743 christliche Flüchtlinge wurden Opfer von Übergriffen in deutschen Asylunterkünften – Bericht von Open Doors


(Ber­lin) Das Hilfs­werk für ver­folg­te Chri­sten Open Doors Deutsch­land leg­te zusam­men mit ande­ren Hilfs- und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen den Flücht­lings­be­richt „Man­geln­der Schutz reli­giö­ser Min­der­hei­ten in Deutsch­land“ vor. Dar­in wer­den reli­gi­ös moti­vier­te Über­grif­fe auf 743 christ­li­che Flücht­lin­ge in deut­schen Asyl­un­ter­künf­ten doku­men­tiert und ausgewertet.

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Der Bericht zitiert Bun­des­in­nen­mi­ni­ster Tho­mas de Maizià¨re mit den Wor­ten: „Wir haben die Bedeu­tung von Reli­gi­on unter­schätzt“. Die­se Wor­te bezog der Mini­ster rück­blickend auf die Ereig­nis­se der ver­gan­ge­nen Monate.

Die Aus­wir­kun­gen die­ser Fest­stel­lung spie­geln sich „gera­de auch in den deut­schen Asyl­un­ter­künf­ten“ wider, so Open Doors. Durch das Aus­blen­den die­ser Tat­sa­che, wür­den „fal­sche Rück­schlüs­se“ über die Grün­de vie­ler Über­grif­fe durch mus­li­mi­sche Flücht­lin­ge gezo­gen und der Schutz der nicht-mus­li­mi­schen reli­giö­sen Min­der­hei­ten, beson­ders der Chri­sten, „in den Asyl­un­ter­künf­ten vernachlässigt“.

Im ver­gan­ge­nen Mai haben sich ver­schie­de­ne Hilfs- und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen zusam­men­ge­schlos­sen, „um auf die Häu­fung von Über­grif­fen gegen Chri­sten und ande­re reli­giö­se Min­der­hei­ten in deut­schen Flücht­lings­un­ter­künf­ten auf­merk­sam zu machen und wirk­sa­me Schutz­maß­nah­men für sie ein­zu­for­dern.“ Bei den Hilfs- und Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen han­delt es sich um die Akti­on für ver­folg­te Chri­sten und Not­lei­den­de (AVC), die Inter­na­tio­na­le Gesell­schaft für Men­schen­rech­te (IGFM), Kir­che in Not, Open Doors und den Zen­tral­rat Ori­en­ta­li­scher Chri­sten in Deutsch­land.

Bei einer Pres­se­kon­fe­renz am 9. Mai in Ber­lin wur­den die Berich­te von 231 Betrof­fe­nen vor­ge­legt, die „von mas­si­ver Dis­kri­mi­nie­rung bis hin zu Mord­dro­hun­gen und gewalt­sa­men Über­grif­fen“ berich­te­ten, „die Flücht­lin­ge in Deutsch­land auf­grund ihres christ­li­chen Glau­bens erleiden“.

Die­se erste Erhe­bung wur­de von den betei­lig­ten Orga­ni­sa­tio­nen fort­ge­setzt. Das Ergeb­nis wur­de nun auf „deut­lich erwei­ter­ter Daten­grund­la­ge“ vor­ge­legt. „Die doku­men­tier­ten Fäl­le bele­gen  die nach wie vor untrag­ba­re Situa­ti­on christ­li­cher Flücht­lin­ge, die in den deut­schen Asyl­un­ter­künf­ten  als Min­der­heit von mus­li­mi­schen Flücht­lin­gen und zum Teil mus­li­mi­schen Ange­stell­ten (Wach­schutz, Dol­met­scher, Hel­fer) auf­grund ihrer Reli­gi­on dis­kri­mi­niert, geschla­gen und mit dem Tode bedroht wer­den. Auch zehn Flücht­lin­ge jesi­di­schen Glau­bens haben sich an der Erhe­bung betei­ligt. Ihre Anga­ben wur­den in die­sem Bericht sepa­rat ausgewertet.“

Zu den 231 christ­li­chen Flücht­lin­gen, deren nega­ti­ve Erfah­run­gen in den ersten Mona­ten des Jah­res doku­men­tiert wur­den, sind in den Mona­ten Mai bis Sep­tem­ber 512 wei­te­re Fäl­le hin­zu­ge­kom­men. In 743 Fäl­len han­delt es sich um reli­gi­ös moti­vier­te Über­grif­fe gegen Chri­sten, in zehn Fäl­len gegen Jesi­den. Alle Über­grif­fe erfolg­ten in Asy­l­ein­rich­tun­gen in der Bun­des­re­pu­blik Deutschland.

Die Ver­tei­lung der Betrof­fe­nen nach Bun­des­län­dern zeigt Ber­lin mit 146 Über­grif­fen an der Spit­ze der Nega­tiv­ska­la, wäh­rend in Sach­sen kein Über­griff bekannt wurde.

314 Betrof­fe­ne berich­te­ten von Todes­dro­hun­gen, 44 von sexu­el­len Über­grif­fen, 416 von Kör­per­ver­let­zung. Hin­zu kom­men 615 Fäl­le von „ande­rer Ver­fol­gung“. 83 Pro­zent der Betrof­fe­nen gaben an, daß es ihnen gegen­über „mehr­mals“ zu Über­grif­fen gekom­men ist.

Die christ­li­chen Flücht­lin­ge sind es in ihren mehr­heit­lich mus­li­mi­schen Hei­mat­län­dern „gewohnt, als Bür­ger zwei­ter Klas­se behan­delt zu wer­den. Nun erle­ben sie, dass sie selbst in Deutsch­land kei­nen wirk­sa­men Schutz erfah­ren und ihre Anzei­gen von Gewalt und Mord­dro­hun­gen bei der Poli­zei kei­ne Kon­se­quen­zen für die Täter haben, da die mus­li­mi­schen Täter in der Mehr­heit sind und sehr häu­fig eine Gegen­an­zei­ge stellen.“

In Hei­men und Asyl­un­ter­künf­ten wer­den viel­fach nicht die Täter, son­dern die Opfer als „Stö­ren­frie­de“ emp­fun­den und ver­legt. „In letz­ter Zeit erle­ben wir es zuneh­mend, dass christ­li­che Asyl­be­wer­ber mit einem Haus­ver­bot bedacht wer­den, weil sie angeb­lich das gute Zusam­men­le­ben in den Hei­men stören.“

Ein Groß­teil der befrag­ten christ­li­chen und jesi­di­schen Flücht­lin­ge wünscht daher eine „getrenn­te Unter­brin­gung“. Meh­re­re nann­ten auch „kein mus­li­mi­sches Sicherheitspersonal“.

Der Gesamt­ein­druck: Im „Refu­gee Welcome“-Apparat sind wei­ter­hin Mus­li­me will­kom­me­ner als Chri­sten oder Ange­hö­ri­ge ande­rer reli­giö­ser Minderheiten.

Text: Andre­as Becker
Bild: Open Doors (Screen­shot)

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