Amoris laetitia: Römische Notmaßnahmen gegen Dubia der vier Kardinäle


Notmaßname Spadaro SJ: Neuauflage des Interviews mit Kardinal Schönborn vom 7. Juli 2016
Notmaßname Spadaro SJ: Neuauflage des Interviews mit Kardinal Schönborn vom 7. Juli 2016

(Rom) In Rom gefällt es nicht allen, und auch von man­chem Bischofs­sitz in der Welt blickt man der­zeit besorgt auf die Ewi­ge Stadt am Tiber: Die fünf Dubia der vier Kar­di­nä­le Bur­ke, Caf­farra, Meis­ner und Brand­mül­ler haben die Dis­kus­si­on um das umstrit­te­ne nach­syn­oda­le Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia auf eine neue Ebe­ne geho­ben, die nicht mehr über­se­hen wer­den kann.

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Man­che mei­nen, aus der heu­ti­gen Kate­che­se bei der Gene­ral­au­di­enz eine erste Art von Ant­wort auf die Fra­gen der Kar­di­nä­le her­aus­zu­hö­ren. Aller­dings unter­schei­det sie sich nicht wirk­lich von ande­ren Kate­che­sen in die­sem Hei­li­gen Jahr. Die päpst­li­che Auf­for­de­rung: „Gedul­dig die Lästi­gen ertra­gen“, eig­net sich für ganz unter­schied­li­che Interpretationen.

Schönborn als Antwort auf Dubia der Kardinäle?

Der Papst-Ver­trau­te Pater Anto­nio Spa­da­ro SJ, Lei­ter der römi­schen Jesui­ten­zeit­schrift Civil­tà  Cat­to­li­ca reagier­te grim­mig auf die Dubia. Als schnel­le Not­maß­nah­me, um den Kar­di­nä­len etwas ent­ge­gen­hal­ten zu kön­nen, hol­te er wie­der ein Inter­view mit dem Erz­bi­schof von Wien her­vor, das er am ver­gan­ge­nen 7. Juli ver­öf­fent­licht hat­te (Civ. Catt. Heft 3986).

Spa­da­ro publi­zier­te es als „Ant­wort“ auf die vier Kar­di­nä­le gestern noch ein­mal auf sei­nem Blog Cyber­Teolo­gia. Die­ses Mal unter dem streit­ba­re­ren Titel: „‘Amo­ris lae­ti­tia ist natür­lich ein Akt des Lehr­am­tes‘. Mein Gespräch mit Kar­di­nal Schön­born“. Neben dem ita­lie­ni­schen Ori­gi­nal lie­gen Über­set­zun­gen in eng­li­scher und spa­ni­scher Spra­che vor, aber kei­ne in deut­scher Spra­che. Selbst das Erz­bis­tum Wien hat­te sich auf die Ver­öf­fent­li­chung einer kur­zen Zusam­men­fas­sung beschränkt. Eben­so ande­re kirch­li­che Medi­en, dar­un­ter Radio Vati­kan mit dem bezeich­nen­den Titel: „Schön­born: Amo­ris lae­ti­tia ist ‚Akt des kirch­li­chen Lehr­am­tes‘‘“. Mit­te April hat­te Papst Fran­zis­kus Kar­di­nal Schön­born als den „authen­ti­schen“ Inter­pre­ten von Amo­ris lae­ti­tia bezeich­net und anschlie­ßend mehr­fach auf ihn ver­wie­sen, sobald kon­kre­te Fra­gen zu den umstrit­te­nen Pas­sa­gen des Doku­ments aufkamen.

Kardinal Caffarra: „Schönborn irrt. Es sind Blinde, die Blinde führen“

Nur vier Tage spä­ter, am 11. Juli, wider­sprach Kar­di­nal Car­lo Caf­farra in einem Inter­view mit Mai­ke Hick­son von One­Pe­ter­Fi­ve. „Schön­born irrt, und das möch­te ich dem Hei­li­gen Vater sagen“, so Kar­di­nal Caf­farra. Den Gläu­bi­gen rief er zu: Wenn Prie­ster, Bischö­fe, Kar­di­nä­le etwas über die Ehe leh­ren, das im Wider­spruch zum Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che steht, „dann schenkt dem kein Gehör. Es sind Blin­de, die Blin­de füh­ren“. Wiens Erz­bi­schof durf­te sich gemeint fühlen.

Notmaßnahme Osservatore Romano
Not­maß­nah­me Osser­va­to­re Romano

Kar­di­nal Caf­farra hat im Sep­tem­ber sei­ne Beden­ken dem Papst kund­ge­tan, aber kei­ne Ant­wort erhal­ten. Am Mon­tag trat er zusam­men mit drei ande­ren Kar­di­nä­len an die Öffent­lich­keit, um auf die Beant­wor­tung der auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen zu pochen.

Der Osser­va­to­re Roma­no, die Tages­zei­tung des Pap­stes, druck­te sei­ner­seits als Not­maß­nah­me gegen die Dubia eine Pre­digt ab, die Kar­di­nal Benia­mi­no Stel­la, Prä­fekt der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, am ver­gan­ge­nen 13. Novem­ber in Assi­si gehal­ten hat­te. Anlaß war der Kon­greß „Ihr wer­det euch um die Fami­li­en­pa­sto­ral küm­mern“, orga­ni­siert vom Fami­li­en­bü­ro der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Dem Text wur­de der Titel „Mit den ver­wun­de­ten Fami­li­en“ gegeben.

Das sind die bei­den ersten Reak­tio­nen aus den Rei­hen der „Berg­o­glio-Gar­de“ (Secre­tum Meum Mihi). Das Inter­view von Kar­di­nal Schön­born ist von den bei­den Initia­ti­ven zwar die wich­ti­ge­re, bestä­tigt aber vor allem, daß die Dubia der vier Kar­di­nä­le ein Stich ins Wes­pen­nest waren, auf den eine auf­ge­schreck­te Reak­ti­on folg­te. In der Tat ist ein erneu­tes Vor­le­gen eines Tex­tes mit The­sen und Behaup­tun­gen, die von vier Kar­di­nä­len mit den Dubia gera­de in Fra­ge gestellt wur­den, Aus­druck einer schwa­chen Verteidigung.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: CyberTeologia/​Osservatore Roma­no (Screen­shots)

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