Papst Franziskus reist zu 500-Jahrfeier von Luthers Reformation nach Schweden


Martin Luther und Papst Franziskus: 500-Jahrfeier in Lund
Martin Luther und Papst Franziskus: 500-Jahrfeier in Lund

(Rom) Papst Fran­zis­kus wird am 31. Okto­ber 2016 Lund in Schwe­den besu­chen, um mit dem Luthe­ri­schen Welt­bun­des mit einer gemein­sa­men Ver­an­stal­tung 500 Refor­ma­ti­on zu  geden­ken. Dies gab das Pres­se­amt des Vati­kans heu­te bekannt.

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„Sei­ne Hei­lig­keit Fran­zis­kus hat die Absicht, an einer gemein­sa­men Zere­mo­nie von Katho­li­scher Kir­che und Luthe­ri­schem Welt­bund zum Geden­ken des 500. Jah­res­ta­ges der Refor­ma­ti­on teil­zu­neh­men, die für 31. Okto­ber 2016 in Lund in Schwe­den geplant ist.“

Kar­di­nal Kurt Koch, der Vor­sit­zen­de des Päpst­li­chen Rates zur För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten, sagt 2012, daß Luthers mit sei­ner Refor­ma­ti­on „geschei­tert“ sei. Statt einer Erneue­rung der Kir­che, sei es zur Kir­chen­spal­tung gekom­men. 500 Jah­re Refor­ma­ti­on als freu­di­ges Fest zu fei­ern, kom­me daher nicht in Fra­ge. Er kön­ne sich einen gemein­sa­men Buß­got­tes­dienst vor­stel­len, bei dem jede Sei­te für ihre Schuld um Ver­ge­bung bittet.

Gemeinsame Gedenkveranstaltung für Luthers Reformation, aber ein Jahr früher

Nun sag­te Kar­di­nal Koch in einem Inter­view mit der Tes­si­ner Zei­tung Giorn­a­le del Popo­lo, daß die gemein­sa­me 500-Jahr­fei­er nicht am 31. Janu­ar 2017 statt­fin­de, dem 500. Jah­res­tag der Refor­ma­ti­on. An die­sem Tag soll Luther angeb­lich sei­ne The­sen an die Schloß­kir­che von Wit­ten­berg gena­gelt haben, was als Initi­al­zün­dung der Kir­chen­spal­tung gese­hen wird. Die gemein­sa­me Fei­er wer­de um ein Jahr vor­ge­zo­gen und fin­de bereits am Refor­ma­ti­ons­tag 2016 statt, weil Luther zu die­sem Zeit­punkt vor 500 Jah­ren noch Katho­lik war. Die 500 Jahr­fei­er fin­det also zum 499. Jah­res­tag statt. „Wel­che kon­kre­te Bedeu­tung soll­te die­ser ‚Gesten­kom­pro­miß‘ jedoch haben?, fragt die katho­li­sche Inter­net­zei­tung Ris­cos­sa Cri­sti­ana.

Luthe­ri­scher Bischof von Lund ist Johan Tyr­berg. Er trat 2014 die Nach­fol­ger von Ant­je Jackelen an, nach­dem die­se zur Erz­bi­schö­fin der Schwe­di­schen Kir­che gewählt wor­den war. Die gemein­sa­me katho­lisch-luthe­ri­sche Gedenk­fei­er wird der Papst jedoch zusam­men mit dem Vor­sit­zen­den, Munig A. Youn­an, und dem Gene­ral­se­kre­tär, Mar­tin Jun­ge, des Luthe­ri­schen Welt­bun­des halten.

Gedenkfeier findet nach dem soeben vorgestellte „Gemeinsamen Gebetbuch“ statt

Das gemein­sa­me katho­lisch-luthe­ri­sche Refor­ma­ti­ons­ge­den­ken soll den „soli­den öku­me­ni­schen Fort­schrit­ten“ Sicht­bar­keit ver­schaf­fen. Teil der Gedenk­ver­an­stal­tung wird eine gemein­sa­me Zele­bra­ti­on nach dem katho­lisch-luthe­ri­schen „Gemein­sa­men Gebet­buch“ (Com­mon Pray­er) statt­fin­den, das am 11. Janu­ar vor­ge­stellt wur­de. Ziel des „Gemein­sa­men Gebet­bu­ches“ ist es: „Damit sol­len Luthe­ra­ner und Katho­li­ken ver­mehrt zum Beten zusam­men­kom­men“, so Kar­di­nal Koch.

Die Gedenk­ver­an­stal­tung fin­det in Lund statt, weil dort 1947 der Luthe­ri­sche Welt­bund gegrün­det wur­de. Im Zusam­men­hang mit dem gemein­sa­men Refor­ma­ti­ons­ge­den­ken wird auf die Gemein­sa­me Erklä­rung zur Recht­fer­ti­gungs­leh­re von 1999 ver­wie­sen. Sie habe jahr­hun­der­te­al­te Kon­flik­te zu grund­sätz­li­chen Lehr­strei­tig­kei­ten über die Recht­fer­ti­gung über­wun­den, so etwa der katho­li­sche Nach­rich­ten­dienst Asia­news.

Die im Jahr 2000 fol­gen­de Erklä­rung der römi­schen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Domi­nus Iesus über die Ein­zig­keit und die Heils­uni­ver­sa­li­tät Jesu Chri­sti und der Kir­che, die lehr­amt­lich von grö­ße­rem Gewicht ist, wur­de bereits bis­her in katho­li­schen Öku­me­ne-Krei­sen ger­ne über­gan­gen. Sie scheint in der der­zeit auf­bre­chen­den öku­me­ni­schen Eupho­rie voll­ends ver­schüt­tet zu werden.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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