(Rom) In den Abendnachrichten von TV2000, dem Fernsehsender der Italienischen Bischofskonferenz, vom 11. März wurde über den letzten Brief der Missionarinnen der Nächstenliebe berichtet, die vor zehn Tagen zusammen mit weiteren zwölf Menschen von Islamisten in Aden ermordet wurden. Der Brief, den die Ordensfrauen an ihre Mitschwestern schrieben, wurde unerwartet zu ihrem Vermächtnis.
Sie berichten darin vom Krieg im Jemen, vom großen Leiden der Menschen, aber auch über ihren Glauben, der sie drängte, trotz aller Gefahren im Jemen an der Seite der Kranken, Armen und Waisen auszuharren. Man hatte ihnen nahegelegt, den umkämpften Jemen aus Sicherheitsgründen zu verlassen. Doch sie wollten nicht, weil sie zu einem Auftrag gerufen worden waren: Ende der 80er Jahre hatte die damalige südjemenitische Regierung die Missionarinnen ins Land gerufen, um die Leprakranken zu betreuen. Eine Arbeit, für die sich sonst kaum jemand fand. Sie kümmerten sich auch um Kranke, Alte und Waisenkinder. Da die von ihnen betreuten Menschen im Jemen bleiben mußten, wollten auch sie bleiben.
Sr. Serena, selbst Missionarin der Nächstenliebe las in einem Video den Brief ihrer Schwestern vor:
„Jedesmal, wenn die Bombardierungen an Heftigkeit zunehmen, knien wir vor dem ausgesetzten Allerheiligsten nieder und bitten den barmherzigen Jesus, unsere Armen zu beschützen und zu verteidigen und diesem Land Frieden zu schenken.
Wir werden nicht müde, an Gottes Herz anzuklopfen voll Vertrauen, daß dies alles ein Ende finden wird. Während draußen der Krieg tobt, rechnen wir, für wie viele Menschen wir noch wie lange Nahrung haben. Und jedesmal fragen wir uns: Wird es für heute ausreichen? Die Bombardierungen gehen weiter, von allen Seiten hört man Schießereien und wir haben Mehl nur für den heutigen Tag. Wie werden wir morgen unsere Armen ernähren können?
Wir bereiten mit dem letzten Mehlsack und der letzten Flasche Öl das Essen und es ist wie in der Geschichte des Propheten Elija und der Witwe.
Mit liebendem Vertrauen und völliger Hingabe versammeln wir uns in unserem Haus, wenn die Bombardierungen heftig werden. Wir laufen regelrecht zusammen, weil wir Angst haben. Unsere menschliche Angst bringen wir in der Anbetung Gott dar. Manchmal durchschlagen Kugeln die Scheiben und dringen in die Räume ein. Dann versammeln wir uns im umfriedeten Garten unter einem Baum und stellen uns vor, daß er die Hand Gottes ist, die uns schützt. Aber meistens sind wir bei unseren Armen, vielen alten Menschen, manche sind blind, andere geistig oder körperlich behindert.
Gott wird von Seiner Großherzigkeit nie ablassen, solange wir mit Ihm und Seinen Armen sind. Wenn die Bomben explodieren beten wir alle gemeinsam: gemeinsam leben wir hier, gemeinsam werden wir hier sterben, wenn es so sein soll. Alles mit Jesus und Maria, unserer Mutter.“
Am 4. März wurden vier Missionarinnen der Nächstenliebe von Islamisten aus Haß auf den Glauben getötet. Von dem beim Angriff entführten Salesianerpater fehlt noch jede Spur.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Asianews