(Rom) Am 8. Februar berichtete der Corriere della Sera, daß Papst Franziskus Giorgio Napolitano und Emma Bonino Blumen streute. Beide sind führende Exponenten der italienischen Linken, wenn auch unterschiedlicher Strömungen. Für den Papst gehören sie zu den „Großen des heutigen Italiens“. Andere „Große“ hat der Papst bisher noch nicht benannt. „Die Vergangenheit beider schreit jedoch geradezu“ gegen ein solches päpstliches Lob, so Corrispondenza Romana.
Giorgio Napolitano, kommunistischer Parteisoldat
Giorgio Napolitano, Jahrgang 1925, aus liberalem, gutbürgerlichem Elternhaus, wurde 1945 Mitglied der Kommunistischen Partei, die damals hoffte, aus Italien eine Sowjetrepublik machen zu können. 1953 wurde er erstmals ins Italienische Parlament gewählt, dem er ununterbrochen bis zu seiner Wahl zum Staatspräsidenten im Jahr 2006 angehörte. Als strammer Parteisoldat verteidigte er 1956 die gewaltsame sowjetische Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstandes gegen die kommunistische Diktatur.
Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks gelangten die Linksdemokraten, wie sich die sozialdemokratisch gewandeten ehemaligen Kommunisten nun nannten, erstmals in die Regierung. Napolitano wurde 1992 Parlamentspräsident und 1996 für zwei Jahre Innenminister. 2006 brachte ihn die Parteitreue im 81. Lebensjahr ins höchste Staatsamt.
2009 führte sein Veto dazu, daß die Wachkoma-Patientin Eluana Englaro euthanasiert wurde. Die italienische Regierung unter Silvio Berlusconi hatte mit einem Eildekret das Leben der Frau retten wollen. Doch Napolitano weigerte sich das Dekret zu unterzeichnen. Die Radikalen und ein Teilen der Linken hatte um den Fall Englaro eine verbissene Kampagne für die Euthanasie geführt.
2013 im Alter von 87 Jahren für eine weitere Amtszeit von sieben Jahren bestätigt, trat Napolitano jedoch vorzeitig zurück. Seit Februar 2015 ist sein Nachfolger im Amt.
Emma Bonino, Massenmörderin
Emma Bonino ist die Personifikation der Kirchen- und Lebensfeindschaft. Jahrgang 1948. Auch sie stammt aus einem gutbürgerlichen Elternhaus. Sie schließt sich an der Universität der 68er-Bewegung an und wird Feministin. Also solche gründet sie, zur „Befreiung“ der Frau, das Informationszentrum über Sterilisation und Abtreibung (CISA). Das Lebensrecht war damals in Italien noch geschützt. Die Tötung ungeborener Kinder wurde strafrechtlich verfolgt. Die linke Wühlarbeit hatte jedoch längst begonnen.
Emma Bonino wurde zur bekanntesten Abtreibungsaktivistin. Sie beschuldigte sich selbst, 10.141 ungeborene Kinder getötet zu haben. Sie habe die illegalen Abtreibungen „mit einer Fahrradpumpe“ durchgeführt, rühmte sie sich selbst als Schlächterin. Als Teil der Politkampagne ließ sie sich festnehmen und als „Opfer“ eines „frauenfeindlichen, repressiven Systems“ feiern und zum Idol des antiautoritären Kampfes stilisieren. Sobald die Fotos ihrer Verhaftung im Kasten waren, entzog sie sich jedoch der Strafverfolgung und flüchtete nach Frankreich, das damals „politischen Flüchtlingen“ aus Italien Asyl gewährte.
Als 1978 die Tötung ungeborener Kinder auch in Italien erlaubt wurde, kehrte sie triumphierend zurück. Die Linke feierte sie als „Opfer von Faschisten, Patriarchen und Kirche“. Bonino blieb straffrei. Für das mediale Beiwerk sorgte die Radikale Partei, der sich Bonino 1976 angeschlossen hatte.
Die Radikale Partei ist eine Splittergruppe von linksliberalen Bürgerlichen, die mit der kommunistischen Umverteilung nichts zu tun haben wollen, aber gesellschaftspolitisch mit der Linken übereinstimmen. Das erklärt dreierlei: warum die Radikalen mit der italienischen Freimaurerei gut vernetzt sind; warum sie, obwohl bei Wahlen nur einen Stimmenanteil zwischen 0,2–2,8 Prozent erzielen, [1]einzige Ausnahme waren die Europaparlamentswahlen 1999, wo die Liste Bonino unter besonderen Rahmenbedingunegn 8,5 Prozent der Stimmen erhielt überdurchschnittlichen politischen Einfluß ausüben und warum sie, trotz ihrer geringen Zahl, nie Geldsorgen hatten, weil sie durch eine Sonderregelung vom Staat finanziert werden.
Mit kurzen Unterbrechungen gehörte sie 25 Jahre dem Italienischen Parlament an. 1979–1988 und 1999–2006 war sie zudem Europäische Abgeordnete und Mitglied der Liberalen Fraktion. Von 1995–1999 war Bonino EU-Kommissarin, von 2006–2008 italienische Europaministerin, dann bis 2011 Präsidentin des Italienischen Senats. 1998 nahm Bonino das erste Mal am jährlichen Treffen der Bilderberger teil. 2011 gehörte sie zu den Unterzeichnern des sogenannten Soros-Briefes des amerikanischen Finanzmoguls George Soros für die Errichtung eines EU-Einheitsstaates. Zuletzt war sie 2013/2014 italienische Außenministerin.
Angesichts ihrer eigenen Abtreibungsverbrechen wurde es von Lebensrechtsorganisationen als Hohn empfunden, daß sich Bonino Anfang dieses Jahrhunderts die Errichtung eines Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien engagierte.
2003 wurde Bonino wegen ihres „Einsatzes zur Förderung der Menschenrechte in der Welt“ mit dem Preis des Italienischen Staatspräsidenten ausgezeichnet. Ihr Einsatz „für die Menschenrechte“ ist tödlich und besteht seit 40 Jahren in der weltweiten Durchsetzung der Abtreibung und der Euthanasie. Erst vor zwei Monaten, im Dezember 2015, trat sie in einem Werbespot für die Euthanasie auf. Es war ein Abschiedsgruß an eine „Genossin“, die in die Schweiz ging, um sich euthanasieren zu lassen. Natürlich unterstützt von den Radikalen, die sich – wie bei der Abtreibung – dessen öffentlich bezichtigten.
Franziskus: „Bonino hat Italien Afrika näher gebracht“, der Rest sei nicht wichtig
Laut Corriere della Sera habe Papst Franziskus zwar den Grund für sein Lob umschrieben. Sie habe „Italien den besten Dienst geleistet, Afrika bekannter zu machen“. Als er, so die Tageszeitung, aufmerksam gemacht wurde, daß Bonino doch das genaue Gegenteil der katholischen Kirche vertrete, habe Franziskus geantwortet: „Das Stimmt, aber Geduld. Man muß auf die Personen schauen, auf das, was sie tun.“
Nun denn, dann schauen wir auf das, was Bonino tut. Eine Ahnung, die erschaudern läßt, haben wir bereits gewonnen. Von einer Frau, die zeitlebens lauthals die Unkultur des Todes, wie eine Standarte vor sich herträgt, und sich selbst bezichtigt, mehr als 10.000 Kinder getötet zu haben, sagt Papst Franziskus: „Das Stimmt, aber Geduld. Man muß auf die Personen schauen, auf das, was sie tun“? Das Wort „pazienza“ meint im Italienischen „Geduld“, aber auch: „da kann man nichts machen“, „das ist halt so“, „was solls?“.
Erst vor wenigen Tagen nahm Bonino im gewohnten Kampfton zugunsten der „Homo-Ehe“ Stellung. „Es wird Zeit, zivilisiert zu werden“, ließ sie wissen. Und natürlich kritisierte sie den Family Day und sprach sich für die Zulassung der Leihmutterschaft und der Kinderadoption durch Homosexuelle aus. Und natürlich beschuldigte sie einmal mehr die Kirche, sich in Dinge einzumischen, „die sie nicht angehen“. Allerdings stimmt es, daß sie die Kirche neuerdings weniger scharf angreift als noch unter Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. Das sollte nachdenklich stimmen.
Und natürlich nützte sie die Gelegenheit, die Trommel auch für die Euthanasie zu rühren, als würde es sich dabei um ein Reiseunternehmen handeln, das eben nur eine Hinfahrt anbietet.
Und was ihren „Einsatz für Afrika“ betrifft: 2013 fiel Bonino beim Afrika-Tag vor allem ein, wovon sie am liebsten redet: über die Abtreibung. Sie sprach über die „Rechte der afrikanischen Frauen“, worunter Bonino das Maputo-Protokoll von 2003 versteht, das von „Verhütung“ und „Familienplanung“ spricht und Abtreibung meint. Das ist das Afrika, das Bonino gefällt.
Boninos Verbrechen? „Pazienza“
Papst Franziskus klopft selbst Massenmördern mit einem Lächeln auf die Schulter und streut ihnen Blumen, während er jenen, die auf den himmelschreienden Widerspruch aufmerksam machen, in gütiger Herablassung erklärt, daß das alles halb so schlimm sei, denn: „Das Stimmt, aber Geduld. Man muß auf die Personen schauen, auf das, was sie tun.“ Nur scheint der Papst nicht zu wissen, was manche tun, die er lobt, oder er will es nicht wissen.
Papst Franziskus setzt mit seinem Lob für Emma Bonino jenes Techtelmechtel fort, das er bereits im Juni 2013 mit einem besonderen Gruß an die damalige italienische Außenministerin begonnen hatte. Einen Kurs, den er kurz darauf mit einem anderen bekennenden Atheisten fortsetzte, indem er sich mit Eugenio Scalfari in Verbindung setzte. Scalfari gehörte zu den Gründern der Radikalen Partei. Aus diesem Kontakt mit Schriftwechsel, Interviews und Telefonanrufen wurde inzwischen ein ganzes Parallellehramt von zweifelhafter Qualität.
Im Mai 2015 klingelte auch bei Emma Bonino das Telefon. Papst Franziskus „ermutigte mich, durchzuhalten, weiterzumachen“. Das bezog sich zwar auf eine Krankheit, doch ist ein solcher päpstlicher Zuspruch für ein kirchenfeindliches Aushängeschild leicht mißzuverstehen. Sie habe dann mit dem Papst über „die Migranten, die Armut, den Mittelmeerraum, über Afrika und die Frauen“ gesprochen. Der Papst „hat mich sehr ermutigt, weiterzumachen“, erzählte Bonino kurz darauf den Mikrophonen von Radio Radicale, dem Sprachrohr der Radikalen Partei. das zur Gänze vom Staat finanziert wird.
„Ein falsches Wort, eine unbedachte Erklärung oder ein nicht angemessen überlegter Zuspruch des Papstes kann nicht absehbaren Schaden anrichten“, so Corrispondenza Romana. Doch Papst Franziskus scheint sich mit solchen „Kleinigkeiten“ nicht aufzuhalten.
Trotz einer Fülle teils höchst zweifelhafter Aussagen, hielt er es bisher weder für notwendig noch der der Mühe wert, Präzisierungen vorzunehmen oder sich gegebenenfalls zu korrigieren.
Selbst bei diesem zweifelhaftem Lob achtet Papst Franziskus penibel darauf, es nur Vertretern der Linken zukommen zu lassen. Persönliche Sympathien und Antipathien scheinen stärker als die Amtsräson.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: pro vita/MiL/Wikicommons (Screenshots)
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↑1 | einzige Ausnahme waren die Europaparlamentswahlen 1999, wo die Liste Bonino unter besonderen Rahmenbedingunegn 8,5 Prozent der Stimmen erhielt |
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