Amoris laetitia: Neuer Jesuitengeneral nimmt zu „Zweifeln“ der vier Kardinäle Stellung


Papst Franziskus mit Arturo Sosa Abascal, dem 31. General des Jesuitenordens.
Papst Franziskus mit Arturo Sosa Abascal, dem 31. General des Jesuitenordens.

(Rom) Wäh­rend Papst Fran­zis­kus wei­ter­hin schweigt, nimmt der neue Jesui­ten­ge­ne­ral zu den Dubia (Zwei­feln) am umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia der vier Kar­di­nä­le Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meis­ner Stellung.

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Am ver­gan­ge­nen 14. Okto­ber wur­de Arturo Sosa Abas­cal zum 31. Gene­ral­su­pe­ri­or des Jesui­ten­or­dens gewählt. Der vene­zo­la­ni­sche Jesu­it trat nun erst­mals an die Öffent­lich­keit und tat dies mit einer Ver­tei­di­gung von Papst Fran­zis­kus, der eben­falls dem Jesui­ten­or­den angehört.

Bis­her waren vom neu­en „Schwar­zen Gene­ral“, wie der Gene­ral­obe­re der Jesui­ten auch genannt wird, nur Stel­lung­nah­men aus der fer­ner Ver­gan­gen­heit bekannt. Dazu gehört in erster Linie ein Auf­satz über „die mar­xi­sti­sche Ver­mitt­lung des christ­li­chen Glau­bens“ aus dem Jahr 1978. Ob er damit mein­te, oder viel­leicht noch immer meint, daß die Kom­mu­ni­sten „wie die Chri­sten den­ken“, ist nicht bekannt. So jeden­falls sieht es Papst Fran­zis­kus laut dem jüng­sten Inter­view mit Euge­nio Scal­fa­ri, das am 11. Novem­ber von La Repubbli­ca ver­öf­fent­licht wurde.

Der Gene­ral­obe­re der Jesui­ten wur­de vom Vati­ka­ni­sten Lui­gi Accat­to­li für die Wochen­bei­la­ge La Lettu­ra des Cor­rie­re del­la Sera inter­viewt, die gestern erschie­nen ist. „Wir kön­nen uns nicht mit die­ser Welt der Unge­rech­tig­kei­ten abfin­den“, so der Titel, der ein Zitat des 31. Jesui­ten­ge­ne­rals wie­der­gibt. In dem Inter­view erklärt der 68 Jah­re alte Vene­zo­la­ner auch „die Wur­zeln der neu­en Mis­si­on der Kirche“.

Die Kardinäle haben den Papst entweder nicht verstanden, oder …

Iinterview mit P. Sosa Abascal (Corriere della Sera)
Iin­ter­view mit P. Sosa Abas­cal (Cor­rie­re del­la Sera)

Der neue Gene­ral­su­pe­ri­or kommt dem im Streit um die Ver­wir­rung über Amo­ris lae­ti­tia in Bedräng­nis gera­te­nen Papst zu Hil­fe. Die Unter­stüt­zung ist dop­pelt ver­an­kert. Der amtie­ren­de Papst ist selbst Jesu­it. Sein Orden ist zudem durch ein vier­tes, beson­de­res Gelüb­de zu Treue und Gehor­sam gegen­über dem Papst ver­pflich­tet. Die Jesui­ten bil­den eine Art Prä­to­ria­ner­gar­de des ersten Jesui­ten der Kir­chen­ge­schich­te, der auf dem Papst­thron sitzt.

Was der Gene­ral­obe­re Sosa Abas­cal zu den Dubia der vier Kar­di­nä­le sagt, dürf­te in der Sache wie­der­ge­ben, was auch der Papst dar­über denkt. Pater Sosa läßt nur drei Mög­lich­kei­ten zu, von denen kei­ne Spiel­raum für eine päpst­li­che Selbst­kri­tik läßt: Die Kar­di­nä­le haben den Papst ent­we­der nicht ver­stan­den, oder sie trei­ben ein übles Spiel. Eine „Zwei­deu­tig­keit“ in eini­gen Pas­sa­gen des päpst­li­chen Schrei­bens Amo­ris lae­ti­tia, die Grund für die Ver­wir­rung und die gegen­sätz­li­chen Inter­pre­ta­tio­nen der ver­gan­ge­nen Mona­ten sein könn­te, kann Sosa Absa­cal nicht erkennen.

Lui­gi Acca­to­li: Was den­ken Sie vom Brief der vier Kar­di­nä­le, dar­un­ter der Ita­lie­ner Car­lo Caf­farra, die den Papst auf­ge­for­dert haben, fünf „Zwei­fel“ zum Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia zu klä­ren? Fran­zis­kus hat noch nicht geant­wor­tet, und sie haben den Brief ver­öf­fent­licht. Sind Sie über die­se Ent­wick­lun­gen besorgt?

Arturo Sosa Abas­cal: Ich bin nicht besorgt. Die­se vier haben sich die Frei­heit des Wor­tes genom­men, zu der der Papst ein­ge­la­den hat­te. Mir gefällt, daß das geschieht. In unse­rer Spra­che als Jesui­ten sagt man, daß es not­wen­dig ist, die Mei­nun­gen aller zu ken­nen, um eine ech­te gemein­schaft­li­che Unter­schei­dung vor­neh­men zu kön­nen. Natür­lich muß das Spiel loy­al sein: Wenn einer eine Klä­rung ver­langt, weil er nicht ver­stan­den hat, bewe­gen wir uns im Rah­men der Loya­li­tät. Anders wäre die Sache, wenn jemand kal­ku­liert die Kri­tik als Instru­ment für einen Vor­teil ein­setzt, oder Fra­gen stellt, um in Schwie­rig­kei­ten zu bringen.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­rie­re del­la Sera/​Wikicommons (Screen­shots)

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