Von der „autonomen Kirche“ zum „Amazonas-Priester“? Papst Franziskus und der verheiratete Klerus


Bischof Ruiz Garcia (rechts mit Schiebermütze) bei den Zapatisten-Guerilleros.
Bischof Ruiz Garcia (rechts mit Schiebermütze) 1996 bei den Zapatisten-Guerilleros.

(Rom) Vom 12. bis 20. Febru­ar wird Papst Fran­zis­kus Mexi­ko besu­chen. Wäh­rend zahl­rei­che Medi­en als Schwer­punkt sei­ner Pasto­ral­rei­se das Migra­ti­ons­the­ma nann­ten, ver­wies der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster auf den Besuch in der süd­me­xi­ka­ni­schen Diö­ze­se San Cri­sto­bal de Las Casas. Dort ver­such­te der von 1959–2000 amtie­ren­de Diö­ze­san­bi­schof Samu­el Ruiz Gar­cia schlei­chend den Prie­ster­zö­li­bat abzu­schaf­fen. Statt zöli­ba­t­ä­rer Prie­ster weih­te er nur mehr ver­hei­ra­te­te Dia­ko­ne. Eine Form des Dia­ko­nats, das nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil unter Ver­weis auf den Prie­ster­man­gel erlaubt, aber auch als erster Schritt zur Auf­he­bung des Prie­ster­zö­li­bats kri­ti­siert wur­de. Am Ende von Ruiz Gar­ci­as Amts­zeit war der Prie­ster­stand in sei­ner Diö­ze­se über­al­tert und auf jeden Prie­ster kamen vier ver­hei­ra­te­te Diakone.

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Par­al­lel zu sei­ner Pra­xis beklag­te der Bischof einen drücken­den Prie­ster­man­gel und berei­te­te als näch­sten Schritt die Wei­he der ver­hei­ra­te­ten Dia­ko­ne zu Prie­stern vor. Bischof Ruiz Gar­cia war zugleich das Aus­hän­ge­schild einer Kir­che, die mit der extre­men Lin­ken gute Kon­tak­te pfleg­te, was ihm in bestimm­ten Krei­sen inter­na­tio­na­le Beach­tung ver­schaff­te. Mit der Eme­ri­tie­rung von Ruiz Gar­cia zog der Vati­kan die Not­brem­se und unter­sag­te die Wei­he wei­te­rer viri pro­ba­ti, die Seg­nung von deren Frau­en und die Ver­wen­dung des Begriffs „indi­ge­ne Diakone“.

Bischof Ruiz Garcias schleichende Aufhebung des Priesterzölibats

Daß der Papst unter den zahl­rei­chen mexi­ka­ni­schen Diö­ze­sen San Cri­sto­bal de Las Casas besu­chen wird, sieht Magi­ster als eines von meh­re­ren Indi­zi­en, daß Papst Fran­zis­kus den Prie­ster­zö­li­bat durch die Prie­ster­wei­he von ver­hei­ra­te­ten Dia­ko­nen zulas­sen könn­te (sie­he Beruft Papst Fran­zis­kus näch­ste Syn­ode zum The­ma Auf­he­bung des Zöli­bats und Frau­en­prie­ster­tum ein?). Als erster Schritt dazu wäre die Wie­der­zu­las­sung von Prie­stern denk­bar, die für eine Frau ihr Prie­ster­tum auf­ge­ge­ben haben und lai­siert wur­den. Sie sind in ver­schie­de­nen Grup­pen orga­ni­siert und ver­su­chen durch mit ihnen sym­pa­thi­sie­ren­de Tei­le des Kle­rus und der Bischö­fe, Druck auf die Kir­che aus­zu­üben. Media­le Unter­stüt­zung ist ihnen dabei sicher. Die Auf­he­bung des Zöli­bats und des sakra­men­ta­len Prie­ster­tums gehör­te zu den Haupt­pro­gramm­punk­te der pro­te­stan­ti­schen Kirchenspaltung.

Wie sich Bischof Ruiz Garcia gerne sah.
Wie sich Bischof Ruiz Gar­cia ger­ne sah.

Gegen Magi­sters Annah­me mel­de­te sich Msgr. Feli­pe Ariz­men­di, der amtie­ren­de Bischof von San Cri­sto­bal de Las Casas, zu Wort. Er berich­te­te, wie sich – seit der Eme­ri­tie­rung von Bischof Ruiz Gar­cia – die Situa­ti­on in der Diö­ze­se ver­bes­sert habe. Inzwi­schen gibt es ein­hei­mi­sche Prie­ster, was Ruiz Gar­cia noch als unmög­lich behaup­tet hat­te (sie­he Der ande­re Chia­pas des zöli­ba­t­ä­ren indi­ge­nen Kle­rus).

Magi­sters The­se erhält nun durch den Bericht des Rom-Kor­re­spon­den­ten And­res Bel­tra­mo von Not­im­ex neue Nah­rung. Betra­mo ist unter ande­rem Mit­ar­bei­ter von Vati­can Insi­der, dem von Andrea Tor­ni­el­li, dem Haus- und Hof­kor­re­spon­den­ten von Papst Fran­zis­kus koor­di­nier­ten Nach­rich­ten­por­tal. Am Drei­kö­nigs­fest berich­te­te Bel­tra­mo, daß Papst Fran­zis­kus das Grab des umstrit­te­nen Bischofs Ruiz Gar­cia besu­chen und ihm damit sei­ne beson­de­rer Wert­schät­zung zum Aus­druck brin­gen will. Der Besuch von Bischofs­grä­bern ist bei Papst­be­su­chen eine Sel­ten­heit mit Signalwirkung.

„Amazonas-Werkstatt“ arbeitet am Modell des verheirateten „Amazonas-Priester“

Am 15. Febru­ar wird der Papst die Kathe­dra­le von San Cri­sto­bal de las Casas auf­su­chen, um am Grab des 2011 ver­stor­be­nen Bischofs zu beten, der inner­halb der Kir­che wegen sei­nes antizö­li­ba­t­ä­ren Kur­ses und außer­halb wegen sei­nes Nah­ver­hält­nis­ses zur sozia­li­sti­schen Gue­ril­la­or­ga­ni­sa­ti­on Ejer­ci­to Zapa­ti­sta de Libe­r­acion (EZLN) in der Kri­tik stand. Gegen Bischof Ruiz Gar­cia hat­te Papst Johan­nes Paul II. Erhe­bun­gen ein­lei­ten las­sen, da er im Ver­dacht stand, eine von Rom getrenn­te „auto­no­me Kir­che“ auf­bau­en zu wol­len. „Der vor­ge­se­he­ne Besuch am Grab von Ruiz Gar­cia kann als Unter­stüt­zung der Idee eines ver­hei­ra­te­ten Kle­rus inter­pre­tiert wer­den“, so Secre­tum Meum Mihi.

In die­se Rich­tung drän­gen der bra­si­lia­ni­sche Kar­di­nal und Fran­zis­kus-Wäh­ler Clau­dio Hum­mes und der öster­rei­chi­sche Mis­si­ons­bi­schof Erwin Kräut­ler mit ihrer „Ama­zo­nas-Werk­statt“. Kräut­ler hat mit Ruiz Gar­cia nicht nur ein gutes Ein­ver­neh­men mit der poli­ti­schen Lin­ken gemein­sam, son­dern for­dert gleich­falls als „Lösung“ des Prie­ster­man­gels die Auf­he­bung des Priesterzölibats.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild:  Red Mexicana/​Papalrevolucion (Screen­shot)

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