Der Philosoph Walter Hoeres, Streiter für den katholischen Glauben, ist tot


Walter Hoeres, deutscher Philosoph und Verteidiger des katholischen Glaubens, ist tot.
Walter Hoeres, deutscher Philosoph und Verteidiger des katholischen Glaubens, ist tot.

(Bonn) Wal­ter Hoe­res ist tot. Wie erst heu­te bekannt wur­de, ist der deut­sche Phi­lo­soph gestern, Don­ners­tag, im Alter von 87 Jah­ren gestor­ben. Hoe­res galt als einer der bekann­te­sten deut­schen katho­li­schen Philosophen. 

Er hat­te an der Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le St. Geor­gen und an der Uni­ver­si­tät Frank­furt am Main katho­li­sche Theo­lo­gie und Phi­lo­so­phie stu­diert. 1951 pro­mo­vier­te er bei Theo­dor Ador­no, einem Haupt­ver­tre­ter der mar­xi­sti­schen „Frank­fur­ter Schu­le“ mit einer Dis­ser­ta­ti­on über die Phä­no­me­no­lo­gie von Edmund Hus­s­erl. 1957 habi­li­tier­te Hoe­res als einer der ersten Lai­en an der katho­li­schen Theo­lo­gi­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Salz­burg. Von 1961 bis 1993 war Hoe­res Pro­fes­sor der Phi­lo­so­phie an der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Frei­burg im Breis­gau. 1964 wur­de er zudem von der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für die Semi­na­re und Stu­di­en­ein­rich­tun­gen (heu­te Kon­gre­ga­ti­on für das Katho­li­sche Bil­dungs­we­sen) zum Pro­fes­sor am Phi­lo­so­phi­schen Insti­tut päpst­li­chen Rechts an der Uni­ver­si­tät Salz­burg berufen.

Haupt­for­schungs­ge­biet sei­ner wis­sen­schaft­li­chen Tätig­keit war die Geschich­te der Hoch­scho­la­stik, der er zahl­rei­che Abhand­lun­gen und Bücher wid­me­te, zuletzt 2012 das Buch „Gra­da­tio entis. Sein als Teil­ha­be bei Duns Sco­tus und Franz Suá­rez“ (Edi­tio­nes Scho­la­sti­cae). 1993 leg­te er mit dem Buch „Offen­heit und Distanz“ die Grund­zü­ge einer phä­no­me­no­lo­gi­schen Anthro­po­lo­gie vor (Dun­cker & Humblot).

1967 über­nahm er die Her­aus­ge­ber­schaft der seit 1924 von sei­nem Leh­rer, dem Neu­scho­la­sti­ker Hans Mey­er her­aus­ge­ge­be­nen Rei­he „For­schun­gen zur neue­ren Phi­lo­so­phie und ihrer Geschichte“.

Hoe­res war regel­mä­ßi­ger Mit­ar­bei­ter zahl­rei­cher Publi­ka­tio­nen, dar­un­ter „Zeit­büh­ne“, „Epo­che“, „Der Fels“ und „Theo­lo­gi­sches“. Vom Hes­si­schen Rund­funk und vom Süd­west­funk wur­den sei­ne Vor­trä­ge gesen­det, auch war er dort häu­fi­ger Studiogast.

Bewegung für Papst und Kirche

Hoe­res war ein Stu­di­en­kol­le­ge von Pfar­rer Hans Milch, dem Grün­der der Actio Spes Uni­ca. Wäh­rend sich Milch, ein Kon­ver­tit, für das katho­li­sche Prie­ster­tum ent­schied, traf Hoe­res sei­ne Ent­schei­dung zugun­sten der Phi­lo­so­phie. Gemein­sam grün­de­ten Hoe­res und Milch 1969 die „Bewe­gung für Papst und Kir­che“ gegen den nach­kon­zi­lia­ren Moder­nis­mus in der katho­li­schen Kir­che. Vie­le Jah­re war Hoe­res deren Vorsitzender.

Die Bewe­gung trat mit einem Mani­fest an Papst Paul VI. an die Öffent­lich­keit, das von mehr als 150.000 Gläu­bi­gen unter­zeich­net wur­de. Mit dem Mani­fest wur­de der Papst an das unver­äu­ßer­li­che Lehr­amt erin­nert und auf eine nach­kon­zi­lia­re Ver­wil­de­rung in Lit­ur­gie, Theo­lo­gie und Moral auf­merk­sam gemacht. Als Pres­se­or­gan der Bewe­gung wur­de 1970 die Monats­zeit­schrift „Der Fels“ gegründet.

Bis zu den uner­laub­ten Bischofs­wei­hen durch Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re im Jahr 1988 lehr­te Hoe­res Phi­lo­so­phie am inter­na­tio­na­len Prie­ster­se­mi­nar der Pius­bru­der­schaft in Zaitz­kofen. Sei­ne dies­be­züg­li­che Lehr­tä­tig­keit setz­te er anschlie­ßend bis zu sei­nem Tod am inter­na­tio­na­len Prie­ster­se­mi­nar der Petrus­bru­der­schaft in Wigratz­bad fort. Sei­ne Ver­bun­den­heit galt neben der Petrus­bru­der­schaft auch wei­ter­hin der Pius­bru­der­schaft und ande­ren Ver­ei­ni­gun­gen und Grup­pen, die sich der Ver­tei­di­gung des katho­li­schen Glau­bens und der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus ver­schrie­ben haben.

Trotz sei­ner Stel­lung leb­te er mit sei­ner Frau und sei­nen Kin­dern äußerst beschei­den und spen­de­te statt­des­sen für wohl­tä­ti­ge Zwecke.

Requiescat in pace.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Glo​ria​.tv (Screen­shot)

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17 Kommentare

  1. Ein gro­ßer Den­ker, der wirk­lich „die Weis­heit“ lieb­te, ist von uns gegangen. 

    Alle sei­ne wich­ti­gen Bei­trä­ge zur Ver­tei­di­gung und Erklä­rung der Wahr­heit mögen ihm reich­lich ver­gol­ten werden.

    RIP

  2. Die katho­li­sche Kir­che ist welt­li­cher­seits durch Wal­ter Hoe­res´ Hin­schei­den wie­der ein­mal um eini­ges ärmer und sprach­lo­ser geworden.
    Möge er ruhen in Frieden!

  3. Ein Gro­sser.
    Herr gib ihm die ewi­ge Ruhe und das ewi­ge Licht leuch­te ihm, Herr lass ihn ruhen in Frieden.
    Maen­ner wie ihn gibt es nur noch sel­ten, dan­ke lie­ber Gott das wir ihn erle­ben durften.
    Ich bete immer den Rosen­kranz fuer ihn.
    Hei­li­ge Mut­ter Got­tes nimm Dich sei­ner an.
    Amen

  4. Möge Gott, der Herr, ihm sei­nen opfer­rei­chen, kräf­te­zeh­ren­den Ein­satz für den über­lie­fer­ten katho­li­schen Glau­ben in über­rei­chem Maße vergelten!
    In para­di­sum dedu­cant te angeli..

  5. Hoe­res war wirk­lich einer von den ganz gro­ßen Phi­lo­so­phen des 20. Jahr­hun­derts … Er hat mei­ne Jugend und mei­nen gan­zen spä­te­ren Wer­de­gang geprägt, kei­nes mei­ner Fach­bü­cher, das er nicht posi­tiv bespro­chen hätte!Er war ein hoch­in­tel­li­gen­ter, kon­se­quen­ter Den­ker und ist trotz­dem immer Mensch geblie­ben – mit ganz viel Humor und Empa­thie. Auch wenn er mei­nen spä­te­ren Weg nicht ver­ste­hen konn­te, hof­fe ich, dass es nicht pie­tät­los ist, wenn ich ihm mit den Wor­ten jener Spra­che, die er so sehr lieb­te, wün­sche: In para­di­sum dedu­cant te angeli

    • Sehr geehr­ter Herr Dr. Berger,

      ich bin sicher, daß Sie und wir alle jetzt einen spe­zi­el­len Freund im Him­mel haben.

  6. Ein fas­zi­nie­ren­der Leh­rer und Gelehr­ter, dem vie­le vie­les zu ver­dan­ken haben.

  7. Der Mann hat mehr für deb kath Glau­ben getan als gan­ze Bischofskonferenzen
    eine klei­ne Berich­ti­gung Prof Hoe­res stell­te sei­ne Tätig­keit in Zaits­kofen nicht wegen der Bischofs­wei­hen ein dies geschah im Rah­men der Aus­wechs­lung des gesamm­ten Lehr­kö­pers 1988 über haupt war ein ein Tra­di­tio­na­list der in kei­ne Schub­la­de pass­te genau sol­che feh­len heute

  8. Im Namen mei­ner gan­zen Fami­lie dan­ke ich in tie­fer Trau­er für den Nach­ruf und die anteil­neh­men­den Wor­te für mei­nen gelieb­ten Groß­va­ter W. Hoeres.

    • Lie­be Frau Ruhl,
      ich wür­de sehr gern an der Beer­di­gung Ihres Groß­va­ters teil­neh­men (im Frank­fur­ter Raum?), weiß aller­dings nicht, wo und wann sie stattfindet.
      Bit­te hel­fen Sie mir mit einer kurzrn Anga­be. Es wäre mir wich­tig! Vie­len herz­li­chen Dank und mein tie­fes Beileid.
      Klaus Schichtel

  9. Ein über­aus sym­pa­thi­scher Mensch, fas­zi­nie­ren­der Gelehr­ter und die Kir­che leden­schaft­lich Lie­ben­der hat uns verlassen. 

    Möge sei­ne See­le ruhen in Frieden.

  10. Treue leb­te er vor – und so konn­te er sie auch ande­ren zur Nach­ah­mung empfehlen.

  11. Prof. Wal­ter hoe­res war der her­aus­ra­gend­ste katho­li­sche laie im deutsch­spra­chi­gen Raum in den ver­gan­ge­nen 40 jah­ren- kei­ner der aka­de­mi­schen Eli­te setz­te sich so sehr wie er ohne jeg­li­che men­schen­furcht, mit uner­müd­li­chem eifer und mut für den kampf gegen die kir­chen­kri­se ein. Wal­ter Hoe­res war auch mensch­lich beein­druckend- empha­tisch, mil­de und ein­fach. Möge gott ihm sei­ne barm­her­zig­keit erweisen!

  12. Ja, ich kann all das, was hier über Prof. Dr. Hoe­res gesagt wur­de, nur bestä­ti­gen. Ich habe ihn lei­der erst in mei­nem Alter ken­nen­ge­lernt. Aber als ich heu­te von sei­nem Tode hör­te, war ich tief trau­rig. Wir haben einen Strei­ter für unsern Glau­ben ver­lo­ren. Einen Mann von hohem Urteils­ver­mö­gen und gro­ßer Weis­heit. Wal­ter Hoe­res Tod hin­ter­lässt eine Lücke, die nicht geschlos­sen wer­den wird. Auch im Ange­sicht des Todes und des schmerz­li­chen Ver­lu­stes einen Glück­wunsch an Anto­nia Ruhl, die Enke­lin. Sie hat­te einen Groß­va­ter, der nicht nur Ihr son­dern vie­len in Erin­ne­rung blei­ben wird als ein streit­ba­rer Kämp­fer für die Sache Got­tes. Sein vor­letz­tes Buch hat­te den bezeich­nen­den Titel „Sehn­sucht nach der Anschau­ung Got­tes“. Ich hof­fe und bete dafür, dass er die­ses Ziel erreicht hat. Sein letz­tes Buch soll hei­ßen „Die ver­ra­te­ne Gerech­tig­keit“. Es ver­bleibt uns, den Hin­ter­blie­be­nen Anhän­gern, als Mah­nung für unse­ren Lebensweg.

  13. Ich will dem Gesag­ten noch hin­zu­fü­gen, dass ich zu tiefst hof­fe, dass die Kir­che Herrn Hoe­res, wenn die­se schreck­li­che Kri­se über­wun­den ist, ihm die Ehre erweist und ihn in den Kreis der Seli­gen aufnimmt!!!!

  14. Prof. Hoe­res habe ich vor allem als mei­nen Leh­rer ange­se­hen. Sei­ne Vor­trä­ge und Ver­öf­fent­li­chun­gen gehö­ren zum festen Bestand­teil mei­ner For­schung und bil­den ein Gegen­ge­wicht zur zeit­geist­kon­for­men Fach­li­te­ra­tur, wel­che uns sonst zuge­mu­tet wird. Sei­ne stets freund­li­che und auf­ge­schlos­se­ne Art wird mir eben­so in Erin­ne­rung blei­ben wie der Ver­ve mit wel­chem er die Vestüm­me­lung von Glau­bens­in­hal­ten sowie die Zer­stö­rung reli­gös­er For­men anpran­ger­te. Ich freue mich ihn habe ken­nen zu dür­fen und hof­fe er hat das gefun­den, was er immer anstreb­te die „visio beatifica“.

  15. Prof. Hoe­res war ein zwei­ter Cato mit dem Unter­schied, daß er Christ war.
    Prof. Hoe­res war ein zwei­ter Eras­mus mit dem Unter­schied, daß er ent­schie­den war.
    Prof. Hoe­res war ein zwei­ter Atha­na­si­us mit dem Unter­schied, daß er unser Zeit­ge­nos­se war.
    Kein Zufall, daß er am 14.1., dem Tag des hl. Hila­ri­us von Poi­tiers (im ao. Ritus), in die Ewig­keit einging.
    Pre­tio­sa in con­spec­tu domi­ni mors sanc­torum eius (Ps. 115).

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