„Marsch für das Leben“ bringt Papst Franziskus in Verlegenheit – Abtreibung nur eine Frage des Wirtschaftssystems?


(Rom) Der 6. Marsch für das Leben in Rom wur­de durch Zehn­tau­sen­de Teil­neh­mer erneut zu einem Erfolg, um dem Lebens­recht unge­bo­re­ner Kin­der öffent­li­che Sicht­bar­keit zu ver­schaf­fen. Katho​li​sches​.info berich­te­te über den Ein­satz für ein Abtrei­bungs­ver­bot, aber auch über die Ein­sil­big­keit, mit der Papst Fran­zis­kus die Zehn­tau­sen­de von Lebens­schüt­zern grüß­te. Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster schreibt nun von einem „abwei­sen­den Peters­platz“ für „jene, die für das Leben marschieren“.

„In den USA ein Klassiker, in Rom liebt es Papst Franziskus nicht, ihn zu sehen“

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„In den USA ist der Marsch für das Leben vor dem Wei­ßen Haus in Washing­ton bereits ein Klas­si­ker. In Rom auf dem Peters­platz aber nicht. Papst Fran­zis­kus liebt es nicht ihn auf­tau­chen zu sehen. Das wur­de dar­an deut­lich, wie schlecht er ihn beim ‚Regi­na Coeli‘ am Sonn­tag, den 8. Mai behan­del­te“, so Magister.

„Bei den Schluß­grü­ßen, nach­dem er ger­ne dem Applaus Raum gab, zuerst jenem der Gläu­bi­gen aus Rom, dann jenem der Polen, sag­te Fran­zis­kus mit unge­rühr­tem Ton und ern­ster Mie­ne: ‚Ich grü­ße die Teil­neh­mer des Mar­sches für das Leben‘. Deren Applaus aber ver­such­te er zu über­decken, indem er zwei­mal die näch­sten Wor­te im Text wie­der­hol­te, den er vor­las, um gleich danach wie­der einer Grup­pe römi­scher Pfad­fin­der und einer Grup­pe von Firm­lin­gen aus Genua Gesten und Lächeln zu schen­ken. Letz­te­re belohn­te er sogar mit einem spon­ta­nen, freund­li­chen Wort: ‚Ihr seid laut, Genueser!‘“

Am Marsch für das Leben, der zum fünf­ten Mal in Rom statt­fand, nah­men Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke, Erz­bi­schof Negri von Fer­ra­ra und Weih­bi­schof Schnei­der von Ast­a­na teil. „Drei Kir­chen­ver­tre­ter gegen die Fran­zis­kus noto­risch all­er­gisch ist.“

„Die Äch­tung der gesam­ten Initia­ti­ve wur­de auch vom Osser­va­to­re Roma­no prak­ti­ziert, der ihr nicht eine Zei­le wid­me­te“, so Magister.

Ein Tot­schwei­gen, das vom Tag­blatt des Pap­stes bereits in den ver­gan­ge­nen Jah­ren exe­ku­tiert wur­de. Am Tag nach dem 4. Marsch für das Leben 2014 bot der Osser­va­to­re Roma­no zwar dem unter Frei­mau­rern gern­ge­se­he­nen Phi­lo­so­phen Mar­co Van­ni­ni Platz, um die Auf­er­ste­hung Jesu Chri­sti zu leug­nen, nicht aber dem Marsch für das Leben.

„Warum diese Abneigung des Papstes“ – Abtreibung für Franziskus nur in antikapitalistischer Lesart wichtig?

Marsch für das Leben durch Roms Straßen auf dem Weg zum Petersplatz
Marsch für das Leben durch Roms Stra­ßen auf dem Weg zum Petersplatz

Der Avve­ni­re, die Tages­zei­tung der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, kon­trol­liert vom Papst-Ver­trau­ten Nun­zio Galan­ti­no, brach­te am 10. Mai ver­steckt erst auf Sei­te 11 einen klei­nen Bericht. „Um ein Zei­chen eines mini­ma­len päpst­li­chen Wohl­wol­lens für den Marsch zu geben, muß­te ein Brief von Msgr. Ange­lo Beciu, des Sub­sti­tu­ten des Kar­di­nal­staats­se­kre­tärs her­hal­ten, der gar nicht an den Marsch für das Leben in Rom gerich­tet war, son­dern an jenen in Por­tu­gal, der am 14. Mai statt­fin­det.“ Der Marsch in Rom wur­de nicht ein­mal „einer Stan­dard­bot­schaft“ gewür­digt, so Magister.

„So bleibt zu ver­ste­hen, war­um Papst Fran­zis­kus eine sol­che Abnei­gung hegt, obwohl er bei ver­schie­de­nen Gele­gen­hei­ten die Abtrei­bung scharf ver­ur­teilt“, so der Vatikanist.

„Ein Indi­ka­tor könn­te der Kon­text sein, mit dem der Papst die­se bei­den Ver­ur­tei­lun­gen ver­bin­det. Es ist der Kon­text, den er als ‚Weg­werf­kul­tur‘ bezeich­net. Sein wirk­li­cher Feind dar­in sind nicht jene die jun­ge, unschul­di­ge Leben töten – sie ver­die­nen nur Barm­her­zig­keit -, son­dern die inter­na­tio­na­le Wirt­schafts­macht, die sol­che Tötun­gen aus göt­zen­haf­ter Geld­gier verursacht.“

Des­halb, so Magi­ster, „wird außer­halb die­ser Sicht­wei­se von Jor­ge Mario Berg­o­glio ein Marsch für das Leben zu einem Hin­der­nis für den Dia­log mit der Post­mo­der­ne: nicht ein Nut­zen für das Image der Kir­che, son­dern ein Schaden.“

Soll­te der Hin­weis Magi­sters stim­men, ergibt sich dar­aus eine gan­ze Rei­he von Fra­gen. Soll­te es mög­lich sein, daß Papst Fran­zis­kus die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der nur auf eine sozia­le Fra­ge redu­ziert, und damit in eine anti­ka­pi­ta­li­sti­sche Les­art zu zwän­gen ver­sucht? Man ände­re das Wirt­schafts­sy­stem und es wird kei­ne Abtrei­bung mehr geben? Die Mil­lio­nen getö­te­ter Kin­der und die Mil­lio­nen Frau­en und Müt­ter, die die­sen Mas­sen­mord zulas­sen, wün­schen, anstre­ben, for­dern, und all jene, die schwan­ge­re Frau­en zur Abtrei­bung drän­gen, sol­len nur Opfer einer struk­tu­rel­len Unge­rech­tig­keit sein, eines unge­rech­ten Wirtschaftssystems?

2017 wird es jeden­falls kei­ne Ver­le­gen­heit mehr für Fran­zis­kus geben, den Marsch für das Leben igno­rie­ren zu müs­sen. Die Ver­an­stal­ter haben ihn erst­mals auf einen Sams­tag ver­legt. Dadurch fällt der seit 2012 bewußt gewähl­te Abschluß auf dem Peters­platz und dem gemein­sa­men Gebet mit dem Papst weg.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Mar­cia per la vita

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1 Kommentar

  1. Bis dahin fließt noch viel Was­ser den Tiber hin­ab und wer dann noch in Amt und Wür­den sein wird, weiß der lie­be Gott allein!

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