„Macht Krach, Wirbel, Revolution“ – Pater Hagenkord über Papst Franziskus und den Weltjugendtag


(Rom) Bernd Hagen­kord, Jesu­it wie der regie­ren­de Papst, meint es gut mit Fran­zis­kus. Ob es der deut­sche Jesu­it auch mit der katho­li­schen Jugend und der Kir­che gut meint, steht auf einem ande­ren Blatt geschrieben.

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Zur Abrei­se des katho­li­schen Kir­chen­ober­haupts nach Kra­kau, wo Fran­zis­kus am Welt­ju­gend­tag teil­nimmt, ver­faß­te der Lei­ter der Deut­schen Sek­ti­on von Radio Vati­kan den Kom­men­tar „Jugend-Papst“.

Hagen­kord führt die Deut­sche Sek­ti­on mehr auf Tuch­füh­lung mit der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, deren Sekre­tär sein Mit­bru­der Hans Lan­gen­dör­fer SJ ist, und dem son­der­gläu­bi­gen Zen­tral­ko­mi­tee deut­scher Katho­li­ken (ZdK), als mit dem Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che.

Wört­lich schreibt er in sei­nem heu­te ver­öf­fent­lich­ten Kommentar:

„‘Macht Durch­ein­an­der‘: Das ist eine eher höf­li­che For­mu­lie­rung der Wor­te, die Papst Fran­zis­kus bei sei­nem ersten Welt­ju­gend­tag in Rio zu den Jugend­li­chen aus Argen­ti­ni­en sag­te. ‚Hagan lío‘ lau­tet das Ori­gi­nal, eine Auf­for­de­rung, die er seit­dem immer mal wie­der nutzt.“

Weltjugendtag 2013 Rio
Welt­ju­gend­tag 2013 Rio: „Macht Krach, Wirbel“

Über die­se unge­wöhn­li­che Spra­che eines Pap­stes, die im Juli 2013 gro­ßes Stau­nen aus­lö­ste, wur­de bereits viel gerät­selt. Was der Papst damit eigent­lich sagen will, weiß nie­mand mit Sicher­heit zu deu­ten. Viel­leicht aber kann der Lei­ter von Radio Vati­kan wei­ter­hel­fen, da er genau die­se rät­sel­haf­te päpst­li­che Auf­for­de­rung in den Mit­tel­punkt sei­ner „Beob­ach­tun­gen“ stellt.

„An die­sem Mitt­woch bricht er auf zu sei­nem zwei­ten Welt­ju­gend­tag, nach Polen. Und wir dür­fen anneh­men, dass sich die Bot­schaft seit­dem nicht viel geän­dert hat. Wie in Turin und in Latein­ame­ri­ka, in Nea­pel und vor allem in Korea, immer wie­der spricht er in die­sen Wor­ten der Unru­he zu jun­gen Menschen.
Wir­bel sol­len die Jugend­li­chen machen, Revo­lu­ti­on. ‚Seid Revo­lu­tio­nä­re!‘ Das ruft der Papst jun­gen Men­schen zu. Macht Unru­he, Krach, Cha­os! Schwimmt gegen den Strom!“

Und wei­ter:

„Es gebe Jugend­li­che, die sei­en schon ‚in Pen­si­on‘, sei­en schon alt. ‚Gebt nie die Hoff­nung in die Zukunft auf!‘, die Zukunft lie­ge in der Hand der Jugend, das sol­le man sich nicht madig machen las­sen, nicht resi­gnie­ren, halt ‚in Pen­si­on‘ gehen.“

Und noch weiter:

„‘Schaut vor­aus!‘ hat­te er erst am Diens­tag in einer Video­bot­schaft Jugend­li­chen in den USA zuge­ru­fen. Nicht ver­ges­sen, wo man her­kom­me, aber immer den Hori­zont in den Blick neh­men, vor­an gehen, die Zukunft in die Hand nehmen.“

Hagen­kord kommt nicht umhin, die „Flücht­lings­kri­se“ zu erwäh­nen. Doch die Aus­sa­ge des Pap­stes ent­rät­selt er nicht.

Viel­leicht kann man etwas erah­nen, wäre da nicht schon wie­der die Kop­pe­lung mit einem wei­te­ren zwie­späl­ti­gen Wort, der „Revo­lu­ti­on“:

„Und wenn es um das The­ma Fami­lie geht: ‚Die Welt traut euch nicht zu, wirk­lich zu lie­ben, wirk­lich treu zu sein, und macht euch vor, daß alle Ent­schei­dun­gen nur vor­läu­fig sei­en. Habt Mut, seid Revo­lu­tio­nä­re‘. Treue, das sei etwas Revolutionäres.“

Und wei­ter:

„Und dann immer wie­der: ‚Gebt euch nicht zufrie­den mit dem, was ist‘. Das ist viel­leicht der Grund­te­nor hin­ter all den Auf­ru­fen zur Unru­he: das sich zu sehr zufrie­den geben mit dem, was ist.“

Hagen­kord selbst muß sich mit einem „viel­leicht“ zufrie­den geben. „Viel­leicht“ ist sei­ne Deu­tung rich­tig, „viel­leicht“ auch nicht.

Was sol­len die Jugend­li­chen „durch­ein­an­der­brin­gen“, wozu sol­len sie „einen Krach und einen Wir­bel machen“. Was bedeu­tet der infla­tio­nä­re Gebrauch des zwei­fel­haf­ten Wor­tes „Revo­lu­ti­on“, wohin sol­len die Jugend­li­chen „vor­aus­schau­en“ und wel­chen „Hori­zont“ sol­len sie „in den Blick neh­men“? Was unter­schei­det sol­che Inhalts­lo­sig­keit vom Gere­de von irgend­wem, beson­ders von Nicht-Christen?

Die christ­li­che Leh­re ist so reich und von sol­cher Bedeu­tung, und der Auf­trag an die Hir­ten ist so groß, weil sie die jun­gen Men­schen zu unter­wei­sen haben und damit Ver­ant­wor­tung für deren See­len­heil tragen.

Bleibt am Ende die Fra­ge an den Papst, was für eine Hil­fe und Füh­rung eine so unent­zif­fer­ba­re „Bot­schaft“ an die Jugend sein soll. Und an Hagen­kord, wel­chen Sinn es macht, eine sol­che „Bot­schaft“ mit einem blo­ßen „viel­leicht“ auf­zu­grei­fen und zu wiederholen?

Unterm Strich bleibt der Ein­druck von sinn­lee­ren und daher sinn­lo­sen Worten.

Text: Mar­tha Burger-Weinzl
Bild: magazine.whatislive/MiL

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1 Kommentar

  1. Die­ser Auf­ruf von Fran­zis­kus an die Jugend heu­te erin­nert doch sehr an die Hip­pie­be­we­gung der 60er Jah­re. Auch zu die­ser Zeit wur­de die Jugend zur Rebel­li­on gegen die angeb­lich ver­staub­ten Tra­di­tio­nen der herr­schen­den Ver­hält­nis­se auf­ge­for­dert, mit fata­len Fol­gen. Drogenmissbrauch,Drogentote bis ans Ende der Welt,Kriege, Auf­stand gegen die Eltern und gegen alles was auch nur den Anschein einer Ein­schrän­kung der „per­sön­li­chen Ent­fal­tung“ erweck­te, eine Weg­werf­men­ta­li­tät in allen Lebens­be­rei­chen, ja sogar des eige­nen Lebens und das Leben der unge­bo­re­nen Kin­der, nicht zuletzt die För­de­rung eines uner­träg­li­chen „Gut­men­schen­tums“ im Sin­ne der „Men­schen­rech­te“. .…tja, die Revo­lu­ti­on frisst wie­der ihre eige­nen Kinder…

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