Version von Erzbischof Barrio: „Ja, sie sind homosexuell, praktizieren aber nicht“


Erzbischof Barrio läßt eine offiziöse Version zur Priesterweihe von zwei Homosexuellen verbreiten: "Ja, sie sind homosexuell, aber nicht praktizierend".
Erzbischof Barrio läßt eine offiziöse Version zur Priesterweihe von zwei Homosexuellen verbreiten: "Ja, sie sind homosexuell, aber nicht praktizierend".

(Madrid) Gegen Erz­bi­schof Juli­an Bar­rio Bar­rio von Sant­ia­go de Com­po­ste­la wur­de ver­gan­ge­ne Woche der Vor­wurf laut, er habe zwei beken­nen­de Homo­se­xu­el­le zu Prie­stern geweiht, obwohl die Wei­he von Homo­se­xu­el­len in der katho­li­schen Kir­che aus­ge­schlos­sen ist. Das Erz­bis­tum reagier­te inzwi­schen infor­mell und lie­fert eine „über­ra­schen­de“ Version.

Anzei­ge

Vor einer Woche, am 12. Dezem­ber erhob die spa­ni­sche Nach­rich­ten­platt­form Info­Va­ti­ca­na schwe­re Vor­wür­fe gegen den Erz­bi­schof von Sant­ia­go de Com­po­ste­la, einem der bekann­te­sten Wall­fahrts­or­te der Welt. Info­Va­ti­ca­na berich­te­te, daß der Erz­bi­schof zwei beken­nen­de Homo­se­xu­el­le zu Prie­ster geweiht habe, obwohl deren Homo­se­xua­li­tät bekannt gewe­sen sein muß­te, da sie sich in ihrer Pfar­rei zu ihrer Homo­se­xua­li­tät bekannt hat­ten. Die bei­den Neu­prie­ster hät­ten auch nicht das erz­bi­schöf­li­che Prie­ster­se­mi­nar besucht, son­dern wäh­rend ihrer Aus­bil­dung zusam­men­ge­lebt. Auch wäh­rend ihres pasto­ra­len Prak­ti­kums habe man es ihnen erlaubt, zusam­men­zu­le­ben. Ein Ordi­na­ri­ats­ver­tre­ter habe die bei­den Kan­di­da­ten weni­ge Tage vor ihrer Wei­he zu Hau­se besucht. Es sei daher dem Ordi­na­ri­at bekannt gewe­sen, daß sie zusam­men­le­ben. Auch ihre Homo­se­xua­li­tät kön­ne der Diö­ze­san­füh­rung nicht ver­bor­gen geblie­ben sei.

Info­Va­ti­ca­na ver­zich­te­te auf die Ver­öf­fent­li­chung der Namen der bei­den Män­ner, über­mit­tel­te die­se aber an die zustän­di­gen kirch­li­chen Stel­len. Der Schritt wur­de damit begrün­det, daß weder Sen­sa­ti­ons­gier befrie­digt noch von der „Ver­ant­wor­tung“ des Erz­bi­schofs abge­lenkt wer­den soll­te, der für die Bewah­rung der katho­li­schen Glau­bens­leh­re und die Beach­tung der kirch­li­chen Ord­nung in sei­nem Bis­tum zustän­dig ist.

Erst weni­ge Tage vor der Ent­hül­lung des Skan­dals hat­te die Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on in Rom die neue Grund­ord­nung für die Aus­bil­dung der Prie­ster ver­öf­fent­licht und dar­in ein­ge­schärft, daß Män­nern mit homo­se­xu­el­len Nei­gun­gen weder die Auf­nah­me in ein Prie­ster­se­mi­nar gewährt noch die Prie­ster­wei­he gespen­det wer­den dürfe.

Das Erz­bis­tum reagier­te noch am Abend des­sel­ben Tages mit einer Stel­lung­nah­me der Pres­se­stel­le, die alle Vor­wür­fe bestritt und von einer „üblen Ver­leum­dung“ sprach.

Info­Va­ti­ca­na hielt an sei­ner Dar­stel­lung fest und for­der­te das Erz­bis­tum auf, eine offi­zi­el­le Rich­tig­stel­lung im Sin­ne des Medi­en­ge­set­zes zu ver­lan­gen. Als das Erz­bis­tum das nicht tat, ließ Info­Va­ti­ca­na Erz­bi­schof Bar­rio meh­re­re Fra­gen zukom­men. Unter­des­sen, so Info­Va­ti­ca­na, habe die Pres­se­stel­le des Erz­bis­tums sich hin­ter den Kulis­sen bemüht, die Glaub­wür­dig­keit der Nach­rich­ten­sei­te „zu dis­kre­di­tie­ren“. Im Erz­bis­tum wer­de eine offi­ziö­se Ver­si­on der Ange­le­gen­heit her­um­ge­reicht, mit der sie „erklärt“ wer­den soll.

„Die Ver­si­on, mit der der Erz­bi­schof den Vor­fall ‚erklärt‘, ist noch über­ra­schen­der“, so Info­Va­ti­ca­na.

Im Ordi­na­ri­at „schei­nen alle die Namen der bei­den Prie­ster zu ken­nen“, so die Sei­te. Die offi­zi­ös her­um­ge­reich­te Ver­si­on lau­tet ent­schul­di­gend, daß die bei­den Män­ner ohne­hin „seit 20 Jah­ren ver­traut zusam­men­le­ben“ wür­den. Das hät­ten alle gewußt, sei also nichts Beson­de­res. Es sei auch wahr, daß sie homo­se­xu­ell sind, „aber sie prak­ti­zie­ren die Homo­se­xua­li­tät nicht“.

Die offi­ziö­se Ver­si­on bestä­tigt somit, daß Erz­bi­schof Bar­rio vor der Wei­he durch Beschwer­de­brie­fe aus der Pfar­rei unter­rich­tet war, aber die bei­den Män­ner bestrit­ten hät­ten, „prak­ti­zie­ren­de Homo­se­xu­el­le“ zu sein, wes­halb er, wie vor­ge­se­hen, zu ihrer Prie­ster­wei­he schritt.

Unter­des­sen for­dern Katho­li­ken wei­ter den Rück­tritt des Erz­bi­schofs, der sei­nen Pflich­ten „offen­sicht­lich nicht nach­ge­kom­men“ sei. Man­che spre­chen von einer „Homo-Lob­by“ im Erz­bis­tum, denn „anders läßt sich nicht erklä­ren, wie es gelin­gen konn­te, die Nach­richt auch nach der Ver­öf­fent­li­chung durch Info­Va­ti­ca­na in den gali­cis­chen Medi­en weit­ge­hend unter dem Tep­pich zu halten“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!