Papst Franziskus: „Beichtstuhl kein Verhörzimmer und keine Folterkammer“


Papst Franziskus bei der heutigen Jubiläums-Audienz
Papst Franziskus bei der heutigen Jubiläums-Audienz

(Rom) Im Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit fin­den zusätz­lich zur Mitt­wochs-Gene­ral­au­di­enz an den Sams­ta­gen soge­nann­te Jubi­lä­ums-Audi­en­zen statt, so auch heu­te. Bei sei­ner Anspra­che for­der­te  Papst Fran­zis­kus die Prie­ster auf, sie soll­ten „nicht jene behin­dern, die sich mit Gott ver­söh­nen wol­len“. Die Beich­te „ist kein Ver­hör­zim­mer“, so das katho­li­sche Kirchenoberhaupt.

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Bereits in der Ver­gan­gen­heit hat­te Papst Fran­zis­kus die Prie­ster kri­ti­siert und behaup­tet, man­che wür­den den Beicht­stuhl zu einer „Fol­ter­kam­mer“ machen.

„Bit­te, lebt den Men­schen kei­ne Hür­den in den Weg, die sich mit Gott ver­söh­nen wol­len“. Unter wei­ter:  Der Beicht­stuhl „ist weder eine Fol­ter­kam­mer noch ein Ver­hör­zim­mer“, sag­te der Papst vor 60.000 Men­schen, die an der heu­ti­gen Jubi­lä­ums-Audi­enz auf dem Peters­platz teilnahmen.

„Die­ses Jubi­lä­um der Barm­her­zig­keit ist eine Zeit der Ver­söh­nung für alle. Vie­le Men­schen möch­ten sich mit Gott ver­söh­nen, wis­sen aber nicht, wie sie es tun sol­len, oder hal­ten sich nicht für wür­dig, oder wol­len es nicht ein­mal sich selbst ein­ge­ste­hen. Die christ­li­che Gemein­schaft kann und muß die ehr­li­che Rück­kehr jener zu Gott för­dern, die die Sehn­sucht verspüren.

„Häu­fig sind wir der Mei­nung, daß unse­re Sün­den den Herrn von uns ent­fer­nen. In Wirk­lich­keit ent­fer­nen wir uns, indem wir sün­di­gen, von Ihm. Er aber, indem er uns in Gefahr sieht, kommt uns um so mehr suchen.“

Gegen die Kri­tik wur­de in der Ver­gan­gen­heit gel­tend gemacht, daß sie an der Wirk­lich­keit vor­bei­ge­he, zumin­dest in West­eu­ro­pa, wo die Beicht­pra­xis weit­ge­hend ver­trock­net sei. Nicht etwa, weil Prie­ster, den Beicht­stuhl zur „Fol­ter­kam­mer“ gemacht hät­ten, son­dern weil das Sün­den­be­wußt­sein ver­lo­ren­ge­gan­gen sei. Das Pro­blem lie­ge daher an ande­rer Stel­le. Das The­ma Sün­den­be­wußt­sein wur­de von Papst Fran­zis­kus bis­her kaum angesprochen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: vati​can​.va/​O​s​s​e​r​v​a​t​ore Roma­no (Screen­shot)

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