Reformierte und katholische Kirche sacken in Zürich bald unter 50 Prozent


In den Schwei­zer Städ­ten gehö­ren immer weni­ger Bür­ger einer Lan­des­kir­che. Das berich­tet die Schweiz am Sonn­tag.

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In Zürich, der ein­woh­ner­reich­sten Schwei­zer Stadt gehört nur noch die Hälf­te der Bevöl­ke­rung einer der Lan­des­kir­chen an. Im kom­men­den Herbst dürf­ten erst­mals weni­ger als 50 Pro­zent der Ein­woh­ner­schaft in der Stadt Zürich der katho­li­schen oder der refor­mier­ten Kir­che Lan­des­kir­che angehören. 

Die Zahl der Chri­sten sinkt damit nicht unter die abso­lu­te Mehr­heits­gren­ze, wohl aber schrump­fen die gro­ßen, histo­ri­schen Kir­chen. Sie wer­den vor­aus­sicht­lich zusam­men ab Herbst kei­ne Mehr­heit mehr in Zürich haben. 

In ande­ren gro­ßen Schwei­zer Städ­ten wur­de die 50-Pro­zent-Mar­ke bereits unter­schrit­ten: in Basel ging sie bereits Ende der 90er-Jah­re ver­lo­ren, in Genf, der Stadt Cal­vins, vor weni­gen Jah­ren und in Lau­sanne im ver­gan­ge­nen Jahr. In der Bun­des­haupt­stadt Bern gehö­ren noch mehr als 60 Pro­zent der Ein­woh­ner­schaft zu einer der bei­den Landeskirchen. 

Betrof­fen sind vor allem die Zen­tren des Pro­te­stan­tis­mus: Genf, Zürich und Basel gal­ten als Hoch­bur­gen des Protestantismus.

In Genf, einst eine cal­vi­ni­sti­sche Hoch­burg, aus der der katho­li­sche Bischof ver­trie­ben wur­de, sind die Katho­li­ken inzwi­schen mit 34 Pro­zent die weit­aus größ­te Glau­bens­ge­mein­schaft. 1850 bekann­ten sich noch 54 Pro­zent der Gen­fer zum Cal­vi­nis­mus, heu­te sind es kei­ne neun Pro­zent mehr.

Zürich war unter Hul­drych Zwing­li 1523 zum pro­te­stan­ti­schem Boll­werk gemacht wor­den. Anfang der 1970er Jah­re ver­lo­ren die Refor­mier­ten die Mehr­heit in der Stadt. 2010 bekann­ten sich 30 Pro­zent als Katho­li­ken und nur mehr 26 Pro­zent als Reformierte.

In Basel bekann­ten sich 1950 noch 63 Pro­zent als Refor­mier­te und 31 Pro­zent als Katho­li­ken, heu­te 16 Pro­zent als Refor­mier­te und 15 Pro­zent als Katho­li­ken. Die „Kon­fes­si­ons­lo­sen“ sind seit Ende der 1980er Jah­re die größ­te Kategorie.

Als Grün­de wer­den eine star­ke Säku­la­ri­sie­rung unter den Schwei­zern und der zuneh­men­de Aus­län­der­an­teil genannt. In Lau­sanne sind nur mehr knapp mehr als die Hälf­te der Ein­woh­ner Schwei­zer Staats­bür­ger, der Rest Ausländer.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

 

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3 Kommentare

  1. Und dann gibt es noch den sta­ti­stisch aller­dings nicht ins Gewicht fal­len­den Son­der­ef­fekt, dass ‎praktizierende Katho­li­ken aus der staats­kir­chen­recht­li­chen Kör­per­schaft der kath. Kir­che ‎austreten, weil sie mit ihrer Kir­chen­steu­er nicht län­ger die Küng-Komi­ker und Stuhlkreis‑‎Funktionäre finan­zie­ren wol­len, die in Zürich wie eine anti­rö­mi­sche, ‎teilprotestantische, betrof­fen­heits­ori­en­tier­te lin­ke Gewerk­schaft auf­tre­ten. ‎

    Im Gegen­satz zu Deutsch­land kann man das machen und dann sei­ne mate­ri­el­le Unter­stüt­zung ‎dem Soli­da­ri­täts­fonds des Bis­tums Chur zukom­men las­sen. Der Zugang zu den Sakra­men­ten ‎geht nicht ver­lo­ren – was in Deutsch­land wohl über­all der Fall ist (im Wider­spruch zu der ‎Aussage Papst Bene­dikts, dass die Tau­fe einen zum Katho­li­ken macht, nicht die Mit­glied­schaft in ‎irgeneinem öffent­lich-recht­li­chen Club)‎

  2. Lie­ber @ Kostadinov,
    das mit den „Stuhl­kreis-Funk­tio­nä­ren“ trifft den Kern. Schon musi­ka­lisch kom­men die­se Stuhl­kreis-Funk­tio­nä­re nicht über Det­lev Jöcker hin­aus. Aus eige­ner leid­vol­ler Erfah­rung ken­ne ich den schier gren­zen­lo­sen Hang zum Kitsch in der Schweiz. Üppig­ster mate­ri­el­ler Wohl­stand kann sich durch­aus nega­tiv auf das Refle­xi­ons­ver­mö­gen aus­wir­ken und unver­se­hens in deut­li­che Deka­denz ausarten.

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