(Buenos Aires/Rom) In Argentinien wurden neue Vorwürfe gegen die von Papst Franziskus gegründete Päpstliche Stiftung Scholas Ocurrentes erhoben. Bauarbeiten für ein Gebäude der Stiftung, für die die Regierung von Ex-Präsidentin Cristina Kirchner (2007–2015) im Jahr 2014 umgerechnet rund 900.000 Euro zur Verfügung gestellt hatte, seien nicht einmal zur Hälfte abgeschlossen, obwohl laut Plan das Projekt längst hätte fertiggestellt werden müssen. Die Besitzverhältnisse auf dem entsprechenden Grundstück seien zudem unklar.
Die Direktoren der Stiftung befänden sich in Verhandlung mit der neuen Regierung von Staatspräsident Mauricio Macri, um einen alternativen Standort zu finden.
Mit Papst für Gewinnspiele geworben
Die neuen Vorwürfe wurden vom in Argentinien sehr populären Fernsehjournalisten Jorge Lantana erhoben. Lantana berichtete über die enge Verzahnung von Stiftungs-Aktivitäten mit hohen Funktionsträgern der linksperonistischen Regierung Kirchner, die direkt den Wahlkampf 2014/ 2015 betroffen hätten.
In der Kritik stehen auch Gewinnspiele von Stiftungssponsoren, die mit einem persönlichen Treffen mit Franziskus für die Gewinnspiele warben. Der Bericht Latanas mit dem Titel „Im Namen des Vaters“ endete mit der Frage, ob Papst Franziskus über all die Vorgänge Bescheid wisse.
Im Juni hatten Medienberichte über die Stiftung für Aufsehen gesorgt, weil Papst Franziskus eine staatliche Millionenspende für Scholas Occurrentes abgelehnt hatte.Die Ablehnung war als unfreundliche Geste interpretiert worden und als Bestätigung, daß Papst Franziskus die Wahl Macrà¬s ablehne. Papst Franziskus hatte ziemlich offen die Wahl des linksperonistischen Gegenkandidaten Macrà¬s gewünscht.
Argentiniens Kabinetts-Chef Marcos Pena hatte daraufhin Meldungen über eine Verstimmung zwischen dem Papst und Staatspräsident Mauricio Macri dementiert. Die Ablehnung des Geldes habe rein formelle Gründe gehabt, weil Franziskus Spenden aus privaten Mitteln einer Zuwendung aus dem Staatshaushalt vorziehe, hieß es wenig glaubwürdig aus Rom.
Seit Herbst 2015 „fromme Stiftung Päpstlichen Rechts“
Scholas Occurrentes wurde auf Betreiben von Jorge Mario Bergoglio, damals Erzbischof von Buenos Aires, gegründet worden Die Stiftung wurde von Franziskus, nach seiner Wahl zum Papst, zu einer Päpstlichen Stiftung mit Sitz im Vatikan gemacht worden. Angesiedelt ist sie seither bei der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, deren Kanzler Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo, einer der engsten Papst-Vertrauten, ist.
Die Stiftung fördert Bildungsprojekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche in 82 Ländern sowie den Dialog von Kulturen und Religionen. Umstritten sind nicht nur einige Aspekte der Geschäftsgebarung und ihre politischen Präferenzen in Argentinien. Umstritten ist auch die pädagogische Ausrichtung.
Stiftung fördert Erziehung „ohne Christentum“, aber mit Gender-Ideologie
Was die offiziellen katholischen Medien nicht berichten: Zum ersten Skandal um Scholas Occurentes war es bereits Anfang Mai 2015 gekommen. Die nicht offizielle katholische Nachrichtenagentur InfoVaticana deckte auf, daß die Päpstliche Stiftung im Namen von Franziskus und mit dem Bild des Papstes unter Kinder für die Gender-Ideologie wirbt. Die Sache wurde von offizieller Seite ebenso ignoriert wie von homophilen Mainstream-Medien.
Anfang Juni 2016 legte der Vatikanist Sandro Magister nach und bezeichnete die Ausrichtung der Päpstlichen Stiftung als „pädagogische Revolution“. Scholas Occurrentes sei ein zweifelhaftes Lieblingsprojekt des Papstes: Es betreibe eine Erziehung „ohne Christentum“, aber mit Gender-Ideologie.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: OR (Screenshot)