Niederländer und Flamen beten neues „Vaterunser“ – Vox Populi: „Das ist nicht mehr Krise, sondern Ruin der Kirche“


Seit Advent wird in den Niederlanden und in Flandern nicht nur ein einheitliches, sondern auch neuformuliertes "Vater unser" gebetet. Katholiken protestieren gegen diese Neuerung und sprechen vom "Ruin" der Kirche durch Tilgung von Sünde und Versuchung zur Sünde.
Seit Advent wird in den Niederlanden und in Flandern nicht nur ein einheitliches, sondern auch neuformuliertes "Vater unser" gebetet. Katholiken protestieren gegen diese Neuerung und sprechen vom "Ruin" der Kirche durch Tilgung von Sünde und Versuchung zur Sünde.

(Brüssel/​Amsterdam) Seit dem Advent beten die Nie­der­län­der und die Fla­men das­sel­be „Vater­un­ser“. Das neue Gebet, das Jesus Chri­stus selbst lehr­te, bringt dem nie­der­län­di­schen Sprach­raum nicht nur eine Ver­ein­heit­li­chung, son­dern auch umstrit­te­ne Neuformulierungen.

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Bis­her wur­den in den bei­den Län­dern, in denen nie­der­län­disch gespro­chen wird, zwei unter­schied­li­che Fas­sun­gen des „Vater­un­sers“ gebe­tet. Wenn den Fla­men bei­spiels­wei­se die „Schul­den“ ver­ge­ben wur­den, wur­de den Nie­der­län­dern die „Schuld“ vergeben.

Nicht gegen die­se Ver­ein­heit­li­chung wohl aber gegen Neue­run­gen pro­te­stie­ren gläu­bi­ge Katho­li­ken in den Nie­der­lan­den und in Flan­dern. Die nie­der­län­di­sche Tages­zei­tung Trouw bezeich­ne­te die Neue­run­gen im Novem­ber 2016 als eine „klei­ne lit­ur­gi­sche revo­lu­tie“ (klei­ne lit­ur­gi­sche Revo­lu­ti­on). Die katho­li­sche Lai­en­in­itia­ti­ve Vox Popu­li spricht von einer „ideo­lo­gisch“ moti­vier­ten Neu­for­mu­lie­rung. Mit einer Peti­ti­on pro­te­stiert die Initia­ti­ve gegen die Neu­fas­sung. Die Bit­te „und füh­re uns nicht in Ver­su­chung“ (lat. temp­t­atio­nem) wur­de bis­her mit „beko­ring“ (Ver­su­chung) über­setzt, wäh­rend die Neu­fas­sung „bepro­e­ving“ lau­tet, was „Erpro­bung, Prü­fung, Heim­su­chung, Test“ heißt. Sinn­ge­mäß heißt es nun: „und stel­le uns nicht auf die Probe“.

Hugo Bos, der Vor­sit­zen­de der nie­der­län­di­schen Lebens­rechts­be­we­gung Sti­re­zo Pro Life, sieht das neue Vater­un­ser „auf einer Linie mit der Ten­denz der Bischö­fe, die Sün­de und die Ver­su­chung zur Sün­de zu igno­rie­ren“. Die­se Ten­denz sei die Fort­set­zung des Hol­län­di­schen Kate­chis­mus von 1965, der syste­ma­tisch jeden Hin­weis auf das Über­na­tür­li­che aus der kirch­li­chen Leh­re beseitigte.

Vox Popu­li ist über­zeugt, daß die­se „Initia­ti­ve der bel­gi­schen und nie­der­län­di­schen Bischö­fe die Ver­wir­rung in der Kir­che  und folg­lich auch die Glau­bens­kri­se nur noch ver­grö­ßern wird“. Der Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che sage deut­lich, daß der letz­te Satz des „Vater­un­ser“ eine Bit­te an Chri­stus ist, zu hel­fen, der Ver­su­chung zur Sün­de und dem Bösen zu wider­ste­hen. Es hand­le sich also nicht um eine Bit­te des Men­schen an Gott, ihn vor Schmerz und mate­ri­el­lem Lei­den zu bewahren.

„Die aktu­el­le Situa­ti­on ist nicht mehr eine Kri­se, son­dern der Ruin der katho­li­schen Kir­che in den Nie­der­lan­den. 600–700 Kir­chen sol­len bis Ende 2018 auf­ge­las­sen wer­den“, so Vox Popu­li.

Kar­di­nal Wil­lem Jaco­bus Eijk, der Erz­bi­schof von Utrecht, erin­ner­te unlängst dar­an, daß vor dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil 90 Pro­zent der nie­der­län­di­schen Katho­li­ken am Sonn­tag die Hei­li­ge Mes­se besuch­ten. Heu­te sind es nur mehr sechs Prozent.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: FQ (Screen­shot)

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