Was unterscheidet Kardinal Scola von Kardinal Lehmann? Ihr Verhältnis zu Papst Franziskus


(Rom) Der Druck gegen Kar­di­nal Geor­ge Pell wird im Vati­kan ver­stärkt. Als Schlüs­sel­fi­gu­ren agie­ren der­zeit Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin und sein Sub­sti­tut, Kuri­en­erz­bi­schof Ange­lo Becciu. Vor vier Tagen wur­de Kar­di­nal Pell von Papst Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen. Dabei wird eini­ges zur Spra­che gekom­men sein. Ob der austra­li­sche Kar­di­nal wei­ter­hin an der Römi­schen Kurie blei­ben oder auf einen wohl­klin­gen­den, aber unbe­deu­ten­den Ehren­po­sten abge­scho­ben wird, wie es bereits ande­ren ergan­gen ist, wagt der­zeit in Rom nie­mand zu sagen.

Druck auf Kardinal Pell wird erhöht

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Der ehe­ma­li­ge Erz­bi­schof aus Syd­ney wird am kom­men­den 8. Juni 75 Jah­re alt. Obwohl sein Man­dat als Prä­fekt des Wirt­schafts­se­kre­ta­ri­ats bis 2019 dau­ert, möch­te nie­mand dar­auf wet­ten, daß der Papst sein Rück­tritts­an­ge­bot aus Alters­grün­den ableh­nen wird (sie­he dazu Schuß vor den Bug für Kar­di­nal Pell – Nicht-Berg­o­glia­ner haben schwe­ren Stand an Römi­scher Kurie).

Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster sieht Eifer­süch­te­lei­en als Motiv. Das diplo­ma­ti­sche Corps des Kir­chen­staa­tes ver­tei­di­ge ver­bis­sen sei­ne Stel­lun­gen. Kir­chen­ver­tre­ter ohne Diplom der vati­ka­ni­schen Diplo­ma­ten­aka­de­mie wür­den in die­sem Kreis als „Frem­de“ betrach­tet, die man am besten schnell wie­der dort­hin zurück­schickt, woher sie gekom­men sind.

Unter Papst Bene­dikt XVI. hat­te die Rie­ge von Kar­di­nal Sod­a­no eini­ge Posten räu­men müs­sen. Vor allem die Beru­fung eines Nicht-Diplo­ma­ten zum Kar­di­nal­staats­se­kre­tär war dem deut­schen Papst nie ver­zie­hen wor­den. Unter Papst Fran­zis­kus nimmt die Gesand­ten­rie­ge mit flie­gen­den Fah­nen die zuvor geräum­ten Stel­lun­gen wie­der in Besitz – und noch eini­ge neue dazu.

Diplomatenriege: Kardinal Stella und Kardinal Abril

Für die Diplo­ma­ten gilt unter Papst Fran­zis­kus auch kei­ne Alters­gren­ze. Kar­di­nal Benia­mi­no Stel­la, von Fran­zis­kus an Stel­le des „Ratz­in­ge­ria­ners“ Kar­di­nal Mau­ro Pia­cen­za zum Prä­fek­ten der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on gemacht, wur­de bereits am 29. Sep­tem­ber 2015 75. Von einer Eme­ri­tie­rung ist nicht die Rede.

Ein ande­res Bei­spiel ist Kar­di­nal San­tos Abril y Castel­lo. Ihn kennt Papst Fran­zis­kus seit des­sen Zeit als Apo­sto­li­scher Nun­ti­us von Argen­ti­ni­en. Kar­di­nal Abril wur­de am ver­gan­ge­nen 21. Sep­tem­ber bereits 80. Er scheint den­noch wie ange­na­gelt auf dem Prä­si­den­ten­stuhl der Kar­di­nals­kom­mis­si­on zur Auf­sicht über die Vatik­an­bank IOR zu sit­zen. „Er gehört mit Sicher­heit nicht zu den Unter­stüt­zern von Pell“, so Magister.

Kar­di­nal Abril spiel­te 2014 eine unrühm­li­che Rol­le, als die para­gu­ay­ischen Bischö­fe ihren Mit­bru­der Roge­l­io Livi­e­res von Ciu­dad del Este los­wer­den woll­ten. Wäh­rend der übri­ge Epi­sko­pat ent­schei­dungs­schwach ist und die Kon­trol­le der Bischofs­kon­fe­renz bei Sym­pa­thi­san­ten der Befrei­ungs­theo­lo­gie liegt, ging Bischof Livi­e­res einen tra­di­ti­ons­freund­li­chen Weg. Wegen der befrei­ungs­theo­lo­gi­schen Aus­rich­tung kop­pel­te er sich vom gemein­sa­men Prie­ster­se­mi­nar aller Diö­ze­sen ab und grün­de­te ein eige­nes diö­ze­sa­nes Prie­ster­se­mi­nar. Nach zehn Jah­ren hat­te er dort fast drei Mal soviel Semi­na­ri­sten, die sich auf das Prie­ster­tum vor­be­rei­te­ten, als alle ande­ren para­gu­ay­ischen Diö­ze­sen zusam­men. Sei­ne Prie­ster wur­den alle in bei­den For­men des Römi­schen Ritus aus­ge­bil­det. In fast allen Pfar­rei­en sei­ner Diö­ze­se wur­de auch im über­lie­fer­ten Ritus zele­briert. Den ande­ren Bischö­fen war das weder eine Freu­de noch ein Vor­bild, son­dern ein Sta­chel im Fleisch, der ent­fernt wer­den muß­te. Über infor­mel­le Kanä­le wur­de Kla­ge bei Papst Fran­zis­kus erho­ben. Die­ser schick­te Kar­di­nal Abril zur Visi­ta­ti­on nach Para­gu­ay. Dort fand er eine tadel­lo­se Diö­ze­se vor, sprach sal­bungs­vol­le Wor­te und ent­schwand wie­der nach Rom. Kur­ze Zeit dar­auf wur­de Bischof Livi­e­res nach Rom geru­fen, wo man ihn dann vor ver­schlos­se­nen Türen ste­hen ließ, wäh­rend er abge­setzt und in Ciu­dad del Este die Schlös­ser zur bischöf­li­chen Resi­denz aus­ge­tauscht wurden.

Der „barm­her­zi­ge“ Fran­zis­kus wei­ger­te sich, ihn auch nur anzu­hö­ren. „Dafür wird sich Papst Fran­zis­kus ein­mal ver­ant­wor­ten müs­sen“, ließ er ihm noch aus­rich­ten und wur­de zum Mit­be­grün­der von Adel­an­te la Fe, einer der bemer­kens­wer­te­sten spa­nisch­spra­chi­gen katho­li­schen Medi­en­in­itia­ti­ven der jüng­sten Zeit. Das war sei­ne letz­te Auf­wal­lung. Kei­ne elf Mona­te nach sei­ner demü­ti­gen­den Abset­zung durch Papst Fran­zis­kus starb er an den Kom­pli­ka­tio­nen nach einer Operation.

Gegner im Konklave – Wird Pater Pizzaballa nächster Erzbischof von Mailand?

Der direk­te Gegen­spie­ler Berg­o­gli­os im Kon­kla­ve, der Mai­län­der Erz­bi­schof, Kar­di­nal Ange­lo Sco­la, wird am kom­men­den 7. Novem­ber 75. Der Kar­di­nal hat­te Papst Fran­zis­kus bereits 2014 sein Nein zur Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne wis­sen las­sen, was das Ver­hält­nis zwi­schen den bei­den nicht ver­bes­ser­te. „Ange­sichts der Unhöf­lich­keit, die Fran­zis­kus ihm bereits mehr­fach zudach­te, wird sei­ne Pen­sio­nie­rung auf der Stel­le erfol­gen“, so Magister.

Luis Badil­la, ehe­ma­li­ger Mini­ster unter Sal­va­dor Allen­de und befrei­ungs­theo­lo­gisch moti­vier­ter Lei­ter der vati­ka­ni­schen Pres­se­schau Il Sis­mo­gra­fo, habe auch schon einen „geeig­ne­ten“ Nach­fol­ger zur Hand, der, sozu­sa­gen, bes­ser zu Fran­zis­kus pas­se. Es han­delt sich um den Fran­zis­ka­ner Pier­bat­ti­sta Piz­za­bal­la, den der­zei­ti­gen Kustos des Hei­li­gen Landes.

Warum die Kardinäle Scola und Fox Napier nicht mehr lange und Karl Lehmann noch immer im Amt ist

Auch der Erz­bi­schof von Dur­ban, Kar­di­nal Wil­frid Fox Napier, dürf­te rasch ersetzt wer­den. Der Kar­di­nal wur­de am ver­gan­ge­nen 8. März 75. Er gehört zu den 13 Kar­di­nä­len, die den Beschwer­de­brief an Papst Fran­zis­kus unter­zeich­ne­ten, mit dem sie gegen die Geschäfts­ord­nung der Bischofs­syn­ode 2015 und Mani­pu­la­ti­ons­ver­su­che pro­te­stier­ten. Ein Brief, der die gesam­te Syn­oden­stra­te­gie des päpst­li­chen Umfel­des zunich­te mach­te und auch Papst Fran­zis­kus den Ärger auf die Stirn trieb.

Ein Kar­di­nal Karl Leh­mann, pro­gres­si­ves „Urge­stein“ der deut­schen Kir­che, amtiert dage­gen auch mit sei­nen bald 80 Jah­ren wei­ter­hin als Bischof von Mainz.

Als wei­te­re Erz­bi­schö­fe mit Sym­pa­thie für den amtie­ren­den Papst, die in Amt und Wür­den blei­ben, nennt Magi­ster Nicolás López Rodrà­guez von San­to Dom­in­go und Jai­me Orte­ga y Ala­mi­no von Havan­na. Im Gegen­satz zu Papst Bene­dikt XVI., der sich syste­ma­tisch zurück­nahm, läßt sich bei den Amts­ver­län­ge­rung von Fran­zis­kus kein objek­ti­ves Kri­te­ri­um erkennen.

Es sei eben „eine Fra­ge der Sym­pa­thie“, heißt es in Rom.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Wer Augen hat zum Sehen, der sehe was der Geist den Gemein­den zei­gen will:
    Ein Kar­di­nal mit Zukunft ist und kann nur wer­den, wer gewillt ist, die berühm­te Rau­te zu for­men (vgl. Foto oben) und natür­lich auch um ihre Bedeu­tung weiß, d.h. in die gehei­me (Klerus-)Bruderschaft ein­ge­weiht ist, die in die­sem Forum ja auch unter dem berühm­ten Stich­wort St. Gal­len für Schlag­zei­len gesorgt hat. Dabei spielt das Alter des Kan­di­da­ten die gering­ste Rol­le. Es geht nur um das e i n e Ziel, das mit allen Mit­teln durch­ge­setzt wer­den muss, das da wäre: Die Eine-Welt.….…!!

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