Wofür Papst Franziskus Zeit hat und wofür nicht


Papst Franziskus mit Muslimen und Begleitern
Papst Franziskus mit Muslimen und Begleitern

(Rom) Der Histo­ri­ker und katho­li­sche Intel­lek­tu­el­le Rober­to de Mat­tei übte Kri­tik am Kurs von Papst Fran­zis­kus, der den Ein­druck ver­mitt­le, als wol­le der Papst auf eine „syn­kre­ti­sti­sche Super­re­li­gi­on“ hin­ar­bei­ten. Der Papst ver­zich­tet auf die Teil­nah­me beim Eucha­ri­sti­schen Kon­greß, besucht aber das umstrit­te­ne inter­re­li­giö­se Tref­fen der Gemein­schaft Sant’Egidio in Assi­si, an dem bis­her bereits drei­mal Päp­ste teil­nah­men. Das Tref­fen Assi­si I von 1986 mit Papst Johan­nes Paul II. gilt als ein Tief­punkt sei­nes Pon­ti­fi­kats. Nun will Sant’Egidio zusam­men mit Papst Fran­zis­kus des 30. Jah­res­ta­ges die­ses „unsäg­li­chen“ inter­re­li­giö­sen Spek­ta­kels geden­ken, so Mes­sa in Lati­no, der dafür einen katho­li­schen Ter­min absag­te und damit mit einer Tra­di­ti­on bricht.

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Auch der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster macht auf die Eigen­hei­ten der päpst­li­chen Ter­min­pla­nung auf­merk­sam. „Für Papst Fran­zis­kus ist Assi­si ein beson­de­rer, ein ganz beson­de­rer Ort auch aus geo­gra­phi­scher Sicht“, so Magister.

Am 10. Dezem­ber 2015 gab Kar­di­nal Ange­lo Sco­la, der Erz­bi­schof von Mai­land und nach Papst Fran­zis­kus stim­men­stärk­ste Kan­di­dat im Kon­kla­ve, bekannt, daß der Papst wegen der zahl­rei­chen Ver­pflich­tun­gen im Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit, auf Pasto­ral­be­su­che in Ita­li­en verzichte.

„Alle beug­ten sich die­sem Wil­len“ so Magi­ster, auch Kar­di­nal Sco­la, der die Absa­ge des bereits fest für den 7. Mai 2016 zuge­sag­ten Besuch des Pap­stes hin­neh­men muß­te. Doch dann begab sich Fran­zis­kus am 4. August plötz­lich nach Assi­si, das bekannt­lich auch in Ita­li­en liegt. Und wie nun bekannt wur­de, wird Fran­zis­kus am 19. Sep­tem­ber ein wei­te­res Mal nach Assi­si reisen.

Die­ser zwei­te Besuch in der Stadt des hei­li­gen Franz von Assi­si wur­de nicht etwa vom zustän­di­gen Orts­bi­schof oder dem Vati­kan bekannt­ge­ge­ben, son­dern vom Imam von Peru­gia. Abdel Qader Moha­med ali­as Moh’d war nach inzwi­schen gän­gi­ger inter­re­li­giö­ser Pra­xis, am 4. August zum Papst­be­such nach Assi­si ein­ge­la­den wor­den. Bei die­ser Gele­gen­heit konn­te der Imam mit dem Papst eini­ge Wor­te wech­seln, der ihm anver­trau­te, was sonst offen­bar noch nie­mand wuß­te. In Wirk­lich­keit funk­tio­niert die inter­re­li­giö­se Maschi­ne­rie bestens. Die unsicht­ba­ren Regis­seu­re orga­ni­sier­ten ein Inter­view mit dem Imam beim Fern­seh­sen­der TV2000 der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Ver­ant­wort­lich für den Sen­der ist der Papst-Ver­trau­te, Bischof Nun­zio Galan­ti­no. Bei die­ser Gele­gen­heit konn­te Imam Moh’d sein exklu­si­ves Wis­sen preis­ge­ben und fun­gier­te damit kurz­zei­tig als Papst-Sprecher.

Mit dem vier­ten Besuch eines Pap­stes bei der umstrit­te­nen Ver­an­stal­tung der Gemein­schaft Sant’Egidio inner­halb von 30 Jah­ren erfährt das inter­re­li­giö­se Tref­fen eine erneu­te Auf­wer­tung. Daß die Ver­an­stal­tung in Assi­si einen Tag nach dem Abschluß des Eucha­ri­sti­schen Kon­gres­ses statt­fin­det, für den Papst Fran­zis­kus sei­ne Teil­nah­me absag­te, ver­deut­licht die Gewichts­ver­la­ge­rung in der päpst­li­chen Agen­da. Fran­zis­kus wird der erste Papst der Nach­kon­zils­zeit sein, der nicht am Eucha­ri­sti­schen Kon­greß Ita­li­ens teilnimmt.

„Seit die Päp­ste, die auch den Titel eines Pri­mas von Ita­li­en füh­ren, wie­der damit begon­nen haben, Rei­sen außer­halb von Rom zu unter­neh­men, haben sie immer die­se regel­mä­ßig statt­fin­den­den Kon­gres­se besucht, wäh­rend sie bis Johan­nes XXIII. 1959 schrift­li­che Bot­schaf­ten bzw. Radio­bot­schaf­ten schick­ten“, so Magister.

„Die Eucha­ri­sti­schen Kon­gres­se sind typi­sche Ver­an­stal­tun­gen der Katho­li­zi­tät. Die Rei­sen, die Fran­zis­kus nicht absagt, son­dern durch­führt, bewe­gen sich in einem grö­ße­ren Hori­zont“, mit allen Reli­gio­nen in Assi­si, mit den Ortho­do­xen in Geor­gi­en, den Mus­li­men in Aser­bai­dschan und den Luthe­ra­nern in Schwe­den, um 500 Jah­re pro­te­stan­ti­sche Refor­ma­ti­on zu fei­ern. Mit allen ande­ren, aber am wenig­sten mit den Katho­li­ken, wie Rober­to de Mat­tei beklagt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: News360 (Screen­shot)

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3 Kommentare

  1. Könn­te nicht Papst em. Bene­dikt XVI. am Eucha­ri­sti­schen Kon­gress teil­neh­men- oder Herr Kar­di­nal Müller?

  2. Berg­o­glio ist sich eben selbst treu. War­um einen eucha­ri­sti­schen Kon­gress besu­chen, wenn er es ohne­hin nicht meint nötig zu haben, vor dem Herrn zu knien. Das tut er näm­lich lie­ber vor den Mus­li­me und den pro­te­stan­ti­schen Pasto­ren. Aber wenig­stens lern­te er in Tschen­sto­ch­au in der Hl. Mes­se eine demü­ti­ge­re Haltung.
    Aber wen wun­dert es denn noch. Er nennt die bezeich­net Kon­ser­va­tis­mus als Fun­da­men­ta­lis­mus und setzt die­sen einer Krank­heit gleich. Wen wun­dert es da noch, dass er den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta den mitt­ler­wei­le ver­stor­be­nen P. Vol­pi, einen Psy­cho­lo­gen, als Kom­mis­sar ein­ge­setzt hat.
    Aber wie der Groß­mei­ster des Groß­ori­en­tes von Ita­li­en nach der Wahl Berg­o­gli­os öffent­lich schrieb: Mit ihm wird nichts mehr so sein wie zuvor. Ob er da wohl nur auf die Rota­ry-Mit­glied­schaft von Berg­o­glio und die damit ver­bun­de­ne lang­fri­sti­ge Indok­tri­na­ti­on anspiel­te? Wer weiss …

  3. Herr Franz macht nicht ein­mal eine Knie­beu­ge bei der Wand­lung. War­um? Glaubt er nicht dar­an? Er weiß um die Macht der Bil­der. Was will er uns damit sagen? Sind die­je­ni­gen, die an die Wand­lung glau­ben, jene, die er als Pela­gia­ner beschimpft?

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