Das unter Papst Franziskus unsichtbare Letzte Abendmahl – Fußwaschung: Der alles zudeckende soziale Gestus


Gründonnerstag: der "verschwundene" Auftakt zum Triduum Sacrum
Gründonnerstag: der "verschwundene" Auftakt zum Triduum Sacrum

(Rom) Der Hei­li­ge Stuhl gab die päpst­li­chen Zele­bra­tio­nen für die Kar­wo­che samt dem Oster­fest bekannt. Wie bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren fehlt im Kalen­der der Gründonnerstag.

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Am Vor­mit­tag des 13. April wird der Papst wie gewohnt im Peters­dom die Chri­sam­mes­se zele­brie­ren. Nicht ange­führt ist die Mes­se vom Letz­ten Abend­mahl am Abend des Grün­don­ners­tags, mit der lit­ur­gisch das Tri­du­um Sacrum beginnt.

Papst Fran­zis­kus wird auch am Grün­don­ners­tag 2017 das Letz­te Abend­mahl des Herrn nicht in der Late­ran­ba­si­li­ka, der Bischofs­kir­che Roms und „Mut­ter aller Kir­chen“ zele­brie­ren, son­dern an einem noch nicht bekann­ten Ort. Im fünf­ten Jahr hin­ter­ein­an­der ver­schwin­det damit ein zen­tra­les lit­ur­gi­sches Moment, der für die Kir­che von höch­ster Bedeu­tung ist, aus dem Blickfeld.

Wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ist auch 2017 mit einer „spek­ta­ku­lä­ren“ Fuß­wa­schung zu rech­nen. Die Spe­ku­la­tio­nen unter Vati­ka­ni­sten bezie­hen sich der­zeit dar­auf, wem der Papst in die­sem Jahr unter Aus­schluß der Öffent­lich­keit – und der Kir­che – die Füße waschen wird.

Die Mes­se am Abend des Grün­don­ners­tags ist von kon­sti­tu­ti­ver Bedeu­tung für die Katho­li­sche Kir­che und inhalt­lich von kon­zen­trier­ter Dich­te. Es wird der Fuß­wa­schung gedacht, die der Herr an den Apo­steln vor­nahm. Ein Zei­chen dafür, daß die apo­sto­li­sche Suk­zes­si­on immer ein demü­ti­ges Die­nen sein muß. Um dies zum Aus­druck zu brin­gen, wuschen Päp­ste Kar­di­nä­len und Bischö­fen die Füße als direk­te Nach­ge­reih­te und direk­te Untergebene.

Das ist nur ein Ele­ment. Am sel­ben Abend wird vor allem der Ein­set­zung des Aller­hei­lig­sten Altar­sa­kra­ments durch Jesus Chri­stus gedacht und, damit untrenn­bar ver­bun­den, der Ein­set­zung des Wei­he­prie­ster­tums. Die­se dop­pel­te Ein­set­zung bil­det den Mit­tel­punkt der Grün­don­ners­tags­lit­ur­gie und ist auf das Eng­ste mit der Kir­che als geweih­tem Sakral­raum ver­bun­den. Das ver­langt eigent­lich, daß die Hei­li­ge Mes­se in Coe­na Domi­ni von den Ober­hir­ten in ihrer Bischofs­kir­che mit dem gläu­bi­gen Volk zele­briert wird.

Mit ande­ren Wor­ten: Die Ein­set­zung des Wei­he­sa­kra­ments (Prie­ster­tum) und des Altar­sa­kra­ments (Eucha­ri­stie) tre­ten durch den päpst­li­chen Besuch an einem unbe­kann­ten, geschlos­se­nen Ort erneut hin­ter die Geste der Fuß­wa­schung zurück, die vor allem als sozia­le Geste erscheint. Ein Aspekt, der durch den Umstand unter­stri­chen wird, daß Papst Fran­zis­kus auch Mus­li­men die Füße wusch.

Seit den Besu­chen in Gefäng­nis­sen und im Flücht­lings­heim steht auch die Fra­ge im Raum, ob Papst Fran­zis­kus Anders­gläu­bi­gen die Kom­mu­ni­on spen­de­te. Ent­spre­chen­de Anfra­gen wur­den weder vom Vati­kan noch von den Kaplä­nen der besuch­ten Ein­rich­tun­gen beantwortet.

2014 rief eine Initia­ti­ve katho­li­scher Medi­en die Bischö­fe auf, an die­sem Abend ihre Kathe­dra­len nicht zu ver­las­sen, um an ande­ren Orten zu zele­brie­ren. Die Abwe­sen­heit des Bischofs von sei­ner Bischofs­kir­che sei eine „Anoma­lie“. Die­se Initia­ti­ve muß­te aber ins Lee­re fal­len, da es der Papst selbst ist, der sei­ne Bischofs­kir­che, die Late­ran­ba­si­li­ka ver­läßt. Papst Fran­zis­kus mache die zen­tra­le Lit­ur­gie des Grün­don­ners­tags „unsicht­bar“, so Mes­sa in Lati­no. Die Hei­li­ge Mes­se in der Late­ran­ba­si­li­ka stand allen Gläu­bi­gen offen und wur­de im Fern­se­hen übertragen.

Die Mis­sa in Coe­na Domi­ni von Papst Fran­zis­kus unter Aus­schluß der Öffentlichkeit:

2013: Besuch im Jugendgefängnis
2014: Besuch einer Behinderteneinrichtung
2015: Besuch im Gefängnis
2016: Besuch im Flüchtlingsheim
2017: ?

Text. Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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13 Kommentare

  1. Nichts aber gar­nichts gerät in Ver­ges­sen­heit noch ist die­se „neue Form“ spek­ta­ku­lär. Im Gegen­teil Papst Fran­zis­kus stellt die Ver­ges­se­nen und Geschla­ge­nen in den Vor­der­grund, dafür müs­sen wir ihn dank­bar sein.

    • Ja, Maria, wo Nichts war und ist, kann nichts ver­ges­sen wer­den, wie bei Ihnen. Die Ver­ges­sen­nen und Geschla­ge­nen stellt der Papst Fran­zis­kus in Vor­der­grund, …als eige­nes Schild und Paro­le. Die­se Men­schen wer­den, erneut, ver­ges­sen, geschla­gen und, zusätz­lich gebraucht ‑miss­braucht und ver­ra­ten, im Namen einer bru­ta­ler Macht in, eben, „neu­er Form“, wie Sie schrei­ben, die ja nicht mal spek­ta­ku­lär sei.

    • Man kann die „Ver­ges­se­nen und Geschla­ge­nen“ die­ser Welt auch auf ande­re Wei­se ehren und in den Mit­tel­punkt der Auf­merk­sam­keit rücken und das tut Papst Fran­zis­kus ja häu­fig, beson­des in sei­nen Äusse­run­gen und Predigten.
      Den Ablauf der Grün­don­ners­tags-Fuß­wa­schung des­we­gen zu ändern ist dazu also nicht notwendig.
      Grund­sätz­lich steht ja Gott in der Lit­ur­gie im Zen­trum unse­rer Auf­merk­sam­keit und nicht der Mensch. Wenig­stens die­se eine Stun­de soll­te es mög­lich sein, dies zu prak­ti­zie­ren, auch dem welt­zu­ge­wand­ten Papst .

      • Das Pro­blem liegt doch viel tie­fer. Man hat auf­ge­hört sei­tens der katho­li­schen Kir­che, das Leid als Fol­ge der Sün­de zu bezeich­nen. Statt­des­sen übt man sich im Rah­men des neu­geist­li­chen Huma­nis­mus in Mit­leid, aber ohne den Bemit­lei­de­ten das Evan­ge­li­um bzw die Bot­schaft Jesu Chri­sti zu verkünden.
        Das ist ein wesent­li­cher Unter­schied zwi­schen Papst Fran­zis­kus und dem Herrn Jesus Chri­stus. Denn der Herr hat die­je­ni­gen geheilt, die sich auch bekehr­ten. Papst Fran­zis­kus aber setzt nur Gesten, ohne Bekeh­rung als Frucht hervorzubringen.

  2. Mög­li­cher­wei­se wird der Ort der fünf­ten Fuß­wa­schung als Ort der Sün­de des Flei­sches (Rot­licht­mi­lieu) so ent­lar­vend sein, das die­ser Ort in dia­bo­li­scher Vor­freu­de auf das Stau­nen und die Begei­ste­rung der Welt geheim gehal­ten wer­den muß.
    Denk­bar ist auch, dass die Fuß­wa­schung die­ses Mal pas­send zum säku­la­ren Aktio­nis­mus von Fran­zis­kus und den vie­len Skan­da­len, Dra­men, Häre­si­en und Fett­näpf­chen ihres ober­sten „Ober­hir­ten“ „nur“ in einem römi­schen Schau­spiel­haus (Thea­ter) statt­fin­det, gemäß dem Mot­to: „Vor­hang auf, Büh­ne frei für .…..? Ja – für was eigentlich?

  3. Kann ich „irgend­wo“ einen gut begrün­de­ten Vor­schlag für die dies­jäh­ri­ge Fuß­wa­schung von Fran­zis­kus machen? Oder wird mei­ne wohl krea­ti­ve Idee, dass Fran­zis­kus vor sei­ner Hei­lig­keit, Papst Bene­dikt XVI. demü­tig knien möge, um dem wah­ren Stell­ver­tre­ter Chri­sti auf Erden die Füße zu waschen, von der begei­ster­ten Welt, den Medi­en und den Nicht­gläu­bi­gen als Skan­dal betrach­tet werden?

  4. Der Grün­don­ners­tag hat für uns Katho­li­ken eine tie­fe sym­bo­li­sche Bedeu­tung und die hei­li­ge Lit­ur­gie lässt uns an die­ser tie­fen Sym­bo­lik teil­neh­men und den Got­tes­sohn anbeten.
    Die päpst­li­che Lit­ur­gie trug dem Ver­mächt­nis Chri­sti in beson­de­rer Wei­se Rechnung.
    Bis­her hat Fran­zis­kus die­sem Tag sei­ne eige­ne Deu­tung gege­ben und er hat ihn immer mit einer eige­nen eher unver­ständ­li­chen Bot­schaft medi­en­wirk­sam ver­bun­den. Auf­grund der hohen Sym­bol­kraft des Gesche­hens und der Unbe­re­chen­bar­keit des jet­zi­gen Pap­stes graut mir vor der näch­sten sym­bo­li­schen Bot­schaft zum Begin des Tri­du­um sanc­tum 2017.

  5. Jesus hat den Apo­steln die Füße gewa­schen, also den Sei­nen. Er hat nicht irgend­wel­chen Leu­ten von der Stra­ße oder Gefäng­nis­in­sas­sen oder sol­chen, die nicht zu ihm gehö­ren, die Füße gewaschen.

    Fran­zis­kus meint, allen die Füße waschen zu müs­sen, aber nicht den Sei­nen und nicht denen, die zu ihm gehören.

  6. In sei­nem nahe­zu mani­schen Bemü­hen, „an die Rän­der“ der Gesell­schaft zu gehen, hat sich der Papst wohl selbst in die Enge getrie­ben, mit einer neu­en skur­ri­len Fuß­wa­schung sei­ne bis­he­ri­gen „Loka­ti­ons“ über­bie­ten zu müs­sen. Wie wäre es damit, die mus­li­mi­schen Eltern des Ber­li­ner-Jahr­markt-Atten­tä­ters zu prä­sen­tie­ren und wer­be­wirk­sam um Ver­zei­hung zu bit­ten? (Ver­zei­hung: ich kann mich nur noch in den Zynis­mus flüchten)

  7. Den­ke nicht,dass Populismus,z. Zt.,gerade den bekann­ten Vatikanisten,anzulasten ist,bzw.ein Ver­dacht der Versuchung…Bin auch sicher,dass die­ser Vati­ka­nist weiss,was Kir­che ist.Und gera­de in die­ser Zeit,versammeln wir uns,im Chri­sti Namen​.Es bleibt uns nur zu glauben,oder nicht ‚dass das Tun des Pap­stes Franziskus,im Namen Jesu Christi,ist…Die Hoff­nung und Glauben,die Sie aus­ge­spro­chen haben,lieber hicesthodie,danke dafür herzlich.

  8. Was Jesus Chri­stus mein­te, war etwas ganz ande­res, als der Papst macht. Woll­te Fran­zis­kus nach den Maß­stä­ben Jesu han­deln, so wäre es an Ihm, genau jenen die Füsse zu waschen, die er vor­her kri­ti­siert, näm­lich Leu­ten der Kir­che, die er vor­her abge­watscht hat. Aber dazu gehört sehr viel Demut, die Jesus hatte.

  9. Rein logisch gedacht, käme 2017 ja wie­der ein Gefäng­nis dran für die lei­der nur huma­ni­sti­sche und weni­ger christ­li­che Geste der Gründonnerstagfußwaschung.
    Anstatt den Men­schen Chri­stus näher­zu­brin­gen, um den es zu Ostern geht. Mich bewe­gen die­se huma­ni­sti­schen Aktio­nen ob ihres Inhalts nicht mehr, doch wun­dert es mich, wie wenig der wah­re Cha­rak­ter des Chri­sten­tums der Welt noch bekannt ist bzw von katho­li­schen Wür­den­trä­gern inmit­ten der Strö­mung des Zeit­geists authen­tisch bekannt wird.

  10. Eine sehr ober­fläch­li­che Stel­lung­nah­me. Ihr letz­ter Satz könn­te genau­so für irgend­ei­ne Hor­ror-NOM- Mes­se ver­wen­det wer­den, mit ihm lie­ße sich so ziem­lich alles begrün­den. Kein Wun­der, dass Mt 18,16 von allen Pro­te­stan­ti­sie­rern so geliebt wird. Für die Abend­mahl­fei­er am Grün­don­ners­tag sind hin­ge­gen schon ein wenig höhe­re Anfor­de­run­gen zu stellen.
    Im übri­gen wird nicht die­se Mess­fei­er per se, son­dern die von Berg­o­glio vor­ge­nom­me­ne Gewich­tung kri­ti­siert, und dies völ­lig zurecht.

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