Malteserorden: Großmeister wirft päpstlicher Untersuchungskommission Befangenheit vor


Malteserorden: Fall Boeselager - Ist die päpstliche Untersuchungskommission befangen?
Malteserorden: Fall Boeselager - Ist die päpstliche Untersuchungskommission befangen?

(Rom) Der Groß­mei­ster des Sou­ve­rä­nen Mal­te­ser­or­dens, Fra Matthew Fest­ing, wie­der­hol­te sei­nen Vor­wurf gegen die von Papst Fran­zis­kus ein­ge­setz­te Unter­su­chungs­kom­mis­si­on zum Fall Boe­se­la­ger. Die­se Kom­mis­si­on habe kei­ne recht­li­che Zustän­dig­keit, weil der Mal­te­ser­or­den ein sou­ve­rä­nes Völ­ker­rechts­sub­jekt ist und der abge­setz­te Groß­kanz­ler Albrecht Frei­herr von Boe­se­la­ger, als Ange­hö­ri­ger des Zwei­ten Stan­des des Ordens, in sei­nen den Orden betref­fen­den Auf­ga­ben und Funk­tio­nen nicht dem Vati­kan unter­steht. Zudem sei­en eini­ge der fünf Kom­mis­si­ons­mit­glie­der durch per­sön­li­che und finan­zi­el­le Bin­dun­gen befan­gen und könn­ten daher kei­ne Objek­ti­vi­tät garantieren.

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Groß­mei­ster Fest­ing äußer­te schwer­wie­gen­de Zwei­fel zur Zusam­men­set­zung der Kom­mis­si­on und erhob gegen drei der fünf Kom­mis­si­ons­mit­glie­der den Vor­wurf von Inter­es­sens­kon­flik­ten. Zumin­dest drei Kom­mis­si­ons­mit­glie­der ste­hen in Zusam­men­hang mit einem Fonds in Genf, der vom ehe­ma­li­gen Groß­kanz­ler Boe­se­la­ger ver­wal­tet werde.

Er erhe­be, so Fest­ing, kei­ne per­sön­li­chen Vor­wür­fe, mache aber gel­tend, daß die per­sön­li­chen und finan­zi­el­len Ver­bin­dun­gen zwi­schen zumin­dest drei Kom­mis­si­ons­mit­glie­dern und Boe­se­la­ger bedeu­ten, daß „sie ein­deu­tig befan­gen sind, ihre Auf­ga­be objek­tiv zu erfüllen“.

Laut Infor­ma­tio­nen des Natio­nal Catho­lic Regi­ster han­delt es sich bei den drei Mit­glie­dern der Unter­su­chungs­kom­mis­si­on um Erz­bi­schof Sil­va­no Toma­si, Marc Odend­all und Mar­wan Seh­na­oui. Zusam­men mit Boe­se­la­ger ste­hen sie in Zusam­men­hang mit einer Schen­kung von 120 Mil­lio­nen Schwei­zer Fran­ken zugun­sten des Ordens.

Der Vati­ka­nist Edward Pen­tin schrieb in einem Arti­kel, daß die Mehr­heit der Kom­mis­si­ons­mit­glie­der per­sön­lich mit dem Ex-Groß­kanz­ler befreun­det sei­en, dar­un­ter Erz­bi­schof Tomasi.

Der Natio­nal Catho­lic Regi­ster berich­te­te: Boe­se­la­ger habe – laut ordens­in­ter­nen Infor­ma­tio­nen – bezüg­lich der Zusam­men­set­zung der Unter­su­chungs­kom­mis­si­on erheb­li­chen Druck auf den Vati­kan aus­ge­übt. Damit wur­de unter­stellt, daß die Kom­mis­si­on aus Gefäl­lig­keits­er­nen­nun­gen zugun­sten Boe­se­la­gers bestehe.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Mal­te­ser­or­den (Screen­shot)

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4 Kommentare

  1. Die Sache ist glas­klar. Min­de­stens drei der fünf Mit­glie­der der Unter­su­chungs­kom­mis­si­on sind befan­gen. Und der Mal­te­ser­or­den, egal was man von ihm hält, ist ein sou­ve­rä­nes Völ­ker­rechts­sub­jekt, unter­steht somit nicht dem Vati­kan. Ich fra­ge mich an die­sem Punkt aber wie­der ein­mal, wie­so man die­ser Unter­su­chungs­kom­mis­si­on über­haupt die Tür öff­net. Wenn man Papst Fran­zis­kus gegen­über nicht ein­deu­tig Stel­lung bezieht, zieht er sei­ne Sache durch. Und das ist eben die Schä­di­gung und Zer­stö­rung von tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Orden, wie schon den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta. Wer Papst Fran­zis­kus kennt, und ich den­ke das tun wir alle die hier regel­mä­ßig mit­le­sen, der weiß, was als Näch­stes kommt. Es ist nur eine Fra­ge der Zeit bis der Mal­te­ser­or­den in ähn­li­cher Form zer­schla­gen sein wird, wenn sie sich jetzt nicht klar zu ihrem recht­li­chen Sta­tus beken­nen. Immer die­se aus­wei­chen­den For­mu­lie­run­gen, um ja kein schlech­tes Gewis­sen dem Papst­amt gegen­über zu haben. Ich kann es schon nicht mehr hören bzw lesen. Es muss Klar­text gespro­chen wer­den, was ande­res ver­steht die­ser Papst nicht.

  2. Hier sto­ßen wirk­lich Wel­ten auf­ein­an­der: Dem Lin­ken ist eine Gefäl­lig­keits­er­nen­nung kein Vor­wurf, son­dern selbst­ver­ständ­li­cher Freund­schafts­dienst. Befan­gen­heit ist da kein Hin­der­nis, son­dern viel­mehr Vor­aus­set­zung, ist Loya­li­täts­be­weis. Der Lin­ke ist bezie­hungs­ori­en­tiert, die Sache selbst ist besten­falls dritt­ran­gig. So gese­hen ist der Lin­ke gar nicht im Rechts­sin­ne satis­fak­ti­ons­fä­hig, er kennt im Grun­de kein Recht und Unrecht – nur Lie­be und Haß. Kommt Ihnen das bekannt vor?
    Die Fra­ge ist, ob ein sol­cher Lin­ker über­haupt rechts­fä­hig ist? Da kommt der Schla­mas­sel her. Jeder klas­sisch libe­ral oder auch kon­ser­va­tiv gesinn­te Mensch wird auf Recht und Ord­nung plä­die­ren, hier wur­den die Begrif­fe einer Rechts­ord­nung ja erst gefun­den. Dies alles ist dem Lin­ken einer­lei. Er ist schlicht nicht erwach­sen: Er kennt nur Freund­schaft oder Feind­schaft – und alle Sachen macht er kaputt.

  3. dhmg
    Eine völ­ker­recht­lich so ein­zig­ar­ti­ge, wert­vol­le Enti­tät wie den Mal­te­ser-Orden wird Papst Fran­zis­kus schwer­lich zer­schla­gen wol­len. Viel ver­locken­der muss es für ihn sein, den Orden zu einem gefü­gi­gen Instru­ment für die eige­ne, revo­lu­tio­nä­re Sache umzufunktionieren.

  4. Es ste­hen sich hier zwei Orga­ni­sa­tio­nen gegen­über, die die­sel­be Völ­ker­recht­li­che Struk­tur haben. Sie sind sou­ve­rä­ne Völ­ker­rechts­sub­jac­te und damit auto­nom. Also ein Papst, der in den Mal­te­ser­or­den hin­ein­re­gie­ren will. tut sich sehr recht­lich schwer. Wel­che sei­ner ver­letz­ten Schutz­rech­te will er denn ein­kla­gen? Die Mal­te­ser sind und blei­ben auto­nom. Es sei denn sie begä­ben sich selbst ihrer ein­ma­li­gen Recht­struk­tur und es gelän­ge ihm in den Orden Unfrie­den und Spal­tung zu tra­gen. Die span­nen­de Fra­ge kommt im Fal­le eines Schis­mas auf. Wird der Orden dann sei­nem Kar­di­nal Bur­ke den Rah­men bie­ten und die orga­ni­sa­to­ri­sche Eigen­stän­dig­keit für der „Schis­ma­ti­ker“ oder wie es die Mehr­zahl hier sieht für die Eigen­stän­dig­keit der katho­li­schen Ortho­do­xie bie­ten? Ich darf ergän­zen, dass die Mal­te­ser ein eige­nes Inkardinationsrecht
    unab­hän­git von den Diö­ze­sen besit­zen. Mate­ri­ell sind sie der natür­li­che Geg­ner der vom Glau­ben abge­fal­le­nen Cari­tas. Es ver­bleibt eine ein­zi­ge Fra­ge, wie kann ich mei­ne Kir­chen­steu­er auf die Mal­te­ser umzwitschen?

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