Bischof von Pistoia gegen Kapelle der Piusbruderschaft


Bischof Tardelli mit Papst Franziskus
Bischof Tardelli mit Papst Franziskus

(Rom) Ande­re Bischö­fe, ande­re Sit­ten im Umgang mit der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X.

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Im Okto­ber 2015 lud Erz­bi­schof Loren­zo Ghiz­zo­ni von Raven­na-Cer­via in der Roma­gna die Pius­bru­der­schaft in sein Erz­bis­tum ein, damit sie in einer Pfar­rei die Hei­li­ge Mes­se in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus zele­briert. Der Erz­bi­schof kam damit dem Wunsch von Gläu­bi­gen nach, die um die Zele­bra­ti­on der Hei­li­gen Mes­se in der außer­or­dent­li­chen Form gewandt hat­ten. Der Erz­bi­schof hät­te sich auch an eine ande­re alt­ri­tu­el­le Gemein­schaft wen­den kön­nen. Da sich im nahen Rimi­ni ein Prio­rat der Pius­bru­der­schaft befin­det, wand­te er sich an diese.

Anders sieht das Bischof Fausto Tar­del­li von Pistoia in der Tos­ka­na. Er folgt nicht der „Offen­heit“ gegen­über der Pius­bru­der­schaft, wie sie von Papst Fran­zis­kus geübt wird, der den FSSPX-Prie­stern im Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit das Recht zuer­kann­te, recht­mä­ßig und gül­tig das Buß­sa­kra­ment zu spen­den, und über die kir­chen­recht­li­che Aner­ken­nung der Bru­der­schaft ver­han­deln läßt.

Bischof Tar­del­li schrieb den Gläu­bi­gen der Pfar­rei von Mon­ta­le einen Brief und for­der­te sie dar­in auf, „nicht die lefeb­vria­ni­sche Pri­vat­kir­che“ zu besu­chen, die von einem Bür­ger von Mon­ta­le in des­sen Haus errich­tet wor­den war.

Heilige Messe im überlieferten Ritus in der Villa Tosca

Der aus Tirol stammende Pater Elias Stolz bei der ersten, im Juni 2915 zelebrierten Heiligen Messe in der Villa Tosca
Der aus Tirol stam­men­de Pater Eli­as Stolz FSSPX bei der ersten, im Juni 2915 zele­brier­ten Hei­li­gen Mes­se in der Vil­la Tosca

Ales­san­dro Meoni ließ das Haus sei­ner Fami­lie im Zen­trum von Mon­ta­le, einer zehn Kilo­me­ter von Pistoia ent­fern­ten Gemein­de mit rund 10.000 Ein­woh­nern, reno­vie­ren. In der „Vil­la Tos­ca“, benannt nach sei­ner Groß­mutter, errich­te­te er auch eine Kapel­le. Mit einem „Tag der offe­nen Tür“ konn­ten die Bür­ger von Mon­ta­le im Juni 2015 die wie­der­her­ge­stell­te Vil­la besich­tig­ten. Die Haus­seg­nung wur­de mit einer Hei­li­gen Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus ver­bun­den. „Eine Gele­gen­heit für die Ein­woh­ner von Mon­ta­le, die alte latei­ni­sche Mes­se wie­der zu erle­ben“, so die loka­le Online-Zei­tung NoiDi­Qua. Seit­her zele­brie­ren Prie­ster der Pius­bru­der­schaft in Mon­ta­le die Hei­li­ge Messe.

Die Errich­tung der Kapel­le brach­te Meoni die „Exkom­mu­ni­zie­rung“ durch Bischof Tar­del­li ein, wie die Lokal­zei­tung Il Tir­re­no berich­te­te. Von Exkom­mu­ni­ka­ti­on ist jedoch kei­ne Rede. Das Schrei­ben des Bischofs wur­de aber an der Kir­chen­tür von Mon­ta­le ange­schla­gen und am ver­gan­ge­nen Sonn­tag wäh­rend der Hei­li­gen Mes­se in der Pfarr­kir­che verlesen.

Der Bischof nann­te nie­man­den aus Mon­ta­le nament­lich, son­dern sprach von der Errich­tung einer Kapel­le in einem „Pri­vat­haus ohne kirch­li­che Erlaub­nis“. Nament­lich genannt wur­de vom Bischof hin­ge­gen die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., die in der der Kapel­le die Lit­ur­gie zelebriert.

Bischof: „Wirklich katholische Gläubige halten sich fern“

Bischof Tar­del­li ermahn­te die Gläu­bi­gen, daß die Pius­bru­der­schaft „kei­ne Insti­tu­ti­on (weder eine Pfar­rei noch eine Ver­ei­ni­gung) der katho­li­schen Kir­che ist“. Trotz der „Auf­he­bung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on von vier Prä­la­ten der Bru­der­schaft“, die von Papst Bene­dikt XVI. ange­ord­net wur­de, „blei­ben die dok­tri­nel­len Fra­gen“. Der Bischof beton­te daher, daß die Bru­der­schaft „kei­nen kano­ni­schen Sta­tus in der Kir­che“ habe und „sich daher wei­ter­hin in einer irre­gu­lä­ren Posi­ti­on“ und „nicht in vol­ler Gemein­schaft mit dem Apo­sto­li­schen Stuhl“ befindet.

„Das genügt“, so Bischof Tar­del­li, „daß jeder wirk­lich katho­li­sche Gläu­bi­ge sich von den Zele­bra­tio­nen fern­hält“, die am genann­ten Ort statt­fin­den. Das gel­te „vor allem“ auch für jene, die „die­se Zele­bra­tio­nen in ihrem Pri­vat­be­sitz zulas­sen und organisieren“.

Msgr. Tar­del­li, der 2004 von Papst Johan­nes Paul II. zum Bischof von San Mini­a­to in der Tos­ka­na ernannt wur­de, gilt als tra­di­ti­ons­freund­lich. Im Mai 2013 nahm er auf Ein­la­dung des Coor­di­na­men­to Tos­ca­no Bene­dikt XVI. an der jähr­li­chen Wall­fahrt der Tra­di­ti­on zur Got­tes­mut­ter von Mon­ten­ero teil. Er wohn­te der Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus bei, die von Pater Ser­a­fi­no Lan­zet­ta von den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta zele­briert wur­de. Weni­ge Wochen spä­ter begann für den Orden ein Kal­va­ria. Die römi­sche Ordens­kon­gre­ga­ti­on stell­te die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta mit Zustim­mung von Papst Fran­zis­kus unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung. Als Dia­kon und Sub­dia­kon assi­stier­tem ihm damals zwei Prie­ster des Insti­tuts Chri­stus König und Hoher­prie­ster, des­sen Prie­ster­se­mi­nar sich in der Tos­ka­na befindet.

Im Anschluß an die Wall­fahrt spen­de­te Bischof Tar­del­li drei Erwach­se­nen im über­lie­fer­ten Ritus die Firmung.

Im Okto­ber 2014 ernann­te ihn Papst Fran­zis­kus zum Bischof von Pistoia.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Il Tirreno/​NoiDiQua (Screen­shots)

 

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2 Kommentare

  1. Wenn es in unse­rer Kir­che wei­ter so drun­ter und drü­ber geht und das Lehr­amt mit Füßen getre­ten wird, bleibt als ein­zi­ger Aus­weg nur der Rück­zug in die „Pri­vat­kir­che“, auch Kata­kom­ben genannt, um dem Glau­ben treu blei­ben zu können!

    • Hoch­ge­ehr­te @Pia,

      Bit­te nicht als Maul­wurf unter der Erde!
      Dann doch lie­ber oben auf den Hügeln und in den Bergen:
      „Ance Deus nun­ca sera eroe anonymo“

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