(Berlin) Der Dalai Lama widerspricht Merkels „Willkommens“-Politik und hält die Begrenzung von Flüchtlingszahlen für „legitim“. „Deutschland kann nicht arabisch werden“, sagte der politische Führer des tibetischen Buddhismus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Ausgabe vom 31. Mai).
Für den Dalai Lama ist eine Begrenzung der Flüchtlingszahlen nicht nur „legitim“, sondern sogar „notwendig und moralisch vertretbar“.
Bessergestellte hätten eine Verantwortung für Flüchtlinge, doch gebe es Grenzen der Belastbarkeit. Deutschland habe bereits mehr als genug getan. Die Flüchtlingszahlen, die Deutschland aufgenommen habe, seien bereits „zu hoch“.
„Deutschland kann kein arabisches Land werden. Deutschland ist Deutschland.“
Was nach einer Binsenweisheit klingt, scheint deutschen Verantwortungsträger längst nicht mehr so klar zu sein. Es bedarf des politischen Führers der Tibeter, um es den deutschen Politiker und Entscheidungsträgern in Erinnerung zu rufen. Es bedarf des politischen Hauptes des Lamaismus, um die Deutschen vom moralischen Druck zu entlasten, den die offiziellen Kirchenvertreter, ob protestantische oder katholische, ihnen aufgebürdet haben.
Theatralisch inszenierte und mediengerecht geschwungene Moralkeule
Hochrangige Vertreter der katholischen Kirche machen sich im deutschen Sprachraum im Gleichklang mit Angela Merkels „Wir schaffen das“-Haltung für eine schrankenlose Einwanderungspolitik stark. Sie ergreifen bedingungslos Partei für etwas, was bis vor kurzem nur von Multikulturalisten und Globalisierungsverfechtern vertreten wurde.
Skeptiker und Kritiker einer solchen Haltung werden mit dem moralischen Bann belegt. Die links eingefärbte Moralkeule wird mediengerecht geschwungen und theatralisch inszeniert wie das Flüchtlingsboot als Altar von Kardinal Rainer Woelki. Differenzierung wird mit dem Brustton der Empörung zurückgewiesen.
Das Mainstream-„Flüchtlingsspektakel“ scheint die Phantasie mancher Prälaten zu beflügeln, die zu anderen aktuellen Fragen wie der Tötung ungeborener Kinder und dem Niedergang des eigenen Volkes erstaunlich ideen- und regungslos dahintreibt. Ein Schelm, wer in beiden Fällen einen Zusammenhang mit dem „gesellschaftlichen Konsens“ sieht, der von einer Meinungselite behauptet wird.
Flüchtlinge sollen „zurückkehren und beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder mithelfen“
Der Dalai Lama, der selbst als Flüchtling nach Indien kam, als das kommunistische China seine Heimat Tibet besetzte und annektierte, sagte, daß es „richtig“ ist, Flüchtlinge „nur vorübergehend“ aufzunehmen:
„Das Ziel sollte sein, daß sie zurückkehren und beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder mithelfen.“
Der Dalai Lama äußerte zugleich die Hoffnung, in „ein paar Jahren“ Tibet zumindest „besuchen“ zu können. Er bezeichnete es als denkbar, daß die Tibeter nach seinem Tod zum Mittel der Gewalt greifen könnten, da sie sich nicht mehr an sein „Prinzip der Gewaltlosigkeit“ gebunden fühlten. „Gewalt“, so der Dalai Lama, „sei legitim, wenn es keine andere Wahl“ gebe.
Text: Andreas Becker
Bild: FAZ (Screenshot)