Neuer Mural: Papst Franziskus spielt „Drei gewinnt“ mit Todesrune

Maupal


Maupals neuer Mural zu Papst Franziskus
Maupals neuer Mural zu Papst Franziskus

(Rom) Der Künst­ler Mau­ro Pal­lot­ta, bekannt als Mau­pal, war bereits 2014 mit einer Wand­ma­le­rei auf­ge­fal­len, die Papst Fran­zis­kus in der Pose von Super­man zeig­te. Nun brach­te Mau­pal im Bor­go Pio, in unmit­tel­ba­rer Nähe zum Vati­kan, einen neu­en Mural an. In der Nacht vom 18. auf den 19. Okto­ber trat Pal­lot­ta im Schutz der Dun­kel­heit in Akti­on. Sein neu­es „Kunst­werk“ zeig­te Papst Fran­zis­kus, wie er auf einer Haus­wand „Drei gewinnt“ (Kreis und Kreuz, auch Tic-Tac-Toe) spielt, wäh­rend ein Schwei­zer Gar­dist Schmie­re steht. Mau­pal läßt den Papst aller­dings nicht Krei­se malen, son­dern Todesrunen.

Todesrune als Friedenssymbol

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Die Todes­ru­ne gilt maka­bre­r­wei­se seit den spä­ten 50er Jah­ren als eines der bekann­te­sten Frie­dens­sym­bo­le. Dazu wur­de sie durch den bri­ti­schen Künst­ler Gerald Hol­tom gemacht, der im Auf­trag der Orga­ni­sa­ti­on Kam­pa­gne für nuklea­re Abrü­stung, die an der Spit­ze der bri­ti­schen Frie­dens­be­we­gung stand, ein Sym­bol für den ersten Oster­marsch gestal­ten soll­te, der 1958 in Lon­don stattfand.

Die Frie­dens­be­we­gung for­der­te im Kal­ten Krieg eine ein­sei­ti­ge nuklea­re Abrü­stung durch den Westen, wes­halb der Ver­dacht auf­kam, daß es sich dabei um eine Fünf­te Kolon­ne des kom­mu­ni­sti­schen Ost­blocks han­delt. Tat­säch­lich wur­de Frie­dens­be­we­gung in den west­eu­ro­päi­schen Staa­ten mas­siv von den Geheim­dien­sten der Sowjet­uni­on und ihrer Satel­li­ten­staa­ten unter­wan­dert und gelenkt. Man­che Grup­pen und Bewe­gun­gen ent­stan­den direkt durch Anstoß aus dem Osten.

Die Runenesoterik des Guido von List

Die römische Stadtverwaltung ließ die Wandmalerei noch gestern entfernen
Roms Stadt­ver­wal­tung ließ die Wand­ma­le­rei entfernen

Das Pen­dant zur Todes­ru­ne stellt die Lebens­ru­ne dar. Eine Inter­pre­ta­ti­on, die erst am Beginn des 20. Jahr­hun­derts vom völ­kisch-ras­si­sti­schen Eso­te­ri­ker Gui­do von List ver­brei­tet wur­de. Der Wie­ner „Ario­soph“ lehn­te sich dabei an die von ihm abge­lehn­te christ­li­che Sym­bo­lik an. Die­se zeigt seit älte­ster Zeit das Kreuz Chri­sti als Lebens­baum, um zum Aus­druck zu brin­gen, daß das Kreuz durch Chri­sti Tod zum Sym­bol des Lebens wur­de, weil Chri­stus selbst das Leben ist.

Die Ähn­lich­keit des Lebens­bau­mes mit der ger­ma­ni­schen Elhaz-Rune ver­an­laß­te Gui­do von List dar­aus die „Lebens­ru­ne“ zu machen. Im Gegen­satz dazu mach­te er aus der Madhr-Rune die „Todes­ru­ne“. Die Madhr-Rune ging aus der Man­naz-Rune her­vor und gehört in die Rei­he des Jün­ge­ren Fut­hark. Sie wur­de ledig­lich zur leich­te­ren Unter­schei­dung von der Elhaz-Rune manch­mal gestürzt dar­ge­stellt, also auf den Kopf gestellt.

Linke Friedensbewegung tradiert völkisch-rassistische Symbolik

Das Symbol der Friedensbewegung (Todesrune) ist der Runenesoterik von Guido von List entnommen
Sym­bol der Frie­dens­be­we­gung (Todes­ru­ne) aus der Runen­e­so­te­rik von Gui­do von List

Der Jün­ge­re Fut­hark war nicht mehr gemein­ger­ma­nisch und gehört daher auch nicht mehr zum deut­schen Erbe. Den­noch griff ihn der Natio­nal­so­zia­lis­mus als pseu­do­ger­ma­ni­sche Sym­bo­lik auf, um sich vom Kreuz des Chri­sten­tums zu distan­zie­ren. Dabei war umge­kehrt der Gebrauch der „Lebens­ru­ne“ für das Chri­sten­tum kein Pro­blem, der „Todes­ru­ne“ hin­ge­gen schon.

Über Krei­se des ger­ma­ni­schen Neu­hei­den­tums und des Rechts­extre­mis­mus fin­den bei­de Sym­bo­le bis zum heu­ti­gen Tag eine begrenz­te Verbreitung.

Der erfolg­reich­ste Bewah­rer von Gui­do von Lists Runen­e­so­te­rik wur­den nicht irgend­wel­che Neo­na­zis oder Retro­hei­den, son­dern die links­do­mi­nier­te Frie­dens­be­we­gung, die aus der Todes­ru­ne ein ana­chro­ni­sti­sches „Frie­dens­sym­bol“ mach­te. Die Todes- eben­so wie die Frie­dens­the­ma­tik greift natür­lich nur, wenn man dem Zei­chen eine sym­bo­li­sche Bedeu­tung bei­mes­sen will. Genau das aller­dings woll­ten die Ostermarschierer.

Franziskus-Mural von Stadtverwaltung entfernt

Maupals erster Franziskus Mural (Superman)
Mau­pals erster Fran­zis­kus-Mural (Super­man), 2014

Der Kün­ster Mau­pal wird sich mit die­sen Hin­ter­grün­den nicht befaßt haben. Genau­so wis­sen die mei­sten „Frie­dens­be­weg­ten“ nicht, daß sie ein „Todes­sym­bol“ her­um­zei­gen, das längst zum poli­tisch kor­rek­ten Mode-Schnick­schnack wur­de. Der Mode-Schnick­schnack ist aller­dings wie­der­um Aus­druck der kul­tu­rel­len Hege­mo­nie: Was ist erlaubt, was ist „in“, was gehört dazu.

Obwohl die Stra­ßen­händ­ler, Geschäfts­leu­te und Bewoh­ner der Gegend in den Mura­les von Mau­pal eine will­kom­me­ne Tou­ri­sten­at­trak­ti­on sehen, schritt die römi­sche Stadt­ver­wal­tung die­ses Mal sofort ein und ließ die Wand­ma­le­rei noch am gest­ri­gen Tag entfernen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: SMM von AFP/​MiL (Screen­shots)

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3 Kommentare

  1. „Riden­tem pin­g­e­re ver­um“- „Lachend die Wahr­heit (das Wah­re) malen“

    Die Abbil­dung und die dazu­ge­hö­ri­ge Geschich­te illu­strie­ren wun­der­bar den über 2000 Jah­re alten Spruch des Horaz (wobei er „dice­re“, sagen, benütz­te statt „pin­g­e­re“, malen)
    (Sat. I,1,19)

    Archi­vie­ren!

  2. Das Kreuz wird doch über­all mit Tod und Leid und Opfer und Fol­ter und Ver­nich­tung und Gewalt in Ver­bin­dung gebracht.

    Für mich sym­bo­li­siert das Kreuz am ehe­sten den Lebens­weg durch das Gesetz von Ursa­che und Wir­kung, hin zum eigent­li­chen Ziel des Menschen.

    Das Sym­bol des Lebens ist für mich das Ankh, es gibt kein bes­se­res Sym­bol das Lebens, wenn man es inter­pre­tie­ren kann.

    • „wenn man es inter­pre­tie­ren kann.“
      Selig sind die Arbeits­lo­sen. Was fürn Interpretationsstress.

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