Aleppo: Orthodoxer Patriarchalvikar von Heckenschützen angeschossen


Zwei Kugeln von Heckenschützen trafen Raban Boutro Kassis, den syrisch-orthodoxen Patriarchalvikar von Aleppo
Zwei Kugeln von Heckenschützen trafen Raban Boutro Kassis, den syrisch-orthodoxen Patriarchalvikar von Aleppo

(Damas­kus) Pater Raban Bou­t­ro Kas­sis, der syrisch-ortho­do­xe Patri­ar­chal­vi­kar von Alep­po, wur­de von Hecken­schüt­zen getrof­fen. Der Prie­ster über­leb­te das Atten­tat durch eine Not­ope­ra­ti­on. In einem Inter­view mit Vati­can Insi­der sag­te er: „Ich dan­ke Gott, daß ich das Kreuz so vie­ler Men­schen tei­len kann, die heu­te in Syri­en lei­den. Obwohl er von zwei Kugeln getrof­fen wurde, 

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Dem Tod ins Auge zu sehen, ist eine Erfah­rung, die Gott Gehör ver­schaf­fen kann. Das wür­den in Syri­en vie­le Men­schen erle­ben. Davon ist der syrisch-ortho­do­xe Patri­ar­chal­vi­kar von Alep­po über­zeugt, der mit Schuß­ver­let­zun­gen im katho­li­schen Saint Lou­is-Kran­ken­haus von Alep­po liegt. Hecken­schüt­zen nah­men Raban Bou­tros Kas­sis, ins Visier. Daß es die Täter auf ihn als Prie­ster abge­se­hen hat­ten, dar­an besteht kein Zwei­fel. Zwei Kugeln muß­ten im katho­li­schen Kran­ken­haus, einer der weni­gen noch funk­tio­nie­ren­den Ein­rich­tun­gen in der Stadt, chir­ur­gisch ent­fernt wer­den. Das ret­te­te ihm das Leben.

„Jeden Tag wer­den so vie­le Men­schen ver­wun­det, ver­stüm­melt, krank. Jeden Tag ster­ben eini­ge in die­sem Krieg. Heu­te darf ich mich glück­lich schät­zen, noch am Leben zu sein und in Ver­bun­den­heit mit Chri­stus und vie­len Unschul­di­gen, die lei­den, den bit­te­ren Kelch des Kreu­zes ver­ko­sten zu kön­nen.  In mei­nem Her­zen habe ich die Gewiß­heit, daß der Tod nicht das letz­te Wort hat.“

Der Patri­ar­chal­vi­kar war mit sei­nem Fah­rer im Auto unter­wegs. Sie woll­ten gera­de nach Alep­po zurück­keh­ren. „Plötz­lich wur­den wir beschos­sen. Zwei Kugeln tra­fen mich in den Rücken. Gott woll­te, daß die Hecken­schüt­zen kei­ne lebens­wich­ti­gen Orga­ne tref­fen. Mein Fah­rer, der unver­letzt blieb, brach­te mich sofort in Kran­ken­haus. Die Stra­ße wird am Tag von syri­schen Regie­rungs­trup­pen kon­trol­liert, nachts aber gesperrt, da Ter­ro­ri­sten des Isla­mi­schen Staa­tes und von Al-Nus­ra ihr Unwe­sen trei­ben. Wir waren etwas spät dran, doch es ist wich­tig, die Gemein­den zu besuchen.“

Der Patri­ar­chal­vi­kar erneu­er­te sei­nen Auf­ruf an die inter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft, der gemar­ter­ten Stadt huma­ni­tä­re Hil­fe zu lei­sten. In der Stadt har­ren noch 35.000 Chri­sten aus, „die mit gro­ßem Mut den Lei­den trot­zen. Allein in die­ser Woche haben wir unter den Chri­sten 20 Tote und mehr als 40 Ver­letz­te gezählt.“ Vor dem Krieg gab es in Alep­po 250.000 Christen.

Raban Bou­t­ro Kas­sis erin­nert an die bei­den Bischö­fe, die vor drei­ein­halb Jah­ren ent­führt wur­den. Metro­po­lit Bou­los Yazi­gi von der grie­chisch-ortho­do­xen Kir­che von Antio­chi­en und Metro­po­lit Mar Gre­go­ri­os Yoan­na Ibra­him von der syrisch-ortho­do­xen Kir­che  wur­den bei­de am 22. April 2013 ent­führt wor­den. Ent­führt wur­den auch die Prie­ster Michel Kay­y­al von der katho­lisch-arme­ni­schen Kir­che in Alep­po und Maher Mah­fouz, ein grie­chisch-ortho­do­xer Prie­ster. „Wir wis­sen noch immer nichts über ihr Schick­sal. Wir hof­fen, daß sie noch am Leben sind und bald befreit werden.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ora pro Siria

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