1000 Missionare der Barmherzigkeit – Der Knoten der unerlaubt geweihten Bischöfe Chinas


Missionare der Barmherzigkeit
Die Aussendung von mehr als 1000 Missionaren der Barmherzigkeit durch Papst Franziskus am Aschermittwoch

(Rom) Am ver­gan­ge­nen Mitt­woch erteil­te Papst Fran­zis­kus im Rah­men der Ascher­mitt­wochs­lit­ur­gie mehr als 1000 Mis­sio­na­ren der Barm­her­zig­keit einen Sen­dungs­auf­trag. Sie sol­len in die gan­ze Welt aus­zie­hen mit der Voll­macht, auch jene schwe­ren Sün­den ver­ge­ben zu kön­nen, deren Ver­ge­bung dem Papst vor­be­hal­ten ist.

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Das Kir­chen­recht sieht fol­gen­de Delik­te vor:

Canon 1367: Wer die eucha­ri­sti­schen Gestal­ten weg­wirft oder in sakri­le­gi­scher Absicht ent­wen­det oder zurück­be­hält, zieht sich die dem Apo­sto­li­schen Stuhl vor­be­hal­te­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on als Tat­stra­fe zu; ein Kle­ri­ker kann außer­dem mit einer wei­te­ren Stra­fe belegt wer­den, die Ent­las­sung aus dem Kle­ri­ker­stand nicht ausgenommen.

Canon 1370,1: Wer phy­si­sche Gewalt gegen den Papst anwen­det, zieht sich die dem Apo­sto­li­schen Stuhl vor­be­hal­te­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on als Tat­stra­fe zu, der, wenn es ein Kle­ri­ker ist, eine wei­te­re Stra­fe je nach Schwe­re der Straf­tat hin­zu­ge­fügt wer­den kann, die Ent­las­sung aus dem Kle­ri­ker­stand nicht ausgenommen.

Canon 1378,1:  Ein Prie­ster, der gegen die Vor­schrift des can. 977 han­delt, zieht sich die dem Apo­sto­li­schen Stuhl vor­be­hal­te­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on als Tat­stra­fe zu.

Canon 977: Die Abso­lu­ti­on des Mit­schul­di­gen an einer Sün­de gegen das sech­ste Gebot des Deka­logs ist ungül­tig, außer in Todesgefahr.

Canon 1382:  Ein Bischof, der jeman­den ohne päpst­li­chen Auf­trag zum Bischof weiht, und eben­so, wer von ihm die Wei­he emp­fängt, zieht sich die dem Apo­sto­li­schen Stuhl vor­be­hal­te­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on als Tat­stra­fe zu.

Canon 1388,1: Ein Beicht­va­ter, der das Beicht­ge­heim­nis direkt ver­letzt, zieht sich die dem Apo­sto­li­schen Stuhl vor­be­hal­te­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on als Tat­stra­fe zu; ver­letzt er es aber nur indi­rekt, so soll er je nach Schwe­re der Straf­tat bestraft werden.

Papst Bene­dikt XVI. füg­te mit dem Motu pro­prio Nor­mas non­nullas vom 22. Febru­ar 2013 noch ein wei­te­res Delikt hin­zu. Die dem Apo­sto­li­schen Stuhl vor­be­hal­te­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on als Tat­stra­fe sieht sich jeder zu, der der die Geheim­hal­tungs­pflicht des Kon­kla­ves bricht.

Zudem gibt es wei­te­re Delik­te, von denen nicht der ein­zel­ne Prie­ster los­spre­chen kann, son­dern nur der Apo­sto­li­sche Stuhl oder der Diö­ze­san­bi­schof. Dazu gehört das Delikt der Abtreibung.

Wer eines die­ser Delik­te begeht, ist auto­ma­tisch exkom­mu­ni­ziert. Er hat sich selbst durch die Tat aus der Gemein­schaft der Kir­che aus­ge­schlos­sen und ist nicht mehr zu den Sakra­men­ten zuge­las­sen. Das heißt, er darf auch nicht mehr zur Beich­te gehen. Tut er es doch, dann muß ihm der Prie­ster die Abso­lu­ti­on ver­wei­gern und ihn an den Bischof oder den Papst ver­wei­sen. Wür­de der Prie­ster ihm den­noch die Abso­lu­ti­on ertei­len, wäre die­se null und nichtig.

Um die Mög­lich­keit zur Los­spre­chung von den Sün­den zu erhal­ten, muß zuvor die Exkom­mu­ni­ka­ti­on auf­ge­ho­ben wer­den. Das kann in man­chen Fäl­len der zustän­di­ge Diö­ze­san­bi­schof tun, in ande­ren Fäl­len nur der Papst.

Nun hat Papst Fran­zis­kus mit den Mis­sio­na­ren der Barm­her­zig­keit mehr als tau­send Prie­stern der gan­zen Welt die Voll­macht erteilt, wäh­rend des Hei­li­gen Jah­res der Barm­her­zig­keit die­se Exkom­mu­ni­ka­tio­nen, als Vor­aus­set­zung zur Wie­der­zu­las­sung zur Beich­te und damit zur Ver­söh­nung mit der Kir­che, auf­he­ben zu können.

Was geschieht mit den sieben unerlaubt geweihten Bischöfen in China?

Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster weist auf einen ganz spe­zi­el­len Fall hin, bei dem die Sache „nicht so ein­fach“ sein könn­te, „zumin­dest für eine Sün­de“. Dabei geht es um die uner­laub­ten Bischofs­wei­hen, die in der Volks­re­pu­blik Chi­na durch­ge­führt wur­den. Um die katho­li­sche Kir­che zu kon­trol­lie­ren, hat das kom­mu­ni­sti­sche Regime eine regi­me­hö­ri­ge katho­li­sche Orga­ni­sa­ti­on namens Patrio­ti­sche Ver­ei­ni­gung geschaf­fen. Die KP ver­langt, daß die Bischö­fe und Prie­ster sich von Rom los­sa­gen und die­ser Ver­ei­ni­gung anschlie­ßen Ver­langt wird Treue zum Regime, wäh­rend Treue gegen­über dem Papst und der Kir­che als „Hörig­keit gegen­über einer aus­län­di­schen Macht“ ver­folgt wird.

Die Pekin­ger Regie­rung bestimmt daher, wer offi­zi­ell in der Volks­re­pu­blik Chi­na Bischof wird. Obwohl die­se Ernen­nun­gen von Rom nicht aner­kannt wer­den, läßt das Regime die Bischofs­wei­hen durch­füh­ren, meist von regi­me­hö­ri­gen Bischö­fen, zum Teil wer­den auch rom­treue Bischö­fe zur Teil­nah­me gezwungen.

Der­zeit gibt es min­de­stens sie­ben sol­cher Bischö­fe, die ohne päpst­li­che Erlaub­nis geweiht wur­den. Sie haben wei­te­re uner­laub­te Wei­hen vor­ge­nom­men. Jeder, der sich an einer sol­chen uner­laub­ten Wei­he betei­ligt, ist auto­ma­tisch exkommuniziert.

Dazu gehö­ren:

  • Zhan Silu, Bischof von Min­dong (Fuji­an), geweiht 2000
  • Ma Ying­lin, Bischof von Kun­ming (Yunnan) und Vor­sit­zen­der des Rats der Chi­ne­si­schen Bischö­fe, der regi­me­hö­ri­gen Vari­an­te der Bischofs­kon­fe­renz, geweiht 2006
  • Liu Xinhong, Bischof von Wuhu (Anhui), geweiht 2006
  • Guo Jin­cai, Bischof von Cheng­de (Hebei), gweiht 2010
  • Lei Shiyin, Bischof von Les­han (Sichu­an), geweiht 2011
  • Huang Bing­zhang, Bischof von Shan­tou (Guang­dong), geweiht 2011
  • Yue Fush­eng, Bischof von Har­bin (Hei­longjiang), geweiht 2012

Unter den mehr als 1000 aus­ge­sand­ten Mis­sio­na­ren der Barm­her­zig­keit befin­det sich nach offi­zi­el­ler Bekannt­ga­be nur ein Chi­ne­se: Pater Lui­gi Bon­alu­mi aus Hong Kong vom Päpst­li­chen Insti­tut für die aus­wär­ti­gen Mis­sio­nen (PIME). Er spricht aller­dings nur das vor allem im Süden Chi­nas gespro­che­ne Kan­to­ne­sisch, nicht aber Man­da­rin. Kan­to­ne­sisch wird nicht ein­mal von sechs Pro­zent der Chi­ne­sen gespro­chen. Zudem wird er, laut offi­zi­el­ler Anga­be, sei­ne Voll­macht nur in der Diö­ze­se Hong Kong ausüben.

Aufhebung der Exkommunikation wegen unerlaubter Bischofsweihen bleibt Papst vorbehalten

Am 9. Febru­ar über­reich­te Kuri­en­erz­bi­schof Rino Fisi­chel­la, der Vor­sit­zen­de des Päpst­li­chen Rates für die Neue­van­ge­li­sie­rung und Koor­di­na­tor des Hei­li­gen Jah­res, den Mis­sio­na­ren der Barm­her­zig­keit schrift­li­che Instruk­tio­nen. Aus ihnen geht her­vor, daß sie alle genann­ten Sün­de im Namen des Pap­stes ver­ge­ben dür­fen, außer eine: die Ver­ge­bung einer uner­laub­ten Bischofs­wei­he bleibt auch im Hei­li­gen Jahr aus­schließ­lich dem Papst vorbehalten.

Pater Ber­nar­do Cer­vel­lera PIME, der Chef­re­dak­teur des Pres­se­por­tals Asia­News, erin­ner­te dar­an, wie bis­her in sol­chen Fäl­len vor­ge­gan­gen wur­de. Der Hei­li­ge Stuhl ver­lang­te von exkom­mu­ni­zier­ten Bischö­fen, daß sie ein Schrei­ben an den Papst rich­ten, mit dem sie ihre Situa­ti­on dar­le­gen, ein Schuld­be­kennt­nis able­gen, indem sie die Ver­ant­wor­tung für ein Fehl­ver­hal­ten aner­ken­nen, und um Ver­ge­bung bitten.

Dar­auf­hin for­der­te der Hei­li­ge Stuhl die Bischö­fe auf, eine öffent­li­che Geste zu set­zen und die Gläu­bi­gen um Ver­ge­bung zu bit­ten für das Ärger­nis, das sie ihnen ver­ur­sacht haben.

Dilemma der sichtbaren Versöhung

Das galt vor allem für jene Bischö­fe, die mehr oder weni­ger gezwun­gen waren, an uner­laub­ten Bischofs­wei­hen mit­zu­wir­ken. Pro­ble­ma­ti­scher gestal­te­te sich die Wie­der­ein­glie­de­rung der uner­laubt geweih­ten Bischö­fe selbst. Sie kön­nen schwer­lich gel­tend machen, zur Bischofs­wür­de gezwun­gen wor­den zu sein.

Zudem sind sie bei einer Ver­söh­nung mit Rom mit noch höhe­rer Wahr­schein­lich­keit Repres­sa­li­en und Ver­fol­gung aus­ge­setzt. Der Aus­tritt aus der Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung ist ein zwin­gen­der Schritt und wird von der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei als Angriff auf ihre Auto­ri­tät ver­stan­den. Das Pekin­ger Regime wür­de, wie so oft in der Ver­gan­gen­heit, den Vati­kan der „Ein­mi­schung in inne­re Ange­le­gen­hei­ten“ bezichtigen.

Bei einem Ver­bleib eines sol­chen Bischofs in der Patrio­ti­schen Ver­ei­ni­gung hät­ten die Gläu­bi­gen Grund, an der Auf­rich­tig­keit sei­ner Ver­söh­nung zu zweifeln.

Das Hei­li­ge Jahr der Barm­her­zig­keit dürf­te für die schmerz­li­che Fra­ge der Bischofs­wei­hen in der Volks­re­pu­blik Chi­na vor­erst kei­ne Aus­wir­kun­gen haben. Papst Fran­zis­kus ver­such­te erst vor weni­gen Tagen eine „Annä­he­rung“ ganz ande­rer Art, indem er dem Pekin­ger Regime Blu­men streu­te und die Fra­ge der Bischofs­er­nen­nun­gen, der Unter­grund­kir­che, der Chri­sten­ver­fol­gung und der Men­schen­rech­te aus­klam­mer­te. Reak­tio­nen aus Peking sind noch nicht bekannt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va/OR (Screen­shot)

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