Kardinal Napier zu Amoris laetitia: „Wenn im Westen Ehebrecher zur Kommunion dürfen, gilt das auch für unsere Polygamisten?


Twitter-Eintrag von Kardinal Napier zu Amoris laetitia und der umstrittenen Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Kommunion
Twitter-Eintrag von Kardinal Napier zu Amoris laetitia und der umstrittenen Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Kommunion

(Rom) Ein wei­te­rer Pupur­trä­ger, Kar­di­nal Wil­frid Napier, übte Kri­tik am Kern­punkt des umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­bens Amo­ris Lae­ti­tia von Papst Fran­zis­kus und stell­te sich damit hin­ter die Dubia der vier Kar­di­nä­le Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meisner.

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Kar­di­nal Wil­frid Fox Napier, ein Fran­zis­ka­ner, ist seit 1992 Erz­bi­schof von Dur­ban in Süd­afri­ka und Mit­glied meh­re­rer römi­scher Kon­gre­ga­tio­nen und Räte. Er wies wäh­rend der ersten Bischofs­syn­ode über die Fami­lie 2014 die ras­si­sti­schen Ent­glei­sun­gen von Kar­di­nal Wal­ter Kas­per gegen Schwarz­afri­ka zurück. Der deut­sche Pur­pur­trä­ger hat­te sich über den Wider­stand der afri­ka­ni­schen Syn­oda­len gegen sei­nen Kurs der „neu­en Barm­her­zig­keit“  gegen­über Ehe­bre­chern und Homo­se­xu­el­len geär­gert, der von Papst Fran­zis­kus unter­stützt wird. Kar­di­nal Kas­per leug­ne­te zunächst die Vor­wür­fe, bis Ton­band­auf­zeich­nun­gen ihn auch noch als Lüg­ner bloßstellten.

Um die Wogen zu glät­ten, ernann­te Papst Fran­zis­kus Kar­di­nal Napier als Ver­tre­ter Schwarz­afri­kas wäh­rend der lau­fen­den Syn­oden zum zusätz­li­chen stell­ver­tre­ten­den Synodenvorsitzenden.

Im April 2015 bekam Kas­per vom süd­afri­ka­ni­schen Kar­di­nal eine wei­te­re Breit­sei­te ver­paßt, die zugleich eine sub­ti­le Mah­nung an Papst Fran­zis­kus war. Mit einem Twit­ter­ein­trag reagier­te Kar­di­nal Napier auf die Behaup­tung ein­fluß­rei­cher Medi­en, Kar­di­nal Kas­per sei „der Theo­lo­ge des Pap­stes“. Eine Behaup­tung, die der Erz­bi­schof von Dur­ban mit dem Hin­weis zurück­wies, daß Papst Fran­zis­kus wohl selbst Theo­lo­ge genug sei, daß er nie­man­den brau­che, der als „sein Theo­lo­ge“ auftritt.

Napier mmit Kardinal  Chibly Langlois von Haiti während der Bischofssynode über die Familie
Kar­di­nal Napier (links) mit Kar­di­nal Chi­b­ly Lang­lois von Hai­ti wäh­rend der Bischofssynode

Die enge theo­lo­gi­sche Anleh­nung des argen­ti­ni­schen Pon­ti­fex an Kar­di­nal Kas­per hält den­noch bis heu­te an. Sie begann mit dem unge­wöhn­li­chen päpst­li­chen Lob beim ersten Ange­lus nach der Papst­wahl. Sei­ne „neue Barm­her­zig­keit“, wie Fran­zis­kus damals einer nichts­ah­nen­den Kir­che erklär­te, beruht auf dem Buch „Barm­her­zig­keit – Grund­be­griff des Evan­ge­li­ums“ von Kar­di­nal Kas­per. Glei­ches gilt für den aktu­el­len öku­me­ni­schen Kurs des Pap­stes mit der skur­ri­len, im Vati­kan aus­ge­bro­che­nen Luther­ma­nie. Der Kurs ist in Kas­pers Buch „Mar­tin Luther – eine öku­me­ni­sche Per­spek­ti­ve“ vor­ge­ge­ben und gip­felt im Satz: „Mar­tin Luther hat­te recht“.

Im Okto­ber 2015 gehör­te Kar­di­nal Napier zu den drei­zehn Kar­di­nä­len, die in ihrer Funk­ti­on als Syn­oda­len der zwei­ten Bischofs­syn­ode in einem auf­se­hen­er­re­gen­den Brief an Papst Fran­zis­kus gegen Mani­pu­la­ti­ons­ver­su­che der Syn­ode zugun­sten „vor­ge­fer­tig­ter Ergeb­nis­se“ protestierten.

Nun for­mu­lier­te Kar­di­nal Napier am 5. Janu­ar 2017 über Twit­ter eine pro­vo­kan­te Fra­ge und stell­te damit den umstrit­te­nen Kern von Amo­ris lae­ti­tia bloß:

„Wenn Men­schen im Westen in irre­gu­lä­ren Situa­tio­nen die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen dür­fen,  sol­len wir dann zu unse­ren Poly­ga­mi­sten und ande­ren ‚Son­der­lin­gen‘ gehen und sagen, daß es ihnen auch erlaubt ist?“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Twit­ter (Screen­shot)

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3 Kommentare

  1. Wäre es nicht sinn­vol­ler, Kar­di­nal Napier wür­de sei­nen berech­tig­ten Ein­wand gegen­über AL Papst Fran­zis­kus direkt zukom­men lassen?
    Es wür­de einen unmit­tel­ba­re­ren Ein­druck machen.

  2. Nach­dem Wie­der­ver­hei­ra­te­te in der Diö­ze­se Rom zur Hl. Kom­mu­ni­on gehen kön­nen, dür­fen dies logi­scher­wei­se auch Ehe­leu­te, die eine(n) Geliebte(n) haben. Zumal die­se gar kein Ehe­nich­tig­keits­ver­fah­ren wol­len. Meh­re­re Gelieb­te zu haben (Poly­ga­mie), ist nur ein gra­du­el­ler, kein grund­sätz­li­cher Unter­schied. Selbst­ver­ständ­lich dür­fen die­se daher eben­falls zur Kom­mu­ni­on gehen.
    Gewöh­nen wir uns ein­fach daran.
    Machen Sie es sich nicht so schwer wie bis­her. Ein­fach das Leben genie­ßen. Wer will denn schon ein Pela­gia­ner sein?

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