„Kirche soll sich bei Homosexuellen entschuldigen“? – Nicht einmal katholische Medien zitieren Papst richtig


Kathedrale von Orleans "homosexualisiert"
Kathedrale von Orleans "homosexualisiert": Bischof Blaquart ließ am 17. Juni die Kathedrale in LGBT-Farben beleuchten, um seine "Verundenheite" mit der Homo-Gemeinschaft wegen des Orlando-Attentats zum Ausdruck zu bringen

Die Homo­se­xua­li­sie­rung schrei­tet zügig vor­an. Wer nicht schrill mit­singt im homo­phi­len Chor, macht sich ver­däch­tig. Goog­le Maps „beglückt“ die Nut­zer mit einem homo-kor­rek­ten Street-View-Männ­chen. Und wenn der Papst aus­drück­lich prä­zi­siert, heißt das noch lan­ge nicht, daß ihm auch nur die katho­li­schen Medi­en dar­in folgen.

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Ein Kom­men­tar von Mar­tha Burger-Weinzl

Auch Papst Fran­zis­kus wur­de am ver­gan­ge­nen Sonn­tag auf dem Rück­flug von Arme­ni­en von der Jour­na­li­stin Cin­dy Woo­den von CNS, der Nach­rich­ten­agen­tur der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz zum The­ma Homo­se­xua­li­tät befragt. Sie woll­te wis­sen, was der Papst zur For­de­rung von Kar­di­nal Rein­hard Marx sage, die Kir­che sol­le sich bei der „Homo-Gemein­schaft“ ent­schul­di­gen, weil sie die­se Per­so­nen aus­ge­grenzt habe.

Orlando-Attentäter war ein „Soldat des Kalifen“ und kein Christ

Absur­der­wei­se füg­te Woo­den hin­zu: „In den Tagen nach dem Blut­bad von Orlan­do haben vie­le gesagt, daß die christ­li­che Gemein­schaft etwas mit die­sem Haß gegen die­se Per­so­nen zu haben hat“, obwohl das Orlan­do-Atten­tat auf einen Schwu­len­klub von einem „Sol­da­ten des Kali­fen“, einem Dschi­ha­di­sten des Isla­mi­schen Staa­tes (IS) ver­übt wor­den war. Als Jour­na­li­stin weiß sie auch längst, daß die US-Regie­rung den Beken­ner­an­ruf des mus­li­mi­schen Atten­tä­ters mani­pu­liert hat­te, um jeden Bezug zum Islam zu strei­chen. Es darf also ange­nom­men wer­den – und sei es nur als Ablen­kungs­ma­nö­ver –, daß eine fal­sche Beschul­di­gung der Chri­sten bil­li­gend in Kauf genom­men wurde.

Papst Fran­zis­kus ant­wor­te­te prä­zi­ser als noch vor zwei Jah­ren auf dem Rück­flug von Rio de Janei­ro, als er das erste Mal zum The­ma Homo­se­xua­li­tät Stel­lung nahm. Er erklär­te, daß die Posi­ti­on gegen­über der Homo­se­xua­li­tät und den Homo­se­xu­el­len jene des Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che ist, und daß die Homo­se­xu­el­len gemäß Kate­chis­mus beglei­tet wer­den sol­len. Eine kla­re Aus­sa­ge. Klar ist sie aller­dings nur für gläu­bi­ge Katho­li­ken, die den Kate­chis­mus eini­ger­ma­ßen gut ken­nen. Die Aus­sa­ge eig­net sich aber kaum für nicht prak­ti­zie­ren­de Schein-Katho­li­ken und erst recht nicht für Nicht-Katho­li­ken. Der Papst ver­mied es also erneut die Leh­re der Kir­che zur Homo­se­xua­li­tät und zu den Homo­se­xu­el­len dar­zu­le­gen. Eine wei­te­re ver­paß­te Chance.

Homosexualität: Aufklärung wäre nötig, wird aber nicht geboten

Dabei wür­de gera­de die­ses The­ma, wo eine star­ke Lob­by mit Unter­stüt­zung zahl­rei­cher Zeit­geist­rit­ter eine all­ge­mei­ne Gehirn­wä­sche betreibt, nach Auf­klä­rung ver­lan­gen (Salz­burgs Weih­bi­schof Laun sprach vor kur­zem über „gehirn­ge­wa­sche­ne“ Chri­sten). Eine Her­aus­for­de­rung, der sich Papst Fran­zis­kus aber lie­ber ent­zieht wohl wis­send, daß er sich damit bei den Medi­en eini­ge Sym­pa­thien ver­scher­zen wür­de. Der Papst zieht es vor, lie­ber zu schwei­gen, und nach sei­nem Vor­bild wer­den auch vie­le Bischö­fe und Prie­ster schwei­gen. Wer aber ver­kün­det dann die ret­ten­de Wahr­heit und warnt vor den tod­brin­gen­den Gefah­ren der Sünde?

So müs­sen die Homo­se­xu­el­len selbst zurecht­kom­men, und eben­so müs­sen sich die Katho­li­ken und die Chri­sten ins­ge­samt in der Sache selbst ori­en­tie­ren. Wie vie­le sich falsch ori­en­tie­ren, weil sie nicht den Kate­chis­mus, son­dern die Tages­pres­se zur Hand neh­men, oder sich das eige­ne Den­ken von Funk, Fern­se­hen und Inter­net homo­se­xua­li­sie­ren las­sen, wird ein bedrücken­des Geheim­nis bleiben.

Wel­che Bereit­wil­lig­keit beim The­ma Homo­se­xua­li­tät zum Miß­ver­ständ­nis, zu einer vor­aus­ei­len­den homo-kor­rek­ten Dar­stel­lung oder zu einer offen homo­phi­len Pro­pa­gan­da besteht, zeig­te die Bericht­erstat­tung über die Papst-Aus­sa­ge vom Sonn­tag im deut­schen Sprachraum.

Papst Fran­zis­kus nahm auf dem Rück­flug zu zahl­rei­chen und bedeu­ten­den Fra­gen Stel­lung. Unter ande­rem for­der­te er nichts mehr und nichts weni­ger als eine „neue EU“ und „mehr Unab­hän­gig­keit und mehr Frei­heit“ für die Mit­glieds­staa­ten. Mit einem Kol­le­gen wet­te­te ich, daß die Mas­sen­me­di­en hin­ge­gen das The­ma Homo­se­xua­li­tät als Schlag­zei­le neh­men wür­den, und so war es auch.

Die Schlag­zei­le lau­te­te in leich­ten Varia­tio­nen: „Kir­che soll­te sich bei Homo­se­xu­el­len ent­schul­di­gen“. Genau das aber hat­te der Papst nicht gesagt.

„Kirche soll sich bei Homosexuellen entschuldigen“? – Nein, denn „die“ Kirche „ist heilig“

Der Papst stimm­te dem „mar­xi­sti­schen“ Kar­di­nal [Rein­hard Marx] zwar zu, prä­zi­sier­te aber, daß „die“ Kir­che „hei­lig ist“, daß die Chri­sten aber „Sün­der“ sei­en. Mit ande­ren Wor­ten, Sün­de und Schuld sind immer per­sön­lich. Wenn schon hät­ten sich also Chri­sten zu ent­schul­di­gen, die sich schul­dig gemacht haben, nicht aber „die Kirche“.

Der Papst nahm eine nicht uner­heb­li­che Prä­zi­sie­rung vor und kor­ri­gier­te damit auch den ein­fluß­rei­chen Vor­sit­zen­den der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz und des­sen Kirchenverständnis.

Die Prä­zi­sie­rung nütz­te jedoch nichts, denn nicht ein­mal katho­li­sche Medi­en waren imstan­de oder bereit, den Papst rich­tig zu zitie­ren. Kath­press, die Nach­rich­ten­agen­tur der Öster­rei­chi­schen Bischofs­kon­fe­renz titel­te eben­so unver­dros­sen wie welt­li­chen Medi­en: „Kir­che soll­te sich bei Homo­se­xu­el­len entschuldigen“.

Die Mühe nach­zu­prü­fen, wer mut­maß­lich genau von wem abge­schrie­ben hat, soll hier nicht gemacht wer­den. Soweit ist es leicht fest­stell­bar, daß  – um beim Bei­spiel Öster­reich zu blei­ben – Kath­press als erstes Medi­um die Falsch­mel­dung ver­brei­te­te. Frü­her war noch AP, eine der „drei gro­ßen Schwe­stern“ unter den Presseagenturen.

Im Medi­en­be­reich läuft es bekannt­lich so, und das meist zu Lasten einer umfas­sen­den und fun­dier­ten Infor­ma­ti­on: Wenn eine inter­na­tio­na­le und eine natio­na­le Pres­se­agen­tur das Glei­che schrei­ben, prüft kaum eine Redak­ti­on den Wahr­heits­ge­halt. Viel­mehr schrei­ben dann alle maß­geb­li­chen Medi­en eines Lan­des inhalt­lich exakt das­sel­be. Dadurch ent­steht, die von den Bür­gern als bedrückend emp­fun­de­ne „Ein­heits­mei­nung“ ob von Neu­siedl bis Bre­genz, von Kie­fers­fel­den bis Flens­burg oder von Davos bis Basel.

Von einer katho­li­schen Nach­rich­ten­agen­tur soll­te man sich eine kor­rek­te Wie­der­ga­be erwar­ten dür­fen. Andern­falls drängt sich die Fra­ge auf, ob es sich um ein gewoll­tes „Miß­ver­ständ­nis“ han­del­te. Inter­es­san­ter­wei­se fällt das Miß­ver­ste­hen in den Mas­sen­me­di­en und Agen­tu­ren prompt und zuver­läs­sig im Sin­ne des Main­stream aus. Die Abon­nen­ten und Gebüh­ren­zah­ler wer­den dann zum Pro­pa­gan­da­vieh, das gefüt­tert wird, damit es „rich­tig“ denkt.

Text: Mar­tha Burger-Weinzl
Bild: Les Bon­net de Patrio­tes (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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2 Kommentare

  1. Falsch­mel­dun­gen lie­ßen sich ver­hin­dern, wenn weni­ger flap­sig dahin­ge­plau­dert wür­de. Am besten wäre es, wäh­rend Rück­flü­gen gene­rell die Pres­se­leu­te unter sich zu lassen.

  2. Ob sich jetzt die gan­ze Kir­che oder die ein­zel­nen Chri­sten bei den Homos ent­schul­di­gen sol­len, das macht das Kraut wirk­lich nicht fett und ist so oder so ein­fach nur lächer­lich! Wo bit­te­schön haben Chri­sten Homo­se­xu­el­le in der Ver­gan­gen­heit bewusst dis­kri­miert oder belei­digt? Man wird doch nicht allen Ern­stes behaup­ten wol­len, dass gewis­se Anhän­ger brau­ner oder roter Par­tei­en, Chri­sten waren?
    Aus der Geschich­te soll­ten wir ler­nen, dass ein Volk immer dann zum Unter­gang ver­ur­teilt war, wenn es sich sexu­el­len Aus­schwei­fun­gen wie der Homo­se­xua­li­tät und der Per­ver­si­on hin­gab. Und dabei sind die Chri­sten kei­nes­wegs aus­ge­nom­men – im Gegen­teil: Wem viel gege­ben wur­de, von dem wird viel ver­langt werden!

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