Was sich Rom von der Piusbruderschaft erwartet – Interview von Erzbischof Guido Pozzo


Kurienerzbischof Guido Pozzo (Ecclesia Dei) über die "Voraussetzungen" für die kanonische Anerkennung der Piusbruderschaft durch Rom
Kurienerzbischof Guido Pozzo (Ecclesia Dei) über die "Voraussetzungen" für die kanonische Anerkennung der Piusbruderschaft durch Rom

(Rom) Was Rom sich von der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. (FSSPX) erwar­tet, sag­te Kuri­en­erz­bi­schof Gui­do Poz­zo, der Sekre­tär der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei. Das Inter­view führ­te Luca Mar­co­li­vio für den Pres­se­dienst Zenit.

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Vor knapp zwei Wochen wur­de Bischof Ber­nard Fel­lay, der Gene­ral­obe­re der Pius­bru­der­schaft von Papst Fran­zis­kus im Vati­kan emp­fan­gen. Die Pri­vat­au­di­enz sorg­te für eini­ges Auf­se­hen, da bekannt ist, daß Fran­zis­kus gegen­über der Tra­di­ti­on kei­ne beson­de­ren Sym­pa­thien hegt.

Neue „doktrinelle Präambel“?

Kuri­en­erz­bi­schof Poz­zo bezeich­ne­te die Begeg­nung als „nutz­brin­gend“ auf dem „Weg“ der Pius­bru­der­schaft, in „Rich­tung einer vol­len Ver­söh­nung“, die mit der „kano­ni­schen Aner­ken­nung des Insti­tu­tes erfol­gen wird“. Der­zeit gehe es „vor allem“ dar­um ein ver­trau­ens­vol­le­res und respekt­vol­le­res Kli­ma zu schaf­fen, „um Ver­här­tun­gen und Miß­trau­en zu überwinden“.

Auf die Fra­ge, wel­che „Grund­vor­aus­set­zun­gen“ Rom von der Pius­bru­der­schaft für eine Aner­ken­nung for­de­re, sag­te Poz­zo, daß der Pius­bru­der­schaft „im geeig­ne­ten Moment“ eine „dok­tri­nä­re Erklä­rung“ unter­brei­tet wer­de, die alle „wesent­li­chen und not­wen­di­gen Punk­te“ ent­hal­ten wer­de. Als sol­che Punk­te nann­te Poz­zo: „die Zustim­mung zum Glau­bens­be­kennt­nis, die sakra­men­ta­le Bin­dung und die hier­ar­chi­sche Gemein­schaft mit dem römi­schen Papst, dem Ober­haupt des mit ihm ver­ein­ten Bischofskollegiums“.

Kon­kret nann­te der Kuri­en­erz­bi­schof, „daß die FSSPX dar­um gebe­ten wird, anzu­er­ken­nen, daß nur dem Lehr­amt der Kir­che die Wah­rung, Ver­tei­di­gung und Inter­pre­ta­ti­on des Depo­si­tum fidei anver­traut ist, und das kirch­li­che Lehr­amt nicht höher steht als das Wort Got­tes, son­dern die­sem dient, indem nur das Über­mit­tel­te gelehrt wird.“ Das ober­ste Lehr­amt sei der „authen­ti­sche Inter­pret“ auch der vor­an­ge­gan­ge­nen Tex­te des Lehr­am­tes „im Licht der immer­wäh­ren­den Tra­di­ti­on“, ein­schließ­lich jener des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils. Es sei also kei­ne Platz für „gegen­sätz­li­che Neu­hei­ten“, son­dern nur für ein ver­tief­te­res Ver­ständ­nis des Depo­si­tum fidei „stets in der glei­chen Leh­re, im glei­chen Sinn und in der glei­chen Tradition.“

Gespräche haben zum Vaticanum II „zu einer wesentlichen Klärung geführt“

Was das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil betref­fe, habe der in den „ver­gan­ge­nen Jah­ren“ beschrit­te­ne Weg „zu einer wesent­li­chen Klä­rung geführt“, so Poz­zo. „Das 2. Vati­ka­ni­sche Kon­zil kann nur im Kon­text der gesam­ten Tra­di­ti­on der Kir­che und deren stän­di­gem Lehr­amt in ange­mes­se­ner Wei­se ver­stan­den wer­den.“ Zudem sei eine unter­schied­li­che Gewich­tung und damit Ver­bind­lich­keit der ein­zel­nen Doku­men­te zu beach­ten. Der Ver­ant­wort­li­che von Eccle­sia Dei beton­te dabei, daß auch „nach der kano­ni­schen Aner­ken­nung“ über die Kon­zils­do­ku­men­te dis­ku­tiert wer­den kön­ne. Das Ziel der „Dis­kus­sio­nen, Ver­tie­fun­gen“ müs­se die „Ver­mei­dung jeg­li­cher Miß­ver­ständ­nis­se und Wider­sprü­che“ sein, die „unse­res Wis­sens gegen­wär­tig im kirch­li­chen Bereich ver­brei­tet sind“.

Offene Fragen wie Religionsfreiheit, Ökumene „kein Hindernis für die Anerkennung“

Die offe­nen Fra­gen zum Ver­hält­nis von Staat und Kir­che, zur Reli­gi­ons­frei­heit, der Pra­xis der Öku­me­ne und des inter­re­li­giö­sen Dia­logs sowie „eini­ger Aspek­te der Lit­ur­gie­re­form und deren kon­kre­ten Anwen­dung“ wür­den „zu dis­ku­tie­ren­de und zu klä­ren­de Punk­te blei­ben“, die jedoch „kein Hin­der­nis für die kano­ni­sche und recht­li­che Aner­ken­nung“ der Pius­bru­der­schaft seien.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: La Croix (Screen­shot)

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