Mexiko, ein gefährliches Land für katholische Priester


Mexiko, für Priester ein gefährliches Land
Mexiko, für Priester ein gefährliches Land

(Mexi­ko-Stadt) Mexi­ko ist das katho­lisch­ste Land Ame­ri­kas, obwohl die Kir­che fast das gan­ze 20. Jahr­hun­dert hin­durch ver­folgt oder zumin­dest durch zahl­rei­che Ver­bo­te ein­ge­schränkt war. Mexi­ko ist heu­te aber auch das Land, in dem es beson­ders gefähr­lich ist, katho­li­scher Prie­ster zu sein. Im Land zwi­schen dem Rio Gran­de im Nor­den und dem Chia­pas im Süden kann ein Prie­ster sein Leben ris­kie­ren, in man­chen Regio­nen sogar täglich.

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In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren sind die Mor­de an Kir­chen­ver­tre­tern um 275 Pro­zent gestie­gen: 28 Prie­ster wur­den ermor­det, 1.520 Dro­hun­gen und Erpres­sungs­ver­su­che regi­striert und 3.220 Kir­chen geschändet.

Die Zah­len sind alar­mie­rend und zei­gen auf, was in einem Land pas­siert, wenn der Staat sei­nen Pflich­ten nicht nach­kommt, eine kri­mi­nel­le, gewalt­be­rei­te Min­der­heit die Kon­trol­le über­nimmt und sich mit dem „Recht“ des Stär­ke­ren durchsetzt.

In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren kam es in Mexi­ko zu einer Eska­la­ti­on der Gewalt. Die mexi­ka­ni­sche Kir­che leg­te dazu im Zusam­men­hang mit dem Papst-Besuch eine Stu­die vor. Allein wäh­rend der Prä­si­dent­schaft des Kon­ser­va­ti­ven Feli­pe Cal­de­ron (PAN) von 2006–2012 wur­den 17 Prie­ster, drei Ordens­leu­te, vier Lai­en, ein Kir­chen­mes­ner und ein katho­li­scher Jour­na­list ermor­det. Am Ende sei­ner Amts­zeit galt Cal­de­ron als der Prä­si­dent der ver­gan­ge­nen 50 Jah­re, unter dem die Prie­ster am wenig­sten sicher waren.

Doch die Lage hat sich seit­her nicht gebes­sert. Ganz im Gegen­teil. Seit 2012 ist Enri­que Peña Nieto Staats­prä­si­dent. Er gehrt der sozia­li­sti­schen Par­tei der insti­tu­tio­na­li­sier­ten Revo­lu­ti­on (PRI), einer 1929 erfolg­ten Grün­dung des kir­chen­feind­li­chen Prä­si­den­ten Plut­ar­co Elà­as Cal­les (1924–1928), der damit die mexi­ka­ni­sche Revo­lu­ti­on insti­tu­tio­na­li­sie­ren woll­te. Der PRI wur­de fak­tisch zu einer Ein­heits­par­tei, die bis 1982 das poli­ti­sche Leben Mexi­kos mono­po­li­sier­te und bis 2000 bestimm­te. Nach einer kur­zen Unter­bre­chung erober­te der PRI 2012 die Macht zurück. In den drei Jah­ren der bis­he­ri­gen Amts­zeit von Prä­si­dent Enri­que Peña Nieto wur­den elf Prie­ster ermor­det und zwei sind ver­schwun­den. Es besteht wenig Hoff­nung, daß sie lebend auf­ge­fun­den werden.

Die Gewalt geht vor allem von den Dro­gen­kar­tel­len aus, die sich durch die Anti-Dro­gen-Aktio­nen der Kir­che in Erzie­hung, Pre­digt und Ein­rich­tun­gen gestört füh­len. Die Zunah­me der Gewalt hängt jedoch mit einem weit dra­ma­ti­sche­ren Phä­no­men zusam­men. Die Dro­gen­kar­tel­le infil­trie­ren und kau­fen sich in staat­li­che Behör­den ein. Der Staat, der die Dro­gen­bos­se bekämp­fen soll­te, wird von innen her­aus dar­an gehin­dert, weil Beam­te, Poli­zi­sten, Poli­ti­ker und Rich­ter auf der Sold­li­ste der Kar­tel­le stehen.

Für Prie­ster ist Mexi­ko inzwi­schen nicht min­der gefähr­lich wie Paki­stan, die Tür­kei oder Indi­en. Prie­ster wer­den auf offe­ner Stra­ße ange­grif­fen, kran­ken­haus­reif geschla­gen, erschos­sen, wie Don Fran­cis­co Javier Gut­ier­rez aus der Diö­ze­se More­lia, oder ent­führt und irgend­wo qual­voll ermor­det und ihre Lei­che ver­brannt, wie Don Erasto Plie­go di Ges๠aus der Erz­diö­ze­se Pue­bla. Bei­de star­ben im Jahr 2015.

Prie­ster wer­den bedroht, ein­ge­schüch­tert, erle­ben Tele­fon­ter­ror, erhal­ten Todes­dro­hun­gen oder bekom­men rohe Gewalt zu spü­ren. In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren wur­den 3.220 Kir­chen pro­fa­niert. Mexi­ko gehört zu den Län­dern, die sich „durch Ver­let­zung der Men­schen­rech­te, reli­giö­se Into­le­ranz und die Ermor­dung von Kir­chen­ver­tre­tern“ von ande­ren Staa­ten abhe­ben, so die Inter­na­tio­nal Reli­gious Liber­ty Asso­cia­ti­on (IRLA). Es zeigt das Ver­sa­gen eines Staa­tes, des­sen Insti­tu­tio­nen in den ver­gan­ge­nen 150 Jah­ren unter meist libe­ra­ler, dann sozia­li­sti­scher Füh­rung nie „gelernt“ haben, daß auch der Schutz der Kir­che, ihrer Ver­tre­ter und Ein­rich­tun­gen zu ihren Auf­ga­ben gehört.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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