Regierungsjournalismus beim NDR – medienethisches Versagen ARD (9)


NDR 3 - Der Irrsinn der Woche
NDR 3 - Der Irrsinn der Woche

Als Recht­fer­ti­gung zu einem ein­sei­ti­gen Film­be­richt über die Stutt­gar­ter ‚Demo für alle’ im März 2015 bekennt sich die ver­ant­wort­li­che NDR-Redak­ti­on ganz offen dazu, das dama­li­ge poli­ti­sche Pro­gramm der rot-grü­nen Lan­des­re­gie­rung in Baden-Würt­tem­berg vor­be­halt­los unter­stüt­zen zu wol­len. So deut­lich hat bis­her noch kein ARD-Sen­der den Vor­wurf von Kri­ti­kern bestä­tigt, dass die öffent­lich-recht­li­chen Sen­der sich auf dem Weg zum Staats­funk bewegen.

Anzei­ge

Ein Gast­bei­trag von Mathi­as Ebert und Hubert Hecker.

Zu dem NDR-Film Caro Kor­ne­li bei den ‚besorg­ten Eltern’ vom 23. 4. 2015 hat­ten wir, zwei medi­en­kri­ti­sche Autoren, eine dif­fe­ren­zier­te Pro­gramm-Beschwer­de ein­ge­reicht. Dar­in haben wir die ein­sei­tig-par­tei­ische und unaus­ge­wo­ge­ne Dar­stel­lung des Film­be­richts über die Demo für alle kritisiert. 

Außer­dem konn­ten wir zahl­rei­che fal­sche Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen und feh­ler­haf­te Inter­pre­ta­tio­nen auf­decken. Wei­ter­hin muss­ten wir die Belei­di­gun­gen und Ver­leum­dun­gen der Demon­stran­ten am Schluss des Sen­de­bei­trags zurück­wei­sen. Schließ­lich haben wir gegen die Umwer­tung eines Grund­werts unse­rer Ver­fas­sung, näm­lich Ehe und Fami­lie im Art. 6, Pro­test eingelegt.

Der NDR-Chefredakteur bekennt sich dazu, auf dem Weg zum Staatsfunk zu sein

Zu unse­rer Beschwer­de beka­men wir von der ver­ant­wort­li­chen Redak­ti­on ein auf­schluss­rei­ches Ant­wort­schrei­ben. Ein Fach­re­dak­teur sowie der Chef­re­dak­teur für das NDR-Fern­se­hen,  Andre­as Cicho­wicz, bekann­ten sich dar­in ganz offen zum affir­ma­ti­ven Regie­rungs­jour­na­lis­mus: Die Redak­ti­on unter­stützt die Idee des baden-würt­tem­ber­gi­schen Bil­dungs­plans… In die­sem Sin­ne sei der Film­bei­trag eine zuge­spitz­te Mei­nungs­äu­ße­rung gegen die Zie­le der Stutt­gar­ter Demon­stran­ten, die pau­schal als christ­li­che Fun­da­men­ta­li­sten denun­ziert wer­den. Im Film selbst belei­digt die NDR-Repor­te­rin die regie­rungs­kri­ti­schen Demon­stra­ti­ons­teil­neh­mer als fal­sche Moral­apo­stel, elen­de Spie­ßer und homo­pho­be A.…löcher. Mit die­sem Film hat der NDR eine bis­her nicht gekann­te Niveau­lo­sig­keit an Bou­le­vard- oder Fäkal­jour­na­lis­mus erreicht. Trotz­dem steht die Redak­ti­on wei­ter­hin zu dem Kor­ne­li-Bei­trag …, heißt es in dem Ant­wort­schrei­ben, das uns der dama­li­ge NDR-Inten­dant Lutz Mar­mor übermittelte.

Vorurteile als erkenntnisleitendes Recherche-Interesse

Aus den Selbst­be­kennt­nis­sen der Redak­ti­on geht deut­lich her­vor, dass die NDR-Jour­na­li­sten mit Vor­ein­ge­nom­men­heit an ihre Recher­che her­an­ge­gan­gen sind. Das geben die Redak­teu­re auch zu mit dem Ein­ge­ständ­nis, sie hät­ten sich bei der Pla­nung des Film­be­richts an dem Strei­fen Die Schwu­len­hei­ler ori­en­tiert. Selbst der NDR-Inten­dant recht­fer­tigt die­sen ein­sei­ti­gen Recher­che­an­satz damit, dass auch in den pri­vat­wirt­schaft­li­chen Medi­en wie z. B. dem SPIEGEL  die Demo für alle kri­ti­siert wor­den sei.

Aus die­sen Hin­wei­sen ergibt sich, dass die Redak­ti­on den Ansatz ihres Film­be­richts von ande­ren mei­nungs­ma­chen­den Medi­en­bei­trä­gen über­nom­men hat, um deren Mei­nungs­ten­denz dann der Stutt­gar­ter Demon­stra­ti­on über­zu­stül­pen. Damit ist ein klas­si­scher Fall von Vor­ur­teil gege­ben, der die unbe­fan­ge­ne Sicht auf die Rea­li­tät ver­stellt.  Mit der Vor­ein­stel­lung aus Sekun­där­me­di­en konn­ten oder woll­ten die Redak­teu­re dann gar nicht mehr die Wirk­lich­keit der Ori­gi­nal­de­mon­stra­ti­on wahrnehmen.

Bezüg­lich des Hin­wei­ses von Herrn Mar­mor ist der inzwi­schen abge­lö­ste  ARD-Vor­sit­zen­de dar­an zu erin­nern, dass die ARD-Sen­der – im Gegen­satz zu pri­vat­wirt­schaft­li­chen Medi­en – durch staats­ver­trag­li­che Rege­lun­gen auf aus­ge­wo­ge­ne, neu­tra­le und objek­ti­ve Bericht­erstat­tung fest­ge­legt sind. Dar­über hin­aus haben sich die ARD-Anstal­ten auf die Qua­li­täts­kri­te­ri­en Mei­nungs­viel­falt, Unpar­tei­lich­keit, Unab­hän­gig­keit und jour­na­li­sti­sche Fair­ness selbstverpflichtet.

Selbst bei der Faktenerhebung schlampige Recherche

Die redak­tio­nel­le Fixie­rung bei der Vor­ab­re­cher­che aus der ein­sei­ti­gen Sicht der Homo-Lob­by hat bei der Sen­dung zu kata­stro­pha­len Fehl­lei­stun­gen geführt. Im Film wur­den nicht ein­mal  die Demon­stra­ti­ons­ver­an­stal­ter der Demo für alle rich­tig benannt. Statt­des­sen heißt es im  Unter­text zu dem Video in der ARD-Media­thek wie auch zu Beginn der Repor­ta­ge, dass die Demon­stra­ti­on von besorg­ten Eltern orga­ni­siert wor­den sei. Die­se Ver­an­stal­ter­grup­pe hat­te die Redak­ti­on ein­fach aus dem Schwu­len­hei­ler­film über­nom­men. Wie beim lin­ken Mei­nungs­jour­na­lis­mus üblich, degra­dier­te man auch noch die tat­säch­li­chen Eltern zu selbst­er­nann­ten.  In Wirk­lich­keit war der Ver­ein Besorg­te Eltern e. V. gar nicht an der Demo-Orga­ni­sa­ti­on betei­ligt und erst recht nicht Ver­an­stal­ter. Er gehör­te nicht ein­mal zu den 24 Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen des Akti­ons­bünd­nis­ses von CDU-Ver­ei­ni­gun­gen, Fami­li­en- und Kin­der­schutz­ver­bän­den sowie Frau­en- und Müttergruppen.

Nach dem Mot­to: Nie­mals wer­den wir irgend­ei­nen Feh­ler zuge­ben oder uns gar ent­schul­di­gen, recht­fer­tigt die Redak­ti­on ihre Fehl­lei­stung mit der Begrün­dung: Neben der ‚Demo für alle’ gebe es eine wei­te­re Grup­pe von Initia­to­ren, die ihre Demo-Rei­he ‚Besorg­te Eltern’ genannt hät­ten. Die­se Demon­stra­tio­nen hät­ten fast iden­ti­sche Zie­le und Inhal­te wie die ‚Demo für alle’.
Mit die­ser aben­teu­er­li­chen Recht­fer­ti­gung könn­te man etwa einen Streik der GDL (Gewerk­schaft Deut­scher Loko­mo­tiv­füh­rer) als Arbeits­kampf der kon­kur­rie­ren­den Eisen­bahn- und Ver­kehrs-Gewerk­schaft (EVG) aus­ge­ben – mit der Begrün­dung, dass die bei­den Gewerk­schaf­ten ja doch ‚fast iden­ti­sche Zie­le’ hät­ten.

Wenn in einer Repor­ta­ge­sen­dung nicht ein­mal Wert auf das Mini­mal­ni­veau von rich­ti­ger Dekla­rie­rung der Akteu­re gelegt wird, dann drängt sich das Urteil auf, von einer schlam­pi­gen Nach­rich­ten-Redak­ti­on beim NDR zu sprechen.

Nicht einmal die Demonstrationsforderungen werden den Zuschauern mitgeteilt

Da sich die NDR-Jour­na­li­sten nicht für die wirk­li­chen Demon­stra­ti­ons­ver­an­stal­ter  inter­es­sier­ten, lie­ßen sie auch deren Demon­stra­ti­ons­zie­le unter den Tisch fal­len. Dabei waren die Haupt­pa­ro­len der Demo für alle sowohl auf der Inter­net­sei­te wie auf den Trans­pa­ren­ten des Akti­ons­ta­ges unüber­seh­bar: Ehe und Fami­lie vor! Stoppt Gen­der-Ideo­lo­gie und Sexua­li­sie­rung unse­rer Kin­der!

NDR
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In dem Film­be­richt phan­ta­siert die Repor­te­rin Caro Kor­ne­li etwas völ­lig ande­res in die Demon­stra­ti­on hin­ein: 2400 Men­schen demon­strie­ren hier gegen den mora­li­schen Ver­fall unse­rer Gesell­schaft. Im Ant­wort­schrei­ben bestä­tigt die Redak­ti­on die Hal­lu­zi­na­ti­on ihrer Ver­falls­the­se – sogar als Zer­falls-Ver­si­on: Die Angst vor dem mora­li­schen Zer­fall unse­rer Gesell­schaft habe die Demon­stran­ten ange­trie­ben. Mit  der Ein­füh­rung des Begriffs ‚Angst’ soll­te wohl die spä­ter behaup­te­te Angst­stö­rung vor Homo­se­xu­el­len (= Homo­pho­bie)  sug­ge­riert werden.

Die Redak­ti­on behaup­te­te wei­ter: Beim Dreh vor Ort habe sich die­se Angst den Repor­tern ver­mit­telt. Bei die­ser gestelz­ten Ant­wort hät­te man als Zuschau­er aller­dings gern gewusst, auf wel­che Wei­se denn die­se angeb­li­che Deka­denz-Angst der Demon­stran­ten zum Aus­druck gekom­men sein soll. Denn im Film­bei­trag selbst gibt es dafür kei­ne Anhalts­punk­te, weder bei den Inter­views und Pla­ka­ten noch sieht man irgend­wo angst­vol­le Gesichter.

Es ist beim NDR offen­sicht­lich nicht mehr selbst­ver­ständ­lich, dass man als Jour­na­list schon im Volon­ta­ri­at lernt, bei sol­chen Groß­ver­an­stal­tun­gen wie Streiks, Demon­stra­tio­nen etc. zuerst die Rah­men­da­ten von den Ver­an­stal­tern und den wirk­li­chen Akti­ons­zie­len zu sichern.

Gegen den Einfluss der Homo-Lobby zur Frühsexualisierung der Kinder

Die inhalt­li­che Inten­ti­on des Film­be­richts war es offen­sicht­lich, den Demon­stran­ten eine krank­haf­te Angst­stö­rung gegen­über Homo­se­xu­el­len unter­zu­schie­ben. Nach dem Kon­zept des Schwu­len­hei­ler­fil­mes soll­te den Demo-Teil­neh­mer Schwu­len­feind­lich­keit ange­dich­tet wer­den. Aber das zu bele­gen gelingt der Repor­te­rin nicht: Sie fragt einen älte­ren Mann: War­um sind Sie hier? Der Gefrag­te ant­wor­tet ent­spre­chend dem Mot­to der Demon­stra­ti­on: Weil ich gegen den Gen­der-Wahn­sinn bin. Bei der näch­sten Ant­wort stellt sich her­aus, dass der Mann weder eine Pho­bie vor Homo­se­xu­el­len hat noch irgend­wel­che Aggres­sio­nen gegen das spe­zi­fi­sche Sexu­al­le­ben von Schwu­len und Les­ben: Was ein Schwu­ler oder eine Les­be in ihren Zim­mern machen, ist mir voll­kom­men egal. Aber dass damit unse­re Kin­der ver­dor­ben wer­den und alles in die Schu­le rein­ge­zo­gen wird von einer Min­der­heit von 5 Pro­zent – das ist unmög­lich.

Der älte­re Mann wen­det sich aller­dings  gegen den nach sei­ner Mei­nung unan­ge­mes­se­nen Ein­fluss der Homo-Lob­by, einer Min­der­heit von fünf Pro­zent, auf Lehr­plan und schu­li­sche Erzie­hung von Kin­dern. Der Mann wen­det sich also gegen die (Früh-)Sexua­li­sie­rung unse­rer Kin­der ent­spre­chend dem Pro­gramm der Demo, in dem es heißt: Der Staat hat zu respek­tie­ren, daß an erster Stel­le Mut­ter und Vater für die Erzie­hung ihrer Kin­der ver­ant­wort­lich sind. Die­ses natür­li­che Recht der Eltern darf auch in Schu­len und Kitas – ins­be­son­de­re in Erzie­hungs­fra­gen zur Sexua­li­tät – nicht miß­ach­tet wer­den. Zum Schutz der Kin­der ist auf scham- und per­sön­lich­keits­ver­let­zen­de Unter­richts­in­hal­te in Wort, Bild und Ton zu ver­zich­ten. Jede akti­ve Indok­tri­na­ti­on der Kin­der im Sin­ne des Gen­der-Main­strea­ming, z.B. durch Infra­ge­stel­lung der natür­li­chen Geschlech­ter und Fami­li­en­bil­der, muß gestoppt werden.

Frau Kor­ne­li fasst die­se dif­fe­ren­zier­te Mei­nung des Man­nes etwas spä­ter in dem Satz zusam­men: Homo­se­xu­el­le Leh­rer ver­der­ben unse­re Kin­der.…. Für die­se Inter­pre­ta­ti­on wen­det sie einen mie­sen Trick an: Sie nimmt die Aus­sa­ge des Demon­stran­ten auf: …unse­re Kin­der ver­der­ben, ver­tauscht aber das Sub­jekt: Der Mann hat­te davon gespro­chen, dass das Her­ein­zie­hen von inti­men Sexu­al­prak­ti­ken Homo­se­xu­el­ler in die Schu­le ‚unse­re Kin­der ver­der­ben’ wür­de. Zu der sexu­el­len Aus­rich­tung von Leh­rern sag­te er nichts. Die Jour­na­li­stin dage­gen schiebt als Sub­jekt homo­se­xu­el­le Leh­rer ein, die unser Kin­der ver­der­ben wür­den. Sie ver­fälscht damit die Aus­sa­ge des Demon­stran­ten – offen­sicht­lich mit der Absicht, ihm und den ande­ren Kund­ge­bungs­teil­neh­mern homo­pho­be Angst­stö­run­gen  gegen Homo­se­xu­el­le in die Schu­he zu schie­ben. Anschei­nend hat Frau Cor­ne­li eine sol­che Ver­dre­hung einer Aus­sa­ge nötig, um ihre eige­nen Vor­ur­tei­le gegen­über den Demon­stran­ten zu bestä­ti­gen. Ein sol­ches unred­li­ches Vor­ge­hen ver­stößt gegen die jour­na­li­sti­sche Pflicht zur wahr­heits­ge­treu­en Ver­mitt­lung der Rea­li­tät bzw. von getä­tig­ten Aus­sa­gen anderer.

Die Reporterin behauptet: Schwule könnten sich heilen lassen!

An einem zwei­ten Bei­spiel gelingt es der Redak­ti­on eben­falls nur mit Ver­fäl­schung, den Demon­stran­ten schwu­len- und les­ben­feind­li­ches Auf­tre­ten zu unter­stel­len. Ein Gespräch mit einer älte­ren Dame habe gezeigt, dass unter den Demon­strie­ren­den die Auf­fas­sung von Homo­se­xua­li­tät als Krank­heit ver­brei­tet sei: Was hal­ten sie von homo­se­xu­el­len Leh­rern? – Ich bin davon nicht erbaut. Die­se Ant­wort zeigt kei­ne Anzei­chen von Angst­stö­rung oder Aggres­si­on gegen Homo­se­xu­el­le.  Dann macht die Repor­te­rin der Frau einen Vor­halt mit der The­se: Ein Schwu­ler (Leh­rer) könn­te sich ja hei­len las­sen und wenn er dann gesund ist, dann kann er doch wie­der unter­rich­ten – oder? – Ich den­ke schon.

Hier steckt schon in der Fra­ge­stel­lung eine unlau­te­re Metho­de, näm­lich einen Vor­halt  mit zwei impli­zi­ten Behaup­tun­gen zu stel­len. Denn die Befrag­te hat in der Kür­ze der Zeit kei­ne Chan­ce, sich zu bei­den Aus­sa­gen (Schwu­le sind heil­bar. Und: Gesun­de dür­fen unter­rich­ten) eine Mei­nung zu bil­den und ent­spre­chend dif­fe­ren­ziert zu ant­wor­ten. Unter die­sen Umstän­den muss die beja­hen­de Ant­wort der Frau fai­rer­wei­se auf den letz­te­ren Kon­di­tio­nal­satz bezo­gen wer­den und  ist damit nach­voll­zieh­bar: ‚Wenn ein Leh­rer gesun­det ist, kann er wie­der unter­rich­ten’ – logisch. Der erste Teil des Dop­pel­sat­zes, also die The­se der Repor­te­rin von der Schwu­len-Hei­lung, darf hin­ge­gen nicht  auto­ma­tisch als bejaht ange­se­hen wer­den, zumal die­ser Satz von Frau Kor­ne­li eben­falls noch zwei Aus­sa­gen impli­ziert: 1. Schwu­le sei­en krank. 2. Die­se Kran­ken sei­en heil­bar, was die Homo-Lob­by bekannt­lich bestreitet.

Damit ist fest­zu­stel­len: Die The­se von den heil­ba­ren Schwu­len ist von Frau Kor­ne­li auf­ge­stellt wor­den und nicht von einer Demon­stran­tin. Die Repor­te­rin ver­such­te auf unse­riö­se Wei­se, einer Demon­stran­tin die­se Mei­nung unter­zu­schie­ben. Spä­ter ver­wan­del­te die Redak­ti­on die The­se der Repor­te­rin in den O‑Ton der älte­ren Dame, die damit angeb­lich den Beweis für die Auf­fas­sung von Homo­se­xua­li­tät als Krank­heit erbracht habe. Die anschlie­ßen­de Ver­all­ge­mei­ne­rung der unter­stell­ten Mei­nung auf vie­le Demon­stran­ten, wie das sowohl die Jour­na­li­stin im Film sug­ge­riert und auch die Redak­ti­on aus­sagt, ist eine wei­te­re Ver­let­zung der jour­na­li­sti­schen Sorg­falts­pflicht bei der Dar­stel­lung. Im übri­gen hat­te Frau Kor­ne­lis The­se von kran­ken bzw. heil­ba­ren Schwu­len mit Mot­to und Pro­gramm der Demon­stra­ti­on nichts zu tun (s. o.).

Filmische Selbstbestätigung von Vorurteilen

Die NDR-Redak­teu­re recht­fer­ti­gen die Unter­stel­lun­gen von Homo­pho­bie in ihrem Ant­wort­schrei­ben: Die Bezeich­nung aller Demon­stran­ten als homo­phob sei berech­tigt in Anbe­tracht des The­mas und der von vie­len Demon­stra­ti­ons­teil­neh­mern geäu­ßer­ten Mei­nung gegen­über Schwu­len und Les­ben – auch im Rah­men der genann­ten „Panorama“-Recherche .

Mit die­ser Recht­fer­ti­gung stellt sich die NDR-Redak­ti­on ein argu­men­ta­ti­ves Armuts­zeug­nis aus. Denn:
– Das The­ma der Demon­stra­ti­on war offen­sicht­lich nicht auf Schwu­le und Les­ben fokussiert.
– Die bei­den inter­view­ten Demon­stran­ten haben sich nicht homo­phob gegen Homo­se­xu­el­le aus­ge­spro­chen, wie oben gezeigt.
– Eine pau­scha­le Ver­all­ge­mei­ne­rung der angeb­li­chen Homo­phob-Aus­sa­ge einer älte­ren Frau  auf vie­le Demon­stran­ten ist sach­lich unzulässig.
– Die Redak­teu­re recht­fer­ti­gen ihr Homo­pho­bie-Urteil über die­se Demon­stra­ti­on auch mit dem Hin­weis auf ihre Recher­che einer Pan­ora­ma-Sen­dung, die eben­falls die Ansicht dar­leg­te, dass bei einer ande­ren Demon­stra­ti­on homo­pho­be Äuße­run­gen getä­tigt wor­den seien.
Eine sol­che Mei­nungs- und Urteils­über­tra­gung von einer ande­ren Sen­dung und über eine ande­re Ver­an­stal­tung auf die aktu­el­le im Film gezeig­te Demon­stra­ti­on kann man nur als dritt­klas­si­ge jour­na­li­sti­sche Mei­nungs­ma­che kenn­zeich­nen – glaub­wür­dig und über­zeu­gend ist sie sowie­so nicht.

Siegmund Freud als Kronzeuge gegen Frühsexualisierung der Kinder

Dass es den Ver­an­stal­tern und Demon­stran­ten nicht dar­um ging, gegen Homo­se­xu­el­le auf­zu­tre­ten, son­dern gegen die geplan­te  Sexua­li­sie­rung des Unter­richts, ins­be­son­de­re gegen die Früh­sexua­li­sie­rung der Kin­der in Kita und Schu­le, macht der Film (wohl unbe­ab­sich­tigt) selbst deut­lich: Unmit­tel­bar nach dem Gespräch mit den bei­den Demon­stran­ten schwenkt die Kame­ra auf ein Pla­kat. Frau Kor­ne­li liest den Text vor: Scham­lo­sig­keit ist das erste Anzei­chen von Schwach­sinn. Sie erwähnt nicht den dar­un­ter­ste­hen­den Autor des Zitats, näm­lich den Psy­cho­the­ra­pie-Begrün­der Sieg­mund Freud. Die Fort­set­zung des Zitats aus den Ges. Wer­ken VII, S. 149 wen­det sich aus­drück­lich gegen die Früh­sexua­li­sie­rung: Kin­der, die sexu­ell sti­mu­liert wer­den, sind nicht mehr erzie­hungs­fä­hig … Die Zer­stö­rung der Scham bewirkt eine Ent­hem­mung auf allen ande­ren Gebie­ten, eine Bru­ta­li­tät und Miss­ach­tung der Per­sön­lich­keit des Mit­men­schen.  Die­ses Freud-Zitat ist eine gewich­ti­ge Begrün­dung für eine Pro­gramm-For­de­rung der ‚Demo für alle’: Zum Schutz der Kin­der ist auf scham- und per­sön­lich­keits­ver­let­zen­de Unter­richts­in­hal­te in Wort, Bild und Ton zu ver­zich­ten. Genau das hat­te auch der befrag­te älte­re Mann gefordert.

Dass die­se For­de­rung gegen­über dem damals geplan­ten sexu­el­len Viel­falts-Unter­richt berech­tigt ist, zei­gen zwei Arti­kel der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen. Im FAS-Arti­kel vom 12. 10. 2014 mit dem Titel Unter dem Deck­man­tel der Viel­falt heißt es: Kin­der sol­len ihre ‚Lieb­lings­stel­lung’ zei­gen, Puffs pla­nen, Mas­sa­gen üben. Die sexu­el­le Auf­klä­rung miss­ach­tet Gren­zen. Kin­der­schüt­zer schla­gen Alarm. Ein zwei­ter Arti­kel Auf­klä­rung oder Anlei­tung zum Sex (FAZ 23. 10. ’14) fasst zusam­men: Die Sexu­al­päd­ago­gik in den neu­en Lehr­plä­nen ist geeig­net, den Kin­des­miss­brauch zu för­dern. Die gesam­te Gesell­schaft soll umer­zo­gen wer­den. Das Ergeb­nis einer scham- und per­sön­lich­keits­ver­let­zen­den Sexu­al­päd­ago­gik zei­gen Bernd Sig­gel­kow u. a. in ihrem Buch: Deutsch­lands sexu­el­le Tra­gö­die anhand der sexu­el­len Ver­wahr­lo­sung von Kin­dern und Jugend­li­chen.

Zu einer Demon­stra­ti­on, bei der ein Bil­dungs­plan im Zen­trum steht, wäre es die jour­na­li­sti­sche Pflicht der Redak­ti­on gewe­sen, sich nicht nur bei ‚Pan­ora­ma’ und ‚Schwulenheiler’-Filmen zu infor­mie­ren, son­dern zu der Aus­wei­tung der umstrit­te­nen Sexu­al­päd­ago­gik auch die ande­re Sei­te zu hören.

Die unwitzige Ironie ging in die Hose …

Der Chef­re­dak­teur Fern­se­hen, Andre­as Cicho­wicz, führt in sei­nem Recht­fer­ti­gungs­schrei­ben aus: Die Autoren von ‚Extra 3’ haben (…) eine iro­ni­sche Erzähl­idee für ihre Kri­tik gewählt, in der an der Echt­heit der Demon­stra­ti­on gezwei­felt und alles als gro­ße Insze­nie­rung mit (2.400?) Schau­spie­lern dar­ge­stellt wird. Die­se Idee wer­de auch an den On- und Off-Kom­men­ta­ren der Repor­te­rin deut­lich.

Eine Idee zu haben ist die eine Sache, aber sie ist im Film nicht über­zeu­gend umge­setzt wor­den. Ins­ge­samt vier Mal setzt Frau Kor­ne­li an, ihre Schwin­del-Idee den Demon­stran­ten bzw. Zuschau­ern her­über­zu­brin­gen – jedes Mal schei­tert sie mit ihrem Ansatz:

  • Am Anfang ihrer Repor­ta­ge sagt sie: Auf den ersten Blick sieht alles ganz nor­mal aus, aber irgend­wie ist es hier anders als sonst. Man sieht aber nur die Bil­der einer ganz nor­ma­len Demon­stra­ti­on wie über­all sonst.
  • Erst beim fünf­ten Gesprächs­kon­takt rückt Frau Kor­ne­li her­aus mit ihrer Schwin­del-Idee: Die gan­ze Demo – ein Rie­sen­schwin­del! Mit die­ser Aus­sa­ge wen­det sie sich an einen Demon­stran­ten. Der fragt zurück: Wie kom­men sie denn dar­auf? – Kor­ne­li: Ich habe das gemerkt an den Pla­ka­ten, an dem, wie sich die Leu­te ver­stel­len, an den Perücken. – Demon­strant: Wo sind denn die geschwin­del­ten Pla­ka­te, die Leu­te, die sich ver­stel­len oder Perücken tra­gen? Dar­auf­hin muss Frau Karo­lin pas­sen, denn es gab sie nicht, die Repor­te­rin hat­te sich ihre Vor­stel­lun­gen erschwin­delt:  Kei­ne Perücken? Na gut.
  • Direkt nach die­sem Ein­ge­ständ­nis ihres Feh­lers glaubt sie, ein Schwin­del-Pla­kat gefun­den zu haben: Es schlei­chen sich immer wie­der klei­ne Feh­ler ein. Dies Trans­pa­rent ist spie­gel­ver­kehrt geschrie­ben. Dabei zeigt sie auf die Rück­sei­te eines Trans­par­ents, auf dem die durch­schei­nen­de Schrift natür­lich spie­gel­ver­kehrt zu sehen ist: Für unse­re Kin­der nur das Beste: Mama & Papa.  Offen­sicht­lich will die Repor­te­rin die Zuschau­er für dumm ver­kau­fen mit ihrer Behaup­tung, der Text sei spie­gel­ver­kehrt geschrie­ben wor­den. Also auch die­ser Beweis für eine Schwin­del-Demo erweist sich als – Schwin­del von Frau Korneli.
  • Die Ver­su­che, die Demo als einen Rie­sen­schwin­del zu bewei­sen, gin­gen bei Frau Kor­ne­li in die Hose. Die Ansät­ze der Repor­te­rin, den Demon­stran­ten bzw. den Zuschau­ern die Demon­stra­ti­on als Rei­sen­schwin­del anzu­dre­hen, erwei­sen sich selbst als miss­lun­ge­ne Schwin­del-Ver­su­che – wit­zig waren sie sowie­so nicht.

… und endete mit Beschimpfung der Demonstranten

Direkt nach dem freund­li­chen Gespräch mit dem bibel­fe­sten und über­zeug­ten Chri­sten ver­här­tet Frau Kor­ne­li ihren Ton­fall, indem sie die Demon­stran­ten und Ver­an­stal­ter als Schwind­ler abkan­zelt, sie als fal­sche Moral­apo­stel hin­stellt, als Men­schen, die den angeb­li­chen Schwin­del nicht offen zuge­ben woll­ten, schließ­lich beschimpft sie sie als elen­de Spie­ßer. Nach­dem sie mit ihrem iro­ni­sie­ren­den Ver­su­chen bei Ein­zel­bei­spie­len nicht durch­kommt, setzt sie die bra­chia­le Keu­le des belei­di­gen­den Rund­um­schlags an. Jeden­falls hat die Repor­te­rin mit die­sen gänz­lich unwit­zi­gen Ver­leum­dun­gen die iro­ni­sche Idee vom Anfang  in einen unmo­ra­li­schen Tief­schlag gegen die Demo-Teil­neh­mer mün­den lassen.

Mit dem Vor­wurf der ‚Moral­apo­stel’ kön­nen die Demon­stran­ten wohl noch leben. Denn sie tre­ten für ethi­sche Wer­te wie Ehe und Fami­lie ein und wen­den sich gegen die unmo­ra­li­sche Scham­lo­sig­keit und Per­sön­lich­keits­ver­let­zun­gen von Kin­dern durch die Früh­sexua­li­sie­rung. Die Apo­stro­phie­rung als schwin­deln­de‚ fal­sche Moral­apo­stel’ ist dage­gen eben­so übel wie lächer­lich, wenn ihnen die Ernst­haf­tig­keit ihrer Über­zeu­gung abge­spro­chen wird.

Als Spie­ßer wird ein Mensch cha­rak­te­ri­siert, der gei­stig und sozi­al unbe­weg­lich stur auf sei­nen ein­ge­fah­re­nen Mei­nun­gen oder Ritua­len besteht. Mit der Brand­mar­kung als elen­de Spie­ßer wer­den in die­sem Fall die Demon­stran­ten als dis­kus­si­ons­un­wil­lig und dis­kurs­un­fä­hig abge­kan­zelt, obwohl sie sich in den Film-Inter­views als hell­wach und dis­ku­tie­rend gezeigt hat­ten. Sol­che ehr­ver­let­zen­de Urtei­le über Men­schen in der Repor­ta­ge des NDR ver­sto­ßen gegen die ARD-Leit­li­ni­en eines seriö­sen und fai­ren Jour­na­lis­mus. Ange­sichts die­ser Belei­di­gun­gen ist die nass-for­sche Behaup­tung der NDR-Jour­na­li­sten, dass die Redak­ti­on die Demon­stran­ten respek­tie­ren wür­de, eine beson­de­re Frech­heit.

Gegen die Hauptforderung der Demo für alle: Ehe und Familie vor!

In einem wei­te­ren Punkt unse­rer Beschwer­de ging es um das Haupt­ziel der Demon­stra­ti­on: Ehe und Fami­lie vor! sowie den Pro­test gegen die Rela­ti­vie­rung der ehe­ba­sier­ten Fami­lie durch den baden-würt­tem­ber­gi­schen Bildungsplan.

Die grün-rote Regie­rung in Baden-Würt­tem­berg hat­te in ihrem Bil­dungs­plan auch eine Viel­falt der Fami­li­en vor­ge­se­hen. In der Schu­le soll jede Lebens­ge­mein­schaft von Erwach­se­nen und Kin­dern als Fami­lie pro­pa­giert wer­den, ins­be­son­de­re auch in les­bi­schen und schwu­len Part­ner­schaf­ten. Dage­gen rich­tet sich die Haupt­for­de­rung der Demo für alle: Ehe und Fami­lie vor! Dabei stütz­ten sich die Demon­stra­ti­ons­ver­an­stal­ter auf die ehe­ba­sier­te Fami­lie, die nach dem Grund­ge­setz, Arti­kel 6, allein unter dem beson­de­ren Schutz der staat­li­chen Ord­nung steht. In Bild und Text­zei­len wur­de die klas­si­sche Fami­lie als Vater, Mut­ter und zwei Kin­der auf der Demon­stra­ti­on über­all sicht­bar gemacht – auf den Pla­ka­ten, Luft­bal­lons und Trans­pa­ren­ten. In einem Film­aus­schnitt wird ein Pla­kat gezeigt mit der Auf­schrift: Vater + Mut­ter = Kind(er). Der Pla­kat­trä­ger sagt dazu im Film:  Jeder Mensch hat Vater und Mutter…

NDR-Angriff auf eine grundrechtlich geschützte Werte-Institution

Die­se Aus­sa­ge und die Kon­zen­tra­ti­on der Demon­stra­ti­on auf die klas­si­sche Fami­lie erreg­ten anschei­nend den Zorn der Repor­te­rin. Direkt nach der Beschimp­fung der Demon­stra­ti­ons­teil­neh­mer als elen­de Spie­ßer zeigt die NDR-Jour­na­li­stin ihre Ver­ach­tung für das Demon­stra­ti­ons­ziel: die ehe­ba­sier­te Fami­lie. In ihrem Schluss-Satz ver­kün­de­te sie ihr Vor­ur­teil: Also ehr­lich – nur Vater, Mut­ter, Kind im Jahr 2015? – leich­tes Kopf­schüt­teln und danach mit einem süf­fi­san­ten Aus­druck: Ein Fake bleibt immer ein Fake.

Ein (eng­lisch) Fake bedeu­tet ein Imi­tat, ein Schwin­del oder eine Vor­täu­schung fal­scher Tat­sa­chen. Im wei­te­ren Sin­ne ist Fake auch ein Begriff für den damit ver­bun­de­nen Betrug. Dem­nach soll laut Frau Kor­ne­li die klas­si­sche Fami­lie eine imi­tier­te Fäl­schung sein – aber was wäre dann das Ori­gi­nal? Oder: Die Vater-Mutter-Kind(er)-Familie soll eine geschwin­del­te Vor­täu­schung – wovon denn?

Tat­säch­lich ist die ehe­ba­sier­te Fami­lie in allen Kul­tu­ren und Geschichts­epo­chen die ori­gi­na­le, klas­si­sche Fami­lie, weil nur die von Natur aus frucht­ba­re Ver­bin­dung von Mann und Frau die fami­lia­le Keim­zel­le zur Repro­duk­ti­on der Gesell­schaft sein kann. Frau Kor­ne­li dage­gen will mit ihrem Fake-Satz die­se histo­ri­schen und natur­ge­setz­li­chen Ver­hält­nis­se ins unsin­ni­ge Gegen­teil umkeh­ren: die klas­si­sche Fami­lie von Vater, Mut­ter und Kind(er) sei ein Imi­tat, das Ori­gi­nal von Fami­lie – so die unaus­ge­spro­che­ne, aber logi­sche Fol­ge­rung – müss­te die post­mo­der­ne varia­ti­ons­of­fe­ne Gemein­schaf­ten von Erwach­se­nen und Kin­dern sein. Geht es noch verrückter?

Verstoß gegen die ARD-Richtlinien zur Vermittlung von Werten

Nun könn­te der Ein­wand kom­men: Wie jeder Mensch haben auch Jour­na­li­sten der ARD-Anstal­ten die Mei­nungs­frei­heit, in ihren Sen­dun­gen mal Unsinn zu ver­brei­ten. Das mag bei sol­chen Nischen-The­men wie Ufos oder wie­der­keh­ren­de Göt­ter noch zutref­fen, aber nicht bei einem zen­tra­len gesell­schaft­li­chen The­ma wie Familie.

Schwe­rer wiegt, dass die bei­den letz­ten Sät­ze der Extra 3‑Sendung als ein Angriff auf einen gesell­schaft­li­chen Grund­wert anzu­se­hen ist. Denn in die­ser Form ist die Behaup­tung der NDR-Jour­na­li­stin, dass die ehe­ba­sier­te, grund­ge­setz­lich geschütz­te Fami­lie ein Fake sei, eine Unge­heu­er­lich­keit. Sie ver­stößt damit gegen Auf­trag und Prin­zi­pi­en der öffent­lich-recht­li­chen Anstal­ten: In den ARD-Leit­li­ni­en 2015/​16 wird bei den gen­re­spe­zi­fi­schen Qua­li­täts­kri­te­ri­en im Bereich Kul­tur /​ Kin­der und Fami­lie von ARD-Sen­dun­gen gefor­dert: Ver­mitt­lung ethi­scher Wer­te sowie ver­ant­wor­tungs­be­wuss­te Infor­ma­ti­on und Ori­en­tie­rung. Auch bei dem Gen­re Unter­hal­tung sol­len die ARD-Sen­dun­gen Wer­te­ver­mitt­lung ent­hal­ten. Die Fami­lie, so wie sie im Grund­ge­setz defi­niert ist, gehört unbe­streit­bar zu den grund­le­gen­den Wer­ten unse­rer Gesell­schaft. Die Pole­mik von Frau Kor­ne­li gegen die klas­si­sche Fami­lie ist ein fron­ta­ler Angriff gegen einen Grund­wert unse­res ver­fass­ten Gemeinwesens.

Das mög­li­che Argu­ment, die besag­te Aus­sa­ge sei doch nur iro­nisch-sati­risch und damit nicht ernst gemeint gewe­sen, ist nicht stich­hal­tig. Allein mit einem spöt­ti­schen Gesichts­aus­druck wird noch kein iro­ni­scher Hin­ter- oder Gegen­sinn erzeugt. Ent­schei­dend ist, dass der nor­ma­le Zuschau­er die Behaup­tung so auf­fas­sen muss­te, wie sie gesagt wur­de. Die­se Annah­me wird auch durch den Kon­text des Film­be­richts bestä­tigt, der nach dem Berichts­for­mat auf­ge­baut ist und des­sen inten­dier­te sati­ri­sche Form kaum zur Gel­tung gekom­men ist, wie oben gezeigt. Für den nor­ma­len Zuschau­er muss­te der Film als  Repor­ta­ge-Sen­dung von einer nor­ma­len Demon­stra­ti­on wahr­ge­nom­men wer­den – ein­schließ­lich des Schluss­kom­men­tars von Frau Korneli.

NDR-Trashniveau mit Fäkalausdrücken vor johlendem Studio-Publikum

Ein Höhe­punkt von Nie­der­tracht ist die Behaup­tung von Frau Kor­ne­li, vie­le Demon­stran­ten wären als homo­pho­be A…löcher auf­ge­tre­ten. In der Wort­ver­bin­dung soll die Nega­tiv-Kon­no­ta­ti­on des Adjek­tivs homo­phob mit dem Sub­stan­tiv A.…loch wohl noch gestei­gert wer­den. Unab­hän­gig davon ist die öffent­li­che  Bezeich­nung eines Mit­men­schen als A.…loch auf jeden Fall als ehr­ver­let­zen­de Belei­di­gung anzu­se­hen. Mit der vier­ma­li­gen Wie­der­ho­lung die­ser Belei­di­gung im Film und dem anschlie­ßen­den Clip scheint die Redak­ti­on die Pro­vo­ka­ti­on der Ver­leum­dung noch stei­gern zu wollen:

Bei dem Film-Nach­spann mimt  der Schau­spie­ler Sky Dumont einen ARD-Sati­re­be­auf­trag­ten. Die­se Sze­ne ist deut­lich als sati­ri­sches Imi­tat oder Fake zu erken­nen. Damit sind aber auch die dort gemach­ten Behaup­tun­gen als Fake-Aus­sa­gen zu ver­ste­hen, die einen ande­ren, in die­sem Fal­le gegen­tei­li­gen Sinn haben. Wenn der gefak­te ARD-Beauf­trag­te augen­zwin­kernd den fälsch­li­chen Ein­druck von Extra 3 zurück­weist mit den Wor­ten, als hät­ten wir etwas gegen homo­pho­be A…löcher, so ver­steht der Zuschau­er, dass der besag­te Ein­druck in Wirk­lich­keit zutrifft. Der fol­gen­de Satz ist beson­ders ent­lar­vend: Wir von der ARD wol­len natür­lich auf kei­nen Fall homo­pho­be A…löcher belei­di­gen. Offen­sicht­lich ist den NDR-Redak­teu­ren als Macher der Sen­dung ‚extra 3’ bewusst, dass sie mit der Schimpf-Bezeich­nung die Demon­stran­ten belei­di­gen: Denn indem sie mit einer als Fake kennt­li­chen Aus­sa­ge die Belei­di­gungs­ab­sicht demen­tie­ren, bestä­ti­gen sie diese.

Die NDR-Redaktion versteht ihre eigene Ironie nicht

Wenn die NDR-Redak­teu­re aller­dings in ihrem Ant­wort­schrei­ben ernst­haft behaup­ten, dass sich die Redak­ti­on über den Schau­spie­ler Sky Dumont schon in der Sen­dung für die gewähl­te For­mu­lie­rung ent­schul­di­gen hät­te, so ver­ste­hen sie offen­sicht­lich ihre eige­ne Iro­nie nicht, nach der eine sati­ri­sche Ent­schul­di­gung nur eine vor­ge­spiel­te ist.

Das drei­ma­li­ge Wie­der­ho­len des Belei­di­gungs­wor­tes  in einem kur­zen Clip mit drei Sät­zen wirkt aus­ge­spro­chen kin­disch. Es klingt, wie wenn ein Jun­ge drei Mal hin­ter­ein­an­der gegen­über einem Spiel­ka­me­ra­den die­ses Schimpf­wort sagt – im Bewusst­sein, dass er ihm etwas ganz Unan­stän­di­ges an den Kopf wirft und ihn damit ernied­rigt. Mit die­ser Demon­stran­ten­be­schimp­fung im Film und deren Ver­stär­kung im Nach­spann-Clip kommt die Sen­dung end­gül­tig auf das Trash-Niveau von For­ma­ten, bei denen die Stu­dio-Zuschau­er  jeden Fäkal-Aus­druck mit Joh­len begleiten.

Die NDR-Redak­teu­re haben die­se Beschimp­fungs­ka­no­na­de anschei­nend bewusst und gezielt ein­ge­setzt. Denn im Recht­fer­ti­gungs­schrei­ben heißt es: Der Redak­ti­on ist bewusst, dass mit der gewähl­ten For­mu­lie­rung bei eini­gen Zuschau­ern eine Gren­ze über­schrit­ten wur­de. Gleich­wohl hält sie die Beschimp­fung der Demon­stran­ten mit Fäkal­spra­che für eine adäqua­te sati­ri­sche Zuspit­zung. Soso, Grenz­über­schrei­tun­gen ins Trash-Niveau als adäqua­ter NDR-Journalismus!

Ehrverletzende Beleidigung durch NDR-Reporter

Der Tat­be­stand einer ehr­ver­let­zen­den Belei­di­gung ist nicht (nur) an sub­jek­ti­vem Emp­fin­den fest­zu­ma­chen. Auch die Zahl von sehr vie­len posi­ti­ven Zuschau­er-Reak­tio­nen kann eine Belei­di­gung nicht neu­tra­li­sie­ren. Für den Tat­be­stand der ehr­ver­let­zen­den Belei­di­gung gibt es objek­ti­ve Kri­te­ri­en (etwa im Zusam­men­hang mit dem Para­graph 185 StGB), die zu prü­fen wäre. Die­se Ver­leum­dung kann auch nicht als sati­ri­sche Zuspit­zung gerecht­fer­tigt wer­den.  Sati­re hat was mit Intel­li­genz und Sprach­ge­wandt­heit zu tun – plat­te Belei­di­gun­gen mit Fäkal­aus­drücken gehö­ren nach unse­rer Ansicht nicht zu Satire.

Es bleibt somit fest­zu­hal­ten: Der NDR-Film­be­richt spricht vor Mil­lio­nen TV-Zuschau­er  ein belei­di­gen­des Urteil aus über 2.400 Demon­stran­ten und die Demo-Ver­an­stal­ter, dar­un­ter 20 bür­ger­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen. Das alles geschieht im Namen einer öffent­lich-recht­li­chen Sen­de­an­stalt. Die soll­te nach ihrem gesetz­li­chen Auf­trag bei kon­tro­vers dis­ku­tier­ten The­men zur För­de­rung des gesell­schaft­li­chen Dis­kur­ses bei­tra­gen. Statt­des­sen för­dert die­ser Film­be­richt mit der bou­le­var­desken Schluss­be­schimp­fung eine emo­ti­ons­ba­sier­te Front­ver­här­tung zwi­schen Mei­nungs­grup­pen.    

Als Parteigänger der Regierung kann man keinen gesellschaftlichen Diskurs fördern

Die NDR-Jour­na­li­sten behaup­ten, mit der Kri­tik der Demon­stra­ti­ons­for­de­run­gen macht die Redak­ti­on  von ihrem publi­zi­sti­schen Recht (auf Mei­nungs­frei­heit) Gebrauch. Abge­se­hen davon, dass sie die tat­säch­li­chen For­de­run­gen der Demo für alle unter­schla­gen haben, steht ihnen kein Recht auf ein­sei­ti­gen Meinungsmache-Journalismus.

Der NDR als öffent­lich-recht­li­che Sen­de­an­stalt hat im Gegen­teil die staats­ver­trag­li­che Pflicht, aus­ge­wo­gen und neu­tral zu berich­ten, ins­be­son­de­re zu strit­ti­gen Fra­gen. In groß-gesell­schaft­li­chen Debat­ten haben die Sen­der laut ARD-Leit­li­ni­en den Auf­trag zur För­de­rung des gesell­schaft­li­chen Dis­kur­ses. Dazu haben die ver­ant­wort­li­chen Redak­tio­nen bei Recher­che und Dar­stel­lung auf Infor­ma­ti­ons­viel­falt, Objek­ti­vi­tät und Unab­hän­gig­keit zu ach­ten sowie eine ein­sei­tig-par­tei­ische Aus­rich­tung zu ver­mei­den. Gegen die­se jour­na­li­sti­schen Pflich­ten und Grund­re­geln ver­stößt die ver­ant­wort­li­che NDR-Redak­ti­on durchgehend.

Der Film­be­richt über die Demo für alle ist im Kon­text der Kon­tro­ver­se zum baden-würt­tem­ber­gi­schen Bil­dungs­re­form­plan 2015 zu sehen – so eine eige­ne wiki­pe­dia-The­men­sei­te. Eine Peti­ti­on unter dem Titel: Zukunft – Ver­ant­wor­tung – Ler­nen: Kein Bil­dungs­plan 2015 unter der Ideo­lo­gie des Regen­bo­gens erreich­te 192.000 Unter­schrif­ten, eine Gegen­pe­ti­ti­on 80.000. Das Anlie­gen der erst­ge­nann­ten Peti­ti­on, das im Pro­gramm der Demo für alle auf­ge­nom­men ist, wur­de von ver­schie­de­nen kirch­li­chen und poli­ti­schen Krei­sen unter­stützt. Nach einem Gespräch von Mini­ster­prä­si­dent Win­fried Kret­sch­mann mit Ver­tre­tern der evan­ge­li­ka­len Bewe­gung im Früh­jahr 2015 lenk­te die Lan­des­re­gie­rung ein, indem sie die Über­ar­bei­tung der umstrit­te­nen Leit­prin­zi­pi­en ver­sprach sowie eine Ver­schie­bung der Bil­dungs­plan-Ein­füh­rung auf 2016.

Bei ihren Berich­ten über die­ses The­ma ist es die publi­zi­sti­sche Pflicht der öffent­lich-recht­li­chen Sen­de­an­stal­ten, zumin­dest ansatz­wei­se die kon­tro­ver­se Debat­te abzu­bil­den und damit zur För­de­rung des gesell­schaft­li­chen Dis­kur­ses bei­zu­tra­gen. Das ist bei der Film-Repor­ta­ge nicht gesche­hen. Die­se jour­na­li­sti­schen Pro­gramm­ver­let­zun­gen ste­hen im Zusam­men­hang mit der par­tei­ischen Posi­tio­nie­rung der NDR-Redak­ti­on für den baden-würt­tem­ber­gi­schen Bil­dungs­plans. Aber wie soll der gesell­schaft­li­che Dis­kurs über ein kon­tro­ver­ses The­ma geför­dert wer­den, wenn die NDR-Jour­na­li­sten nur als Par­tei­gän­ger und Pro­pa­gan­di­sten der Regie­rungs­sei­te auftreten?

Text: Mathi­as Ebert/​Hubert Hecker
Bild: NDR/​Youtube (Screen­shots)

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