Exorzist der Diözese Rom beklagt: Jüngere Priester haben wenig Interesse als Exorzisten zu wirken


(Rom) Am ver­gan­ge­nen 16. Sep­tem­ber starb der inter­na­tio­nal bekann­te Exor­zist, Pater Gabrie­le Amor­th. Sein Nach­fol­ger beklagt, daß es kaum jun­ge Prie­ster gibt, die bereit sind, als Exor­zi­sten zu wirken.

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Pater Amor­th gehör­te dem katho­li­schen Orden der Gesell­schaft vom hei­li­gen Apo­stel Pau­lus (SSP) an. Von 1986 bis zu sei­nem Tod war er Haupt­ex­or­zist der Diö­ze­se Rom. Amor­th grün­de­te 1994 zusam­men mit ande­ren Exor­zi­sten die Inter­na­tio­na­le Exor­zi­sten­ver­ei­ni­gung (AIE), deren Vor­sit­zen­der er bis 2000 und deren Ehren­vor­sit­zen­der er seit­her war.

Erreichbarkeit für alle: an vier Tagen fixe Sprechstunden

Am 18. Okto­ber berich­te­te die BBC über einen ande­ren Exor­zi­sten. Was Pater Amor­th auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne war, ist Pater Vin­cen­zo Tara­bo­rel­li auf ita­lie­ni­scher Ebe­ne. Pater Tara­bo­rel­li war bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren neben Pater Amor­th Exor­zist der Diö­ze­se Rom. Nun ist er als fak­ti­scher Haupt­ex­or­zist der Diö­ze­se des Pap­stes in Amor­ths Fuß­stap­fen getreten.

Pater Vin­cen­zo Tara­bo­rel­li ist Kar­me­lit. Er gehört zum Kar­me­li­ten­klo­ster an der Via del­la Con­ci­lia­zio­ne. Die barocke Klo­ster­kir­che San­ta Maria in Tra­spon­ti­na liegt direkt an der Pracht­stra­ße zwi­schen Engels­burg und Peters­platz. Durch eine glück­li­che Fügung ist sie 1936 nicht dem Bau der Stra­ße durch den Bor­go Sant‘Angelo zum Opfer gefallen.

Santa Maria in Traspontina
San­ta Maria in Traspontina

Die Kir­che im Vor­feld des Vati­kans ist seit 2003 römi­sche Titel­kir­che von Kar­di­nal Marc Ouel­let. Der Fran­ko­ka­na­di­er ist seit 2010 Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Bischöfe.

Im Kar­me­li­ten­klo­ster bie­tet Pater Tara­bo­rel­li regel­mä­ßi­ge Sprech­stun­den für Exor­zis­men an. Ein Exor­zist „muß für jeden erreich­bar sein“, sagt der Kar­me­lit, und meint es ernst damit. Wer auf die Inter­net­sei­te der zum Klo­ster gehö­ren­den Pfar­rei geht, fin­det gleich auf der Home­page den Hin­weis auf die Sprech­stun­den von Pater Taraborelli.

Der Exor­zist ist an jedem Mon­tag, Diens­tag und Frei­tag nach der Hei­li­gen Mes­se von 7.30 Uhr in der Via del­la Con­ci­lia­zio­ne 14/​c an der Tra­spon­ti­na-Kir­che zu errei­chen sowie an jedem Mitt­woch ab 17.45 Uhr wäh­rend der Eucha­ri­sti­schen Anbe­tung im Anschluß an die Hei­li­ge Mes­se von 17 Uhr.

79 Jahre alt, aber immer im Einsatz

Im Ein­satz ist Pater Tara­bo­rel­li immer, dabei ist er bereits 79 Jah­re alt. Sein Taschen­ka­len­der ist gespickt voll mit Ter­mi­nen. In man­chen Wochen prak­ti­ziert er hun­dert und mehr Exor­zis­men. Über eine eige­ne Tele­fon­num­mer ist er für „Not­fäl­le“ stets erreichbar.

Der Exor­zis­mus ist „nichts Roman­ti­sches“, sagt der Exor­zist. „Wir spre­chen von Beses­sen­heit und Dämo­nen.“ Gebo­ren wur­de er 1937. Am 17. Febru­ar 1963 wur­de für den Kar­me­li­ten­or­den zum Prie­ster geweiht.

„Bevor ich einen Exor­zis­mus durch­füh­re, for­de­re ich die Leu­te auf, einen Psy­cho­lo­gen oder einen Psych­ia­ter auf­zu­su­chen und mir die Dia­gno­se zu brin­gen.“ In der Kar­me­li­ten­kir­che zeigt er Besu­chern ger­ne ein Ölge­mäl­de aus dem 18. Jahr­hun­dert. „Das ist eine beses­se­ne Frau. Aus ihrem Mund fah­ren Dämo­nen aus. Sie wird durch einen Exor­zis­mus geheilt.“

Kein Nachwuchs unter Exorzisten

„Pad­re Amor­th ist 91 gewor­den. Viel­leicht wer­de ich auch so alt, und kann noch etwas wir­ken.“ Die Wor­te sind nicht Selbst­ge­fäl­lig­keit. Sie haben einen kon­kre­ten Grund. Im BBC-Bericht beklag­te sich Pater Tara­bo­rel­li, daß es kei­nen Exor­zi­sten-Nach­wuchs gebe. „Exor­zis­mus ist in Ita­li­en ein ‚zu beäng­sti­gen­der‘ Job für jun­ge Prie­ster“ titel­te die BBC. „Der Exor­zist von Rom, der kei­nen Nach­fol­ger fin­det“, lau­tet der Titel des spa­ni­schen BBC-Dien­stes. Die jun­gen Prie­ster zei­gen wenig Inter­es­se am Dienst des Exor­zi­sten, jeden­falls in Ita­li­en. „Jun­ge Prie­ster wer­den nicht beson­ders ange­zo­gen von der Aus­sicht, vie­le Stun­den in fen­ster­lo­sen Räu­men zu ver­brin­gen, um die Gebe­te des Exor­zis­mus­ri­tus über Betrof­fe­ne zu lesen“, so BBC.

Wört­lich wird Pater Tara­bo­rel­li mit den Wor­ten zitiert: „Ich habe dem [Weih]Bischof gesagt, daß ich nie­mand fin­de, der bereit ist, das zu über­neh­men. Vie­le von ihnen haben Angst. Auch Prie­ster kön­nen Angst haben. Es ist ein har­tes Leben.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: BBC

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