Der „Kniefall des Heiligen Stuhls“ vor Marco Pannella und dem Zeitgeist


Als Pannella statt von Benedikt XVI. von einem Papst Johannes XXIV. träumte, und als erklärter Kirchenfeind sogar in der Kirche mitreden wollte (April 2005)
Als Pannella statt von Benedikt XVI. von einem Papst Johannes XXIV. träumte, und als erklärter Kirchenfeind sogar in der Kirche mitreden wollte (April 2005)

(Rom) Zum Tod von Mar­co Pan­nella, der Per­so­ni­fi­ka­ti­on der Radi­ka­len Par­tei und einer unbän­di­gen Kir­chen­feind­schaft, mach­te Vati­kan­spre­cher Pater Feder­i­co Lom­bar­di SJ einen „Knie­fall vor der Welt und dem Zeit­geist“, so Anto­nio Soc­ci. Pan­nella kämpf­te zeit­le­bens gegen die Kir­che und für Abtrei­bung, Schei­dung, Eutha­na­sie, künst­li­che Befruch­tung und Dro­gen­frei­ga­be. Den­noch wur­de er nun vom offi­zi­el­len Spre­che des Hei­li­gen Stuhls gewür­digt mit den Wor­ten: „Pan­nella hin­ter­läßt uns ein schö­nes mensch­li­ches und spi­ri­tu­el­les Erbe“.

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Wört­lich sag­te Vati­kan­spre­cher Lom­bar­di gegen­über dem TG2000 der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz: „Er emp­fand Wert­schät­zung und Bewun­de­rung für Papst Fran­zis­kus. Mit Mar­co Pan­nella haben wir uns lan­ge Zeit auf manch­mal zutiefst unhar­mo­ni­schen Posi­tio­nen befun­den, aber man muß­te sei­nen groß­zü­gi­gen und tota­len Ein­satz für edle Anlie­gen wie dem der Gefäng­nis­se schät­zen. Das war per­sön­lich das The­ma, bei der ich Gele­gen­heit hat­te, ihm zu begegnen.
Er kam mehr als ein­mal, um mich per­sön­lich auf­zu­su­chen, um mir sei­ne gro­ße Wert­schät­zung und Bewun­de­rung für Papst Fran­zis­kus zu bekun­den, wegen des­sen Auf­merk­sam­keit und Ein­satz für die Pro­ble­me der Gefan­ge­nen und auch für die Per­so­nen, deren Rech­te oft ver­letzt wer­den. Ich habe eine schö­ne Erin­ne­rung an die­se Begeg­nun­gen mit Pan­nella. Er war immer sehr herz­lich und ehr­lich beim Zei­gen sei­ner Begei­ste­rung und sei­ner Dank­bar­keit für die­sen Ein­satz des Hei­li­gen Vaters.
Er ist eine Per­son, die uns aus mensch­li­cher und spi­ri­tu­el­ler Sicht ein schö­nes Erbe hin­ter­läßt wegen der Offen­heit sei­ner Bezie­hun­gen, der Mei­nungs­frei­heit und vor allem der tota­len und altru­isti­schen Hin­ga­be an edle Anlie­gen. Er hat­te ein poli­ti­sches und sozia­les Enga­ge­ment, das kein Eigen­in­ter­es­se such­te, son­dern auf­merk­sam war für die Pro­ble­me der schwäch­sten Menschen.
Papst Fran­zis­kus hat sei­ne Auf­merk­sam­keit einer Per­son gezeigt, die alt und in der letz­ten Zeit auch krank war, deren Wert­schät­zung er kann­te, die ihm für sei­nen Ein­satz für die Gefan­ge­nen und Aus­ge­grenz­ten gezeigt wor­den war.“

Der „Knie­fall“ des Vati­kan­spre­chers, der auf einen wei­te­ren „Brücken­schlag“ zwi­schen Papst Fran­zis­kus und kir­chen­fer­nen, ja kir­chen­feind­li­chen Krei­sen abzielt, löste unter Katho­li­ken eini­ge Empö­rung aus. Dazu drei Reak­tio­nen im Auszug:

Antonio Righi, Libertà  e Persona

[…] Woher soviel Wert­schät­zung und Sym­pa­thie? Ich fra­ge mich: Wie sah das Leben und der Kampf Pan­nellas aus, und wo war er engagiert?

  1. Lega­li­sie­rung der Dro­gen (und damit des Todes);
  2. Lega­li­sie­rung der Schei­dung (die den Tod – oder fast – der Fami­lie brach­te). Sein größ­ter Gegen­spie­ler in die­sem Bereich war damals Pater Ric­car­do Lom­bar­di SJ, das „Mikro­phon Got­tes“, der Onkel von Pater Feder­i­co Lom­bar­di. Der Onkel muß­te sich für sei­ne Ver­tei­di­gung von Ehe und Fami­lie von Pan­nella auf das Wüste­ste beschimp­fen las­sen, der Nef­fe möch­te Pan­nella am lieb­sten heiligsprechen.
  3. Lega­li­sie­rung der Abtrei­bung (und damit schon wie­der des Todes, des mil­lio­nen­fa­chen gewalt­sa­men Todes unge­bo­re­ner Kinder);
  4. Ver­such Papst Bene­dikt VI. auf natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne zu kri­mi­na­li­sie­ren wegen angeb­li­cher „Deckung von Pädo­phi­len“ (ein Kampf, den Radio Radi­cale meh­re­re Jah­re führte);
  5. Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“;
  6. Redu­zie­rung der Welt­be­völ­ke­rung auf zwei Mil­li­ar­den durch Ver­brei­tung von Ver­hü­tungs­mit­teln, Abtrei­bung, Euthanasie, …
  7. Lega­li­sie­rung der Euthanasie.

Man könn­te noch hin­zu­fü­gen, daß er den Vor­den­ker des links­extre­men Ter­ro­ris­mus Toni Negri, die Por­no­dar­stel­le­rin Ilo­na „Cic­cio­li­na“ Stal­ler, den  Mör­der Ser­gio D’Elia, … ins Par­la­ment hievte.
Kei­ner die­ser Schlach­ten kann ich als Katho­lik, als Mensch und als ver­nunft­be­gab­tes Wesen zustim­men. Es sind aus­nahms­los Kämp­fe des Todes. […]

Paolo Deotto, Riscossa Cristiana

[…] Die­se Aus­sa­gen sind uner­träg­lich. Sie klin­gen wie eine Belei­di­gung der Wahr­heit, Unse­res Herrn, des­sen ver­bis­se­ner Feind der ver­bli­che­ne Pan­nella war. Sie sind aber auch ein kla­res Signal einer dia­bo­li­schen Ver­un­rei­ni­gung, die inzwi­schen die Köp­fe der höch­sten Gra­de der kirch­li­chen Hier­ar­chie benebelt.
War­um schweigt man nicht ange­sichts des Todes eines Glau­bens­fein­des? Und wenn man schon meint, reden zu müs­sen, war­um betont man nicht das, was das christ­li­che Volk erbaut. Dazu gehört auch die Viel­fa­che schwe­re Schuld als exem­pla ad vitan­dum.
Doch nichts von alle­dem. Pan­nella habe uns „ein schö­nes mensch­li­ches und spi­ri­tu­el­les Erbe“ hin­ter­las­sen. Er war ein Feind Got­tes? Aber was spielt das für eine Rol­le. Er war, denn dar­auf legt Vati­kan­spre­cher Lom­bar­di wert, ein gro­ßer Bewun­de­rer Berg­o­gli­os. Die Bewun­de­rung war übri­gens durch­aus gegenseitig.
Eines wird mehr als deut­lich: Hier spricht nicht die Kir­che Jesu Chri­sti. Hier spricht die Kir­che Bergoglios.
Wenn der Hei­li­ge Stuhl noch ein Mini­mum an Kohä­renz besitzt, dann emp­feh­len wir ihm, eine Soli­da­ri­täts­ak­ti­on für den Herrn Sal­va­tor Riina genannt Totò zu star­ten, oder zumin­dest einen Tele­fon­an­ruf, der Mafia­boß hat unge­fähr 200 Mor­de auf dem Gewis­sen. Wie vie­le Mil­lio­nen Tote hat das dia­bo­li­sche Abtrei­bungs­ge­setz 194/​1978 gefor­dert, das Mar­co Pan­nella mit allen Mit­teln erzwin­gen woll­te und erzwun­gen hat? Im Ver­gleich zu Pan­nella scheint der Mafia­boß Riina fast ein Dilet­tant. Er wür­de also wirk­lich „Auf­merk­sam­keit“ und „Barm­her­zig­keit“ verdienen.
Pater Lom­bar­di, machen Sie schon. Sei­en sie freund­lich. Bit­ten Sie ihren Arbeit­ge­ber, Totò zumin­dest anzu­ru­fen. Sind wir nicht alle „Kin­der Gottes“?

Antonio Socci, Lo Straniero

[…] Vor­aus­ge­schickt, daß natür­lich jedem Men­schen, der stirbt, die Pie­tas geschul­det ist. Von uns Chri­sten darf man sich zudem ein Gebet erwar­ten. Den­noch: Bestand wirk­lich eine Not­wen­dig­keit zu einem Kom­men­tar des Papst­spre­chers, und dann auch noch zu einem sol­chen Kommentar?
Soll­te man nicht die wei­se Regel des (beten­den) Schwei­gens befol­gen, zumin­dest ange­sichts des Todes? Oder zumin­dest eine gewis­se Nüchternheit?
Im Vati­kan – in der Zeit des Berg­o­glia­ni­schen Schau­spiels – ist man so ver­ses­sen, in die Medi­en zu kom­men, daß man der Ver­su­chung ein­fach nicht wider­ste­hen kann, sich auch vor das Mikro­phon zu stel­len, wenn es um den Tod geht? […]
Die Hom­mage des Vati­kans an Pan­nella ist – um genau zu sein – eine Hom­mage an den Zeit­geist, eine Hom­mage an die Welt und die Welt­lich­keit. Der Grund dafür ist offen­kun­dig: Lom­bar­di sag­te, daß Pan­nella eine „sehr gro­ße Bewun­de­rung“ für Papst Berg­o­glio hatte.
Ange­sichts sol­cher Tat­sa­chen möch­te man dazu nei­gen, der Klar­heit wegen, den erklär­ten Kir­chen­feind Pan­nella sol­chen Kle­ri­kern vor­zu­zie­hen, die nicht den Mut zur Wahr­heit haben…
Die Feind­se­lig­keit eines aus­drück­li­chen Geg­ners wie Pan­nella, der sei­nen zer­stö­re­ri­schen, lai­zi­sti­schen Kampf mit offe­nem Visier aus­focht, ist dem Berg­o­glia­ni­schen Kle­ri­ka­lis­mus vor­zu­zie­hen, der die Kir­che von innen her­aus abreißt, wäh­rend er behaup­tet, sie zu „moder­ni­sie­ren“.
Pan­nella, der Stolz auf sei­ne schreck­li­che anti­ka­tho­li­sche Ideo­lo­gie war, war zumin­dest nicht „lau“, wie jene Katho­li­ken, sie sich für den eige­nen Glau­ben schä­men und am Ende sogar für Christus.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MMF (Screen­shot)

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5 Kommentare

  1. Durch die­se Aeu­sse­run­gen ent­larvt sich der Vati­kan selbst.
    Wenn man boe­se sein woll­te, koenn­te man sagen das die Her­ren im Vati­kan mehr oder weni­ger Muse­ums­waech­ter sehr vie­ler histo­ri­scher Bau­ten und Schrif­ten sind.
    Ein­lass von.….….….…..bis.….…, sie mues­sen ihre Gewaen­der anzie­hen um den Lokal­ko­lo­rit zu wahren.
    Sie ste­hen fuer nichts mehr, sind zu Ham­pel­maen­nern der jewei­li­gen Zeit­gei­stideo­lo­gie verkommen.
    Nein „Rom“ ist in Asi­en, Afri­ka und ueber­all dort wo Men­schen fuer den Hei­land lei­den und ster­ben und nicht dort in Ita­li­en wo Pseu­do Gesal­ba­dert wird um Kai­sers Klei­der oder auch des­sen Bart.
    Man hat sie ein Bue­ro­kra­tie Mon­ster geschaf­fen um kei­ne Ent­schei­dung mehr zu treffen.
    Es nimmt nicht Wun­der wenn die­sen Muse­ums­waech­tern die Fein­de der Kir­che nae­her sind als from­me treue Katho­li­ken, die den unver­kuerz­ten Glau­ben suchen.

  2. Ich woll­te sie wae­ren Muse­ums­waech­ter! Lei­der scheint es im Gegen­teil so zu sein dass jetzt unse­re Glau­bens­schaet­ze aus­ver­kauft wer­den ‚obwohl man sie schuet­zen soll­te fuer unse­re Nachwelt.

  3. Wenn das auf die Dau­er so wei­ter­geht im Vati­kan, muss man sich ja ernst­haft fra­gen, ob es nicht bes­ser ist, Kop­te oder Ortho­do­xer Christ zu werden.

    • Wer­ter Aven­tin, ich den­ke dass es bes­ser ist die Treue zu bewah­ren und abzuwarten.

    • @Aventin,
      ich gehe davon aus, dass Ihre Anmer­kung aus einem Gefühl bit­te­rer Iro­nie her­aus ent­stan­den ist.
      Mit @anjali jain sage auch ich: Blei­ben Sie bit­te der katho­li­schen Kir­che treu. Es wer­den doch hof­fent­lich auch wie­der ande­re Zei­ten kommen.

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