Kartoffelsack-Bischöfe erzeugen Kartoffelsack-Priester


Für die aufmüpfigen 68er Altprogressisten, die heute in der Kirche das Sagen haben, stellt der Kartoffelsack-Bischof keine Gefahr dar. Im Gegenteil.
Für die aufmüpfigen 68er Altprogressisten, die heute in der Kirche das Sagen haben, stellt der Kartoffelsack-Bischof keine Gefahr dar. Im Gegenteil. Er dient als willkommene Deckung.

(Berlin/​Wien/​Bern) Vor bald zwölf Jah­ren ver­faß­te Don Reto Nay, Prie­ster des Bis­tums Chur in der Schweiz, gei­sti­ger Vater von Kath​.net (1999) und Glo​ria​.tv (2006), den Auf­satz „St. Pöl­ten liegt zwi­schen Linz und Wien“. Dar­in befaß­te er sich in einem Abschnitt mit Prie­ster­be­ru­fun­gen, Semi­na­ri­sten und Bischö­fen. Sei­ne Gedan­ken bezo­gen sich in beson­de­rer Wei­se auf die Lage der katho­li­schen Kir­che im deut­schen Sprach­raum. Sie haben nichts von ihrer Aktua­li­tät ver­lo­ren. Der Titel für den hier wie­der­ge­ge­be­nen Abschnitt wur­de von der Redak­ti­on gewählt.

Kartoffelsack-Bischöfe erzeugen Kartoffelsack-Priester

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von Don Reto Nay

Ein Bischof, der dem wirk­li­chen Frie­den die­nen will, muss sich zuerst um die Ord­nung küm­mern. Wie wird man mer­ken, ob er sein Diö­ze­san­haus in Ord­nung gebracht hat? Im Mat­thä­us­evan­ge­li­um steht es: wenn die Früch­te in Ord­nung sind.

Und die ersten und besten Früch­te einer Diö­ze­se sind ihre Semi­na­ri­sten. Dar­um braucht man sich, um zu sehen, was ein Bischof taugt, nicht sei­ne Pre­dig­ten anzu­hö­ren – Papier ist gedul­dig. Man muss einen Blick ins Prie­ster­se­mi­nar wer­fen und die Semi­na­ri­sten betrach­ten. Wie man den Baum an den Früch­ten erkennt, so erkennt man den Bischof an den Semi­na­ri­sten, die er hat bezie­hungs­wei­se nicht hat.

Frü­her mag das noch anders gewe­sen sein: Aber heu­te wird sich ein jun­ger Mensch nicht zuletzt den Diö­ze­san­bi­schof anschau­en, ver­mut­lich sogar zwei­mal, bevor er eine Diö­ze­se wählt: Wahl­tag ist auch hier Zahl­tag. Von den katho­li­schen Par­tei­en sagt man, dass sie in den alten Tagen einen Kar­tof­fel­sack hät­ten nomi­nie­ren kön­nen und dass die­ser auch pro­blem­los gewählt wor­den wäre. Es blei­be dahin­ge­stellt, ob das heu­te anders wäre, nicht nur bei den katho­li­schen Par­tei­en. Aber eines ist sicher. In der Kir­che funk­tio­niert die Kar­tof­fel­sack­po­li­tik nicht mehr. Kein ver­nünf­ti­ger jun­ger Mensch wird heut­zu­ta­ge sein Leben einem Kar­tof­fel­sack in die Hän­de ver­spre­chen. Wenn ein Semi­na­rist es trotz­dem tut, wird man sich fra­gen müs­sen, wel­che unge­sun­den Beweg­grün­de dahinterstecken.

Die Tra­gik besteht dar­in, dass der Kar­tof­fel­sack­bi­schof in der heu­ti­gen Kir­che bei wei­tem kein Aus­lauf­mo­dell ist, son­dern von den Ver­ant­wort­li­chen gera­de­zu als Glücks­fall betrach­tet wird. Er ist beliebt, weil er so ste­hen bleibt, wie man in hin­stellt und sich dann nicht mehr rührt. Man atmet auf, dass er in sei­ner Unbe­weg­lich­keit kei­ner­lei „Unru­he“ – die Sün­de der Sün­den in unse­ren auf Aus­gleich bedach­ten Zei­ten – in die Diö­ze­se bringt. Das liegt auch dar­an, dass er die Pres­se auf sei­ner Sei­te hat. Die­se preist den Kar­tof­fel­sack als Vater des Frie­dens. Dass Chri­stus auf die Erde gekom­men  ist, um sich mit ihr anzu­le­gen und den Frie­den mit Gott – nicht mit der Welt – zu brin­gen, bleibt ein exege­ti­sches Detail. Im pasto­ra­len All­tag folgt man einem ande­ren, leicht abge­wan­del­ten Bibel­spruch: Feu­er­lö­scher bin ich gekom­men auf die Erde zu werfen.

War­um sind Kar­tof­fel­säcke bei der Pres­se beliebt? Weil sie nicht in den Krieg zie­hen. Wenn der Wolf in die Her­de ein­bricht, wer­den sie die Alarm­glocke nicht läu­ten, um kei­ne unnö­ti­ge Unru­he zu pro­du­zie­ren. Haupt­sa­che, der Wolf hängt sein Geschäft nicht an die gro­ße Glocke. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Für die auf­müp­fi­gen 68er Alt­pro­gres­si­sten, die heu­te in der Kir­che das Sagen haben, stellt der Kar­tof­fel­sack-Bischof kei­ne Gefahr dar. Im Gegen­teil. Er dient als will­kom­me­ne Deckung. Denn ein Kar­tof­fel­sack unter­drückt nur jene, die das Unglück haben, unter ihm zu sein: die Gehorsamen.

Nur eines haben Kar­tof­fel­sack-Bischö­fe nicht: Seminaristen.

Kei­ner wird sein Erst­ge­burts­recht für ein Kar­tof­fel­ge­richt ver­kau­fen. Der Preis, Prie­ster zu wer­den, ist hoch, viel höher als für jeden ande­ren Beruf. Ein from­mer, hoch­her­zi­ger und intel­li­gen­ter jun­ger Mensch wird die­sen Preis für die Per­le des Prie­ster­tums ger­ne bezah­len. Aber er wird schlau genug sein, um eine Mogel­packung vom Ori­gi­nal zu unter­schei­den. Hier beginnt das Pro­blem. Der Kar­tof­fel­sack-Bischof ist eine Mogel­packung, und er steht für eine Mogel­packungs­prie­ster­aus­bil­dung und ein Mogelpackungspriestertum.

Was wäre von einem jun­gen Mann zu hal­ten, der sich fünf Jah­re mit einer Prie­ster­aus­bil­dung auf Kin­der­gar­ten­ni­veau abfin­det, fünf Jah­re lang klag­los theo­lo­gi­sche Schwatz­fä­cher belegt, für deren Examen es genügt, die Nacht vor­her etwas zu ler­nen, und der anschlie­ßend frei­wil­lig in eine schwind-und wind­süch­ti­ge Pasto­ral ein­steigt, wo jeder klein­ste Erneue­rungs­ver­such ein schwe­res Ver­bre­chen ist, durch das man in den töd­li­chen Ruf gerät, ein „Kon­ser­va­ti­ver“ zu sein?

Nie­mand wür­de heu­te die Namen des hl. Domi­ni­kus, des hl. Jose Maria Escri­vá de Bala­guer oder der hei­li­gen The­re­sia von Avila ken­nen, hät­ten sich die­se Hei­li­gen damals auf ein sol­ches Pup­pen­spiel ein­ge­las­sen. Der hl. Pfar­rer von Ars hat in sei­ner Prie­ster­aus­bil­dung noch mit der Latei­ni­schen Spra­che gekämpft. Was für Hür­den erwar­ten den moder­nen Prie­ster­zög­ling, außer dass es von Jahr zu Jahr schwie­ri­ger wird, am Mor­gen auf­zu­ste­hen? Kar­tof­fel­sack-Bischö­fe erzeu­gen Kar­tof­fel­sack-Prie­ster. Aber das scheint nie­man­dem auf­zu­fal­len: Haupt­sa­che die sakro­sank­te Ruhe wird nicht gestört. Das hat den Nach­teil, dass man kei­nen jun­gen Men­schen, der sei­nen Ver­stand noch halb­wegs bei­sam­men hat, ver­nünf­ti­ger­wei­se dazu brin­gen kann, so etwas auf sich zu neh­men. Ein hoch­her­zi­ger intel­li­gen­ter jun­ger Mann erwar­tet zurecht eine intel­li­gen­te und her­aus­for­dern­de Aus­bil­dung und einen Beruf, der mehr ist als ein Sand­ka­sten­spiel. Seriö­se Ange­bo­te in der Pri­vat­wirt­schaft gibt es genug. Wür­de letz­te­re heut­zu­ta­ge im Sti­le unse­rer Diö­ze­sen und Pfar­rei­en geführt, wären wir schon lan­ge bas­trock­ge­schürz­te Bewoh­ner von Drittweltländern.

Don Reto Nay: St. Pöl­ten liegt zwi­schen Linz und Wien, Theo­lo­gi­sches, Jg. 34, Nr. 8, August 2004, Sp. 463f

Bild: San­t’Ales­san­dro (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Seit dem 19. Jahr­hun­dert haben zwei Fak­to­ren dem katho­li­schen Kle­rus in Deutsch­land schwer zuge­setzt: Erstens die Kir­chen­steu­er und die staat­li­che Besol­dung der Bischö­fe, was eine ganz unge­sun­de Staats­nä­he erzeugt. Zwei­tens das Pro­te­stan­ti­sie­ren im aka­de­mi­schen Katho­li­zis­mus, das sich mitt­ler­wei­le auf den Groß­teil der Gläu­bi­gen aus­wirkt. Somit wand­ten sich Tei­le des deut­schen Kle­rus schon früh von der Tra­di­ti­on ab. Fal­scher Unge­hor­sam griff immer wei­ter um sich, was sich nun u. a. dar­in äußert, daß die diö­ze­sa­nen Prie­ster­se­mi­na­re immer lee­rer wer­den. Und auch die Ordens­ge­mein­schaf­ten, die sich auf eine Vati­ka­num-II-Auf­bruch-Theo­lo­gie ein­ge­las­sen haben, ver­lie­ren rasend Mit­glie­der. Deut­sche Bischö­fe, die sich um deut­li­che Wor­te gegen die See­len- und Kleinst­kind­mör­der in der Poli­tik drücken, sind ein Hohn gegen jeden Mär­ty­rer des Glaubens.

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