Radfahren im Altarraum – Das „Vorbild“ der „barmherzigen“ Bischöfe


(Rom) Der neue, von Papst Fran­zis­kus ernann­te Erz­bi­schof von Paler­mo, Msgr. Cor­ra­do Lore­fice, schwang sich auf ein Fahr­rad und radel­te durch das Pres­by­te­ri­um sei­ner Kathedrale.

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„Manch­mal fra­ge ich mich schon, ob gewis­se Prä­la­ten sich die­se Über­ra­schun­gen nicht aus blo­ßer Lust erfin­den, um zu sehen, ob sie damit in die Medi­en kom­men und vor allem auf bestimm­ten Blogs lan­den, bei­spiels­wei­se unse­rem…“, so die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Inter­net­sei­te Mes­sa in Lati­no.

Nach­richt und Pho­tos wur­den von der offi­zi­el­len Inter­net­sei­te des Erz­bis­tums Paler­mo mit fol­gen­dem Text veröffentlicht:

„Paler­mo. Pri­ma­tia­le Metro­po­li­tan­ka­the­dra­le Mariä Him­mel­fahrt, Mitt­woch, 27. April 2016: Fest der Sportler.
Bild: Sei­ne Exzel­lenz Hoch­wür­dig­ster Msgr. Cor­ra­do Lore­fice, Erz­bi­schof-Metro­po­lit, Pri­mas von Sizi­li­en, auf einem Fahr­rad im Pres­by­te­ri­um sei­ner Kathedrale.

Dem Erz­bi­schof wur­de ein Fahr­rad geschenkt, das er nicht drau­ßen vor der Kir­che aus­pro­bier­te. Er stieg viel­mehr sofort und in vol­lem Ornat als Zele­brant mit Kasel und Mitra auf das Rad und fuhr damit durch das Pres­by­te­ri­um sei­ner Bischofs­kir­che. Die Kathe­dra­le von Paler­mo ist nicht nur die Grab­le­ge der Stau­fer­kai­ser Hein­rich VI. und Fried­rich II. und des Nor­man­nen­kö­nigs Roger II. Sie ist vor allem eine der älte­sten christ­li­chen Kult­stät­ten Euro­pas. Die Gegend der Kathe­dra­le war spä­te­stens im zwei­ten Jahr­hun­dert gehei­mer Ver­samm­lungs­ort der Chri­sten in unter­ir­di­schen Stol­len. Hier wur­den die Mär­ty­rer der Chri­sten­ver­fol­gung begra­ben. Die Chri­sten ver­sam­mel­ten sich an ihren Grä­bern. Im frü­hen vier­ten Jahr­hun­dert erfolg­te die Errich­tung der ersten Kathe­dra­le. Unter Papst Gre­gor dem Gro­ßen wur­de um 600 bereits die zwei­te Kathe­dra­le erbaut.

„Ultraprogessive Ohrfeige“

Radfahrender Erzbischof
Rad­fah­ren­der Erzbischof

Msgr. Lore­fice gehört zu den soge­nann­ten „barm­her­zi­gen“ Bischö­fen, die von Papst Fran­zis­kus ernannt wer­den. Beob­ach­ter spre­chen eher von „pro­gres­si­ven“ Ernennungen.

Jahr­gang 1962 wur­de der Sizi­lia­ner 1987 zum Prie­ster geweiht und in die Diö­ze­se Noto inkar­di­niert. Am 27. Okto­ber 2015 ernann­te ihn Papst Fran­zis­kus über­ra­schend zum neu­en Pri­mas von Sizi­li­en. Am ver­gan­ge­nen 5. Dezem­ber erfolg­te die Amts­ein­füh­rung. Offi­zi­el­le, kir­chen­na­he Medi­en jubel­ten von einem „Bischof einer Kir­che der Armen und für die Armen“. Tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Medi­en spra­chen hin­ge­gen von einer „ultra­pro­gres­si­ven Ohr­fei­ge für die Kon­ser­va­ti­ven“ in der Kirche.

Lore­fice folg­te Kar­di­nal Pao­lo Romeo, der Ende 2011 die omi­nö­se Vor­her­sa­ge mach­te, daß Papst Bene­dikt XVI. inner­halb des Jah­res 2012 ster­ben wer­de. Kar­di­nal Cas­tril­lon-Hoyos, der Bene­dikt XVI. dar­über unter­rich­te­te, sprach in sei­ner Sach­ver­halts­dar­stel­lung von einem „Mord­kom­plott“.

Popmusik von Noemi und „Schule von Bologna“

Lore­fice gehört zur pro­gres­si­ven „Schu­le von Bolo­gna“, jener Histo­ri­ker­schu­le, die das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil als „Bruch“ mit der bis­he­ri­gen kirch­li­chen Tra­di­ti­on und als „Neu­be­ginn“ in der Moder­ne betrach­tet. Lore­fice steu­er­te die­ser Schu­le ein Buch über Gisuep­pe Dos­set­ti und Kar­di­nal Ler­ca­ro bei, die bei­de zen­tra­le Figu­ren der pro­gres­si­ven „Rhei­ni­schen Alli­anz“ waren.

Dos­set­ti war ein links­ka­tho­li­scher Poli­ti­ker, der sich 1959 von Kar­di­nal Ler­ca­ro zum Prie­ster wei­hen ließ. Dank sei­ner poli­ti­schen und par­la­men­ta­ri­schen Erfah­rung war er es, der aus dem Hin­ter­grund das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil für die „Rhei­ni­sche Alli­anz“ steu­er­te. Den Hebel, den er dazu ein­setz­te, war die Geschäfts­ord­nung. Bis ihn Papst Paul VI. erbost aus Rom ent­fer­nen ließ.

Lore­fice war vor sei­ner Ernen­nung weni­ger wegen eines geist­li­chen Tief­gangs, vor allem aber wegen sei­ner aus­ge­fal­le­nen Pre­dig­ten zur Musik von Noe­mi und ande­rer Pop­sän­ger bekannt geworden.

Mes­sa in Lati­na schrieb zum in sei­ner Kir­che rad­fah­ren­den Erz­bi­schof sar­ka­stisch: „Ad per­pe­tuam rei memo­ri­am.“ Der auf­fäl­li­ge Drang ins Pres­by­te­ri­um scheint pro­por­tio­nal sei­ner Ent­sa­kra­li­sie­rung zu entsprechen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Erz­bis­tum Palermo

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