Der perfekte Jesuit? – Selbstbildnis von Jorge Mario Bergoglio


Papst Franziskus, der perfekte Jesuit
Papst Franziskus, der perfekte Jesuit?

(Rom) Als „per­fek­ten Jesui­ten“ sieht der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster den Papst. Fran­zis­kus habe mit sei­ner jüng­sten Pres­se­kon­fe­renz auf dem Rück­flug von Mexi­ko nach Rom ein „flie­gen­des Selbst­bild­nis“ geliefert.

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„Was woll­te Papst Fran­zis­kus wirk­lich sagen über die der­zeit vom Ita­lie­ni­schen Par­la­ment dis­ku­tier­ten ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaf­ten?“, fragt sich Magi­ster und stellt damit eine Fra­ge, die über die kon­kre­te Sach­fra­ge hin­aus­geht. Seit dem März 2013 stel­len sich Katho­li­ken und Beob­ach­ter immer wie­der die Fra­ge, was der Papst eigent­lich sagen will und vor allem, was denkt er wirk­lich. Der von ihm ernann­te Prä­fekt des neu­en Kom­mu­ni­ka­ti­ons­se­kre­ta­ri­ats, Msgr. Dario Viganò, lob­te das zig­zag­haf­te Her­um­sprin­gen als gera­de­zu genia­len „Berg­o­glio-Stil“, was vor allem eines ist: Lob­hu­de­lei. Dahin­ter ver­birgt sich jedoch ein wah­rer Kern, den San­dro Magi­ster als „Jesui­tis­mus“ identifiziert.

Sybillinische Andeutungen

Die Fra­ge sei nicht neben­säch­lich „ange­sichts von tau­send vor­her­ge­hen­den sybil­li­ni­schen Andeu­tun­gen“ des Pap­stes, wie jene in der römi­schen Luther­kir­che, „die noch immer nicht ent­zif­fert und viel­leicht unüber­biet­bar ist“.

Gemeint ist das päpst­li­che „Ja, Nein, ent­schei­det ihr“, das Fran­zis­kus einer Luthe­ra­ne­rin zur Ant­wort gab, als sie ihn frag­te, ob sie gemein­sam mit ihrem katho­li­schen Mann die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen könne.

Eine päpst­li­che Ant­wort, die von sol­cher „Klar­heit“ ist, daß sie jeder aus­le­gen kön­ne, wie er will. Der luthe­ri­sche Gast­ge­ber, Pastor Kru­se, legt sie seit­her als Zustim­mung zur Inter­kom­mu­ni­on aus, denn die Letzt­ent­schei­dung tref­fe jeder selbst gemäß sei­nem Gewissen.

Selbsternannte Papst-Interpreten

Auch der pro­gres­si­ve Katho­lik Alber­to Mel­lo­ni, Lei­ter der ultra­pro­gras­si­ven Schu­le von Bolo­gna und „selbst­er­nann­ter Berg­o­glio-Inter­pret“, so Magi­ster, wis­se die päpst­li­chen Äuße­run­gen mit abso­lu­ter Sicher­heit zu deu­ten. Der Papst habe den ita­lie­ni­schen Bischö­fen unmiß­ver­ständ­lich ange­ord­net, sich nicht in die Dis­kus­si­on um das „Homo-Ehe“-Gesetz ein­zu­mi­schen. „Punkt.“

In der Tat sag­te Fran­zis­kus ver­gan­ge­ne Woche auf dem Rück­flug von Mexi­ko, „der Papst mischt sich nicht in die ita­lie­ni­sche Poli­tik ein, weil der Papst für alle da ist und sich nicht in die kon­kre­te, inter­ne Poli­tik eines Lan­des ein­mi­schen kann: Das ist nicht die Auf­ga­be des Papstes.“

Aller­dings, anders als von Mel­lo­ni behaup­tet, erteil­te Fran­zis­kus kei­nen Befehl an die Bischö­fe, es ihm gleich­zu­tun. Gleich nach sei­ner Wahl sag­te er zum ita­lie­ni­schen Epi­sko­pat: „Mit der ita­lie­ni­schen Regie­rung müßt ihr selbst zurecht­kom­men“. Das sei nicht das­sel­be wie „sich nicht ein­mi­schen“, so Magister.

Der Papst, der sich „nicht einmischt“ – Dank für die „große Wende, die er der Kirche gibt“

„Der Papst also nicht, die Bischö­fe aber schon?“, fragt Magi­ster. Kei­nes­wegs, denn Fran­zis­kus ließ auch die ita­lie­ni­schen Katho­li­ken wis­sen, daß sie wohl gegen Regie­rungs­plä­ne demon­strie­ren könn­ten, aber nicht damit rech­nen dürf­ten, dabei von den Bischö­fen ange­führt zu werden.

Papst Fran­zis­kus schafft es sich gekonnt und wohl beab­sich­tigt, so zwi­schen kla­ren Posi­tio­nen zu bewe­gen, daß er letzt­lich nir­gends rich­tig fest­ge­macht wer­den kann.

Die links­de­mo­kra­ti­sche Sena­to­rin Moni­ca Cirin­nà , nach der das der­zeit dis­ku­tier­te „Homo-Ehe“-Gesetz benannt ist, ver­säum­te es nicht, Papst Fran­zis­kus öffent­lich zu loben „für die gro­ße Wen­de, die er der Kir­che gibt.“

Hat auch sie etwas falsch ver­stan­den? So scheint es, denn der Papst sag­te auf dem Rück­flug von Mexi­ko auch, er den­ke zur Homo-Ehe, „was die Kir­che denkt“. Mit ande­ren Wor­ten heißt das, er ist gegen die „Homo-Ehe“, weil die Kir­che seit jeher und mit Nach­druck gegen homo­se­xu­el­le Ver­bin­dun­gen jeder Art ist.

Der Papst sagt: Ja, Nein, Jein

Magi­ster fragt wei­ter: „Bedeu­tet das also, daß Fran­zis­kus so denkt, wie die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, die in ihrem Doku­ment von 2003 schreibt, daß katho­li­sche Abge­ord­ne­te nicht für sol­che Geset­ze stim­men dürfen?“

„Das ist nicht gesagt“, ant­wor­tet Magi­ster, denn der Beant­wor­tung einer ent­spre­chen­den Fra­ge der Jour­na­li­stin Fran­ca Gian­sol­da­ti (Il Mess­ag­ge­ro) im Flug­zeug, ent­zog sich der Papst: „Ich erin­ne­re mich nicht gut an die­ses Dokument.“

Dann füg­te er hin­zu, daß ein katho­li­scher Abge­ord­ne­ter „nach einem Gewis­sen“ abstim­men müs­se. Vom Gewis­sen als Letzt­in­stanz sprach Fran­zis­kus schon mehr. Die­ses Mal füg­te er immer­hin hin­zu, daß es sich um ein „gut gebil­de­tes Gewis­sen“ han­deln müs­se, was nicht mit einem Gewis­sen des „Ich tu, was ich will“ zu ver­wech­seln sei.

Genau das hat­te Kar­di­nal Ange­lo Bag­nas­co, der Vor­sit­zen­de der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, weni­ge Tage zuvor gefor­dert. Doch prompt distan­zier­te sich der Gene­ral­se­kre­tär der Bischofs­kon­fe­renz, der von Fran­zis­kus ein­ge­setz­te Bischof Nun­zio Galan­ti­no, der „Mann des Pap­stes“ unter den ita­lie­ni­schen Bischöfen.

Päpstliches Nein zu „ideologischen [LGBT-]Kolonialisierungen“ – im fernen Mexiko

Trotz aller Erklä­run­gen, sich „nicht ein­zu­mi­schen“, nahm der Papst sehr wohl gegen die Lega­li­sie­rung von „Homo-Ver­bin­dun­gen“ Stel­lung, aller­dings im fer­nen Mexi­ko. Am 15. Febru­ar sag­te er beim Tref­fen mit den Fami­li­en in einem mit 100.000 Men­schen gefüll­ten Sta­di­on in Tux­la Gut­ier­rez:

„Heut­zu­ta­ge sehen und erle­ben wir an ver­schie­de­nen Fron­ten, wie die Fami­lie geschwächt wird, wie sie in Fra­ge gestellt wird; wie man meint, sie sei ein bereits über­hol­tes Modell und habe kei­nen Platz in unse­ren Gesell­schaf­ten, und wie unter dem Vor­wand der Moder­ni­tät immer stär­ker ein auf die Iso­lie­rung gegrün­de­tes Modell begün­stigt wird. In unse­re Gesell­schaf­ten – die sich als freie, demo­kra­ti­sche, sou­ve­rä­ne Gesell­schaf­ten bezeich­nen – drin­gen ideo­lo­gi­sche Kolo­nia­li­sie­run­gen ein, die sie zer­stö­ren, und am Ende sind wir Kolo­nien von Ideo­lo­gien, die die Fami­lie, den Kern der Fami­lie zer­stö­ren, der die Grund­la­ge jeder gesun­den Gesell­schaft ist.“

Kei­nen hal­ben Tag spä­ter schei­ter­te in Rom der Ver­such der Links­re­gie­rung, den Cirin­nà ‑Ent­wurf mit einem Hand­streich durch­zu­set­zen. Dabei fand die päpst­li­che Kri­tik an den „ideo­lo­gi­schen Kolo­nia­li­sie­run­gen“ der Homo-Lob­by so gut wie kei­nen Wider­hall in den Medi­en. Nicht ein­mal der Avve­ni­re, die Tages­zei­tung der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz berich­te­te darüber.

Papst Franziskus und der „multiple Jesuitismus“: Sich nie festmachen lassen

„Aber viel­leicht war es genau das, was sich der Papst erwar­tet hat­te. Sein Den­ken steht dort geschrie­ben, wenn auch ver­steckt in einer lan­gen Rede, gehal­ten in einem Sta­di­on im fer­nen Mexi­ko. Wer will, kann es nach­prü­fen.“ Offen­sicht­lich sol­le aber die Geschich­te „vom Papst, der sich nicht in die Poli­tik ein­mischt“, weitergehen.

„In Berg­o­glio steckt ein mul­ti­pler Jesui­tis­mus in stän­di­ger Bewe­gung, der sich nie grei­fen und fest­ma­chen läßt. Sein Spre­chen ist ein stän­di­ges Reden, Zurück­neh­men und sich Widersprechen.“

„Das gilt sogar dann, wenn er auf dem­sel­ben Flug gleich zwei­mal urteilt – er, der in der Welt für den Satz berühmt ist: ‚Wer bin ich, um zu urtei­len?‘ – daß der ame­ri­ka­ni­schen Bewer­ber um die Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tur, Donald Trump, ‚kein Christ‘ sei. Dabei schaff­te er es, selbst hier zwi­schen dem ersten und dem zwei­ten Urteil ein erstaun­li­ches ‚ich mische mich nicht ein‘ ein­zu­schie­ben“, so Magister.

Text: Set­ti­mo Cielo/​Giuseppe Nardi
Bild: UCR (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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58 Kommentare

  1. Sein Herr und Mei­ster, Jesus,sagte ein­mal in Mat­th. 5,37 Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was dar­über ist, das ist vom Übel. Oder bei Jako­bus 5,12 Es sei aber euer Wort: Ja, das Ja ist; und: Nein, das Nein ist, auf dass ihr nicht unter das Gericht fal­let. Zusätz­lich sag­te er zu Petrus bei Lukas 22:31,32 „Ich aber habe für dich gebe­tet, dass dein Glau­be nicht erlischt. Und wenn du dich wie­der bekehrt hast, dann stär­ke dei­ne Brüder.“

  2. Jesui­tis­mus ja, aber wie­so mul­ti­pel? Jesui­tis­mus meint doch schon an sich selbst das mul­ti­ple Ungreif­ba­re, aber den­noch abso­lut Machtgeile?!
    Ist F. jesui­ti­scher als jesuitisch?

    Eines ist jeden­falls jetzt schon klar: Wenn die Kir­che die­sen Pon­ti­fi­kat über­stan­den haben wird, muss der gan­ze Jesui­ten­la­den erneut und hof­fent­lich abschlie­ßend auf den Prüf­stand und mit ihm alles, was er ver­bockt hat und womit die­se irr­sin­ni­ge Kri­se seit 200 Jah­ren geputscht hat, nach­dem er sie 300 Jah­re vor­be­rei­tet hat.

    Leid tut mirs nur um all die Jesui­ten, die echt gute Prie­ster und Theo­lo­gen waren (und die gab und gibt es!) und die­sen Kurs ent­we­der nicht durch­schaut oder nicht gewusst haben.

  3. Euer Ja sei ein Ja, Euer Nein ein Nein, alles ande­re ist vom Teu­fel. Der Teu­fel ist der Vater der Lüge und der Verwirrung

  4. Der per­fek­te Jesu­it ? Man fragt sich was ist ein per­fek­ter Jesu­it ? Ein per­fek­ter Jesu­it ist einer der sich auf die Wur­zeln des Jesui­ten­tums beruft, aber das sind nicht die Jesui­ten, die sich spe­zi­ell nach dem Kon­zil eta­bliert haben. Hier ensteht gera­de dann, wenn sich Auto­ri­tä­ten der Jesui­ten arti­ku­lie­ren der Ein­druck, dass es sich auf kei­nen Fall um Ver­tei­di­ger der Kir­che, wie damals der Jesu­it Karl Rah­ner es auch nicht wahr, son­dern dem Zeit­geist Höri­gen Gemein­schaft. Heu­te wo Fran­zis­kus im seich­ten Was­ser schwim­mend, die Kir­che auf den Grung fährt, sind sie plötz­lich an sei­ner Sei­te. Das wirft noch­mal einen dunk­len Schat­ten auf die ehe­ma­li­ge Eli­te der Päp­ste. Es steht jeden­falls fest, mit Fran­zis­kus ist kein Blu­men­topf mehr zu gewinnen.

  5. Die­ser Mensch zeigt vie­le Gesich­ter, zu viele.
    Ein Geist­li­cher, der sich wirk­lich mit Jesus Chri­stus und dem Evan­ge­li­um iden­ti­fi­ziert, ist gesammelt,ernsthaft und lächelt oder schmun­zelt auch. Aber nie­mals lacht ein ech­ter Geist­li­cher so aus vol­lem Hals wie es von die­sem Papst bekannt ist.
    Nie­mals auch sagt ein Geist­li­cher, wenn er wirk­lich einer ist, mal dies und dann wie­der anders und kei­ner weiß Bescheid. Aber inzwi­schen weiß man Bescheid: „Papst“ Fran­zis­kus ist ein fal­scher „Pro­phet“ oder so ähn­lich. Mit sei­nem Janu­ar-Video hat er sich als Papst unmög­lich gemacht. Wenn man sich vor­stellt und mal über­legt, mit welch gro­ßen Opfern und Stra­pa­zen die Apo­stel unter­wegs waren und seit­dem doch alle wah­ren Jün­ger, um Jesus Chri­stus als den Ein­zi­gen Herrn und Erlö­ser und Sohn Got­tes zu ver­kün­den, dann müß­te man die­sen Papst der Irr­leh­re bezich­ti­gen. Und nicht nur was die­ses Schand­vi­deo betrifft.
    Nun, er ist da und man muß beten für die Kir­che wie für die­sen Papst, des­sen Zeit ja auch mal zuen­de ist.

  6. „Bri­dey, sei nicht so jesui­tisch“, sag­te Seba­sti­an Fly­te zu sei­nem Bru­der in E. Waughs Roman „Wie­der­se­hen mit Brideshead“.

    Ja, das Adjek­tiv „jesui­tisch“ galt als ein Schimpf­wort, denn es bedeu­te­te „dop­pel­zün­gig, sophi­stisch, lüg­ne­risch, mani­pu­lie­rend“. Ohne zu lügen nicht die Wahr­heit sagen.

    Tja, die Auf­he­bung des Jesui­ten­or­dens kam wirk­lich nicht von unge­fähr und wenn sich noch zu einem solch auf­ge­fass­ten „Jesui­tis­mus“ der Unglau­be, wie bei Berg­o­glio hin­zu­ge­sellt, dann haben wir, was wir haben.

    Zum Trost ein Bei­trag von Dom Pro­sper Guer­an­ger über das Thron­fest Petri von Antio­chi­en am 22.02.
    https://traditionundglauben.wordpress.com/2016/02/22/22–02-thronfest-des-hl-apostels-petrus-von-antiochien/

    Es frommt mehr und hilft Papst Fran­zis­kus zu igno­rie­ren. Wenn die Kir­che wie­der zur alten Form zurück­kehrt, was viel­leicht eini­ge Jahr­hun­der­te dau­ern wird, muss die­ses Pon­ti­fi­kat abro­giert wer­den. Also auf die Ewig­keit hin gerech­net, lohnt es sich nicht dar­über auf­zu­re­gen. But Rome is eternal!

  7. Ich kün­dig­te vor etwa einem Jahr, als ich die mehr­tei­li­ge Serie „Der Jesu­it auf dem Papst­thron“ kon­zi­pier­te, an, einen Gast­kom­men­tar zur Fra­ge, inwie­weit der moder­ne Ver­fall des Jesui­ten­or­dens im Orden­scha­ris­ma, also in der Igna­tia­ni­schen Spi­ri­tua­li­tät selbst, ange­legt ist, zu ver­fas­sen. Redak­ti­on und Leser­schaft sei­en noch etwas vertröstet.

    Eine Vor­ab-Ant­wort darf ich aber geben: Weder der Wahn­sinn der Arru­pe-Ära noch der ärger­ni­s­er­re­gen­de Zick­zack-Kurs des Pap­stes sind auf das jesui­ti­sche Cha­ris­ma zurückzuführen.

    Der von Magi­ster genann­te „Jesui­tis­mus“ ist also ein Zerr­bild der jesuit­schen Spi­ri­tua­li­tät, nicht des­sen Entfaltung.

    • @ Wolf­gang Schrems

      Ja, hof­fen wir, dass Sie Recht haben. Aber die Ordens­auf­he­bung kam doch nicht von unge­fähr. Irgend­wo scheint eine fal­sche Wei­chen­stel­lung erfolgt zu sein und zwar irgend­wo zwi­schen der Orden­grün­dung im Jah­re 1540 und der Ordens­auf­he­bung im Jah­re 1773. Also lan­ge, lan­ge, lan­ge vor dem letz­ten Konzil.

      • Wenn ich Malachi Mar­tins The Jesuits rich­tig im Kopf habe, dann setzt Mar­tin die erste Sub­ver­si­ons­be­we­gung im Jesui­ten­or­den gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts an, also im Zuge der – all­ge­mein in der Kir­che neu auf­bre­chen­den – Hin­wen­dung zur Gno­sis („Moder­nis­mus“).

        Daß die­se Sub­ver­si­on auf beson­de­re Anknüp­fungs­punk­te im igna­tia­ni­schen Cha­ris­ma zurück­grei­fen könn­te, kann ich nicht erken­nen. Allen­falls könn­ten Jesui­ten (und Domi­ni­ka­ner) auf der spi­ri­tu­el­len Ebe­ne stär­ker vom Geist der Eitel­keit und des Stol­zes ver­sucht wor­den sein, weil sie eben ein stark aka­de­misch aus­ge­rich­te­tes Apo­sto­lat betrieben.
        Das Gegen­mit­tel zum Stolz wäre z. B. die Pas­sa­ge in der Gelüb­de­for­mel, Kin­dern Glau­bens­un­ter­richt zu erteilen (!).

        Aber eben: Abusus non tol­lit usum.

    • Dan­ke für den Hin­weis, sehr geehr­ter Herr Schrems. Doch ich den­ke, da muß etwas sein, dafür pas­siert es ein­fach zu oft. Es muß etwas in die­sem Cha­ris­ma grund­ge­legt sein, was damit zu tun hat. Das macht es nicht zwin­gend falsch. Doch eine Erkennt­nis eröff­net einem erst die Mög­lich­keit, das Gute zu wah­ren und das Abir­ren­de zu mei­den. Oft führt ja sogar das beson­ders Gute und Wert­vol­le zu Miß­ver­ständ­nis­sen und man kommt nicht dar­um­her­um, her­aus­zu­ar­bei­ten, war­um dies so ist.

    • @ Wolf­gang Schrems

      Kön­nen Sie bei Ihren Bemü­hun­gen, die Zick-Zack-Rede­wei­se von Papst Fran­zis­kus zu ver­ste­hen, nicht über­prü­fen, ob die­se nicht in der hegel­schen Dia­lek­tik begrün­det ist. Nach der schafft die Gegen­über­stel­lung zwei­er gegen­sätz­li­cher Aus­sa­gen zu einem Sach­ver­halt als The­se und Anti­the­se, also die Nega­ti­on der Posi­ti­on, die in der The­se behaup­tet wird, in der Syn­the­se eine neue Erkennt­nis­ebe­ne, die in der fort­lau­fen­den Argu­men­ta­ti­on als neue The­se ver­stan­den wird, deren Nega­ti­on als Anti­the­se in einer neu­en Syn­the­se wie­der eine posi­ti­ve Funk­ti­on erhält. Sie treibt den Erkennt­nis­pro­zess auf eine neue Ebe­ne, die neue For­mu­lie­rung auf die­ser Ebe­ne ergibt: die neue The­se. Sie dient gleich­zei­tig in ihrer Nega­ti­on als Anti­the­se, was eine neue Syn­the­se ver­langt, die gleich­zei­tig die neue The­se darstellt,welche wie­der­um die Gegen­ar­gu­men­ta­ti­on erfor­dert und zu einer neu­en Syn­the­se führt usw. 

      Die­se „Bewe­gung“ der Hegel­schen Dia­lek­tik voll­zieht sich dem­ge­mäß in „Bewe­gungs­stu­fen“. Da auch noch gezielt Posi­tio­nen außer­halb des Argu­men­ta­ti­ons­ab­lau­fes ein­be­zo­gen wer­den kön­nen, um neue Gegen­po­si­tio­nen zu schaf­fen, könn­te es für den, der die Abläu­fe nicht kennt, ver­wir­rend werden.

      • @ klaus­pe­ter
        Dan­ke für den Link zu Karl Pop­per über Hegel. Da nach Aus­sa­ge von @ Sua­rez, einem phi­lo­so­phisch und theo­lo­gisch beschla­ge­nen Kom­men­ta­tor die­ses Forums, das theo­lo­gi­sche Den­ken von Kar­di­nal Kas­per stark von der Dia­lek­tik Hegels beein­flusst ist, scheint mir ange­sichts der Tat­sa­che, dass Papst Fran­zis­kus der Theo­lo­gie Kar­di­nal Kas­pers zuneigt, die Fra­ge nach dem Ein­fluss der Dia­lek­tik Hegels in der jesui­ti­schen Aus­bil­dung Jor­ge Berg­o­gli­os im Bue­nos Aires und an der Jesui­ten­hoch­schu­le St. Geor­gen in Frank­furt nicht ganz unbe­rech­tigt zu sein. Jeden­falls wäre eine sol­che Erklä­rung für die hier oft beklag­te „Zick-Zack-Rhe­to­rik“ von Papst Fran­zis­kus nahe­lie­gen­der, als die absur­de Ver­mu­tung über frei­maue­risch-sata­ni­sche Destruk­ti­ons­ab­sich­ten des end­zeit­li­chen Anti­chri­sten in ihm.

      • Berg­o­glio dürf­te Hegel ver­mut­lich nicht ver­ste­hen, jeden­falls hat er bis­her nie zu erken­nen gege­ben, dass er auch nur annä­hernd phi­lo­so­phisch den­ken kann.

        Igna­ti­us hat mit Hegel eben­falls nichts zu tun. Da braucht man erst gar nicht zu suchen.

        Und selbst wenn irgend­wel­che Jesui­ten sich aus­drück­lich auf Hegel stüt­zen soll­ten, ist das immer noch nicht im Hor­ziont der Fra­ge, ob am Orden­scha­ris­ma selbst ein Kon­strul­ti­ons­feh­ler liegt.

  8. Igna­ti­us soll gesagt haben: Wenn ein Jesu­it Papst wird, ist das der Unter­gang der Kir­che. Muss man/​fra (geschlech­ter­ge­recht) mehr sagen?

    • @ Inder
      „Wenn ein Jesu­it Papst wird, ist das der Unter­gang der Kirche“.
      Dies soll Igna­ti­us gesagt haben? Nie und nim­mer!! Man/​fra (geschlech­ter­ge­recht) soll nicht „mehr sagen“, son­dern die Wahrheit!?
      Die­sen Satz hat Igna­ti­us von Loyo­la nicht gesagt. Hät­te er ihn in die­ser Form gesagt, hät­te Goog­le den Satz als eine Sen­sa­ti­on wort­ge­treu zitiert und kom­men­tie­ren las­sen. Das ist nicht der Fall!
      Wohl aber hat der Ordens­grün­der sei­nen Mit­glie­dern auf­ge­tra­gen, kei­ne höhe­re Posi­ti­on in der Kir­che anzustreben.

  9. Wür­de man sich allein auf bibli­sche Aus­sa­gen zur Frei­heit des Gewis­sens beschrän­ken, wobei das Gewis­sen „biblisch“ geschult sein muss, so wür­de man ver­mei­den, Gewis­sens­ent­schei­dun­gen für unbi­bli­sche Leh­ren zu emp­feh­len oder zu fordern.
    Es reicht nicht aus, Gewis­sens­ent­schei­dun­gen zu pro­pa­gie­ren, wenn man dazu über­geht, die gött­li­chen, biblisch dar­ge­leg­ten Geset­ze zu verdrehen.

    Jesui­tisch nega­ti­ve Ein­fluss­nah­me auf die christl. Gewis­sens­ent­schei­dung, die der bibli­schen Leh­re nicht stand­hält, ist Programm:

    http://​www​.jesui​ten​.org/​a​k​t​u​e​l​l​e​s​/​d​e​t​a​i​l​s​/​a​r​t​i​c​l​e​/​o​r​d​e​n​-​w​o​l​l​e​n​-​a​n​d​e​r​e​n​-​u​m​g​a​n​g​-​m​i​t​-​w​i​e​d​e​r​v​e​r​h​e​i​r​a​t​e​t​e​n​-​g​e​s​c​h​i​e​d​e​n​e​n​.​h​tml

    Lei­der mer­ken vie­le Kirch­gän­ger nicht ein­mal, wel­che unbi­bli­schen Leh­ren ihnen unter dem falsch inter­pre­tier­ten Man­tel der Barm­her­zig­keit unter­ge­ju­belt werden.

  10. @ Inder Ich habe auch von dem von dem Zitat gele­sen, das dem Hl. Igna­ti­us zuge­schrie­ben wird, aber ich habe es nie wie­der gefun­den. Es ist wie vom Erd­bo­den ver­schwun­den. Ken­nen Sie die Quel­le? Das Zitat steht zumin­dest in inhalt­li­chem Zusam­men­hang mit dem Eid der Jesui­ten, kein hohes kirch­li­ches Amt anzu­stre­ben. Soll­te es sich die igna­tia­ni­sche Aus­sa­ge als wahr erwei­sen, so ist sie nur aus der mili­tä­ri­schen Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur des Ordens erklärbar.

  11. Wie es der Zufall will, erhielt ich gera­de eben eine Infor­ma­ti­on, die eine viel­leicht eben­so gewag­te Deu­tung erlaubt. Eine Bekann­te eines Bekann­ten beschäf­tigt sich mit Astro­lo­gie in einer etwas eigen­wil­li­gen Wei­se, denn sie glaubt nicht an die Ster­ne. Viel­mehr ist sie über­zeugt, auf Details gehe ich jetzt hier nicht ein, daß es, grob gespro­chen, die Jah­res­zei­ten von Schwan­ger­schaft und Geburt sind, die typi­sie­rend auf die Cha­rak­te­re wirken.
    Ich gab zu beden­ken, daß es dann auf der Süd­halb­ku­gel alles 6 Mona­te ver­scho­ben sein müß­te und bat mei­nen Bekann­ten, dazu ein­mal etwas in Erfah­rung zu brin­gen. Wir kamen auf die Idee, auch ein leben­des Bei­spiel anzu­fra­gen, die ein­zi­ge Per­son, von der wir wuß­ten, wann und wo die­se auf der Süd­halb­ku­gel gebo­ren wurde.
    Wie gesagt, heu­te kam die Ant­wort: Zwil­ling (Süd), beson­de­re Cha­rak­ter­kenn­zei­chen „geschwät­zig und janusköpfig“.
    Wir hat­ten Jor­ge Mario Berg­o­glio (Fran­zis­kus) angefragt.

    • Für einen Katho­li­ken dürf­te sich solch eine Argu­men­ta­ti­on im Bereich der Häre­sie bewegen!
      Es ist aber auch davon abge­se­hen respekt­los und über­grif­fig, in die­ser Wei­se, noch dazu anonym, über den Cha­rak­ter eines Men­schen zu Gericht zu sitzen.

      • Das kann wis­sen­schaft­lich evi­dent sein. Sie haben kaum auch nur eine Ahnung davon. Und von der Art ist es letzt­end­lich kaum anders als es an der Zuge­hö­rig­keit zu einem „Jesui­tenis­mus“ festzumachen.
        Mit einem sol­chen Bon­mot, wie ich es vor­trug, sit­ze ich auch kei­nes­wegs zu Gericht über Fran­zis­kus. Das ist ja lächer­lich. Ihre offen­sicht­lich feh­len­de Sozi­al­kom­pe­tenz auf­grund Ihres eben­so offen­ba­ren Autis­mus ver­un­mög­licht Ihnen hier eine ange­mes­se­ne Ein­ord­nung; dis­zi­pli­nie­ren Sie sich daher bit­te. Und ja, Sie betref­fend: Hier ist, bei aller gebo­te­nen Vor­sicht, eine Fern­dia­gno­se mög­lich! Sie lie­fern ein­fach aus­rei­chend ein­deu­ti­ges Material.
        Und wie an ande­rer Stel­le Ihnen bereits zu ent­geg­nen war: Respekt muß man sich ver­die­nen! Auch sind blo­ße Mei­nungs­äu­ße­run­gen, zumal bei Per­so­nen des öffent­li­chen Lebens, kaum über­grif­fig, schon gar nicht, wenn es sich um der­ar­ti­ge völ­lig pas­sen­de Bon­monts han­delt! Noch ein­mal: Dis­zi­pli­nie­ren Sie sich und schwei­gen Sie ein­fach ein­mal zu Din­gen, von denen Sie nun ein­mal nichts ver­ste­hen kön­nen. Sie soll­ten mal Ihre (!) Gren­zen sehen.
        Was nun Ihre eige­ne unver­meid­li­che Urtei­le­ri­tis angeht, so möge der letz­te Rich­ter Ihrer See­le gnä­dig sein und nicht mit glei­cher Stren­ge und schon gar nicht mit glei­cher Häu­fig­keit vergelten.
        Und selbst­ver­ständ­lich schrei­be ich hier „anonym“ (kor­rekt: pseud­onym), schließ­lich habe ich ja kei­ne Schwei­zer Gar­de zur Ver­fü­gung. Was stört Sie dar­an: Wol­len Sie mich per­sön­lich angrei­fen, Sie, die immer die Mon­stranz selbst­de­fi­nier­ter Sach­lich­keit vor sich trägt?
        Und tat­säch­lich, um ein­mal auf die Sache selbst zu spre­chen zu kom­men: Fran­zis­kus ist objek­tiv geschwät­zig und janus­köp­fig. Dar­um geht es hier und dar­um paßt mei­ne klei­ne Geschich­te auch.

      • Kir­chen-Kater, offen­bar reicht es nicht, die eige­nen Ergüs­se fol­ge­rich­tig ein­zu­ord­nen. Wenn Sie F.s Daten astro­lo­gisch über­prü­fen und das hier aus­brei­ten, ist das Aber­glau­be und Ver­leum­dung und damit eine schwe­re Sün­de. Punkt. 

        Dar­an ändert die Ein­bet­tung die­ser Tira­den in das übli­che Zeit­schnur-Bas­hing auf Stra­ßen­gang­ni­veau nichts. Was juckt einen ver­nünf­ti­gen und sach­in­ter­es­sier­ten Leser Ihr stän­di­ges Gerü­pel? Ich lege die Beto­nung auf „ver­nünf­tig und sach­in­ter­es­siert“. Nur wei­ter so!

        Sie kön­nen F. fun­diert kritisieren. 

        Eine Kritk, die beinhal­tet, er sei „geschwät­zig“ und „janus­köp­fig“, ist unter aller Sau. Das hält ein Gewalt­tä­ter und Image-Ver­nich­ter jedem ent­ge­gen, den er nicht hören und mund­tot machen will.
        Bene­dikt hat – wenn man alles zusam­men­rech­net – quan­ti­ta­tiv kaum weni­ger pro­du­ziert als F., um ein Bei­spiel zu neh­men. Und ob F. janus­köp­fig ist, wis­sen wir nicht. Er wider­spricht sich oder der Kir­chen­leh­re oft, das tat aller­dings auch Bene­dikt, nur fiel es den mei­sten weni­ger auf, aber uns ist bis­lang ver­schlos­sen, ob er das bewusst tut, oder ob es ein Unver­mö­gen ist. Wenn es letz­te­res ist, wis­sen wir nicht, wel­cher Natur die­ses Unver­mö­gen wäre.

        Also bit­te: Argu­men­te, nach­prüf­ba­re Über­le­gun­gen und nicht die­sen okkul­ti­sti­schen Mist!

      • Kir­chen-Kater cha­rak­te­ri­sier­te sei­ne Äuße­rung ein­gangs selbst als gewagt. Sie war ein lau­ni­ges Aper­çu und wird wohl von jedem „ver­nünf­ti­gen, sach­be­zo­ge­nen“ Leser auch als sol­ches bewer­tet und mit einem dank­ba­ren Lächeln quit­tiert, was wohl auch in Kir­chen-Katers Sin­ne war und ist. Ihre Skan­da­li­sie­rung des Bei­trags als „Häre­sie“ zeugt hin­ge­gen ein­zig von bedau­erns­wer­ter Humor­lo­sig­keit und sprung­be­rei­tem Kri­tik­aster­tum. So fällt Ihre Aus­sa­ge: „Das hält ein Gewalt­tä­ter und Image-Ver­nich­ter jedem ent­ge­gen, den er nicht hören und mund­tot machen will“, auf Sie selbst zurück!
        Und was soll Ihr lach­haf­ter Ver­gleich zwi­schen Bene­dikt und Berg­o­glio!? Gera­de was die Qua­li­tät von deren Äuße­run­gen betrifft, ist das Ver­hält­nis bei­der ja wie Feu­er zu Was­ser. Wäh­rend Bene­dikt aus dem Steh­greif kom­pli­zier­te­ste Sach­ver­hal­te schlüs­sig, ver­ständ­lich und in druck­rei­fer Dik­ti­on zu Gehör brach­te, sind Berg­o­gli­os Äuße­run­gen an Dürf­tig­keit, Ver­wor­ren­heit und Belang­lo­sig­keit nicht zu über­bie­ten und bedür­fen daher jedes mal der bemüh­ten Inter­pre­ta­ti­on, um die all­ge­mei­ne Miss­ver­ständ­lich­keit wenig­stens etwas in Gren­zen zu hal­ten. Es ist folg­lich voll­kom­men egal, ob Berg­o­glio die­se Ver­wir­rung bewusst oder unbe­wusst stif­tet, denn jeder Tag beweist es mehr, dass Berg­o­glio in viel zu gro­ßen Schu­hen her­um­läuft, auch wenn er sie in wohl ahnungs­vol­ler Absicht schwarz gefärbt trägt, so wie es sei­nem Wald-und-Wie­sen-Pfar­rer-Niveau auch zukommt.

      • Mit Okkul­tis­mus, zeit­schnur, und dies schrieb ich auch, hat dies ja gera­de nichts zu tun. Ver­ste­hen Sie so etwas nicht, unter­schät­ze ich da Ihren Hori­zont wirk­lich derart?
        Und Ihre ver­meint­li­che „Sach­lich­keit“ ist auch nur die hal­be Mensch­lich­keit. Da haben Sie ein­fach ein Wahr­neh­mungs­pro­blem, für das es pro­fes­sio­nel­le Hil­fe gibt. Im ersten Schritt braucht es dazu natür­lich Ihr Ein­se­hen darein.
        Zu den Begrif­fen geschwät­zig und janus­köp­fig zitie­re ich den Duden, des­sen Sprach­kom­pe­tenz Sie natür­lich ger­ne Ihrem höher­ste­hen­dem Dik­tum unter­wer­fen dürfen:
        ge|schwät|zig: viel und in auf­dring­li­cher Wei­se redend, redselig
        http://​www​.duden​.de/​r​e​c​h​t​s​c​h​r​e​i​b​u​n​g​/​g​e​s​c​h​w​a​e​t​zig
        ja|nus|köp|fig: sich von zwei ent­ge­gen­ge­setz­ten Sei­ten zeigend
        http://​www​.duden​.de/​r​e​c​h​t​s​c​h​r​e​i​b​u​n​g​/​j​a​n​u​s​k​o​e​p​fig

        Davon ist in die­sem Bei­trag aus­führ­lich und sach­lich die Rede und des­halb ist es selbst­ver­ständ­lich, daß man davon auch spre­chen darf. Und dies auch in der Form eines gänz­lich pas­sen­des Bon­monts*. Auch wenn Sie, so hat es die Natur gege­ben, zu so etwas kei­nen Zugang haben. Dies ist aller­dings nicht das all­ge­mei­ne Maß, das muß Ihnen doch klar sein.

        *https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​B​o​n​mot

      • Ich habe hier immer betont, dass Ratz­in­gers Tex­te und Reden wesent­lich intel­li­gen­ter aus­ge­ar­bei­tet sind als die F.s. Ob sie aber wirk­lich theo­lo­gisch „bes­ser“ sind, wäre erst noch zu prüfen. 

        Vie­le sei­ner Äuße­run­gen sind ver­wor­ren. Um das zu erfas­sen, müss­ten sei­ne Fans ihn aber erst mal genau­er lesen.

        Und da das nicht der Fall ist, ist die Debat­te hier­mit auch schon beendet.

    • Ich ken­ne die­se Astro­lo­gen auch, die behaup­ten, sie wür­den aber nur bla­bla bla.

      Bloß: wenn es das nur wäre, ergä­be die Astro­lo­gie kei­nen Sinn – aus wel­chem Grund, wenn nicht einem astro­lo­gi­schen, soll­te einer durch eine Jah­res­zeit CHARAKTERLICH geprägt wer­den!? Das IST Aber­glau­be und Astrologie!

      Den­ken Sie mal drü­ber nach. Und war­um soll­ten Jah­res­zei­ten sonst „typi­sie­rend“ auf Gebur­ten wirken? 

      Es gibt auch Säu­fer, die trin­ken bloß, weil sie damit ihre Hüh­ner­au­gen kurie­ren wol­len. Alk ist es aber trotzdem.

      „Geschwät­zig­keit“ ist ein Tot­schlä­ger, dabei blei­be ich: heut­zu­ta­ge wird jeder, der nicht gehört wer­den will, als „geschwät­zig“ bezeich­net. F. ist kein Rhe­tor und kein Red­ner – das ist sicht­bar. Das ist nicht sein Talent. Nun haben aber sei­ne bei­den Vor­gän­ger genau­so viel Häre­ti­sches und Unkla­res von sich gege­ben, aber vie­le erken­nen das nicht, weil Sie nur aufs Äuße­re und die schö­nen Sät­ze star­ren. Dar­auf wies ich hin.

      Den Duden stecken Sie daher ins Regal zurück. Der hilft nicht weiter.

    • Ich möch­te hier noch mit der Fest­stel­lung von C.G.Jung ergänzen:„An der geburts­zeit­li­chen Cha­rak­ter­dis­po­si­ti­on ist nicht zu zweifeln.“

      • Das Jung das annahm, glau­be ich Ihnen gern – mit sei­ner Arche­ty­pen­leh­re etc. Da braucht er natür­lich auch ent­spre­chen­de Prä­mis­sen. Und da er sei­ne Theo­rie erst rück­wir­kend bewei­sen woll­te, ist aller­dings allei­ne aus logi­schen Grün­den dar­an sehr wohl zu zweifeln.

        Nach der Schrift und Leh­re der Kir­che hat uns Gott allei­ne im Mut­ter­leib berei­tet, und nach allem, was wir wis­sen­schaft­lich heu­te erken­nen kön­nen – u.a. durch Gre­gor Men­del, den Augu­sti­ner­mönch – gilt, dass cha­rak­ter­li­che Merk­ma­le gene­tisch ange­legt sind und teil­wei­se epi­ge­ne­ti­sche Prä­gun­gen gesche­hen – dies aber eben nicht durch einen Geburts­tzeit­punkt, son­dern durch Traum­ta der Mut­ter, BEVOR sie über­haupt Mut­ter bzw. schwan­ger wur­de. Sie gibt daher sol­che „sozia­len“ Erfah­run­gen im Erb­gut wei­ter. Und man sieht dar­an, wie wich­tig es ist, dass man sich und ande­re nicht psy­chisch quält und ter­ro­ri­siert, um u.a. eine spä­te­re Lei­bes­frucht zu schützen.

  12. Wenn man das Orden­scha­ris­ma dar­auf­hin befra­gen will, ob es einen Kon­struk­ti­ons­feh­ler ent­hält, der das heu­ti­ge Desa­ster her­vor­ge­ru­fen haben könn­te, dann dürf­te es genü­gen, das ins Visier zu neh­men, wor­in sich der Jesui­tis­mus von allen ande­ren Orden­scha­ris­men unterscheidet.

    Dies sind nun ein­deu­tig das 4. Gelüb­de und eine aus­ge­präg­te Geheim­nis­krä­me­rei. Die Con­sti­tu­tio­nen wur­den ja bis kurz vor der Auf­he­bung des Ordens 1773 geheim­ge­hal­ten. Das heißt also: die Leu­te wuss­ten nicht, was die­se Trup­pe eigent­lich im Stil­len plan­te oder tat. Dass das ins­be­son­de­re die legi­ti­men welt­li­chen Herr­schaf­ten beun­ru­hi­gen muss­te, liegt voll­kom­men auf der Hand. Eine päpst­li­che Stoß­trup­pe, die sich jedem kla­ren Ein­blick ent­zieht, aber über­all agroß auf­trumpft, sich in die höch­sten Krei­se ein­flie­ßen lässt, ins­be­son­de­re alles dran setz­te, um Hof­beicht­va­ter der Für­sten zu wer­den und die Hand auf die Jugend durch „Bil­dungs­pro­gram­me“ legt, dabei aber theo­lo­gisch als schlam­pig gilt, lit­ur­gisch als nach­läs­sig, mora­lisch lax – jeder halb­wegs ver­nünf­ti­ge und wach­sa­me Mensch dürf­te sofort begrei­fen, war­um vie­le die­sem Orden gegen­über miss­trau­isch waren.

    Hin­zu kommt ein abspo­lut repres­si­ves System der Gedan­ken­kon­trol­le. Wer die Exer­zi­ti­en dar­auf­hin wach­sam liest, kann kaum umhin, sofort zu erken­nen, dass der Gläu­bi­ge einer­seits dazu gezwun­gen wird, sich selbst stän­dig einem Gewis­sens-Gericht zu unter­wer­fen, das aber nicht sei­nes oder gar das Jesu Chri­sti ist, vor dem sich der Gläu­bi­ge ver­nat­wor­ten muss (wie das ja am Ende sein wird!!!), son­dern das der „Hier­ar­chie“, der man, wie die berüch­ti­ge Regel 13 im Kapi­tel „Sen­ti­re cum eccle­sia“ sagt, alles glau­ben muss, selbst das, was einem unan­nehm­bar scheint: 

    „Wir müs­sen, um in allem das Rech­te zu tref­fen, immer fest­hal­ten: ich glau­be, dass das Wei­ße, das ich sehe, schwarz ist, wenn die Hier­ar­chi­sche Kir­che es so definiert.“

    Eben­so hat der Exer­zi­ti­en­trei­ben­de zu ler­nen, jeg­li­ches eige­ne Urteil über die Din­ge aufzugeben.

    Die Idee, die scho­la­sti­sche Phi­lo­so­phie zu ver­ab­so­lu­tie­ren, fin­det sich ebe­falls erst­ma­lig in den Exer­zi­ti­en des Igna­ti­us, ist also eine wirk­lich moder­ne Erfindung.

    Die destruk­ti­ve Wir­kung des Jesui­tis­mus auf das Gefü­ge der welt­li­chen Regie­run­gen in Euro­pa war ver­hee­rend. Sie sind die eigent­li­chen Zer­stö­rer der Mon­ar­chien. Zugleich tra­ten sie wie­der­um als die heu­len­den schloss­hun­de auf, als das Werk dann voll­endet war.

    Die euro­päi­schen Für­sten hat­ten zu einem gro­ßen Teil gro­ße Pro­ble­me mit den stän­di­gen Ein­grif­fen, Über­grif­fen und gehei­men Aktio­nen der Jesui­ten im welt­li­chen, poli­ti­schen Geschäft. Ihre Ideo­lo­gie schrieb ihnen vor, mög­lichst viel welt­li­che Macht zu usur­pie­ren und dem Ppast zuzu­füh­ren. Die­ser frü­he Ultra­mon­ta­nis­mus erreg­te das höch­ste Miss­trau­en der Staa­ten­len­ker, und das mit Recht. 

    Die Gemenge­la­ge ist aus­ge­spro­chen kom­plex, und es fällt auf, dass in der gegen­wär­ti­gen pro­gres­si­ven For­schung eben­so wie in den Nar­ra­ti­ven der Ultra­mon­ta­nen, Ultra­kon­ser­va­ti­ven und Reak­tio­nä­re der Orden immer rein­ge­wa­schen wird und jeg­li­che Kri­tik an sei­nen Machen­schaf­ten bzw. sei­ner ideo­lo­gi­schen Aus­rich­tung als unzu­tref­fend behaup­tet wird. Eine ordent­li­che Auein­ader­set­zung mit den zahl­rei­chen tat­säch­li­chen Vor­wür­fen der ver­gan­ge­nen 500 Jah­re wird aber unter­las­sen. In der Regel beschränkt sich die Rede aufs blo­ße Verneinen.

    Im Jesui­tis­mus sind, wie es aus­sieht, jedoch ideo­lo­gisch alle ver­hee­ren­den Leh­ren der Neu­zeit bereits angelegt:

    1.der ver­knö­cher­te, erstarr­te Tho­mis­mus und die tota­le Ver­ab­so­lu­tie­rung der Scho­la­stik, der die recht­gläu­bi­ge Theo­lo­gie des 19. und 20 Jh mehr gelähmt als schlag­kräf­tig gemacht hat und schließ­lich zum Zusam­men­bruch führte
    2. die Total­po­li­ti­sie­rung des Papst­tums und der Reli­gi­on, was unwei­ger­lich deren Ver­welt­li­chung bedeu­te­te. Zu dem Behuf wur­den auch geziel­te Fröm­mig­keits­übun­gen ein­ge­setzt und for­ciert (Herz-Jesu-Fröm­mig­keit), die mit dem Zusam­men­bruch der poli­ti­schen Ambi­tio­nen eben­falls zusammenbrachen
    3. die still­schwei­gen­de Ent­mach­tung, Beein­flus­sung und Unter­gra­bung der gott­ge­ge­be­nen Auto­ri­tät der Staa­ten­len­ker und Für­sten durch eine gehei­me Trup­pe, die ihre Con­sti­tu­tio­nen und Moti­ve geheim­hielt, aber selbst über­all die Nase hin­ein­stecken wollte
    4. eine frü­he Form kom­mu­ni­sti­scher Gesell­schafts­for­men, wie sie im Modell der „Reduk­tio­nen“ gera­de­zu per­fekt aus­ge­tüf­telt waren, die einer­seits eine Art sozia­len Wohl­stand für alle, aber den kon­se­quen­ten Aus­schluss der Unter­ge­be­nen aus jedem geist­li­chen Amt bedeu­te­te, geist­li­che Beru­fun­gen aus­schloss (auch für Ordens­be­ru­fe), Zwangs­hei­ra­ten an Kin­dern (16/​14 Jah­re) durch­führ­te unter dem Vor­wand, man wol­le die Sexua­li­tät der so Unter­wor­fe­nen kon­trol­lie­ren und „rein“ halten.
    5. mas­si­ve Betei­li­gung an welt­li­chen Geld­ge­schäf­ten und das Ansam­meln welt­li­cher Güter
    6. frü­he syn­kre­ti­sti­sche Expe­ri­men­te v.a. in der Chi­na­mis­si­on („Eine-Welt-Reli­gi­on), die selbst dem Papst irgend­wann zuviel wur­den und ein Ende mit einem defi­ni­tiv nega­ti­ven Urteil des hl. Offi­zi­ums 1704 been­det wurden.
    7. Akti­ver kampf gegen die Ent­ste­hung des weib­li­chen Gegen­stücks zum Orden (was außer Fran­zis­kus v. A. in der Kir­che völ­lig unüb­lich war!) – Frauenfeindlichkeit

    Dass nicht jeder Jesu­it hier mit vol­ler Absicht die­se Din­ge betrieb, mag sicher sein, aber es bleibt ins­ge­samt ein ungu­ter Geschmack auf der Zun­ge. Allei­ne, dass der Orden heu­te außer jeder Kri­tik scheint – und dies in allen (!) Lagern – ist ver­däch­tig nach die­ser ver­hee­ren­den Geschichte.

    Vie­le Ver­dien­ste der Jesui­ten tei­len sie mit pro­te­stan­ti­schen Mis­sio­na­ren oder heid­ni­schen Per­so­nen, deren gute Taten den­noch das prin­zi­pi­ell Fal­sche nicht auf­he­ben kön­nen, auf das sie sich gegrün­det haben mögen.

    Als dann Petra Ger­ster nach der Wahl F.s es fer­tig brach­te, eine pro-jesui­ti­sche ZDF-Doku zu machen, war mein Miss­trau­en nur noch bestätigt.

    • Was den Ultra­mon­ta­nis­mus betrifft, scheint – für Autoren des 18. Jh noch nicht vor­stell­bar – aber für uns heu­ti­ge bereits eine Fun­die­rung des Anti­chri­sten als Beherr­scher aller Köni­ge auf. Eine Kri­ti­sche Schrift von 1760 beschreibt das so – und das deckt sich auch mit der Visi­on Mechi­or Canos von der anti­christ­li­chen Vor­läu­fersh­caft des app­sti­do­li­sie­ren­den Ordens:

      „Un des points fon­da­men­taux de leur doc­tri­ne est que le Sou­ve­rain Pon­ti­fe a une plei­ne puis­sance de juris­dic­tion qui s’étend sur tous les Prin­ces de la terre, qu’il peut à son gré déposer les Rois, les pri­ver de leurs Etats, annul­ler leurs loix, & précéder cont­re eux non seu­le­ment par voie de cen­su­res, mais enco­re par des pei­nes extérieures, & en employant la vio­lence & les armes. … Ain­si dans ce systê­me le Pape est un Mon­ar­que uni­ver­sel à qui tous les Sou­ve­rains sont assujettis.“

      (Les jésuites cri­mi­nels de lèze-majesté dans la théorie et dans la pra­tique, Amster­dam 1760, S. 4–5.)

      Die­se beschrie­be­ne Visi­on in dem Zitat lässt es einem eis­kalt den Rücken herunterlaufen!
      Und es kommt von die­ser jahr­hun­der­te­lan­gen Ten­denz, die alle Für­sten, aber auch anti­kirch­li­che Kräf­te, auf höch­ster Alarm­stu­fe hielt und wohl der Hin­ter­gund für das Voltair’sche „Ecra­sez l’infâme!“ gewe­sen war (womit ich die­sen Mann kei­nes­wegs ver­tei­di­gen will!)
      „Infâme“ heißt ja weni­ger das, was man deutsch unter „infam“ ver­steht, son­dern v.a. „ehr­los“, „gewis­sen­los“.

      Nach allem, was vor­ge­fal­len war, kann man die­se Hal­tung – sofern man ehr­lich ist – nicht ein­fach abtun oder als blan­ke Behaup­tung abschmet­tern. Es sind in der tat furcht­ba­re Din­ge gesche­hen im namen der Kir­che, und die Jesui­ten haben im Ergeb­nis mit ihrer Ideo­lo­gie (nicht der ein­zel­ne Prie­ster natür­lich!) die­ses Desa­ster immer noch bestärkt und vertieft.

      Als Cle­mens XIV. dann end­lich einen Schluss­strich zog, dürf­te das nicht bloß ein Ein­knicken vor den erbo­sten Mon­ar­chen gewe­sen sein.
      Denn nicht zuletzt war das papst­tum in sei­ner posi­ti­ven Ver­si­on durch die­sen orden mas­siv in Gefahr – ihre enge Bin­dung an den Papst hat­te mit Sicher­heit den­sel­ben stra­te­gi­schen Cha­rak­ter wie die als Hof­beicht­vä­ter: den papst in den Griff zu bekom­men und in Wahr­heit durch den orden die­se „pius­sance uni­ver­sel­le“ auszuüben.

      das ist doch voll­kom­men logisch, und jeder halb­wegs ver­stän­di­ge Mensch erkennt dich sofort, dass die­se Gefahr abso­lut gege­ben IST!

      Heu­te hat sie sich end­lich erfüllt…

  13. Äusserst auf­schluss­reich über das „Cha­ris­ma“ des Ordens ist auch der Schwur der Jesuiten:

    „Ich _​_​_​_​, erklä­re und schwö­re jetzt, in der Gegen­wart des all­mäch­ti­gen Got­tes, der gebe­ne­dei­ten Jung­frau Maria, des geseg­ne­ten Erz­engels Micha­el, des seli­gen Johan­nes des Täu­fers, der hei­li­gen Apo­stel Petrus und Pau­lus und all der Hei­li­gen und hei­li­gen, himm­li­schen Heer­scha­ren und in dei­ner Gegen­wart, mein geist­li­cher Vater, Ordens­ge­ne­ral der Gesell­schaft Jesu, gegrün­det durch den Hei­li­gen Igna­ti­us Loyo­la, wäh­rend des Pon­ti­fi­kats von Paul III. und fort­ge­führt bis zum jet­zi­gen, beim Schoß der Jung­frau, der Got­tes­ge­bä­re­rin, und beim Hir­ten­stab Jesu Chri­sti, dass sei­ne Hei­lig­keit, der Papst, Chri­sti Stell­ver­tre­ter ist, und dass er das wah­re und ein­zi­ge Haupt der der katho­li­schen oder uni­ver­sa­len Kir­che auf der gan­zen Erde ist; und dass auf­grund der Schlüs­sel zum Bin­den und Lösen, die sei­ner Hei­lig­keit durch mei­nen Erlö­ser Jesus Chri­stus, gege­ben sind, er die Macht hat, ket­ze­ri­sche Köni­ge, Für­sten, Staa­ten, Staa­ten­ge­mein­schaf­ten und Regie­run­gen abzu­set­zen bzw. auf­zu­lö­sen, die alle sind ohne sei­ne hei­li­ge Bestä­ti­gung, und dass sie beden­ken­los ver­nich­tet wer­den können.
    Ich erklä­re wei­te­res, dass ich allen oder eini­gen Ver­tre­tern Sei­ner Hei­lig­keit an jedem Ort, wo immer ich sein wer­de, hel­fen, bei­ste­hen und sie bera­ten wer­de und mein äußer­stes tun will, um die ket­ze­ri­schen pro­te­stan­ti­schen oder frei­den­ke­ri­schen Leh­ren aus­zu­rot­ten und ihre Macht zu zer­stö­ren, auf­recht­mä­ßi­ge Wei­se oder auch anders.
    Ich ver­spre­che und erklä­re wei­ters, jeg­li­che Reli­gi­on als ket­ze­risch anzu­se­hen, um die Inter­es­sen der Mut­ter­kir­che zu ver­brei­ten und alle Rat­schlä­ge ihrer Ver­tre­ter geheim und ver­trau­lich zu hal­ten, wenn sie mir von Zeit zu Zeit Anwei­sun­gen geben mögen, und sie nicht direkt oder indi­rekt durch Wort oder Schrift oder wel­che Umstän­de auch immer bekannt­zu­ge­ben; son­dern alles aus­zu­füh­ren, das du, mein geist­li­cher Vater, mir vor­schlägst, auf­trägst oder offenbarst..
    Ich ver­spre­che und erklä­re wei­ters, dass ich kei­ne eige­ne Mei­nung oder kei­nen eige­nen Wil­len haben wer­de oder irgend­ei­nen gei­sti­gen Vor­be­halt, selbst als Lei­che oder Kada­ver (Kada­ver­ge­hor­sam), son­dern ohne Zögern jedem ein­zel­nen Befehl gehor­che, den ich von mei­nen Vor­ge­setz­ten in der Armee des Pap­stes und Jesus Chri­stus emp­fan­gen mag…
    Dass ich in jeden Teil der Erde gehen wer­de, wohin auch immer, ohne zu. mur­ren, und wer­de in allen Din­gen unter­wür­fig sein, was auch immer mir auf­ge­tra­gen wird… Außer­dem ver­spre­che und erklä­re ich, dass, wenn sich die Gele­gen­heit bie­tet, ich einen unbarm­her­zi­gen Krieg füh­re, geheim oder offen, gegen alle Ket­zer, Pro­te­stan­ten und Libe­ra­le, wie es mir zu tun befoh­len ist, um sie von der Erd­ober­flä­che aus­zu­rot­ten und zu vertilgen;
    und ich will weder vor Alter, Geschlecht, noch gesell­schaft­li­che Stel­lung halt­ma­chen und die­se abscheu­li­chen Ket­zer hän­gen, ver­wü­sten, sie­den las­sen, häu­ten, erwür­gen und leben­dig begra­ben, die Bäu­che ihrer Frau­en auf­schlit­zen und die Köp­fe ihrer Kin­der gegen die Wand schmet­tern, um ihre ver­fluch­te Art für immer auszulöschen.
    Und wenn ich dies nicht öffent­lich tun kann, so wer­de ich das mit dem Gift­kelch, dem Strang, dem Dolch oder der blei­er­nen Kugel heim­lich tun, unge­ach­tet der Ehre, des Ran­ges, der Wür­de oder der Auto­ri­tät der Per­so­nen, ohne Rück­sicht auf ihre Stel­lung im öffent­li­chen oder pri­va­ten Leben. Ich wer­de jeder­zeit so han­deln, wie und wann immer es mir von irgend­ei­nem Agen­ten des Pap­stes oder von einem Vor­ge­setz­ten der Bru­der­schaft des hei­li­gen Glau­bens der Gesell­schaft Jesu befoh­len wird.“

    • Bedenk­lich ist aber auch die jesui­ti­sche Gebot (wäh­rend sie ihre Gebo­te stets mit Ver­ve durch­set­zen, haben sie staat­li­che Geset­ze von Beginn an miß­ach­tet), sei­ne Sün­den schrift­lich nie­der­zu­le­gen. In der Stel­la Matu­ti­na war das bis zur Schlie­ßung 1938 noch immer ver­pflich­tend. So wur­den über Erpres­sung und Nöti­gung die schlimm­sten Mani­pu­la­tio­nen und Intri­gen betrie­ben. Daß vie­le spä­te­re „Kir­chen­fein­de“ gera­de aus Jesui­ten-Insti­tu­tio­nen stam­men ist sogar sehr ver­ständ­lich. Kar­di­nal Migaz­zi hat ange­sichts der kör­per­li­chen und gei­sti­gen Ver­wahr­lo­sung vie­ler Zög­lin­ge in Jesui­ten­in­sti­tu­ten davor gewarnt, daß man dort regel­rech­te Besti­en her­an­züch­te, die für Staat, Kir­che und Gesell­schaft eine gefähr­li­che Hypo­thek darstellten.

  14. Nun sind wir ja per­fekt auf­ge­klärt von @ Zeit­schnur und @ Augu­sti­nus. Der Bei­trag von Wolf­gang Schrems erüb­rigt sich.
    Im übri­gen ver­wah­re ich mich aus­drück­lich, den „Ultra­mon­ta­nis­mus“ in irgend­ei­ner Form mit dem „Anti­chri­sten“ in Ver­bin­dung zu brin­gen, wie es @ Zeit­schnur völ­lig unqua­li­fi­ziert in einem ihrer zahl­rei­chen Kom­men­ta­re getan hat.
    Deut­sche Katho­li­ken haben sich gegen die Poli­tik Bis­marcks gewehrt, der sie in eine deut­sche Natio­nal­kir­che ein- oder anglie­dern wollte.
    Ich ver­wah­re mich dage­gen, mei­ne katho­li­schen Vor­fah­ren waren nach den Erzäh­lun­gen mei­ner Mut­ter aktiv ultra­mon­tan. Sie waren treue deut­sche Staats­bür­ger, jedoch nicht bereit, sich von der römisch-katho­li­schen Kir­che tren­nen zu las­sen und einer preu­ßisch domi­nier­ten deut­schen Staats­kir­che anzu­ge­hö­ren. Ihr geist­li­ches Zen­trum war Rom und nicht Berlin.
    Mei­ne Ein­las­sung hat mit dem The­ma nichts zu tun, es geht um den Jesui­ten­or­den. @ Zeit­schnur streut so vie­le anit­ka­tho­li­sche, kru­de Bemer­kun­gen in ihre Kom­men­ta­re, die nicht zum The­ma gehö­ren, dass ich zum unqua­li­fi­zier­ten Angriff auf Ultra­mon­ta­ne nicht schwei­gen kann.

    • In der Lite­ra­tur, ich lese es immer wie­der in der fran­zö­si­schen, wird „Ultra­mon­ta­nis­mus“ tat­säch­lich auch im Zusam­men­hang mit dem Jesui­ten­ro­den als Begriff ver­wen­det – denn das, was im 19. Jh so genannt wur­de, geht ideo­lo­gisch ja ziel­ge­nau auf das zurück, was der Orden vor­be­rei­tet hat.

      Sie dür­fen nicht ein ver­neg­tes Begriffs­ver­ständ­nis, das ja Ihr Pro­blem ist, mei­nem gedan­ken­gang auf­zwin­gen – es wäre red­li­cher, mei­nen gedan­ken­gang als das, was er meint zu erfassen.

      Im übri­gen ist Herrn Schrems mög­li­cher Auf­satz damit nicht erle­digt. Oder ist inzwi­schen das Den­ken ver­bo­ten, bloß weil ande­re auch über ein The­ma nachdenken.

      Wer ein Kir­chen­feind war, das wird sich am Ende erst herausstellen.
      Sie soll­ten Ihre nega­ti­ve-argu­ment­freie, per­sön­li­che Anma­che zügeln und 

      a. ent­we­der wider­le­gen, was ich vor­tra­ge, und wenn es klug und ein­sich­tig ist, wer­de ich Ihnen zustimmen

      b. oder Ihre eige­ne Sicht­wei­se überprüfen.

      Von Ihren Ahnen will jeden­falls hier kei­ner was. Um Sie geht es hier näm­lich gera­de mal nicht.

      Der Jesui­ten­schwur hat die­se Quel­le: „Schwur der höch­sten Wei­he“ der Jesui­ten, auf­ge­schrie­ben im Ver­zeich­nis des Kon­gres­ses der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka (Hou­se Bill 1523, Con­te­sted elec­tion case of Euge­ne C. Bon­ni­well, against Thos. S. But­ler, Febru­ary 15, 1913, pp. 3215–16)

      Sehr vie­le ande­re Doku­men­te pas­sen aller­dings begriff­lich zu die­sem hass­erfüll­ten Text.
      Und wenn man sich fragt, war­um sich gera­de from­me Katho­li­ken abso­lut unge­zo­gen, hass­erfüllt und unzi­vi­li­sert beneh­men, wenn irgend­ei­ner kei­nen frag­lo­sen Kotau vor ihren Mei­nun­gen macht (wie Sie ja übri­gens auch), dann dürf­te man sich doch an den Geist die­ses Schwur-Tex­tes erin­nern und sofort einen men­ta­len Zusam­men­hang erkennen.

      Was das mit Jesus, dem Herrn zu tun hat, darf man sich getrost fra­gen. Wie ich mich über­haupt fra­ge, was das mei­ste, das unter Katho­li­ken so erbit­tert ver­han­delt wird, mit Jesus zu tun hat. Sein Name wird nie genannt und sein Kreuz­weg ist beson­ders unter den moder­nen Pha­ri­sä­ern voll­kom­men verwaist.

      Was die For­schungs­la­ge betrifft kann es nicht um noch mehr Jesui­ten-Apo­lo­gie gehen, als sie sich ohne­hin schon durch­ge­setzt hat.

      Mit die­sem Orden stimmt etwas nicht, das ist mit Hän­den zu fas­sen, er hat von Anfang an die Züge einer frei­mau­rer-Gesell­schaft, ist mili­tä­risch und mili­tant auf­ge­stellt, pfeift auf Klau­sur, Chor­ge­bet und Wahr­haf­tig­keit und hat schon früh ein moder­nes Gehirn­wä­sche­pro­gramm vor­ge­legt, von dem jede zeit­ge­nös­si­sche Sek­te ler­nen kann. Die­se bewuss­te Ver­skla­vung des Gei­stes der Gläu­bi­gen ist defi­ni­tiv und bewie­sen. Und sie hat mit dem Vati­ca­num I voll durch­ge­schla­gen, auch wenn das Dog­ma dies nicht aus­zu­sa­gen ver­moch­te (obwohl die Infal­libi­li­sten das wollten).

      Mit Pius X. wur­de allen Gläu­bi­gen eben doch eine Totala­ner­ken­nung aller päpst­li­chen Äuße­run­gen abver­langt. zwar wur­de das gleich von sei­nem nach­fol­ger zum Glück wie­der abge­schwächt, aber ich habe es neu­lich zitiert, dass Johan­nes Paul II. den Prie­stern erneut einen Eid mit abso­lu­tem Kada­ver­ge­hor­sam abver­langt hat. Jeder muss ihn schwören.

      Wenn hier jemand glaubt, es mach­te mir Spaß, das alles zu erken­nen und zuge­ben zu müs­sen, dann täuscht er/​sie sich: das ist schmerz­haft, aber ich bin nicht der Mensch, der sich um sei­ner Illu­sio­nen wil­len selbst belü­gen kann, auch nicht mit from­men Lügen.

      Ande­rer­seits kann man sich das, was uns der Herr selbst vor­aus­ge­sagt hat, nur vor­stel­len, wenn man bereit ist, die­se furcht­ba­re Rea­li­tät in der Kir­che zu erken­nen und sich inner­lich abzu­wen­den von all die­sem Schmutz, um nicht mit in den Abgrund geris­sen zu werden.

      Der Herr sagt uns, dass vie­le ihm vor­hal­ten wer­den, wie fromm sie doch waren und was sie alles in sei­nem Namen getan hat­ten – er wird sie nicht erken­nen. Inter­es­san­ter­wei­se sind es beson­ders Exor­zi­sten („Haben wir nicht in dei­nem namen Dämo­nen ausgetrieben!“).
      Da soll uns auf­mer­ken las­sen und wir müs­sen wir uns fürch­ten vor sol­chen Leu­ten, die sich beru­fen füh­len, das Böse auszurotten.

      uns ist gesagt wor­den von Jesus selbst, dass wir das nicht kön­nen, ja nicht ein­mal dür­fen: Das Unkraut, so hat er ange­wie­sen, soll mit aufwachsen.

      Und nun sehe man sich an, was Jesui­ten und ihr gei­sti­ger Anhang tun und jahr­hun­der­te­lang getan haben. Sie haben das erreicht, was Jesus war­nend vor Augen gehal­ten hat:

      Den Wei­zen mit aus­ge­ris­sen und vernichtet.

      Und das erklärt uns unse­re Situa­ti­on. So wird alles klar, und man begreift die Aus­sa­gen in der Schrift plötz­lich ganz leicht.

  15. Sehr geehr­ter Herr Schrems, ich schrei­be nicht gegen Sie, wenn ich fürch­te, dass Sie die­sem The­ma in einem Bei­trag hier nicht gewach­sen sein dürf­ten. Man müss­te wohl ein wis­sen­schaft­li­ches Werk über das The­ma verfassen.
    Über den Jesui­ten­or­den wer­den jede Men­ge Ver­schwö­rungs­theo­rien ver­brei­tet. Der Eid, den @ Augu­sti­nus hier ver­brei­tet, gilt als umstrit­ten, als anti­ka­tho­li­sche Fälschung.
    Den­noch ist das The­ma hoch­in­ter­es­sant, es muss irgend­wann auf­ge­ar­bei­tet wer­den. Lei­den­schafts­los, wis­sen­schaft­lich, histo­risch seriös.

  16. Das von den Jesui­ten selbst pro­pa­gier­te Selbst­bild von den „schlau­en Jungs“, ihren ach so hohen aka­de­mi­schen Niveau bil­det sich zwar in der Rea­li­tät kaum ab, aber sie haben es alle Welt glau­ben machen.

    Tat­säch­lich wei­sen Jesui­ten objek­tiv sel­ten hohe aka­de­mi­sche, mysti­sche oder künst­le­ri­sche Wer­ke auf – und das war von Anfang an so! 

    Ihr Mar­ken­zei­chen ist die auf einer Geheim­bün­de­lei gegrün­de­te Fähig­keit, alles zu unter­wan­dern und poli­tisch zu beeinflussen. 

    Auch jen­seits des Jesui­ten­schwurs, der mög­li­cher­wei­se sehr wohl echt ist (es ist halt wie bei den FM: die Hoch­gra­de auch in die­sem Orden durch­schaut ja kei­ner, aber es haben mehr­fach Aus­stei­ger von die­sen Din­gen berich­tet, und der Text des Eides ist immer­hin ein offi­zoiel­les Doku­ment, man beach­te auch die Empö­rung der euro­päi­schen Mon­ar­chen, als kurz vor der Auf­he­bung des Ordens 1773 deren Sta­tu­ten über­haupt erst bekannt wur­den…), ist offen bekannt, dass die Jesui­ten ihrer Ver­fas­sung nach nie­man­dem außer dem Papst (und ordens­in­ter­ner Hier­ar­chie) zu Gehor­sam ver­pflich­tet sind, was in sich schon eine grau­sa­me Selbst­er­hö­hung und Anma­ßung dar­stellt. Aus­drück­lich sind sie auch vom gehor­sam gegen Bischö­fe oder Lan­des­her­ren und regie­run­gen frei­ge­stellt. Das ist hel­ler Wahn­sinn! Dar­über hin­aus gelo­ben sie aus­drück­lich mili­tä­ri­sche Gefolg­schaft des Papstes:

    „Die J. wur­den mit den Rech­ten der Bet­tel­mön­che und der Welt­geist­li­chen zugleich aus­ge­stat­tet, mit ihren Gütern von aller welt­li­chen Gerichts­bar­keit und Besteue­rung, auch von bischöf­li­cher Abhän­gig­keit befreit und hat­ten dem­nach außer ihrem Ordens­obern und dem Papst kei­nen Herrn anzu­er­ken­nen; sie erhiel­ten die Befug­nis, alle Prie­ster­funk­tio­nen, sogar wäh­rend eines Inter­dikts, zu ver­rich­ten, von allen Kir­chen­stra­fen und Sün­den eigen­mäch­tig los­zu­spre­chen, die Gelüb­de der Lai­en in and­re gute Wer­ke zu ver­wan­deln, von Fasten­ge­bo­ten, von Abwar­tung der kano­ni­schen Stun­den, vom Gebrauch des Bre­viers sich selbst zu dis­pen­sie­ren sowie über­all Kir­chen und Güter zu erwer­ben und Ordens­häu­ser anzu­le­gen. Dazu erhielt ihr Gene­ral neben einer unum­schränk­ten Gewalt über alle Ordens­glie­der die Befug­nis, sie in jeder­lei Auf­trä­gen über­all­hin ent­sen­den, sie aller­wärts als Leh­rer der Theo­lo­gie anstel­len und mit aka­de­mi­schen Wür­den beklei­den zu können.“

    Wer nicht blind ist, erkennt dar­in all die Aus­wüch­se der Kir­che heu­te wieder.

    Alles Genia­le, Wei­ter­füh­ren­de oder Ent­decke­ri­sche – im Rah­men der Kir­che gedacht – stamm­te und stammt fast durch­weg von ande­ren. Sehr viel Gro­ßes stammt von den Bene­dik­ti­nern und den von ihnen aus­ge­hen­den Zister­zi­en­sern (Mystik – etwa Hil­de­gard, Bern­hard u.v. a.),sehr viel auch von den Domi­ni­ka­nern (gro­ße Mysti­ker wie Mei­ster Eck­hart oder Katha­ri­na v. Sie­na, Kir­chen­leh­rer wie Tho­mas, ein wirk­lich guter Schul­or­den mit her­vor­ra­gend gelehr­ten Män­nern und Frau­en, der in vie­len Städ­ten eben­falls sehr gute Gym­na­si­en unter­hiel­ten und Hoch­schul­leh­rer waren), bedeut­sam auch der Kar­me­li­ten-Orden (The­re­sia v. A., Johan­nes v. Kreuz, Edith Stein u.a.).

    Auch moder­ne, aus­ge­zeich­ne­te Erneue­rungs­be­we­gun­gen kamen in jeder Hin­sicht NICHT von den Jeuiten, etwa die Beu­ro­ner Erneue­rung im 19. Jh, die bene­dik­t­i­nisch und theo­lo­gisch eben gera­de nicht der eng­stir­ni­gen Jesui­ten­theo­lo­gie folg­te, son­dern von Gün­ther-Schü­lern gegrün­det und einer Dame gestif­tet wur­de, die von der Jesui­ten­despo­tie in einem römi­schen Klo­ster („Beicht­vä­ter“) mehr­fach durch Gift­an­schlä­ge ermor­det wer­den soll­te, nach­dem sie all­mäh­lich erfass­te, was in die­sem Klo­ster gespielt wur­de und dies offen benann­te hatte. 

    Die­ses angeb­lich so groß­ar­ti­ge, allem ande­ren über­le­ge­ne aka­de­mi­sche Niveau der SJ ist also ein auf­ge­bau­tes Image und ent­spricht nicht der Rea­li­tät, weder vor 500 Jah­ren noch heute.

    F.- Berg­o­glio ist nur ein ganz nor­ma­ler Jesu­it, wie sie immer waren!

    (Wenn ein­zel­ne Jesui­ten auch sehr gute Wer­ke vor­le­gen – etwa man­che For­schungs­ar­bei­ten aus der Frank­fur­ter Hoch­schu­le – dann ist das den­noch nichts Über­le­ge­nes, son­dern ein­fach nur gute Arbeit, wie vie­le ande­re sie auch her­vor­brin­gen und recht­fer­tigt in kei­ner Wei­se die­se Bild von der angeb­lich intel­lek­tu­ell „höch­sten“ Stoß­trup­pe des Papstes.)

    • Ver­ehr­te Frau Zeitschnur,

      ich bewun­de­re Ihren Mut, Ihre Beharr­lich­keit und Ihre Gei­stes­schär­fe. Sie sind 100%ig auf dem rich­ti­gen Weg, machen Sie wei­ter so!
      Die katho­li­sche Moral­theo­lo­gie hat das Moral­ge­setz lei­der nie als kate­go­ri­schen Impe­ra­tiv erkannt und das Den­ken nicht auf die erfor­der­li­che Abstrak­ti­ons­hö­he empor­ge­bracht, son­dern ist im empi­risch-Mate­ria­len ver­haf­tet geblie­ben. Anson­sten hät­ten amo­ra­li­sche Prin­zi­pi­en, wie der Jesui­ten-Grund­satz „der Zweck hei­ligt die Mit­tel“ nie­mals Fuss fas­sen können.
      Erst Kant hat die­se ent­schei­den­de Denk­ar­beit gelei­stet, der Bestim­mung des Moral­ge­setz­tes, das jeder Mensch in sich trägt, als des Unbe­ding­ten, des Din­ges an sich. Die Gegen­stän­de der sinn­li­chen Wahr­neh­mung sind alle durch­gän­gig bedingt, das Unbe­ding­te, das Ding an sich, das Abso­lu­te, das Gött­li­che ist in der Aussen­welt nicht zu fin­den. Erst durch die Innen­schau (Intro­spek­ti­on) erkennt der Mensch das Moral­ge­setz in sich als aus­nahms­los gül­tig und die Stim­me des Gewis­sens, die zur Ein­hal­tung des Moral­ge­set­zes drängt, als die Stim­me Gottes.
      Das Moral­ge­setz ist daher das ein­zi­ge Unbe­ding­te (Ding an sich), Abso­lu­te und Gött­li­che, das der Mensch erken­nen kann. Gott öff­net dem Men­schen somit über die Moral den Zugang zur Tran­szen­denz, aber nicht in wis­sens­be­gier­li­cher Hin­sicht, son­dern in rein­mo­ra­li­scher Absicht.
      Umso wich­ti­ger ist daher die Vehält­nis­be­stim­mung zwi­schen Reli­gi­on und Moral. Wenn die­ses Ver­hält­nis falsch bestimmt wird, ist fal­sche Reli­gio­si­tät die Fol­ge und dar­aus folgt fal­sche Moral, die schliess­lich in Mord und Tot­schlag endet.
      Die Lösung ist fol­gen­de: die Reli­gi­on ist nicht die Grund­la­ge der Moral (son­dern das im Men­schen grund­ge­leg­te Moral­ge­setz), aber alles in der Reli­gi­on zweckt ab auf Moral. Die Moral schliess­lich führt immer zur Religion.
      Das Moral­ge­setz ist der ein­zi­ge Zweck an sich. Der Glau­be und die Sakra­men­te sind immer nur Mit­tel zum Zweck der mora­li­schen Bes­se­rung des Menschen.
      Wenn Kir­che und Reli­gi­on dage­gen als Zweck an sich gese­hen wer­den, sind Macht­miss­brauch und Kle­ri­ka­lis­mus und wie­der­um der Grund­satz „der Zweck hei­ligt die Mit­tel“ die unaus­weich­li­che Folge.

      • Wir ken­nen einen Gott, „Augu­sti­nus“ – und nicht nur irgend­wel­che inne­ren Stim­men. Die Exi­stenz Got­tes ist objek­tiv, des­halb spricht Er ja auch (von außen!) zu Sei­nem Volk. Ihre Vor­stel­lung maß­geb­li­cher Imma­nenz ist eines der gro­ßen Übel der Moderne.

      • Dan­ke für Ihre Gedan­ken! Das natür­li­che Sit­ten­ge­setz trägt der Mensch tat­säch­lich in sei­nem Her­zen, weil Gott es ihm dort ein­ge­schrie­ben habe, eben­so weiß auch die natür­li­che Ver­nunft anhand der Wer­ke in der Schöpfung/​Natur, dass ein Gott sein muss. Das ist pau­li­ni­sche Lehre!

        Es ist immer wie­der die Rede vom „Wil­len des Vaters“, der unbe­dingt ein­zu­hal­ten ist, ande­rer­seits aber auch davon, dass das „Gesetz“ (vom Sinai) nicht grund­sätz­lich von den Sün­den rei­ni­gen kann, aber den­noch „Gerech­tig­kei“ her­vor­brin­gen kann. Von der Sün­de rei­nigt der Opfer­tod Jesu Christi.

        Ich ver­ste­he es so, dass tat­säch­lich – und so war es ja auch immer katho­li­sche Leh­re – Gott die Erkennt­nis des Über­na­tür­li­chen auf das natür­li­che Erken­nen baut, ganz ein­fach weil es gar nicht anders gin­ge. Der Mensch muss „da abge­holt wer­den, wo er steht“. Er hat ja das Gna­den­ge­wand ver­lo­ren und soll ein noch viel schö­ne­res wiedererhalten!

        Was Sie nicht erwäh­nen, ist die Mög­lich­keit mysti­scher Got­tes­er­kennt­nis, die dann wirk­lich über­na­tür­lich ist und nicht rück­über­setzt wer­den kann (nicht voll­stän­dig jeden­falls) in die natür­li­che Erkennt­nis­wei­se und Spra­che. Der hl. Pau­lus berich­tet von einem sol­chen Erleb­nis im „3. Him­mel“ und davon, dass er dort „unaus­sprechl­che Wor­te“ gehört (und auch ver­stan­den) habe.
        Nach sei­nen berühm­ten Wor­ten wird die erfüll­te Got­tes­er­kennt­nis erst im Him­mel mög­lich sein. Dort ist sie „Erken­nen wie ich erkannt bin“, also eine unio mysti­ca, deren Schön­heit und Tie­fe sich kei­ner vor­stel­len kann, die man aber erse­he­nen und viel­leicht in mysti­schen Augen­blicken wenig­stens auf­blit­zen sehen kann wie ein fer­nes Ziel. Anson­sten gilt vor­erst „Wie in einen trü­ben Spie­gel schau­en wir“.

        Vor­erst bleibt es also bei der „Läu­te­rung“. Das ist wohl das, was Sie mit die­sem Satz andeu­ten: „Gott öff­net dem Men­schen somit über die Moral den Zugang zur Tran­szen­denz, aber nicht in wis­sens­be­gier­li­cher Hin­sicht, son­dern in rein­mo­ra­li­scher Absicht.“

        Zum Schluss erin­nert mich Ihre Dar­le­gung einer­seits von Fer­ne an das Modell Kier­ke­gaards (Moral-Ethik-Glau­be), ande­rer­seits auch ganz stark an New­mans Refle­xio­nen über das Gewis­sen als der wirk­li­chen und wahr­haf­ti­gen Stim­me Got­tes im Men­schen, auf die nie­mand, auch nicht der Papst, Zugriff haben KANN.

        Ich ver­su­che immer wie­der, die­se Stim­me zu orten – es ist eine ganz lei­se Stim­me. Aber sie mahnt ein­dring­lich. Viel­leicht ist das auch der Grund, war­um ich mich von irre­ge­lei­te­tem Katho­li­zis­mus weder der Tra­di- noch der Pro­gres­si­sten­art ablen­ken las­sen will. Die Kir­che wäre nicht so lädiert, wenn diee bei­den Sei­te den Glau­ben nicht total ver­feh­len wür­den. Es ist wirk­lich Mord und Tot­schlag, wie Sie es sagen, wenn auch manch­mal eher vir­tu­ell, aber es ist nichts aber auch gar nichts von der Lie­be Chri­sti zu spü­ren, son­dern nur fin­ste­res Recht­ha­ber- und Sek­tie­rer­tum in bei­de Richtungen.

        Dass der Zweck nie­mals die Mit­tel hei­li­gen kann, ist Schrift­wort, als Pau­lus sagt, nie­mals kön­ne man durch das Böse das Gute erwirken.

        Nun muss man manch­mal im tra­gi­schen Kon­flikt eine „böse“ Hand­lung begehen.
        Hier ist tat­säch­lich Kants Satz „Gut ist allein der gute Wil­le“ ange­mes­sen. Unse­re Taten sind ohne­hin nie wirk­lich „gut“ im abso­lu­ten Sinn, aber es ist die Fra­ge, ob wir aus Bos­heit oder gutem Wil­len handeln.

        Selbst der Herr Jesus sag­te dem rei­chen Jüng­ling: „Was nennst du mich gut. Gut ist allein Gott!“

  17. Es ist bizarr, was man hier im Forum zu lesen bekommt. 

    Vie­les ist man auf die eine oder ande­re Wei­se gewohnt, aber wenn sich jemand den Namen des größ­ten latei­ni­schen Kir­chen­va­ters zulegt und dann Herrn Kant als Wen­de­punkt der Moral­phi­lo­so­phie („Erst Kant hat…“) hin­stellt, wor­auf noch wei­te­rer unfaß­ba­rer Unsinn über Moral und Glau­be folgt, glei­tet das Forum voll­ends ins Absur­de ab. 

    Auch die „Gelüb­de­for­mel“ wei­ter oben ist eine abar­ti­ge Verleumdung. 

    Ich appel­lie­re an die Forums­teil­neh­mer, die Stel­lung­nah­men von @Augustinus auf kei­nen Fall ernstzunehmen.
    Ich wür­de ohne­hin das Forum nur sehr selek­tiv kon­sul­tie­ren. Nicht jeder Ein­trag lohnt sich gele­sen zu werden.

    • Die Debat­te, auf die @ Augu­sti­nus bezieht, exi­stier­te und exi­stiert aller­dings tatsächlich. 

      Infor­ma­tio­nen hier: http://​www​.infor​ma​ti​on​-phi​lo​so​phie​.de/​?​a​=​1​&​t​=​3​6​0​&​n​=​2​&​y​=​1​&​c​=50

      Anson­sten: „Bizarr“ erschei­nen einem Gedan­ken­gän­ge nur, wenn man sich sehr streng abg­rie­gelt hat. Da mag einem schon ein benach­bar­ter Gedan­ken­gang als Abgrund erscheinen.

      Ich wäre her vor­sich­tig: Die mas­si­ve Ver­teu­fe­lung Kants erfolg­te inten­siv – wie könn­te es anders sein – durch Jesui­ten. Das Indi­zie­rungs­ver­fah­ren und die Begrün­dung des Hl. Offi­ci­ums waren erbärm­lich – die haben ja nicht mal Kants Text rich­tig gele­sen, um von einem Ver­ste­hen ganz zu schwei­gen. Denn wer von uns allen ver­steht mal kurz Kant? Der Inqui­si­tor konn­te nicht mal Deutsch! Da ich Phi­lo­so­phie stu­diert habe, habe ich eini­ge Kant-For­scher ken­nen­ge­lernt, die schwier­gi­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen in Kant-Semi­na­ren erlebt, denn sei­ne Tex­te sind aus­ge­spro­chen kom­plex und ver­schach­telt aus­ge­drückt. Selbst sehr intel­li­gen­te und erfah­re­ne Phi­lo­so­phen bis­sen sich an die­sem außer­ge­wöhn­li­chen Abstrak­ti­ons­ni­veau teil­wei­se die Zäh­ne aus.

      Man kann immer sagen: Ich zieh mir die Decke übern Kopf und dann gute Nacht, mei­ne Welt ist warm und dun­kel, und die Luft geht mir aus, aber des­we­gen hört die Welt drau­ßen nicht auf zu sein.

      Ich appel­lie­re an alle Forums­teil­neh­mer, sich von nie­man­dem vor­schrei­ben zu las­sen, was sie lesen oder ernst­neh­men sol­len – denn erstens hat dazu nie­mand ein Recht und zwei­tens soll­te sich jeder ein eige­nes Urteil bilden.

  18. Nach­trag @ Augustinus

    Es muss sich das, was Sie „Moral“ nen­nen, irgend­wie in uns entfalten. 

    Ein Ver­ständ­nis von Moral, Sit­ten­ge­setz oder gar „Got­tes Wil­len“, das mehr oder weni­ger als rei­nes „Außen“ gedacht wird, das man „für einen guten Zweck“ allen auf­zwingt, bringt eben Dop­pel­mo­ral, Mord und Tot­schlag hervor.

    Die Wor­te Jesu, dass schon der lüster­ne Blick den Ehe­bruch bedeu­tet oder der Fluch gegen einen Bru­der „Du gott­lo­ser Narr“ dem, der ihn sagt, die Höl­le ver­heißt, wenn er nicht bereut, weist uns ja dar­auf hin, dass Mora­li­tät samt der Moral im „Innen“ ver­or­tet IST – ob es mir passt oder nicht.
    Man hat dem Katho­li­zis­mus zu Recht immer wie­der die För­de­rung von Bigot­te­rie, Dop­pel­mo­ral und rei­ner Fröm­me­lei vor­ge­wor­fen – das kommt von die­ser „Außen“-Moral, die man sich auf­klebt oder antrai­niert, und unter dem Schafs­pelz wütet wei­ter der Wolf.

    Was ich noch inter­es­sant fin­de, das ist die katho­li­sche Kri­tik an kant, die behaup­te­te, die Ver­nunft sei nicht in der Lage, ihre eige­nen Gren­zen zu erken­nen. Wenn man die­se Kant-Kri­tik mal sau­ber durch­denkt, wird man wahn­sin­nig. Eine Ver­nunft, die ihre Gren­ze NICHT erken­nen kann, ist näm­lich kei­ne! Ein Mensch ohne sol­che Ver­nunft ist ein Tier.

    „Ver­nunft“ kommt von „Ver­neh­men“. Sie ist das Organ, mit dem wir Gött­li­ches „ver­neh­men“ und anneh­men kön­nen. Aber das ist „in“ uns, selbst dann, wenn wir etwas außen ver­neh­men, muss es doch erst in die­sem „Innen“ ver­nom­men und erfasst werden.

    Des­halb kann man auch nie­man­den zu sei­nem Heil zwingen.

    Es muss alles erbe­ten und er-war­tet sein.

    Wenn amn sich klar­macht, wie gedul­dig Gott auf uns war­tet, wie lan­ge Jah­re er uns allen nach­geht und mit wie­viel Fein­ge­fühl er uns lei­tet und nach und nach das Herz weich macht!

    Er aber will in die­sen Her­zen woh­nen, so ist es Schrift­wort, denn nur aus dem „Innen“ kann er uns wandel.
    Des­halb gibt er sich uns sogar regel­recht zu essen – um uns von „innen her­aus“ zu heilen.

    Chri­stus ist nicht wie ein Meteo­rit in unser Sein abge­stürzt, son­dern er ist inkar­niert, zuerst begab er sich ins Innen und unters Herz einer Frau, um sich von ihr gebä­ren zu las­sen „in unser Fleisch“. Ja, er kam „von außen“, aber er trat ein „in sein Eigen­tum“, und das ist das All, des­sen Schöp­fer und Erbe er ist. Sein „Ein­tre­ten­wol­len“ geschieht aber so wie bei Maria: Er klopft an und will ein­ge­las­sen wer­den, um dort Woh­nung zu neh­men, denn wir SIND sei­ne Woh­nung und er die unse­re – das ist das Ziel unse­res Seins.

  19. Sehr geehr­ter Herr Schrems, ich darf beschei­den bei­pflich­ten. In die­sem Forum leben sich häu­fig Igno­ran­ten und Wich­tig­tu­er hem­mungs­los aus. Ihre emp­foh­le­ne Stra­te­gie befol­ge ich schon lange.

  20. Durch Kants Moral­phi­lo­so­phie wird die Amo­ra­li­tät der Jesui­ten gna­den­los ent­larvt. Des­halb haben sie ihn ja auch zum Haupt­feind erko­ren und alles dar­an gesetzt ihn zu wider­le­gen, was aller­dings nicht gelun­gen ist, weil man die Wahr­heit nicht wider­le­gen kann.
    Herr Schrems, der sicher­lich kei­ne Ahnung von der Tran­szen­den­tal­phi­lo­so­phie hat, soll­te sich erst ein­mal kun­dig machen, bevor er hier voll­mun­dig unhalt­ba­re Behaup­tun­gen aufstellt.
    Im übri­gen ist das Moral­ge­setz, dass jeder Mensch in sich trägt, Chri­stus sel­ber, der Gott wohl­ge­fäl­li­ge Mensch, das Urbild der Mensch­heit, der sagt „Ich bin der Weg“, dass heisst „Ich bin das Gesetz“.

  21. „Das Moral­ge­setz ist der ein­zi­ge Zweck an sich. Der Glau­be und die Sakra­men­te sind immer nur Mit­tel zum Zweck der mora­li­schen Bes­se­rung des Menschen“.
    Das geht völ­lig an der christ­li­chen Rea­li­tät vor­bei @Augustinus, was Sie hier schrei­ben. Gott-Sohn ist nicht als Mensch in die sünd­haf­te Welt gebo­ren wor­den zur „mora­li­schen Bes­se­rung“, so als Moral­apo­stel. Das wäre unnütz und Zeit­ver­schwen­dung gewesen.
    Es geht Chri­stus eben nicht um Moral, son­dern um Erlö­sung in Lie­be, um Befrei­ung aus der Knecht­schaft des Bösen. Dafür ließ sich der Herr aus unend­li­cher Lie­be sogar kreu­zi­gen. Es geht um Jesus Chri­stus und dar­um, ihn zu lie­ben und den Näch­sten und Ihm nachzufolgen. 

    Die Moral hat­ten die Heuch­ler und Pha­ri­sä­er- schö­ne Moral von Men­schen, die ihre Moral­ge­set­ze andern auf­drück­ten und den Men­schen den Weg zum Him­mel ver­sperr­ten. Der hl. Apo­stel Pau­lus hat­te sich die Fin­ger wund geschrie­ben gegen die sog. Moral.
    Es geht um eine leben­di­ge Chri­stus­be­zie­hung, wirk­lich, und nicht dar­um, sich durch „Moral“ davor zu drücken. So ein Mor­al­mensch rich­tet sich im eige­nen gebau­ten Gefäng­nis gut ein, ein Gefan­ge­ner sei­ner selbst. Als Christ bin ich aber zur Frei­heit beru­fen eines Kin­des Got­tes; ganz unmo­ra­lisch. C‚est ca.
    Die „Moral­theo­lo­gie“ kann nur Die­ne­rin sein. Man­che brau­chen so etwas; die mei­sten Chri­sten brauch­ten so etwas nie und konn­ten auf die Moral gut ver­zich­ten. Sie wäre nur hin­der­lich gewe­sen auf dem Weg zum Heil.

    • Augu­stin­uns redet von etwas ande­rem – Sie reden anein­an­der vorbei.
      Sie miss­ver­ste­hen das, was A. unter „Moral“ ver­steht, als eben die­se äußer­li­che Mora­li­sie­rung und Zwang­haf­tig­keit, die er doch gera­de kri­ti­siert an den Jesuiten.

      A. meint hin­ge­gen mit „Moral“ die „Gut­heit“, die der Mensch von Gott her ver­nimmt und in die er sich ganz und gar ver­flech­ten und läu­tern lässt.

      Die­se „Moral“ kennt kein Zweck­den­ken, son­dern nur die Lie­be des Geschöp­fes zu dem, der allein „gut“ ist – Gott. Und zur Gut­heit lässt sich eine sol­che See­le umfor­men, um eben zu Gott zu „pas­sen“, aus Liebe.

      Sol­che Gut­heit wird nie­mals gewalt­sam eine eben­sol­che im ande­ren her­bei­zwin­gen wol­len, weil sie weiß, dass dies ein unmög­li­ches Unter­fan­gen wäre, das nur in einer Irr­leh­re enden kann.

    • Es geht in die­ser Dis­kus­si­on nicht drum, nun auf „Kant-total“ und „katho­li­sche-Leh­re-ade“ ein­zu­schwen­ken, son­dern sei­ne Impul­se auf­zu­grei­fen, die bestimm­te Lücken in der katho­li­schen Theo­lo­gie fül­len hel­fen könn­ten. So jeden­falls sahen das sehr vie­le Bischö­fe und Theo­lo­gen gegen Ende des 18. Jh. Für sie war Kant eine Hil­fe, katho­li­sche Posi­tio­nen zu erklä­ren und zu bele­gen, die durch die refor­ma­to­ri­sche Theo­lo­gie erschüt­tert und aus­rei­chend erklärt wer­den konnten.

      D.h. es wur­de Kan­ti­sche Phi­lo­so­phie metho­disch ein­ge­setzt, modi­fi­ziert und „katho­li­siert“.

      Ob und inwie­weit das halt­bar ist, konn­te ja lei­der nie geprüft und ent­fal­tet wer­den. Igno­ran­te Kri­tik an einem Unter­fan­gen kann man ja nicht ernst­neh­men, auch wenn sie aus Rom kommt. Schade.

      • Der kan­ti­sche Kri­ti­zis­mus ist durch den soge­nann­ten nega­ti­ven Nut­zen ein hoch­wirk­sa­mes Unkrautvernichtungsmittel.
        Sämt­li­che phi­lo­so­phi­schen Irt­tü­mer wie Mate­ria­lis­mus, Athe­is­mus, Agno­sti­zis­mus, Natu­ra­lis­mus, Sub­jek­ti­vis­mus, Sci­en­tis­mus, Fata­lis­mus, Deter­mi­nis­mus, Evo­lu­tio­nis­mus, neu­ro­phy­sio­lo­gi­scher Reduk­tio­nis­mus etc. etc. wer­den durch Kants Kri­ti­zis­mus in den Staub getre­ten und zer­malmt. Sie erin­nern sich viel­leicht an den Dar­wi­ni­sten Richard Daw­kins und sei­nen mili­tan­ten Athe­is­mus. Nach­dem er mit Kants Erkennt­nis­leh­re kon­fron­tiert wur­de und sei­ne Posi­ti­on als unkri­ti­sche Sicht auf die Wirk­lich­keit ent­larvt wur­de, war aus dem Unter­neh­men Daw­kins kom­plett die Luft raus. Daw­kins ist mit sei­nem Unter­neh­men auf ein Riff auf­ge­lau­fen mit dem Namen „Kri­tik der rei­nen Ver­nunft“ und liegt seit­dem dort fest. Er kann Kant nicht wider­le­gen und das ist sein Problem.
        Den nega­ti­ven Nut­zen des kan­ti­schen Kri­ti­zis­mus haben die katho­li­schen Früh­kan­ti­a­ner mes­ser­scharf erkannt. Wäre die Kant-Rezep­ti­on damals fort­ge­setzt wor­den und hät­te sich in der Kir­che durch­ge­setzt, wären alle vor­ge­nann­ten Irr­tü­mer heu­te vernichtet.
        Statt­des­sen über­wu­chern sie heu­te alles. Dar­an sind die Jesui­ten schuld, die die katho­li­sche Kant-Rezep­ti­on bru­tal unter­drückt haben.
        In wes­sen Inter­es­se wohl?

    • Wenn ich von Moral spre­che, mei­ne ich matür­lich das Inne­re der mora­li­schen Gesin­nung und nicht irgend­wel­che Äusserlichkeiten.
      Im übri­gen ist die Sün­de ja nichts ande­res als Ver­stoss gegen das Moralgesetz.
      Der Auf­ruf Got­tes aber lau­tet: „Seid hei­lig, denn ich bin hei­lig“ und „ins Him­mel­reich kann nichts Unrei­nes (mora­lisch Unvoll­kom­me­nes) eingehen“.
      Hei­lig­keit ist aber nichts ande­res als mora­li­sche Voll­kom­men­heit, d.h. völ­li­ge Über­ein­stim­mung mit dem Moral­ge­setz, das Chri­stus sel­ber ist.
      Also geht es doch um mora­li­sche Bes­se­rung des Men­schen. Das ist sogar die Quint­essenz des Christentums.
      Und täu­schen wir uns nicht mit Barm­her­zig­keits­ge­schwa­fel. Gott will Früch­te sehen.

      • Es geht eben nicht um „mora­li­sche Bes­se­rung“: das ist blö­des Gesäu­sel von Gelang­weil­ten und Schmeichlern.
        Der Herr hat gesagt, er sei gekom­men, um uns aus der Skla­ve­rei der Sün­de und von Satan zu befrei­en. Das ist die Wahr­heit und es ist etwas ande­res. Da haben Sie nichts, gar nichts verstanden.

      • Dan­ke Augu­sti­nus, das ist sehr gut nach­voll­zieh­bar, was Sie schreiben.

        Dass der Mensch tat­säch­lich auf der natür­li­chen Ebe­ne über die Ahnung des Sit­ten­ge­set­zes ange­spro­chen wird, lässt ihm auch die Mög­lich­keit, der Fra­ge nach dem hei­li­gen Gott dahin­ter auszuweichen.
        Des­halb aber die­ses Sit­ten­ge­setz zu ver­nei­nen, das selbst Pau­lus aus­drück­lich erwähnt, ist eine Form von Unglauben.
        „Gott baut auf das Natür­li­che, um ins Über­na­tür­li­che zu füh­ren“ – auch das ist alte katho­li­sche Überzeugung.

  22. An @Inder, @Hans, @ sophus:
    Ver­zei­hen Sie mei­nen spä­ten Kom­men­tar zu der von @Inder und @Hans refe­rerier­te Bemer­kung daß „wenn ein Jesu­it Papst wür­de, dies das Ende sein würde“.
    Mei­nes Erach­tens geht dies zurück auf St. Igna­ti­us‘ Aus­sa­gen, daß ein Jesu­it kei­ne höhe­re Ämter in der Kir­che ein­neh­men dürf­te (a prio­ri kein Bischofsamt);
    „…Denn sehen Sie unse­ren bra­ven Pater Lay­nez: den wür­den sie sofort zum Bischof weihen…“.
    Pater Lay­nez SI war einer der 7 ersten Jesui­ten, von Mar­ra­ni­scher (spa­nisch-jüdi­cher Abstam­mung), sehr gelehrt und freund­lich, fromm und ein guter Orga­ni­sa­tor; Sekre­tär vom Hl. Igna­ti­us von Loyo­la- und von die­sem nicht immer sehr sanft behandelt.
    Pater Lay­nez wur­de der 2. Pater Gene­ral der Jesui­ten; er konn­te die Beschrän­kung der Maxi­mal­zahl Jesui­ten von 60 (unter St. Igna­ti­us ) auf­he­ben las­sen und for­cier­te den Aus­bau und die Grün­dung der Jesuitenkollegien.
    Unter P. Lay­nez nahm der Jesui­ten­or­den einen gewal­ti­gen Auf­schwung (von 60 auf 1600 Jesui­ten beim Tode v. P.Laynez SI).
    Ein hal­bes Jahr­hun­dert spä­ter war übri­gens der Hl. Rober­tus Bell­ar­mi­nus SI schon viel­ge­nann­ter Kan­di­dat für den Stuhl Petri.
    Zwi­schen St.Ignatius v. Loyo­la und den alten Jesui­ten­or­den bestehen auch Unter­schie­de- viel­fach nicht beachtet.
    Mei­ner beschei­de­nen Mei­nung nach muß ein Jesu­it kein höhe­res Amt in der Kir­che haben und es sicher nicht anstreben:
    es löst Neid aus und ver­stärkt die nicht sel­te­ne brei­te Abnei­gung zu die­sem Orden; es macht häu­fig hoch­mü­tig und es kor­rum­piert nicht sel­ten die Seele.
    Und wenn die Lei­stung dumm ist, wird der Orden noch mehr beschädigt.

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