Johannes Paul II.: „Ein emeritierter Papst ist unmöglich!“


Johannes Paul II. 2002 beim Weltjugendtag in Toronto
Johannes Paul II. 2002 beim Weltjugendtag in Toronto: "Ein emeritierter Papst ist unmöglich!"

(Rom) Das Rät­sel eines „eme­ri­tier­ten Pap­stes“ neben dem regie­ren­den Papst, und sogar im Sin­ne eines „erwei­ter­ten“ Papst­tums mit einem „qua­si gemein­sa­men Dienst“ eines „akti­ven“ und eines „kon­tem­pla­ti­ven“ Pap­stes, „lastet unge­löst auf der aktu­el­len Peri­ode des Papst­tums“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

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Die Figur des „eme­ri­tier­ten Pap­stes“ sei „absicht­lich“ von Bene­dikt  XVI. nach sei­nem Amts­ver­zicht ein­ge­führt wor­den, sei aber ein Will­kür­akt, da es nichts in der Geschich­te des Papst­tums gebe, auf das sich die­se Neue­rung stüt­zen könne.

Vor­gän­ger hat­ten die Fra­ge bereits unter­su­chen las­sen, aber als unmög­lich ver­wor­fen. Papst Pius XII. bei­spiels­wei­se such­te nach einem Not­plan für den Fall sei­ner Gefan­gen­nah­me durch die deut­schen Trup­pen und sei­ner Gei­sel­haft in der Hand des natio­nal­so­zia­li­sti­schen Regimes. Dem spä­te­ren Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Dome­ni­co Tar­di­ni ver­trau­te Pius XII. an: „Wenn sie mich ent­füh­ren, wer­den sie Kar­di­nal Pacel­li weg­füh­ren, nicht den Papst.“

Die Fra­ge tauch­te in der Schluß­pha­se des Pon­ti­fi­kats von Papst Johan­nes Paul II. wie­der auf, als er bereits durch Krank­heit und kör­per­li­chem Ver­fall gezeich­net war.

Johannes Paul II. war strikt gegen die Vorstellung eines „emeritierten Papstes“

Der aus Kana­da stam­men­de ehe­ma­li­ge Zei­tungs­ver­le­ger Lord Con­rad Black, ein in den 90er Jah­ren zur katho­li­schen Kir­che kon­ver­tier­ter Agno­sti­ker, bestä­tig­te gegen­über Magi­ster, daß er Ende Juli 2002 mit Johan­nes Paul II. spre­chen konn­te, als die­ser sich zum Welt­ju­gend­tag in Toron­to auf­hielt. Das Gespräch erfolg­te im Haus des eme­ri­tier­ten Erz­bi­schofs der Stadt, Kar­di­nal Gerald Emmett Car­ter, mit dem Black befreun­det war. Kar­di­nal Car­ter hat­te die Wohl­tä­ter zu einem Mit­tag­essen mit dem Papst gela­den, die maß­geb­lich zur Finan­zie­rung des Welt­ju­gend­ta­ges bei­getra­gen hatten.

Bei die­ser Gele­gen­heit sprach sich Papst Johan­nes Paul II. strikt gegen die Vor­stel­lung aus, es kön­ne einen „eme­ri­tier­ten Papst“ geben. Wört­lich sag­te Johan­nes Paul II.:

„A pope eme­ri­tus is impossible.“

„Ein eme­ri­tier­ter Papst ist unmög­lich!“ Es gebe nur einen Papst und kön­ne auch nur einen Papst geben.

Black berich­te­te die Epi­so­de erst­mals 2005 in einem Nach­ruf auf den ver­stor­be­nen pol­ni­schen Papst für die bri­ti­sche Wochen­zei­tung Catho­lic Herald, deren Mit­ei­gen­tü­mer er war.

Joseph Ratz­in­ger war der Mei­ster und Wäch­ter der Glau­bens­leh­re, in den Johan­nes Paul II. „größ­tes Ver­trau­en“ setz­te, und der 2005 dann auch sein Nach­fol­ger auf dem Stuhl Petri wurde.

In der Fra­ge des „papa eme­ri­tus“ sind die bei­den ent­ge­gen­ge­setz­te Wege gegan­gen, wobei die Ent­schei­dung Ratz­in­gers Rät­sel auf­gibt, nicht jene Woj­ty­las. Die Kir­che kennt seit 2000 Jah­ren nur einen Papst. Weder in der Hei­li­gen Schrift noch in der Über­lie­fe­rung fin­det sich aus apo­sto­li­scher Zeit ein Hin­weis, daß es zwei Päp­ste geben könn­te, die einen „gemein­sa­men Dienst“ ausüben.

Laut Kuri­en­erz­bi­schof Georg Gäns­wein, per­sön­li­cher Sekre­tär von Bene­dikt XVI. und Prä­fekt des Päpst­li­chen Hau­ses von Fran­zis­kus, habe Bene­dikt zwar den Stuhl Petri „geräumt“, aber „nicht ver­las­sen“. Was immer er damit genau sagen will …

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Sal​tand​light​.tv (Screen­shot)

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