Ökumene: Von den Worten zu den Taten – Interkommunion für Lutheraner im Petersdom


Ökumene: Papst Franziskus mit lutherischem Pastor Kruse: "Jeder entscheidet nach seinem Gewissen, ob gemeinsame Kommunion möglich ist"
Ökumene: Papst Franziskus mit lutherischem Pastor Kruse: "Jeder entscheidet nach seinem Gewissen, ob gemeinsame Kommunion möglich ist"

(Rom) „Doch fra­ge ich mich: Aber haben wir nicht die glei­che Tau­fe? Und wenn wir die glei­che Tau­fe haben, dann müs­sen wir gemein­sam gehen.“ Mit die­sen Wor­ten ant­wor­te­te Papst Fran­zis­kus am 16. Novem­ber 2015 bei sei­nem Besuch in der evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Chri­stus­kir­che in Rom auf die Fra­ge einer Luthe­ra­ne­rin, ob sie gemein­sam mit ihrem katho­li­schen Mann die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen kön­ne. Die Wor­te des Pap­stes im Gepäck ist jemand von den Wor­ten zu den Taten über­ge­gan­gen und prak­ti­zier­te bereits die ver­bo­te­ne Inter­kom­mu­ni­on – und zwar nicht irgend­wo, son­dern im Petersdom.

Franziskus: „Wir alle, Katholiken, Orthodoxe und Protestanten bilden ein königliches Priestertum und ein heiliges Volk“

Anzei­ge

Bei der Gene­ral­au­di­enz vom 20. Janu­ar kam der Papst auf die­sen Gedan­ken zurück: „In der Mit­te des luthe­ri­schen Riga­er Doms steht ein altes Tauf­becken, das aus der Zeit der Mis­sio­nie­rung des Lan­des im 12. Jahr­hun­dert durch den Hei­li­gen Mein­hard stammt. Der Stein ist ein aus­drucks­vol­les Zei­chen für die Tau­fe, wel­che alle Chri­sten in Lett­land, Katho­li­ken, Luthe­ra­ner und Ortho­do­xe, als gemein­sa­mes Glau­bens­fun­da­ment aner­ken­nen. […] Die Teil­ha­be an die­ser Gna­de bil­det für alle Chri­sten ein unlös­ba­res Band. Wir alle, Katho­li­ken, Ortho­do­xe und Pro­te­stan­ten, bil­den ein könig­li­ches Prie­ster­tum und ein hei­li­ges Volk.“ Soweit die voll­stän­di­ge Über­set­zung der Stel­le aus dem ita­lie­ni­schen Original.

„Fran­zis­kus ging die­ses Mal nicht dar­über hin­aus“, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster. Der luthe­ri­sche Pastor von Rom, Jens-Mar­tin Kru­se, der den Papst am 16. Novem­ber in der luthe­ri­schen Kir­che begrüß­te, zog jedoch bereits sei­ne Schluß­fol­ge­run­gen in einem Inter­view mit dem Pres­se­dienst Zenit. Dar­in sag­te Kru­se: „Die Inter­kom­mu­ni­on zwi­schen Katho­li­ken und Pro­te­stan­ten ist ein rea­li­sti­sches Ziel“.

„Papst hat gesagt: Jeder soll nach seinem Gewissen entscheiden, ob Interkommunion möglich ist“

„Der Papst hat jeden Gläu­bi­gen ein­ge­la­den, sei­ne Ver­ant­wor­tung vor Gott zu über­neh­men, um nach sei­nem Gewis­sen zu ent­schei­den, ob die gemein­sa­me Teil­nah­me an der Eucha­ri­stie zwi­schen Katho­li­ken und Pro­te­stan­ten mög­lich ist. Es gibt kei­ne theo­lo­gi­schen Grün­de, war­um dem nicht so sein könnte.“

Das Inter­view wur­de am 19. Janu­ar ver­öf­fent­licht. Am sel­ben Tag ging jemand bereits von den Wor­ten zu den Taten über. „Am Mor­gen des 19. Janu­ar gewähr­te Fran­zis­kus im Vati­kan einer Dele­ga­ti­on der Luthe­ri­schen Kir­che Finn­lands eine Audi­enz, ange­führt von einer Frau, Irja Asko­la, Bischö­fin von Hel­sin­ki, die von Ver­tre­tern der ortho­do­xen und katho­li­schen Min­der­heit, den Bischö­fen Ambro­si­us und Tee­mu Sip­po beglei­tet wur­de“, so Magister.

Lutherischer Bischof: „Wir waren erstaunt, die wußten genau, wem sie die Kommunion austeilten“

Papst Franziskus mit der lutherischen finnischen Bischöfin Irja Askola
Papst Fran­zis­kus mit der luthe­ri­schen fin­ni­schen Bischö­fin Irja Askola

Im Anschluß an die Audi­enz mit dem Papst fan­den in Rom von der Dele­ga­ti­on lit­ur­gi­schen Zele­bra­tio­nen statt, an der wei­te­re Grup­pen aus Finn­land teil­nah­men. „Wäh­rend der katho­li­schen Mes­se im Peters­dom wur­de auch den Luthe­ra­nern die Kom­mu­ni­on gespen­det“, so Magi­ster. Das berich­te­te jeden­falls das luthe­ri­sche Wochen­blatt von Finn­land „Kot­imaa“ und mel­de­te, wie erstaunt der luthe­ri­sche Bischof von Oulu, Samu­el Sal­mi, dar­über war, denn, so der Bischof, „die katho­li­schen Zele­bran­ten wuß­ten genau, wem sie die Kom­mu­ni­on austeilten“.

Die Dele­ga­ti­ons­lei­te­rin, Bischö­fin Asko­la, ist für ihre „ultra­li­be­ra­len Ideen bekannt, nicht nur was die Inter­kom­mu­ni­on, son­dern auch die Homo-Ehe betrifft“, so Magister.

Bei­de Posi­tio­nen der fin­ni­schen Luthe­ra­ner wer­den von den luthe­ri­schen Kir­chen der benach­bar­ten bal­ti­schen Staa­ten abge­lehnt, gera­de auch von der let­ti­schen evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Kir­che, wo der Riga­er Dom steht, von dem Papst Fran­zis­kus am Tag nach dem Sakri­leg im Peters­dom bei der Gene­ral­au­di­enz sprach.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va/​O​S​S​/​MiL (Screen­shot)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!