil hat die Lit­ur­gie geän­dert. Die Wahr­heit ist aber unver­än­der­bar. Wenn wir auf den Zele­bran­ten abstel­len, dann las­sen wir uns auf das Spiel des Lügen­pro­phe­ten ein, der immer ein Schlupf­loch fin­det. Es fin­det sich in den 2000 Jah­ren Chri­sten­tum kein Kon­zil, das der Kon­ti­nui­tät der bis­he­ri­gen Leh­re von Päp­sten und Kon­zi­li­en wider­spro­chen hat­te wie das zwei­te vati­ka­ni­sche Konzil.

      • Ihre Ent­geg­nung ist nach mM Unfug. Papst Bene­dikt hat in sei­nem ersten Jesus-Buch geschrie­ben: „Im Sohn ist er selbst (Gott) Wein­stock gewor­den, er hat sich für immer und seins­mä­ßig mit dem Sohn identifiziert.
        Die­ser Wein­stock kann nie mehr aus­ge­ris­sen werden, …“

        Ja, gott­lob wird sich immer irgend­wo ein Zele­brant fin­den, und um die­sen soll­te Sei­ne klei­ne Her­de sich ver­sam­meln. Auch wenn gan­ze Teil­kir­chen unter­ge­hen wer­den, wie z.B. die einst blü­hen­den Nordafrikas.

    • Seit je her hat der Satan ver­sucht, die Kir­che (und hier spre­che ich ein­zig von der einen wah­ren Kir­che = kath./apostolisch) von außen zu zer­stö­ren, was ihm nicht gelang. Dann fuhr er sei­nen Plan B hoch; näm­lich das Böse und sei­ne Scher­gen inner­halb der Kir­che zu posi­tio­nie­ren. Das ist längst pas­siert (sie­he z.B. Papst Leo XIII. – Gebet zum Hl. Erz­engel Michael).
      Wenn wir – die Gläu­bi­gen – noch wei­ter schla­fen und nicht end­lich was dage­gen­set­zen (Gebet, Buße, Fasten etc.) wer­de wir bald leer­ge­wein­te Auge haben .…

  3. Wo sind denn die noch glau­bens­treu­en Kar­di­nä­le, die sich zusam­men­schlie­ßen könn­ten, um dem allem Ein­halt zu gebie­ten, ähn­lich der vier Kar­di­nä­le, die sich durch die For­mu­lie­rung der dubia zusam­men­ge­tan haben.
    Vier Kar­di­nä­le kann man ohne Ant­wort durch den Papst las­sen, sie auf­lau­fen oder sie auch her­un­ter­put­zen zu las­sen, bei ein paar Dut­zend jedoch dürf­te dies schon wesent­lich schwie­ri­ger sein.
    Sie könn­ten nicht alle mund­tot gemacht werden.

  4. Nach­trag:
    Auch Erz­bi­schö­fe dürf­ten sich am Pro­test beteiligen.
    Und auch wir könn­ten in Leser­brie­fen, in Gesprä­chen mit unse­rem Orts­pfar­rer, in Anschrei­ben und Mails an die Diö­ze­sen unse­ren Unmut zum Aus­druck bringen.
    Es ist, so glau­be ich, die resi­gna­ti­ve Hal­tung, die uns alle­samt lähmt.

  5. Der unheil­vol­le Greu­el an Hei­li­ger Stät­te. Unse­re Gene­ra­ti­on wird erle­ben müs­sen, dass das täg­li­che Wun­der, die Gegen­wär­tig­set­zung des Opfers Chri­sti abge­schafft und ein öku­me­ni­sches Gedächt­nis­ze­re­mo­ni­ell ein­ge­führt wer­den wird.

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