Franziskaner der Immakulata: Ordensgründer Manelli erstattet Strafanzeige wegen Verleumdung


Ordensgründer Pater Stefano Maria Manelli erstattete Anzeige. Damit müssen Fakten auf den Tisch. Im Bild Pater Alfonso Bruno (rechts)
Ordensgründer Pater Stefano Maria Manelli erstattete Anzeige. Damit müssen Fakten auf den Tisch. Im Bild Pater Alfonso Bruno (rechts)

(Rom) Der Kampf der römi­schen Ordens­kon­gre­ga­ti­on gegen den Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta geht in eine neue Run­de. Am ver­gan­ge­nen 2. März erstat­te­te der Rechts­bei­stand des Ordens­grün­ders und vom Vati­kan abge­setz­ten Gene­ral­obe­ren, Pater Ste­fa­no Maria Manel­li, Straf­an­zei­ge bei der Staats­an­walt­schaft von Avellino.

Anzei­ge

Der von ihm in den 1970er Jah­ren gegrün­de­te und 1990 vom Hei­li­gen Stuhl aner­kann­te Orden kehr­te zur ursprüng­li­chen Fran­zis­ka­ner­re­gel zurück und folg­te Papst Bene­dikt XVI. auch lit­ur­gisch. Er wech­sel­te nach dem Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum ordens­in­tern zum über­lie­fer­ten Ritus, wäh­rend er in der Pfarr­seel­sor­ge in bei­den For­men des Römi­schen Ritus die Sakra­men­te ver­wal­te­te. Damit stell­te der Orden eine abso­lu­te Aus­nah­me dar, weil er als ein­zi­ger alt­ri­tu­el­ler Orden der Ordens­kon­gre­ga­ti­on und nicht der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei unter­stand. Was unter Papst Bene­dikt XVI. beson­de­re Dyna­mik zu gewin­nen schien, weil die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta ande­ren neu­ri­tu­el­len Orden ein attrak­ti­ves Vor­bild als alt­ri­tu­el­ler und zugleich mis­sio­na­ri­scher Orden wur­den, kehr­te sich unter Papst Fran­zis­kus in das genaue Gegen­teil. Nun fehl­te der Schutz der Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten.

Verleumdungskampagne gegen Franziskanerinnen der Immakulata

Rechts­an­walt Enri­co Tuc­cil­lo hin­ter­leg­te vor zwei Wochen Anzei­ge wegen Ver­leum­dung und Bil­dung einer kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung. Damit wehrt sich der Ordens­grün­der im Namen sei­ner Brü­der und Schwe­stern gegen eine anhal­ten­de „Ver­leum­dungs­kam­pa­gne“, die sich zuerst gegen den männ­li­chen und inzwi­schen auch gegen den weib­li­chen Zweig des Ordens rich­tet. Am 4. Novem­ber 2015 ver­öf­fent­lich­te der Cor­rie­re del­la Sera unter Beru­fung auf direk­te oder indi­rek­te Aus­sa­gen von „Betrof­fe­nen“ einen Revol­ver­ar­ti­kel mit Schau­er­ge­schich­ten über die Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta. Ähn­li­che Ver­leum­dungs­kam­pa­gnen fan­den in der Ver­gan­gen­heit bereits gegen ande­re Ordens­ge­mein­schaf­ten statt und hat­ten ihre Ursa­che meist im inner­kirch­li­chen Rich­tungs­streit. Mas­sen­me­di­en stell­ten sich pro­gres­si­ven Krei­sen jeweils als bereit­wil­li­ge Hel­fer zur Verfügung.

Die Ordens­kon­gre­ga­ti­on reagier­te mit der Ein­set­zung einer Apo­sto­li­schen Kom­mis­sa­rin und begrün­de­te die­sen Schritt sogar, anders als bei der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung des männ­li­chen Zwei­ges im Juli 2013. Den Schwe­stern wird vor­ge­wor­fen, daß es ihnen „nicht gelun­gen ist, die Reich­tü­mer der Kon­zils­leh­re und des fol­gen­den päpst­li­chen Lehr­am­tes in ihrem geweih­ten Leben auf ange­mes­se­ne Wei­se zu assi­mi­lie­ren und im Kon­text ihres apo­sto­li­schen Leben und Auf­trags anzuwenden“.

Ordensinterne Aufrührer gegen Pater Manelli erhalten einen Namen

Mit der Anzei­ge erhal­ten nun die ordens­in­ter­nen Geg­ner, die in Zusam­men­ar­beit mit der römi­schen Ordens­kon­gre­ga­ti­on die Kne­be­lungs­ak­ti­on gegen die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta aus­ge­löst und vor­an­ge­trie­ben haben, einen Namen. Rom nann­te bis heu­te kei­ne offi­zi­el­len Grün­de für den radi­ka­len Ein­griff in eine blü­hen­de Ordens­ge­mein­schaft, die in vie­ler­lei Hin­sicht eine Aus­nah­me­erschei­nung unter den katho­li­schen Orden dar­stell­te. Behaup­tet wur­de jedoch von ver­schie­de­ner Sei­te, daß die Ordens­kon­gre­ga­ti­on nur auf­grund eines (Hil­fe-) Schrei­bens von Ordens­an­ge­hö­ri­gen an die­ses römi­sche Dik­aste­ri­um reagiert habe. Die Namen der ordens­in­ter­nen Geg­ner von Ordens­grün­der Pater Manel­li wur­den jedoch offi­zi­ell nie nament­lich benannt. Das Schrei­ben gibt es tat­säch­lich. Weni­ger glaub­wür­dig ist, daß es der ent­schei­den­de Aus­lö­ser für das Ein­grei­fen der Kon­gre­ga­ti­on war. Der Orden war der Ordens­kon­gre­ga­ti­on und ande­ren Ordens­obe­ren schon län­ger ein Dorn im Auge. Unter Bene­dikt XVI., der den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta wohl­wol­lend gegen­über­stand, wag­te sich Kar­di­nal Braz de Aviz, Prä­fekt der Ordens­kon­gre­ga­ti­on, aber nicht gegen den jun­gen Orden vor­zu­ge­hen. Unter Papst Fran­zis­kus, der aus sei­ner Abnei­gung gegen den über­lie­fer­ten Ritus bald nach sei­ner Wahl kein Hehl mach­te, änder­ten sich die Vor­aus­set­zun­gen grundlegend.

Mit der Anzei­ge von Pater Manel­li lie­gen nun Namen auf dem Tisch. Das sei ein „nicht leicht­fer­tig getrof­fe­ner Schritt, der zum Schutz der vie­len Ordens­brü­der und Ordens­schwe­stern aber not­wen­dig gewor­den ist“, so der Rechtsanwalt.

Drei Schwestern, sechs Priester und zwei Laien angezeigt

Die Anzei­ge rich­tet sich gegen die drei Ordens­schwe­stern oder ehe­ma­li­gen Ordens­schwe­stern Lattan­zi, Tur­tu­ri­el­lo und Iovi­ne, gegen sechs Prie­ster und zwei Lai­en. Unter den Prie­stern befin­det sich auch Pater Alfon­so Bru­no, der als eigent­li­cher Urhe­ber und Kopf des Auf­stan­des gegen den Ordens­grün­der gilt. Pater Bru­no gehör­te bereits der vom Vati­kan abge­setz­ten Ordens­lei­tung an und wur­de unter dem Apo­sto­li­schen Kom­mis­sar, Pater Fidenzio Vol­pi, zu des­sen rech­ter Hand und als Gene­ral­se­kre­tär fak­tisch zum neu­en rang­höch­sten Ordens­an­ge­hö­ri­gen. Zur Anzei­ge gebracht wur­de auch Pater Ales­san­dro Cal­lo­ni, der seit der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung Gene­ral­de­le­gier­ter des Ordens für Ita­li­en ist.

Die bei­den Lai­en sol­len sich der Ver­brei­tung „anony­mer Dos­siers mit fal­schem Inhalt“ schul­dig gemacht haben, um die abge­setz­te Ordens­lei­tung, die einem stren­gen Armuts­ge­lüb­de ver­pflich­tet war, unter den Brü­dern und Schwe­stern, den Gläu­bi­gen, gegen­über der kirch­li­chen Auto­ri­tät und beson­ders den Medi­en zu dis­kre­di­tie­ren. „Nicht zufäl­lig haben die­sel­ben Sub­jek­te heu­te füh­ren­de Posi­tio­nen im Orden inne“, heißt es in der Anzeige.

„Zwar beeindruckendes und berührendes, aber falsches Zeugnis“

Zur Anzei­ge gebracht wur­de bei­spiels­wei­se Ila­ria Tur­tu­ri­el­lo (ehe­ma­li­ge Schwe­ster Maria Leti­zia), weil sie den Medi­en ein „zwar beein­drucken­des und berüh­ren­des, aber fal­sches Zeug­nis“ über angeb­li­chen Miß­brauch lie­fer­te, den sie angeb­lich erlit­ten habe. Sie sei, so ihre Behaup­tung, von ihrer Obe­rin, einer Nich­te von Ordens­grün­der Pater Manel­li, gedrängt wor­den, einen Super­markt-Besit­zer sexu­ell zu befrie­di­gen. Die Obe­rin erstat­te­te eben­falls eine Gegen­an­zei­ge wegen übler Nach­re­de und Verleumdung.

Die ehe­ma­li­ge Ordens­frau lie­fer­te den Medi­en auch die Geschich­te einer „armen Mit­schwe­ster“, von der sie eben­falls schlüpf­ri­ge Schau­er­ge­schich­ten zu berich­ten wuß­te, die von eini­gen Medi­en mit Genuß breit­ge­tre­ten wur­den. Die­se „Mit­schwe­ster“ mel­de­te sich dar­auf in den Medi­en zu Wort und demen­tier­te die Behaup­tun­gen Turturiellos.

Mit der Gegen­an­zei­ge von Ordens­grün­der Manel­li müs­sen nun die Kar­ten auf den (Rich­ter-) Tisch gelegt werden.

Die Schmutz­kam­pa­gne des Cor­rie­re del­la Sera und ande­rer Medi­en vom ver­gan­ge­nen Novem­ber wur­de damals von Mes­sa in Lati­no kom­men­tiert. Die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Sei­te stell­te das har­te Ein­grei­fen gegen die­sen Orden, „der sich nichts zuschul­den kom­men hat las­sen“ den Män­geln und Gebre­chen in ande­ren Orden ent­ge­gen, wo die Ordens­kon­gre­ga­ti­on kei­nen Anlaß zum Ein­grei­fen sieht:

„Die Moral der Geschich­te? Die neue Bot­schaft Roms an die Orden scheint zu lau­ten: ob ihr Unzucht treibt, lügt, stehlt, betrügt, Glau­bens­wahr­hei­ten und Dog­men leug­net, die kirch­li­che Ord­nung zer­rüt­tet und lit­ur­gi­schen Miß­brauch för­dert, ist egal, Haupt­sa­che ihr rührt das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil und die ‚Errun­gen­schaf­ten‘ der Nach­kon­zils­zeit nicht an.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Air­ma­ria (Screen­shot)

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