Priesterweihen in Frankreich 2016: ein neuer Tiefpunkt


Priesterweihen 2016 im überlieferten Ritus: Petrusbruderschaft, Bordeaux
Priesterweihen 2016 im überlieferten Ritus: Petrusbruderschaft, Bordeaux

von Amand Timmermans

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Die Prie­ster­wei­hen in Frank­reich fin­den meist in Juni statt, um das Fest der Hl. Apo­stel Peter und Paul (29. Juni) her­um, die als zwei tra­gen­de Säu­len der Hei­li­gen Kir­che ange­se­hen werden.

Die Fran­zö­si­sche Bischofs­kon­fe­renz (CEF) teil­te vor eini­gen Tagen mit, daß in die­sem Jahr etwa hun­dert neue Prie­ster für die Katho­li­sche Kir­che geweiht wer­den: 79 diö­ze­sa­ne für den Pfarr­dienst – ein wenig mehr als 2015 (68), aber weni­ger als 2014, wo mit 82 Diö­ze­san­prie­ster­wei­hen schon ein abso­lu­ter Tief­punkt in den letz­ten Jahr­hun­der­ten erreicht wurde.

Beson­ders trau­rig ist die nied­ri­ge Wei­he­zahl von Ordens­prie­stern, ob mit einem Orden oder einer neu­en Gemein­schaft ver­bun­den: man erwar­tet etwa zwanzig.

Zum Ver­gleich: 2016 rech­net die Bischofs­kon­fe­renz mit etwa 100 Prie­ster­wei­hen; 2015 waren es noch rund 120 , 2014 noch rund 140; 2002 waren es noch rund 200.

Der Rück­gang der Beru­fun­gen bela­stet die Alters­py­ra­mi­de sehr schwer.

Die Anzahl der Prie­ster in Frank­reich hat sich in den letz­ten zwan­zig Jah­ren fast hal­biert: von 29.000 (Diö­ze­san- und Ordens­prie­ster zusam­men) im Jahr 1995 auf etwa 15.000 im Jahr 2015.

10.000 davon sind älter als 65 Jah­re, 7.000 älter als 75 Jahre.

Man schätzt daß jedes Jahr etwa 800 fran­zö­si­sche Prie­ster sterben.

Dies bedeu­tet, daß inner­halb von weni­ger als 15 Jah­ren die Zahl der Prie­ster sich erneut  hal­bie­ren wird. Lang­fri­stig erwar­tet man zwi­schen 3.000 und 4.000 Prie­ster in Frankreich.

Die Prie­ster­wei­hen sind äußerst unre­gel­mä­ßig über die Bis­tü­mer ver­teilt: das Erz­bis­tum Paris mit 11 Wei­hen liegt natür­lich vor­ne; dahin­ter fol­gen jedoch die Bis­tü­mer Van­nes (7) und Fré­jus-Tou­lon (6), dann das Erz­bis­tum Bor­deaux (5) und jeweils vier in Lucon en Ven­dée, Saint-Denis und Ver­sailles. Dazu kom­men fünf Prie­ster­wei­hen der Com­mun­au­té Saint-Mar­tin in Évron (May­enne). Die­se Prie­ster­ge­mein­schaft war ein­mal im Gespräch, die von den Bene­dik­ti­nern auf­ge­las­se­ne Abtei Wein­gar­ten (Bis­tum Rot­ten­burg-Stutt­gart) zu über­neh­men. Das Pro­jekt wur­de natür­lich wegen zu erwar­ten­der „feh­len­der Akkul­tu­ra­ti­on“ sehr schnell verworfen.

Die ande­re  Bis­tü­mer im Westen Frank­reichs fol­gen dem trau­ri­gen Lan­des­trend: zwei Neu­prie­ster in Quim­per, jeweils einer in Bayeux, in Rennes, in Nan­tes und in Laval.

In den Bis­tü­mern Coutances, Séez, Saint-Brieux, Angers und Le Mans gibt es die­ses Jahr kei­ne Weihen.

Priesterweihen im überlieferten RItus 2016: Institut du Bon Pasteur, Bordeaux
Prie­ster­wei­hen im über­lie­fer­ten RItus 2016: Insti­tut du Bon Pasteur, Bordeaux

Auf­fal­lend dabei ist, daß es die meist als tra­di­ti­ons­freund­lich bekann­ten Bis­tü­mer sind, die die mei­sten Beru­fun­gen haben: Fré­jus-Tou­lon, Van­nes, Lucon und dazu die eher kon­ser­va­ti­ven Gemein­schaf­ten wie die Com­mun­au­té de Saint-Mar­tin in Évron (May­enne).

Hin­zu kom­men zudem die Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on, dar­un­ter die Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus, das Insti­tut vom Guten Hir­ten (Insti­tut du Bon Pasteur) und das Insti­tut Chri­stus König und Hoher­prie­ster, deren Neu­prie­ster in der tra­di­tio­nel­len Form des Römi­schen Ritus geweiht werden.

„Die Prie­ster­kan­di­da­ten wider­spie­geln die Sozio­lo­gie der prak­ti­zie­ren­den Katholiken.“

Die­se dyna­mi­sche Ent­wick­lung, wie erfreu­lich auch, bleibt im Augen­blick doch eher begrenzt;  und sie allein wird nicht aus­rei­chen, um die nega­ti­ve Ten­denz umzukehren.

Die­se wenig opti­mi­sti­sche Situa­ti­on scheint die Kir­chen­füh­rung trotz­dem, nicht beson­ders zu inter­es­sie­ren. Im Beson­de­ren steht kei­ne Reeva­lu­ie­rung der bis­he­ri­gen moder­ni­sti­schen Pra­xis zur Debatte.

Eini­ge katho­li­sche Jour­na­li­sten haben schon gemeint, daß erst ein tota­ler Null­punkt erreicht wer­den müß­te, bevor es zu tief­grei­fen­de Refor­men kom­men kann.

Wie das bel­gi­sche Bei­spiel zeigt, ist das sehr zweifelhaft:

Die Zahl der Prie­ster­wei­hen fiel in den vier nord­bel­gi­schen Bis­tü­mern (außer Brüg­ge) bereits vor Jah­ren tat­säch­lich auf Null, ohne daß es des­halb zu irgend­wel­cher Reak­ti­on von Kar­di­nal Dan­neels gekom­men wäre.

Zu glei­cher Zeit erließ Dan­neels ein Ukas, mit dem den flä­mi­schen Semi­na­ri­sten, die im benach­bar­tem Aus­land (Bis­tum ’s‑Hertogenbosch in den Nie­der­lan­den) stu­dier­ten, – trotz des Prie­ster­man­gels die Rück­kehr nach Nord­bel­gi­en ver­bo­ten wur­de. Die Nie­der­län­der waren für die­se flä­mi­schen Prie­ster­exi­lan­ten übri­gens sehr dankbar.

Dan­neels‘ Nach­fol­ger, Erz­bi­schof DeKesel, agiert im glei­chen Geiste.

Obwohl in Bel­gi­en Prie­ster­man­gel herrscht und gera­de in Brüs­sel im kom­men­den Herbst Kir­chen­schlie­ßun­gen  anste­hen, hat DeKesel die von sei­nem Vor­gän­ger, Erz­bi­schof Msgr. Léo­nard in Brüs­sel auf­ge­nom­me­ne Prie­ster­bru­der­schaft der Hl. Apo­stel (im Augen­blick sie­ben Prie­ster und 21 Semi­na­ri­sten) zum 30. Juni 2016 aus dem Erz­bis­tum ver­wie­sen mit der Begrün­dung, daß der Groß­teil Fran­zo­sen sind.

Man will nicht nur den Kon­kurs, man will die nack­te, ja die split­ter­nack­te Pleite.

Text: Amand Tim­mermans (Über­ar­bei­tung eines Arti­kels auf www​.bel​gi​ca​to​.hau​tet​fort​.com v. 25.06.2016)
Bild: IBP/​FSSP (Screen­shots)

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3 Kommentare

  1. Die­se „Bischö­fe“ müs­sen sich eines Tages vor dem Chef der Kir­che ver­ant­wor­ten. Wie igno­rant müs­sen sie sein?

Kommentare sind deaktiviert.