(Madrid) Während sich im aufgeheizten Wahlklima in Spanien verbale und tätliche Angriffe gegen Kirchen und Kirchenvertreter häufen, wird Papst Franziskus im kommenden September Pablo Iglesias, den derzeit uneingeschränkten Anführer der radikalen Linken Spaniens, empfangen. Mit der Begegnung setzt Papst Franziskus seine einseitige Kontaktnahme mit Vertretern der radikalen Linken fort.
Vandalenakte gegen Kirchen und religiöse Einrichtungen, aber auch verbale Attacken gegen höchste Kirchenvertreter prägen die Zeit vor den vorzeitigen spanischen Parlamentswahlen, die am kommenden 26. Juni stattfinden.
Opfer der Attacken ist vor allem Antonio Kardinal Cañizares, der Erzbischof von Valencia und ehemalige Kardinalpräfekt der römischen Gottesdienstkongregation. Er hatte Mitte Mai die natürliche Familie aus einem Mann und einer Frau mit Kindern gegen die Gender-Ideologie verteidigt. Der Kardinal hatte „die auf der Ehe gegründete Familie“ als „kostbares Gut“ bezeichnet, das es gegen Angriffe zu verteidigen gilt. Gleichzeitig kritisierte er die Gender-Ideologie als „das Heimtückischste, das es in der ganzen Menschheitsgeschichte gegeben hat“.
Seither toben sich Vertreter der Linksparteien gegen den führenden Kirchenvertreter aus. Die Angriffe und die kirchenfeindliche Hetze sind von einer solchen Härte, daß Beobachter darin den Probelauf sehen, der Kirche einen Maulkorb umhängen und sie zum Schweigen bringen zu wollen. Gleichzeitig biedern sich dieselben Parteien den Anhängern des Islams an.
Unter den Angreifern finden sich Vertreter der sozialistischen PSOE, die zuletzt von 2004–2011 Spanien regierte und in dieser Zeit eines der liberalsten Abtreibungsgesetze, die „Homo-Ehe“ und Maulkorbgesetze einführte, mit denen die Meinungsfreiheit eingeschränkt wurde.
Die schärfsten Attacken kamen aus den Reihen der neuen linksradikalen Partei Podemos von Pablo Iglesias. Der Vordenker der 2014 gegründeten Partei, Juan Carlos Monedero, beschimpfte Kardinal Cañizares als „Monster“ und verspottete ihn, indem er dessen Haltung als „unterdrückte Homosexualität“ herabwürdigte. Monedero ist Professor an der Päpstlichen Universität Comillas und damit Angestellter der Kirche, was den Angriffen eine besondere Brisanz gibt.
Vatikansprecher dementierte Treffen mit Podemos-Chef
Bei den Parlamentswahlen im Dezember 2015 wurde Podemos mit 20,7 Prozent auf Anhieb drittstärkste Kraft. Da eine Regierungsbildung scheiterte, finden am 26. Juni vorgezogene Neuwahlen statt. Dazu ist Podemos eine Listenverbindung mit der traditionellen radikalen Linken rund um die Kommunistische Partei Spaniens (PCE) eingegangen. Unter dem Namen Unidos Podemos, treten Podemos, Vereinigte Linke und Grüne als linksradikale Einheitsfront mit dem Ziel an, wenn nicht stärkste Kraft des Landes, so doch stärkste linke Kraft vor dem PSOE zu werden, was laut Meinungsumfragen durchaus realistisch scheint.
Als Gerüchte bekannt wurden, Podemos-Chef Pablo Iglesias werde von Papst Franziskus empfangen, dementierte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi SJ. Ein Dementi mit schnellem Verfallsdatum. Aus dem direkten Umfeld des Papstes erhielt InfoVaticana die Bestätigung, daß Iglesias, „wie geplant“, im kommenden September von Papst Franziskus empfangen werde.
Der Vorfall mit dem falschen Dementi untergräbt weiter die in diesem Pontifikat bereits angeschlagene Autorität von Vatikansprecher Pater Lombardi.
Podemos vertritt – wie die gesamte radikale Linke – Positionen, die gerade im Bereich der „nicht verhandelbaren Werte“ (Benedikt XVI.) im offenen Widerspruch zur Lehre der Kirche stehen. Sie vertreten zu den Themen Abtreibung, künstliche Befruchtung, Verhütung, Euthanasie, Homosexualität besonders offen und radikal eine „Kultur des Todes“.
Punkt 17 im Parteiprogramm von Podemos lautet:
„Abtreibung. Podemos verspricht, daß die Schwangerschaftsunterbrechung im öffentlichen Gesundheitssystem garantiert sein wird. Ebenso werden alle Frauen Zugang zu allen Verhütungsmethoden erhalten. Die künstliche Befruchtung wird allen Frauen ohne Einschränkung zur Verfügung stehen.“
Dieser tödliche Widerspruch gegen die Lehre der Kirche und die Natur des Menschen scheint die Kirchenspitze aber nicht vordringlich zu stören. Die Voraussetzung für die Allianzschmiede mit der radikalen Linken war die weitgehende Entsorgung der „nicht verhandelbaren Werte“ in der Abstellkammer der päpstlichen Programmatik. So hatte es Papst Franziskus im September 2013 erklärt, und so hält es das Kirchenoberhaupt seither.
Kontaktaufnahme durch Papst-Vertrauten Gustavo Vera
Laut InfoVaticana wurden die Kontakte zwischen Iglesias und dem Vatikan vom argentinischen Abgeordneten Gustavo Vera, einem engen Freund von Papst Franziskus, hergestellt. Der Sozialaktivist Vera gehörte bis 2014 dem inzwischen zerbrochenen linksliberalen Frente Amplio UNEN an. Vor zwei Jahren gründete er die Partei Bien Comun (Gemeinwohl). Die Namenswahl gehe nach eigenen Angaben auf einen Satz von Papst Franziskus zurück:
„Die Macht ist Gemeinwohl. Wenn sie Eigenwohl ist, ist sie Korruption.“
Vera vertritt seine Partei im Stadtparlament von Buenos Aires.
Er traf sich vor kurzem mit Iñigo Errejón, dem Fraktionsvorsitzenden von Podemos im spanischen Abgeordnetenhaus, um letzte Details für das Treffen mit Papst Franziskus zu klären.
Errejóns Vater, José Antonio Errejón, war in der maoistischen Arbeiterpartei Spaniens (PTE) aktiv, gehörte Mitte der 80er Jahre zu den Gründern der spanischen Grünen und Mitte der 90er Jahre zu den Gründern der Antikapitalistischen Linken. Diese linksextreme Gruppe gehörte bis 2007 zur kommunistisch Geführten Vereinigten Linken (IU). 2014 schloß sie sich der neuen linksradikalen Partei Podemos an, in der sein Sohn eine steile Karriere machte.
Sanchez Sorondo: Architekt der Achse Papst-radikale Linke
Die Feinarbeit zum Treffen zwischen Podemos-Chef Iglesias und dem Papst hatte der argentinische Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo geleistet, der sich dazu vor wenigen Wochen mit der seit Juni 2015 amtierenden Bürgermeisterin von Madrid, Manuela Carmena, traf. Carmena gehörte der illegalen und nach dem Ende der Franco-Herrschaft der legalen Kommunistischen Partei Spaniens (PCE) an. Die Mitgliedschaft stellte die Juristin ruhend, als sie in den 80er Jahren unter dem PSOE-Regierungschef Felipe Gonzalez eine Stelle als Richterin bekam. 2015 war sie siegreiche Spitzenkandidatin des linken Wahlbündnisses Ahora Madrid aus Podemos und PSOE.
Mit dem Empfang für Pablo Inglesias setzt Papst Franziskus seine intensive, internationale Kontaktaufnahme mit Vertretern der radikalen Linken fort, während er Vertreter der politischen Mitte und der Rechten ignoriert. Architekt der Kontakte ist der enge Papst-Vertraute und Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, Marcelo Sanchez Sorondo.
Sorondo applaudierte mit sichtlicher Genugtuung, als der linksradikale, homosexuelle italienische Philosoph Gianni Vattimo am 13. März 2015 im Teatro Cervantes in Buenos Aires vor versammelter linksradikaler Prominenz zur Bildung einer neuen kommunistischen Internationale aufforderte, die er als „papistische Internationale“ bezeichnete, da sie von Papst Franziskus angeführt werden solle.Vattimo sagte damals:
„Papst Franziskus ist der einzige, der fähig ist, eine politische, kulturelle und religiöse Revolution gegen die Übermacht des Geldes anzuführen in dem Bürgerkrieg, der bereits weltweit tobt, und der als ‚Kampf gegen den Terrorismus‘ getarnt wird, in Wirklichkeit aber der Klassenkampf des 21. Jahrhunderts gegen die Vielzahl der Kapitalismuskritiker ist“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana/La Alameda (Screenshot)