[Update] Homo faber – ein Albtraum sozialtechnischer Vernunft


Max Frischs Roman "Homo Faber" und der leichfertige Umgang mit Abtreibung an staatlichen Schulen
Max Frischs Roman "Homo faber" und der leichfertige Umgang mit Abtreibung an staatlichen Schulen

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ver­pflich­tet seit 1993 Staat und Regie­rung, Rechts- und Schutz­an­spruch des unge­bo­re­nen Lebens im all­ge­mei­nen Bewusst­sein zu erhal­ten und zu bele­ben. In Wirk­lich­keit geschieht das Gegen­teil: In den staat­li­chen Schu­len wer­den die Jugend­li­chen mit Lek­tü­re­stücken wie Homo faber von Max Frisch für den leicht­fer­ti­gen Umgang mit Abtrei­bung auf sub­ti­le Wei­se zugerichtet.

Anzei­ge

Ein Gast­bei­trag von Hubert Hecker.

Ungeborene Kinder sind Parasiten, geborene ein Klotz am Bein der Frau

Schon bald nach dem 2. Welt­krieg began­nen gott­lo­se Schrift­stel­ler damit, Abtrei­bung mora­lisch zu rela­ti­vie­ren und zu recht­fer­ti­gen. Die athe­isti­sche Autorin Simo­ne de Beau­voir gilt als die Mut­ter der Abtrei­bung. Mit die­ser per­ver­sen Begriffs­kom­bi­na­ti­on wird zugleich ange­deu­tet, dass der Wert „Müt­ter­lich­keit“ als lie­ben­de Sor­ge für das Kind in eine töd­li­che Distan­zie­rung ver­kehrt wird. In ihrem Buch Das ande­re Geschlecht (1949) bezeich­ne­te de Beau­voir Schwan­ger­schaft als Ver­stümm­lung der Frau und ein unge­bo­re­nes Kind als Para­sit, der nichts als ein Stück Fleisch sei – pro­blem­los zu ent­fer­nen wie einen Blind­darm. De Beau­voir selbst ließ zwei Mal ihr Kind durch Ärz­te abtöten.

Mit­te der 50er Jah­re wur­den in dem Roman Homo faber des Schwei­zer Schrift­stel­lers Max Frisch vom bür­ger­li­chen Stand­punkt Argu­men­te für eine ‚Kul­tur des Todes’ zusam­men­ge­tra­gen. Wäh­rend de Beau­voir Abtrei­bung aus femi­ni­sti­schen und sozia­li­sti­schen Grün­den pro­pa­gier­te, stell­te Frisch in sei­nem Werk aus tech­nisch-ratio­na­li­sti­scher Welt­sicht alle Vor­ur­tei­le zusam­men, die die Tötung von unge­bo­re­nen Kin­dern recht­fer­ti­gen sollten.

Vor­ab sei erklärt, dass die vor­ge­stell­te Abtrei­bungs­ideo­lo­gie mit dem Schei­tern des Prot­ago­ni­sten nicht erle­digt ist, son­dern (bis heu­te) viru­lent bleibt. Dazu am Schluss der Aus­ar­bei­tung mehr.

Ein Leben mit Ehebruch und Verlassen von Frau und Kindern

Bio­gra­phi­scher Hin­ter­grund für die leicht­fer­ti­ge Pro­pa­gie­rung von Kinds­tö­tun­gen in Frischs Roman waren die Wech­sel der Lieb­schaf­ten des Autors:

Max Frisch ließ sei­ne Frau mit drei klei­nen Kin­dern sit­zen und begann eine Buhl­schaft mit der Dich­te­rin Inge­borg Bach­mann. Im fort­ge­schrit­te­nen Alter ver­brauch­te er wei­te­re zwei jun­ge Gespie­lin­nen, die damals im Alter von Frischs Töch­tern standen.

Frauen und Mütter sind irrationale Instinktmenschen

"Homo faber" von Max Frisch
„Homo faber“ von Max Frisch

Im Roman heißt es über die Fol­gen einer sol­chen Lieb­schaft: Mit Rück­sicht auf unse­re per­sön­li­chen Umstän­de hat­ten wir das Kind nicht haben wol­len. Aber die Kinds­mut­ter Han­na hielt sich nicht an die mör­de­ri­sche Ver­ein­ba­rung, ihre Toch­ter im Mut­ter­leib töten zu las­sen. Sie schenk­te dem Kind das Leben, als der Mann sie längst wie­der ver­las­sen hatte.

Der Roman-Prot­ago­nist Wal­ter Faber erklärt aus der zyni­schen Per­spek­ti­ve eines tech­ni­schen Macher-Men­schen, dass Frau­en und Müt­ter irra­tio­na­le Instinkt­men­schen sei­en. Er macht die männ­lich-tech­ni­sche Ratio­na­li­tät zum Maß­stab der Mensch­heit, an dem gemes­sen die frau­lich-müt­ter­li­che Lie­be zum her­an­wach­sen­den Kind eher eine unter­mensch­li­che Instinkt­ge­trie­ben­heit darstelle:
Es gel­te die Schwä­che der Frau für ihr Kind als auch den Auto­ma­tis­mus der Instink­te zu über­win­den. Wenn das Kind erst im Leib der Frau her­an­wach­se, ver­gisst sie, dass sie es hat ver­mei­den wol­len.

Dar­über hin­aus bedient die Roman­fi­gur das Kli­schee, Frau­en sei­en intri­gan­te und raf­fi­nier­te Erpres­se­rin­nen, die Schwan­ger­schaft als Gefühl der Macht gegen­über dem Mann auf­spiel­ten. Auch wür­den sie Mut­ter­schaft als wirt­schaft­li­ches Kampf­mit­tel ein­set­zen. Damit ver­dreht der Autor die trau­ri­ge Bilanz von Abtrei­bungs­ent­schei­dun­gen in ihr Gegen­teil: Bei mehr als 50 Pro­zent der Abtrei­bun­gen geht die töd­li­che Ent­schei­dung auf sozia­le Erpres­sung aus dem sozia­len Umfeld der Schwan­ge­ren zurück.

Argumentative Bauernfängerei

Über die medi­zi­ni­schen Details der grau­sa­men Abtrei­bung legt der Homo faber den Nebel des dumm-drei­sten Begriffs Schwan­ger­schafts­un­ter­bre­chung. Die­ses Lügen­wort unter­stellt, dass frau eine begon­ne­ne Schwan­ger­schaft nach Abbruch fort­set­zen könn­te. Dar­über hin­aus blen­det die Bezeich­nung – wie auch das Wort Schwan­ger­schafts­ab­bruch – eine sub­stan­ti­el­le Tat­sa­che aus: Die sprach­lich gelenk­te Per­spek­ti­ve allein auf die schwan­ge­re Frau unter­schlägt, dass bei jeder Abtrei­bung ein unge­bo­re­nes Kind getö­tet wird. Erst recht wird mit die­ser lin­gu­isti­schen Ver­schleie­rung über die Tech­nik der Abtrei­bung als mör­de­ri­sche Zer­stücke­lung von unge­bo­re­nen Klein­kin­dern der Nebel des Ver­schwei­gens gelegt.

Schließ­lich ver­sucht Faber, den fun­da­men­ta­len Unter­schied zwi­schen Ver­hü­tung einer Befruch­tung und Tötung eines her­an­wach­sen­den Kin­des zu leug­nen: In bei­den Fäl­len sei es ein mensch­li­cher Wil­le, kein Kind zu haben! Wie kann ein angeb­lich ratio­na­ler Mensch so dumm sein, den Wil­len zur Ver­mei­dung einer Zeu­gung mit einer aus­ge­führ­ten Kinds­tö­tung gleichzusetzen?

Bevölkerungspolitik mit Abtreibung

Für den Homo faber spie­len die­se inten­tio­na­len Über­le­gun­gen für Abtrei­bung aber eine zen­tra­le Rol­le, inso­fern sie als „Tri­umph des Wil­lens“ über Gott und die Natur ein­zu­ord­nen sind: Der lie­be Gott hät­te die mensch­li­che Über­be­völ­ke­rung mit Seu­chen regu­liert. Seit der Mensch die Seu­chen besiegt habe, müs­se er auch die Fort­pflan­zung mit­tels Ver­hü­tung und Abtrei­bung regu­lie­ren. Max Frisch fährt fort: Nur der Dschun­gel gebärt und ver­west, wie die Natur es will. Der Mensch plant. Abtrei­bung sei des­halb eine Kon­se­quenz der mensch­li­chen Kul­tur. Im Kampf gegen Kind­bett­fie­ber und Kin­der­sterb­lich­keit näh­men wir das Leben ern­ster als frü­her. Schließ­lich: Nicht zu ver­ges­sen die Auto­ma­ti­on: wir brau­chen gar nicht mehr soviel Leute!

Zu die­ser Pas­sa­ge sind ein hal­bes Dut­zend Feh­ler und Fehl­deu­tun­gen anzukreiden:
♦ Der Begriff „Über­be­völ­ke­rung“ ent­hält die Ideo­lo­gie des Mal­thu­sia­nis­mus. Die besagt, dass die mensch­li­che Repro­duk­ti­ons­ra­te immer schon über­pro­por­tio­nal wäre gegen­über den Kapa­zi­tä­ten von Nah­rung und Raum. Die­se „natur­ge­setz­mä­ßi­ge“ Ten­denz zur Über­be­völ­ke­rung wird nach Mal­thus peri­odisch durch eben­so natür­li­che Krie­ge, Hun­gers­nö­te und Seu­chen redu­ziert. Die Falsch­heit die­ser Ideo­lo­gie ist ersicht­lich, da die Erde seit Mal­thus’ Lebens­zeit im 18. Jahr­hun­dert ein Zig­fa­ches der Men­schen ernäh­ren kann – u. a. durch die Stei­ge­rung der Pro­duk­ti­vi­tät bei allen Ressourcen.

Das Böse schiebt Faber dem lieben Gott in die Schuhe

♦ Beson­ders per­fi­de ist, wie im Roman der Schöp­fer- und Wel­ten­gott ein­ge­führt wird, näm­lich als lie­ber Gott, näm­lich als lie­ben Gott, um ihm dann hin­ter­rücks die Ver­brei­tung der bösen Seu­chen in die Schu­he zu schie­ben. Dabei hat nach bibli­scher Leh­re Gott die Schöp­fung als guten und geord­ne­ten Kos­mos geschaf­fen. Krank­hei­ten, Seu­chen und Tod sowie alle wei­te­ren Übel der Welt sind nach Gene­sis Kap. 2ff die Fol­gen der Erb­sün­de und als sol­che sind sie Ele­men­te der Natur des Men­schen und der Welt.

♦ Die Roman­fi­gur unter­stellt, dass die Repro­duk­ti­on der Men­schen frü­her wie im Dschun­gel gesche­hen sei, gebä­ren und ver­we­sen wie die Tie­re, rein instinkt- und natur­be­stimmt. Dabei gehör­ten zu den frü­he­sten Bestand­tei­len der mensch­li­chen Kul­tur die kom­ple­xen Heirats‑, Fami­li­en- und Ver­wandt­schafts­re­geln der Völ­ker, mit denen immer schon Bevöl­ke­rungs­re­gu­lie­rung betrie­ben wur­de – etwa durch die Bin­dung der Hei­rats­fä­hig­keit an eine Hausstelle.

Eine Abtreibungsgesellschaft betreibt eine „Kultur des Todes“

♦ Erst nach dem Zurück­drän­gen von Seu­chen sei der Mensch als pla­nen­des Kul­tur­we­sen auf­ge­tre­ten. Ver­hü­tung und die Tötung von unge­bo­re­nen Kin­dern sind nach Fabers Ansicht beson­de­re Kul­tur­lei­stun­gen. Eine Wohl­stands­ge­sell­schaft wie die deut­sche mit jähr­lich hun­dert­tau­sen­den Abtrei­bun­gen betreibt aber eine Kul­tur des Todes, wie Papst Johan­nes Paul II. die­se Unkul­tur charakterisierte.

♦ Der Abtrei­bungs­pro­pa­gan­dist Faber ent­larvt sich selbst, wenn er behaup­tet, dass wir das Leben ern­ster neh­men als frü­her. Was ist das für eine Kul­tur, in der die Ster­be­ra­te der gebo­re­nen Kin­der gesenkt wird, aber gleich­zei­tig die Tötungs­ra­te der unge­bo­re­nen Kin­der jähr­lich ins Zig­fa­che steigt?

♦ Schließ­lich liegt der Homo faber mit dem Argu­ment falsch, dass die Auto­ma­ti­on immer mehr Men­schen über­flüs­sig machen wür­de. Das Gegen­teil ist rich­tig: In den letz­ten 50 Jah­ren ist in Deutsch­land bei stei­gen­dem Auto­ma­ti­ons­grad eben­falls die Zahl der Beschäf­tig­ten deut­lich angestiegen.

Massenabtreibung als Empfehlung postkolonialer Überheblichkeit

Der Homo faber hält es für ein Gebot der auf­ge­klär­ten Ver­nunft, die Über­be­völ­ke­rung mit mas­sen­haf­ter Abtrei­bung zu stop­pen. Die Ver­drei­fa­chung der Mensch­heit in einem Jahr­hun­dert, die natür­li­che Über­pro­duk­ti­on der Men­schen wird zur Kata­stro­phe – so die Skan­da­li­sie­rung des Autors. Beson­ders die dro­hen­de Ver­dop­pe­lung der ara­bi­schen Bevöl­ke­rung in zwan­zig Jah­ren wie über­haupt in den unter­ent­wickel­ten Gebie­ten ist dem Autor ein Dorn im Auge.

In post­ko­lo­nia­ler Über­heb­lich­keit will Faber der Welt – und ins­be­son­de­re den ehe­ma­li­gen Kolo­ni­al­völ­kern – die west­li­che Ideo­lo­gie mit den For­meln der tech­ni­schen Ver­nunft auf­zwin­gen: Ange­sichts der begrenz­ten Nah­rungs­mit­tel und Roh­stoff­res­sour­cen wäre die staat­li­che Abtrei­bungs­frei­ga­be die ein­zig ver­nünf­ti­ge und ver­ant­wort­li­che Alter­na­ti­ve der Menschheit.

Zurück zur Abtreibungspraxis der heidnischen Sklavenhaltergesellschaft

Ungeborenes: Kinder als sozialtechnische Plan-Produkte
Unge­bo­re­nes: Kin­der als sozi­al­tech­ni­sche Plan-Produkte

Der Homo faber als Pro­to­typ der tech­ni­schen Zivi­li­sa­ti­on des Westens will die Men­schen­welt allein mit der Sozi­al­tech­no­lo­gie eines Inge­nieurs­bü­ros gestal­ten. Dazu müss­te die Lebens­ori­en­tie­rung an Got­tes Gebo­ten, Reli­gi­on, Moral und der Hei­lig­keit des Lebens aus den Köp­fen radiert wer­den. Die wah­ren Schlüs­sel­be­grif­fe der euro­päi­schen Kul­tur wie Wür­de des Men­schen, Recht auf Leben, Ethik und Gewis­sen müss­ten dabei der Dik­ta­tur der tech­nisch-instru­men­tel­len Ver­nunft weichen.

Was Faber hier als letz­ten Schrei der neu­zeit­li­chen Auf­klä­rungs­ver­nunft prä­sen­tiert, ist ein alter heid­ni­scher Hut: Bevöl­ke­rungs­re­gu­lie­rung durch Abtrei­bun­gen hat­te schon vor 2500 Jah­ren die alt­grie­chi­sche Skla­ven­hal­ter­ge­sell­schaft prak­ti­ziert. Ari­sto­te­les recht­fer­tigt in sei­ner Schrift „poli­te­ia“ die­se Pra­xis. Erst mit dem Chri­sten­tum und sei­ner Leh­re, dass alle Men­schen glei­cher­ma­ßen Geschöp­fe Got­tes sind, wur­de Abtrei­bung ver­bo­ten – eben­so wie das Aus­set­zen von behin­der­ten Kin­dern, was eben­falls ein Kenn­zei­chen der heid­ni­schen Gesell­schaf­ten war – von den Grie­chen und Römern bis zu Ger­ma­nen und Wikin­gern. Die neu-heid­ni­schen Nazis ver­fei­ner­ten erst die Metho­den zur Ver­hü­tung erb­kran­ken Nach­wuch­ses und dann lie­ßen sie die immer noch gebo­re­nen behin­der­ten Kin­der euthanasieren.

Kinder als sozialtechnische Plan-Produkte

Der unmensch­li­che Zynis­mus der sozi­al­tech­no­lo­gi­schen Ver­nunft zeigt sich auch in fol­gen­de Roman-Aus­füh­rung: Es sei eines moder­nen Men­schen nicht wür­dig, ein Kind aus mecha­nisch-phy­sio­lo­gi­schen Zufäl­len zu akzep­tie­ren. Kin­der sind etwas, was wir wol­len, bezie­hungs­wei­se nicht wol­len – als Pro­duk­te wil­lent­li­cher Pla­nung und Bestel­lung gewissermaßen.

Nach christ­li­cher Leh­re ist ein Kind die Frucht der Lie­be zwi­schen Mann und Frau, die sich im frei­wil­li­gen Akt der Ehe­schlie­ßung ihre lebens­lan­ge lie­ben­de Treue gelo­ben. Im Schutz­raum der fami­liä­ren Lie­be kann ein Kind dann opti­mal auf­wach­sen. Bei Faber redu­ziert sich der Lie­bes­akt zwi­schen Mann und Frau auf einen mecha­nisch-phy­sio­lo­gi­schen Vor­gang, dem wahl­wei­se Gefüh­le und der Wil­le oder Nicht-Wil­le zum Kind bei­gemischt werde.

Bedingungslose Diktatur der Technik

Wo kämen wir hin ohne Schwan­ger­schafts­un­ter­bre­chung? Fort­schritt in Medi­zin und Tech­nik nöti­gen gera­de den ver­ant­wor­tungs­be­wuß­ten Men­schen zu neu­en Maß­nah­men. Der tech­nik­fa­na­ti­sche neue Mensch lehnt Natur als Göt­ze ab, weil er als Welt­bau­in­ge­nieur selbst an die Stel­le Got­tes tritt: Wir leben tech­nisch, der Mensch als Beherr­scher der Natur, der Mensch als Inge­nieur.

Wer für den tech­ni­schen Fort­schritt in Form von Nar­ko­se-Ope­ra­tio­nen und DDT (hoch­gif­ti­ges, inzwi­schen ver­bo­te­nes Insek­ti­zid) sei, für Glüh­bir­nen und strah­len­de Atom-Ener­gie, der müs­se auch Abtrei­bun­gen gut und rich­tig fin­den. Es gebe nur die Alter­na­ti­ve: bedin­gungs­lo­ser tech­ni­scher Fort­schritt mit allen Kon­se­quen­zen – oder ab in den Dschun­gel!

Abtreibungspropaganda in den Schulen

50 Jah­re nach Nie­der­schrift der neu­en Tech­nik-Heils­leh­re wer­den die Fol­gen die­ser zer­stö­re­ri­schen Welt­an­schau­ung sicht­bar: Umwelt­gif­te und Raub­bau an der Natur bedro­hen die Zukunft unse­rer phy­si­schen Lebens­grund­la­ge, Mas­sen­ab­trei­bun­gen machen auf län­ge­re Sicht die demo­gra­phi­sche Implo­si­on der west­li­chen Gesell­schaf­ten wahrscheinlich.

Max Frisch hat spä­ter als Par­tei­tags­red­ner der SPD zur ideo­lo­gi­schen und poli­ti­schen Durch­set­zung von staat­li­cher Abtrei­bungs­po­li­tik in Deutsch­land seit den 70er Jah­ren bei­getra­gen. Das mag auch der Grund dafür sein, dass ins­be­son­de­re Kul­tus­mi­ni­ster von rot-grü­nen Regie­run­gen den Roman der Wer­te­ver­wir­rung seit 40 Jah­ren für die Schu­le wärm­stens emp­feh­len oder sogar vorschreiben.

Der Homo faber ist ein Reaktionär

In Baden-Würt­tem­berg ist das Werk Homo faber seit Jah­ren Pflicht­lek­tü­re für die Ober­stu­fe, 2016 wie­der ver­bind­lich für das Abitur. Über die­se lite­ra­risch-ideo­lo­gi­sche Schie­ne soll wohl auch in den Köp­fen der Schü­ler die Abtrei­bungs­po­li­tik der rot-grü­nen Lan­des­re­gie­rung abge­si­chert wer­den. Auf dem Hin­ter­grund ist es ange­bracht, die ver­schie­de­nen Pas­sa­gen zur ideo­lo­gi­schen Recht­fer­ti­gung von Abtrei­bung beson­ders gründ­lich abzuklopfen.

Bei der Inter­pre­ta­ti­on muss natür­lich auch die Dar­stel­lungs­form des Schrift­stel­lers berück­sich­tigt wer­den. Wal­ter Faber wird als ein Ver­tre­ter der Auf­klä­rung und Welt­zu­ge­wandt­heit vor­ge­stellt. Durch Spra­che, Form und Stil wird sei­nen Ansich­ten die Aura von Ratio­na­li­tät und Fort­schritt­lich­keit ver­lie­hen. Eine kri­ti­sche Lesung – gegen den Strich gebür­stet – offen­bart dage­gen die Erkennt­nis, dass sich unter der Form der Moder­ni­tät reak­tio­nä­re Argu­men­ta­ti­ons­mu­ster und Ideo­lo­gien verbergen:

  • Faber ver­neint das grund­le­gen­de Men­schen­recht auf Leben (Art. 2 GG) für unge­bo­re­ne Kinder.
  • Er zeigt chau­vi­ni­sti­sche Ver­ach­tung für die emo­tio­na­le Intel­li­genz von Frau­en und Müttern.
  • Der Mach­bar­keits­wahn auch zu sozia­len Bezie­hun­gen läuft auf eine tota­li­tä­re Beherr­schungs­tech­nik über die Gemein­we­sen hinaus.
  • Mit der Vor­rang­stel­lung von Wol­len und Pla­nung im gesell­schaft­li­chen Mit­ein­an­der wer­den die mora­li­schen und recht­li­chen Begrün­dungs­sy­ste­me ausgehebelt.
  • Faber zeigt post­ko­lo­nia­le Hybris, wenn in den ehe­ma­li­gen Kolo­ni­al­län­dern durch Mas­sen­ab­trei­bung Bevöl­ke­rungs­po­li­tik betrie­ben wer­den soll.

Der Homo faber lernt nichts aus seinem Scheitern…

Nun wird ein­ge­wandt: Max Frisch habe mit der tech­nik-fixier­ten Roman­fi­gur des Homo faber und des­sen Argu­men­ta­tio­nen nur das Zerr­bild eines unei­gent­li­chen Lebens dar­stel­len wol­len. Der Roman selbst ent­lar­ve den Traum von der voll­stän­dig plan- und mach­ba­ren Welt als Alp­traum. Ent­schei­dend sei, dass Frisch den Tech­nik-Men­schen Faber schei­tern lie­ße, wodurch ihm die spä­te­re lebens­zu­ge­wand­te Ein­stel­lung eröff­net würde.

Doch dar­in sind sich die mei­sten Inter­pre­ten einig: Der Homo faber ist gera­de nicht nach dem Muster des klas­si­schen Bil­dungs­ro­mans auf­ge­baut, bei dem sich der Prot­ago­nist durch Aner­ken­nung sei­ner Schuld­ver­strickung und Abwen­dung von fal­schen Lebens­ori­en­tie­run­gen zu einer rei­fe­ren Per­sön­lich­keit ent­wickelt. Der homo faber schei­tert, aber er lernt kaum etwas dazu – kon­sta­tiert der Lite­ra­tur­kri­ti­ker Joa­chim Kai­ser. Faber wan­delt sich nicht, notiert Wal­ter Schmitz, ein Ken­ner des Werks von Frisch. Er bleibt an die Ver­gan­gen­heit fixiert. Sei­ne Ände­rungs­ent­schlüs­se und neu­en Ein­stel­lun­gen sind so kli­schee­haft wie sei­ne Äuße­run­gen dazu – etwa: Ich prei­se das Leben! Fabers Per­sön­lich­keit bleibt ambi­va­lent, in sich wider­sprüch­lich – wie der gan­ze Roman:

Max Frisch zeigt zwar die Brü­chig­keit der Welt­an­schau­ung des Homo faber, aber er hebt des­sen reak­tio­nä­re The­sen nicht auf.

Die ratio­na­li­sti­schen Prin­zi­pi­en der sozi­al­tech­ni­schen Ver­nunft erwei­sen sich als nicht trag­fä­hig, aber neue Wer­te-Per­spek­ti­ven wer­den auch nicht aufgezeigt.
Frisch lässt sei­nen Roman-Prot­ago­ni­sten vor dem Scher­ben­hau­fen sei­ner sozi­al­in­ge­nieur­haf­ten Welt­ver­än­de­rung ste­hen, aber die ver­nünf­teln­de Auf­klä­rungs­ar­gu­men­ta­ti­on zu sei­nem Mach­bar­keits­wahn lässt er in der Schwe­be wei­ter­schwin­gen. Was bei Lesern nach der Lek­tü­re die­ses Romans bleibt, ist eine post­mo­der­ne Ratlosigkeit.

… doch auch aus schlechten Büchern kann man noch etwas lernen

Aber selbst aus einem schlech­ten Buch kann man in kri­ti­scher Aus­ein­an­der­set­zung noch etwas ler­nen. Für die Schu­le setzt das vor­aus, dass die Lehr­per­so­nen die Schü­ler dazu anlei­ten, die zahl­rei­chen reak­tio­nä­ren Ideo­lo­gien in Gestalt auf­klä­re­ri­scher Ratio­na­li­tät im Ein­zel­nen zu kri­ti­sie­ren. Dabei kann man sich an den oben aus­ge­ar­bei­te­ten Pas­sa­gen zur Abtrei­bung ori­en­tie­ren. Die zuge­ord­ne­ten Tex­tei­le kön­nen als Schlüs­sel-Argu­men­ta­tio­nen des Homo fabers betrach­tet wer­den, da in ihnen sei­ne Ansich­ten zu Frau­en, Leben, Natur und Pla­nungs­ra­tio­na­li­tät ver­dich­tet zum Aus­druck kommen.

Text: Hubert Hecker
Bild: Wikicommons/​LifeSiteNews

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