Kurzschluss zwischen Bergpredigt und Migrantenpolitik


Bundeskanzlerin Merkel und Kardinal Marx
Bundeskanzlerin Merkel und Kardinal Marx

Die Vor­fäl­le der Sil­ve­ster­nacht in Köln und vie­len ande­ren Städ­ten haben Mer­kel, Marx und Medi­en in die Bre­douil­le gebracht.

Anzei­ge

Ein Gast­kom­men­tar von Hubert Hecker.

Die mas­sen­haf­ten sexu­el­len Über­grif­fe von nord­afri­ka­ni­schen Migran­ten offen­bar­ten der deut­schen Bevöl­ke­rung den Kon­troll­ver­lust der Poli­tik in mehr­fa­cher Hin­sicht. Durch die­ses Ereig­nis wur­de der medi­al ver­mit­tel­te Ein­druck ent­larvt, dass die Mehr­heit der Migran­ten vor Bür­ger­krieg und Ver­fol­gung geflo­hen sei­en. Tat­säch­lich sind nur zwei bis drei Pro­zent ech­te Asylanten. 

Etwa 30 Pro­zent kom­men aus lebens­be­droh­li­chen Ver­hält­nis­sen, so dass ihnen nach der Flücht­lings­kon­ven­ti­on zeit­wei­se ein Recht auf siche­ren Zufluchts­ort zusteht. Dem­nach sind etwa zwei Drit­tel des Ein­wan­de­rungs­zu­stroms Migran­ten. Da sehr vie­le von ihnen ohne gül­ti­ge Papie­re oder Ver­schwei­gen der Iden­ti­tät der Will­kom­mens­kul­tur fol­gend ein­rei­sen, wer­den sie kaum abge­scho­ben wer­den kön­nen, selbst wenn sie als Kri­mi­nel­le auf­fal­len. Die groß­mun­di­gen Abschie­bungs­an­kün­di­gun­gen sind wei­te­re Fehl­in­for­ma­tio­nen von Mer­kel und Medi­en. Wie gering die Rück­füh­rungs­chan­cen sind, zeig­te sich kürz­lich dar­an, dass die ver­zwei­fel­te Erklä­rung von Kanz­ler­amts­mi­ni­ster Alt­mai­er, kri­mi­nel­le Migran­ten in Dritt­staa­ten abschie­ben zu wol­len, als Sen­sa­ti­ons­mel­dung ver­kauft wurde.

Medien manipulieren den Migrantenstrom

Die Main­stream-Medi­en, allen vor­an die öffent­lich-recht­li­chen Anstal­ten, unter­stüt­zen die poli­ti­schen Unwahr­hei­ten mit Nach­rich­ten-Mani­pu­la­tio­nen. Sie stricken an der Flücht­lings-Saga in Wort und Bild. Es wird gezielt der bar­men­de Ein­druck ver­mit­telt, dass vor allem inte­gra­ti­ons­wil­li­ge Fami­li­en, Frau­en und Kin­der um Zuflucht und Gast­recht bäten. Auf die­sem Hin­ter­grund waren die Köl­ner Vor­fäl­le Augen­öff­ner: Tau­sen­de jun­ger Migran­ten, die nicht gewillt sind, sich in unser Regel­sy­stem ein­zu­ord­nen, son­dern im Gegen­teil mit allen Tricks ihre Gast­ge­ber aus­neh­men, anpö­beln und belästigen.

Das ZDF hat sein medi­en­ethi­sches Ver­sa­gen zuge­ge­ben. Noch deut­li­cher war das geziel­te Weg­schau­en des WDR, des­sen Funk­haus nur 500 Meter vom Ort des Gesche­hens ent­fernt liegt. Erst nach­dem die Köl­ner Pri­vat-Medi­en schon an drei Tagen über die Mas­sen-Über­grif­fe berich­tet hat­ten, bequem­te sich der Sen­der zu einer ver­tie­fen­den Dar­stel­lung der Vorfälle.

Vorgaben der Politik zur Verschleierung der Wirklichkeit

Nicht nur in Köln, in 12 Bun­des­län­dern kam es in der Sil­ve­ster­nacht zu sexu­el­len Über­grif­fen und Kri­mi­nal­de­lik­ten. In Ham­burg etwa wur­den 195 Fäl­le ange­zeigt, zumeist sexu­el­le Nöti­gung. In Frank­furt gin­gen in den bei­den letz­ten Jah­ren knapp 500 Anzei­gen wegen Trick- und Taschen­dieb­stahl ein. Von 98 fest­ge­nom­me­nen Tat­ver­däch­ti­gen waren 74 Nord­afri­ka­ner. Sie kamen aus dem Erst­auf­nah­me­la­ger für Flücht­lin­ge in Gie­ßen. Regel­mä­ßig rei­sen sie mit der Regio­nal­bahn nach Frank­furt in die Knei­pen­vier­tel. Dort orga­ni­sie­ren sie in Grup­pen ihre Die­bes­tou­ren nach dem Muster: Antan­zen, Anrem­peln, Umar­men und Klau­en. Die iso­lier­ten Opfer haben gegen die Gangs nie eine Chan­ce. In letz­ter Zeit wur­den die Dieb­stäh­le kom­bi­niert mit sexu­el­len Über­grif­fen. In der Sil­ve­ster­nacht wur­den 29 rabia­te Migran­ten ding­fest gemacht, nach Aus­sa­ge der Frank­fur­ter Neu­en Pres­se alle­samt Asyl­be­wer­ber aus Nord­afri­ka, die Frau­en begrapscht und sexu­ell belä­stigt hatten.

Die herr­schen­de rot-grü­ne Poli­tik in Nord­rhein-West­fa­len beschul­dig­te die Poli­zei in Köln, das Aus­maß der kri­mi­nel­len Über­grif­fe ver­tuscht und die Täter­grup­pen ver­schwie­gen zu haben. Doch die Poli­zei hielt sich strikt an die Vor­ga­ben der NRW-Poli­tik, die seit 2008 in einer Dienst­an­wei­sung vor­schreibt: Die Poli­zei soll zum Schutz natio­na­ler Min­der­hei­ten in der inter­nen wie exter­nen Kom­mu­ni­ka­ti­on bei Kri­mi­na­li­täts­fäl­len von Aus­län­dern deren Her­kunft ver­schwei­gen, da sie von Drit­ten dis­kri­mi­nie­rend inter­pre­tiert wer­den könn­te. Der Köl­ner Poli­zei­prä­si­dent hat sich genau an die­se Direk­ti­ve gehal­ten. Unter ande­rem dafür wur­de er nach der Paro­le: Hal­tet den Dieb! geschasst.

Medien zwischen Merkel-Verstehern und giftigen Abgrenzungen

Nach den Köl­ner Vor­fäl­len steht die Stim­mung auf der Kip­pe. Daher ist der Regie­rungs­jour­na­lis­mus um Scha­dens­be­gren­zung bemüht. Wie gereizt die Stim­mung aber selbst beim sonst ewig nör­geln­den SPIEGEL ist, ersieht man aus des­sen Zick-Zack-Kurs in den letz­ten Aus­ga­ben. In der Nr. 2/​16 beschimpf­te das Blatt die FAZ und das CICE­RO-Maga­zin als Salon­het­zer und bie­der­te sich selbst als Poli­tik­be­ra­ter bei Mer­kel und Co. an. In der Aus­ga­be dar­auf deck­ten die Redak­teu­re den staat­li­chen Kon­troll­ver­lust und Staats­ver­sa­gen in vie­len Berei­chen auf. Eine Woche spä­ter zeig­te sich das Maga­zin wie­der als Mer­kel-Ver­ste­her. In der letz­ten Num­mer mach­te das Blatt mit Vor­schlä­gen zur Inte­gra­ti­on wie­der auf Poli­tik­be­ra­tung und Stimmungsaufhellung.

Marx zwischen Betroffenheits- und Verschleierungssprache

Der Spiegel: Politikberatung für die Kanzlerin
Der Spie­gel: Poli­tik­be­ra­tung für die Kanzlerin

Die kir­chen­of­fi­zi­el­le Stel­lung­nah­me von Kar­di­nal Marx zu den Köl­ner Vor­fäl­len pass­te sich der poli­zei­li­chen Ver­schleie­rungs­spra­che an. Der Vor­sit­zen­de der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz sprach zwar von zutiefst ver­stö­ren­den Exzes­sen, die nicht tole­rier­bar sei­en. Doch nach die­ser ein­lei­ten­den Betrof­fen­heits­übung wur­de strikt ver­mie­den, Ross und Rei­ter zu nen­nen, also die Zuord­nung der Täter zu nord­afri­ka­ni­schen Migran­ten. Die Ver­tu­schung der Täter­schaft ist aller­dings auf dem Hin­ter­grund der bis­he­ri­gen bischöf­li­chen Pres­se­po­li­tik logisch, da sol­che Gewalt und men­schen­ver­ach­ten­des Ver­hal­ten ja nun wirk­lich nicht zu dem bis­her ver­brei­te­ten Bild von inte­gra­ti­ons­wil­li­gen Flücht­lin­gen mit Gast­rechts­ge­such pas­sen. Statt­des­sen fabu­lier­te der Kar­di­nal in die Vor­fäl­le ein all­ge­mein-gesell­schaft­li­ches Pro­blem hin­ein und mach­te bil­li­ge Wort­spen­den zur Prä­ven­ti­on: Alle gesell­schaft­li­chen Kräf­te müss­ten gemein­sam dar­an arbei­ten, sol­che Vor­komm­nis­se zu ver­hin­dern und Sicher­heit zu gewähr­lei­sten. Die Kir­che wol­le sich dar­an betei­li­gen. Soll viel­leicht der Dom-Schwei­zer auf der Dom-Plat­te ein­grei­fen? Oder will Marx eine kirch­li­che Bür­ger­wehr ein­rich­ten, die Sicher­heit gewähr­lei­stet?

Ande­re kirch­li­che Obe­re unter­stüt­zen die Mer­kel­sche Migran­ten­po­li­tik mit from­men Wor­ten: Barm­her­zig­keit kennt kei­ne Ober­gren­zen, ver­kün­de­te ein Prä­lat im Bis­tum Lim­burg. Ein ande­rer for­der­te: Mehr Gut­men­schen braucht das Land!

Moralisches Schwarz-weiß-Denken vom Kölner Kardinal

Kardinal Rainer Maria Woelki beim Neujahrsempfang 2016 der CDU Nordrhein-Westfalen
Kar­di­nal Rai­ner Maria Woel­ki beim Neu­jahrs­emp­fang 2016 der CDU Nordrhein-Westfalen

Mit zahl­rei­chen Äuße­run­gen für die Mas­sen­ein­wan­de­rung hat sich der Köl­ner Kar­di­nal Rai­ner Woel­ki zu Wort gemel­det. Sei­ne Erklä­run­gen und Pre­dig­ten gip­feln mei­stens dar­in, dass sich die ver­schie­de­nen Migran­ten­grup­pen zu der media­len Flücht­lings­iko­ne Mut­ter mit Kind auf der Flucht ver­schmel­zen. Von Dif­fe­ren­zie­run­gen oder gar der Tat­sa­che, dass mehr als zwei Drit­tel der Migran­ten jun­ge Män­ner aus den Mit­tel­schich­ten der Her­kunfts­län­der sind, hört man öffent­lich nichts vom Erz­bi­schof. Er for­dert die Rechts­an­sprü­che und Wür­de jedes ein­zel­nen Flücht­lings ein – so sein Appell beim Neu­jahrs-Emp­fang der NRW-CDU. Alle Begren­zungs­vor­schlä­ge zur Wie­der­ge­win­nung von staat­li­cher Kon­troll- und Hand­lungs­kom­pe­tenz weist der Kar­di­nal zurück. Gegen siche­re Her­kunfts­län­der, Ober­gren­zen, Tran­sit­zo­nen, ver­schärf­te Grenz­kon­trol­len oder ein­ge­schränk­ten Fami­li­en­nach­zug schleu­dert er den Bann­fluch der Inhu­ma­ni­tät. Gele­gent­lich wer­den sol­che Vor­schlä­ge als rechts­extrem oder min­de­stens irre­ge­lei­tet hin­ge­stellt. Der Frak­ti­ons­vi­ze der NRW-Uni­on wirft dem Migra­ti­ons­pre­di­ger eine mora­li­sche Selbst­über­hö­hung durch Schwarz-weiß-Den­ken vor: hier herz­lich Kir­che, dort herz­lo­se Uni­ons­po­li­tik.

Gesinnungsethischer Schrittmacher für Mainstream und Medien?

Die Tages­zei­tung ‚Die Welt’ befrag­te einen Kir­chen­mann aus Woel­kis Umfeld nach des­sen Moti­ven: Der heu­ti­ge Köl­ner Erz­bi­schof war als Pri­vat­se­kre­tär und Weih­bi­schof ein enger Ver­trau­ter vom frü­he­ren Kar­di­nal Joa­chim Meis­ner. Der war bekannt für katho­li­sche Glau­bens- und Prin­zi­pi­en­treue – sei es gele­gen oder unge­le­gen. Viel­fach brach­te ihn die­se Hal­tung in Gegen­satz zum links­li­be­ra­len Main­stream und damit zu den Medi­en. Woel­ki dage­gen habe seit Beginn der Flücht­lings­kri­se die Chan­ce gese­hen, im Ein­klang mit beträcht­li­chen Tei­len der (kir­chen­di­stan­zier­ten) Öffent­lich­keit zu han­deln. Er sehe die Rol­le sei­ner Kir­che dar­in, in der Will­kom­mens­kul­tur und Flücht­lings­hil­fe Schritt­ma­cher einer urchrist­li­chen Bewe­gung zu sein. Die­ser gesin­nungs­ethi­sche Ansatz für den Dienst am bedürf­ti­gen Frem­den zeigt Berüh­rungs­punk­te mit einem uto­pi­schen Huma­nis­mus: Auf der Lim­bur­ger Demon­stra­ti­on der Anti­fa-Lin­ken wur­de ein Pla­kat vor­an­ge­tra­gen mit der Auf­schrift: Ein Frem­der ist ein Freund, den man noch nicht kennt. Aus sol­cher gren­zen­lo­sen Xeno­phi­lie wird die Hal­tung erklär­lich, alle Dif­fe­ren­zie­run­gen bei den Migran­ten sowie staat­li­che Begren­zungs­maß­nah­men der Zuwan­de­rung als inhu­man abzulehnen.

Die katholische Soziallehre steht auch für den funktionierenden Staat

Ande­re Kir­chen­leu­te, wie etwa der Erfur­ter Bischof Ulrich Ney­meyr, ver­wei­sen dar­auf, dass die katho­li­sche Sozi­al­leh­re durch­aus Optio­nen für den funk­tio­nie­ren­den Staat setzt – und damit eine Begren­zungs- und Regu­lie­rungs­po­li­tik legi­ti­mie­ren könn­te. In die glei­che Rich­tung geht der FAZ-Leit­ar­ti­kel vom 1. Febru­ar. Der Autor führt aus, dass in der evan­ge­li­schen wie katho­li­schen Sozi­al­leh­re fest­ge­hal­ten wer­de an dem kate­go­ria­len Unter­schied zwi­schen indi­vi­du­el­ler Barm­her­zig­keit und der Hil­fe durch staat­li­che Stel­len, die irgend­wann an eine imma­nen­te Gren­ze stößt. Die Blocka­de­hal­tung der Bischö­fe bei­der Kon­fes­sio­nen gegen­über staat­li­chem Bemü­hen um Ver­rin­ge­rung der Flücht­lings­zahl mache die Defi­zi­te ihrer poli­ti­schen Ethik offen­kun­dig: Die Bischö­fe hät­ten kei­ne Ant­wort auf die Fra­ge, wel­chen ethi­schen Wert staat­li­che Gren­zen, Geset­ze und die Ein­heit Euro­pas für sie haben. 

Im Sin­ne einer sol­chen poli­ti­schen Ethik hat sich vor eini­ger Zeit Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck geäu­ßert: Eine Begren­zungs­stra­te­gie kann mora­lisch und poli­tisch sogar gebo­ten sein, um die Hand­lungs­fä­hig­keit des Staa­tes zu erhal­ten. Sie kann auch gebo­ten sein, um die Unter­stüt­zung der Mehr­heits­ge­sell­schaft für eine men­schen­freund­li­che Auf­nah­me der Flücht­lin­ge zu sichern.

Kardinal Lehmann: Merkels alternativlose ethische Entscheidung

Am Ran­de einer Klau­sur­ta­gung des CDU-Bun­des­vor­stan­des am 8. Janu­ar hat­te die Bun­des­kanz­le­rin bei dem Main­zer Kar­di­nal Karl Leh­mann um ein Gespräch und wohl auch um Unter­stüt­zung für ihre Migran­ten­po­li­tik nach­ge­sucht. In die­sen Tagen hat der ehe­ma­li­ge DBK-Vor­sit­zen­de ihr den Gefal­len getan und für Mer­kel eine Lan­ze gebro­chen. In einer Kolum­ne zur Main­zer Kir­chen­zei­tung gibt Leh­mann der in die Kri­se gekom­me­nen Bun­des­kanz­le­rin Schüt­zen­hil­fe gegen ihre Kritiker:

  • Die Migran­ten­kri­se, die allein Mer­kel mit ihrer weit­rei­chen­den Ent­schei­dung zur Grenz­öff­nung ohne Bun­des­tags­be­schluss zu ver­ant­wor­ten hat, soll nicht auf die Ver­ant­wor­tung der Bun­des­kanz­le­rin hin per­so­na­li­siert werden.
  • Ande­rer­seits sti­li­siert er die von ihr her­auf­ge­führ­te Kri­se zu einer unaus­weich­li­chen Schick­sals­fra­ge unse­res Lan­des hoch, in der Mer­kel einen Auf­trag (von wem?) erfülle.
  • Die Bun­des­kanz­le­rin hat­te ihre ein­sa­me Grenz­öff­nungs­ent­schei­dung ohne euro­päi­sche Abspra­che getrof­fen. Nun for­dert der Kar­di­nal von unsern Nach­barn euro­päi­sche Gesin­nung und unter­stellt ande­ren Euro­pa-Staa­ten, dass sie mit ihrer Kri­tik an der deut­schen Flücht­lings­po­li­tik es der Bun­des­kanz­le­rin heim­zah­len woll­ten für deren stren­ge Sparpolitik.
  • Ganz im Sin­ne von Mer­kels alter­na­tiv­lo­sen Basta-Ent­schei­dun­gen behaup­tet Leh­mann, dass sich in die­ser schwie­ri­gen Situa­ti­on kei­ne ande­ren poli­ti­schen Lösun­gen anbö­ten.
  • Daher for­dert der katho­li­sche Ober­hir­te aus­drück­lich die Soli­da­ri­tät mit dem Men­schen (Mer­kel), der sich nun mal ethisch so ent­schie­den hat.
  • Schließ­lich dra­ma­ti­siert Leh­mann die dau­ern­de Grenz­öff­nung als eine ethisch alter­na­tiv­lo­se Ent­schei­dung von Mer­kel, da man sonst lebens­ge­fähr­de­te Men­schen, oft noch mit Kin­dern, rück­sichts­los zugrun­den gehen las­sen hätte.

Letztlich hilft der Bundeskanzlerin in ihrer Krise nur noch beten

  • Mit dem Schluss­wort aus dem Timo­theus-Brief bla­miert sich der Main­zer Kar­di­nal: Kann denn die Situa­ti­on im Römi­schen Reich, als die Chri­sten kei­ner­lei Mit­spra­che­rech­te hat­ten und des­halb nur für den Herr­scher beten konn­ten, ein Modell für die Chri­sten in der Demo­kra­tie sein? Oder woll­te der Main­zer Ober­hir­te sagen: Letzt­lich hilft der Bun­des­kanz­le­rin in ihrer Kri­se, in der sie viel­leicht auch stür­zen könn­te, nur noch das Beten?

In dem Bei­trag von Kar­di­nal Leh­mann wird noch stär­ker als in den Reden des Köl­ner Erz­bi­schofs das Defi­zit an poli­ti­scher Ethik deut­lich: Die Ent­schei­dun­gen der Bun­des­kanz­le­rin dür­fen eben nicht auf indi­vi­du­al-ethi­sche Gewis­sen­ent­schei­dun­gen redu­ziert wer­den. Son­dern sie hat vom Wahl­volk den Auf­trag, im Rah­men von Ver­fas­sung und Geset­zen ihre poli­ti­schen Pflich­ten zu erfül­len zum Woh­le des deut­schen Vol­kes und um Scha­den abzu­wen­den. Dabei ist die im Amts­eid gelob­te Gerech­tig­keit gegen­über jeder­mann, was man auch als Hil­fe gegen­über poli­tisch Ver­folg­ten und Flücht­lin­gen inter­pre­tie­ren kann, eben nicht abso­lut, son­dern nach­ran­gig anzu­set­zen.

Kardinäle verlieren an Glaubwürdigkeit

Die Unter­stüt­zungs­wer­te der Mehr­heits­ge­sell­schaft für Mer­kels Migran­ten­po­li­tik befin­det sich seit Wochen im Sink­flug. In den Main­stream­m­e­di­en macht sich erste Kater­stim­mung bemerk­bar. Wie lan­ge wird Mer­kel durch­hal­ten? Ist sie über­haupt noch zu ret­ten? titeln sogar Leit­me­di­en. Die Stim­mungs­ma­che gegen die AfD zieht nicht mehr so rich­tig, die Stig­ma­ti­sie­rungs­for­meln gegen rechts sind stumpf gewor­den. Denn was vor zwei Mona­ten als rechts­ra­di­kal und ras­si­stisch, frem­den­feind­lich oder inhu­man gebrand­markt wur­de, ist heu­te teil­wei­se Regie­rungs­po­li­tik. Die Pre­di­ger des Gut­men­schen­tums, die ande­re als irre­ge­lei­tet abkan­zeln, ver­lie­ren an Glaub­wür­dig­keit. Es könn­te durch­aus sein, dass der Köl­ner Kar­di­nal und sei­ne grau­en Emi­nenz im Mainz in den kom­men­den Mona­ten auch zu den Trend­ver­lie­rern gehö­ren werden.

Text: Hubert Hecker
Bild: Die Welt 10.09.2015/Der Spiegel/​Youtube (Screen­shots)

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