Noch einmal Kardinal Pie von Poitiers – Botschaft an Hierarchie und Laien


von Wolf­ram Schrems*

Anzei­ge

Im Anschluß an die Buch­be­spre­chung vom 26. Novem­ber soll nun, wie ange­kün­digt, auch der zwei­te Sam­mel­band, näm­lich Kar­di­nal Pie von Poi­tiers – Alles in Chri­stus erneu­ern, Bischofs­wor­te zur Wie­der­errich­tung einer christ­li­chen Gesell­schaft, wie­der­um von Micha­el Fied­ro­wicz her­aus­ge­ge­ben, der inter­es­sier­ten Leser­schaft zur Kennt­nis gebracht wer­den. Dabei ist sehr zu wün­schen, daß die Stim­me Pies auch den Weg in die zeit­ge­nös­si­schen bischöf­li­chen Kanz­lei­en findet. 

Der Band ent­hält eine aus­führ­li­che Ein­lei­tung zu Leben und Werk von Kar­di­nal Pie (1815 – 1880) und 48 kur­ze oder län­ge­re Tex­te zu den The­men über­na­tür­li­che Ord­nung, Kir­che und Gesell­schaft, wobei am Schluß eini­ge Betrach­tun­gen der End­zeit gewid­met sind.

Im fol­gen­den ein kur­zer Durchblick.

Die europäische Zivilisation als Frucht des Christentums – ohne Glaube keine Zivilisation

Pie weist nach­drück­lich auf den Cha­rak­ter unse­rer Kul­tur als Fol­ge der kol­lek­ti­ven Ent­schei­dung für den christ­li­chen Glau­ben vor etwa ein­ein­halb Jahr­tau­sen­den hin. Auch heu­te zehrt man noch davon – ohne aller­dings Sub­stanz nach­zu­le­gen. Dar­um klingt es sehr unge­wohnt, was Pie in die­sem Zusam­men­hang sagt:

„Das christ­li­che Euro­pa wuß­te aus Erfah­rung, daß es durch sei­nen Ein­satz für den katho­li­schen Glau­ben die Grund­la­gen sei­nes eige­nen Bestehens schuf und sicher­te“ (71).

Der Blick in die Geschich­te ist immer lehr­reich und Pie soll­te beson­ders für das 20. Jahr­hun­dert und die Gegen­wart recht behalten:

„Der Bank­rott aller Ver­su­che, ohne das Chri­sten­tum eine poli­ti­sche und sozia­le Ord­nung zu eta­blie­ren, wur­de gera­de­zu zu einem Beweis a poste­rio­ri, um das christ­li­che Recht zu ver­tei­di­gen“ (76).

Offenbarung und Philosophie

Was Pie zur Ver­hält­nis­be­stim­mung von Ver­nunft und geof­fen­bar­tem Glau­ben sagt, gehört zum Besten, was man über­haupt zu lesen bekommt.

Pie geht es einer­seits dar­um, daß die rein natür­li­che Ver­nunft, somit auch die rein natür­li­che Ethik aus sich kein Heil schaf­fen kann – und das beweist wie­der­um die Geschich­te, die „Fackel der Philosophie“:

Kardinal Pie: "Alles in Christus erneuern"
Kar­di­nal Pie: „Alles in Chri­stus erneuern“

„Wir wei­sen aus­drück­lich der Ver­nunft alles zu, was die Kir­che ihr zuweist; wir räu­men gleich­zei­tig und ohne eng­her­zi­ge Bestrei­tung alles ein, was die Kir­che nicht ver­bie­tet, ihr ein­zu­räu­men. Aber wir erklä­ren, daß der best­mög­li­che Gebrauch der ein­fa­chen Ver­nunft, die voll­kom­men­ste Pra­xis der rein natür­li­chen Moral und Tugend nicht zum Heil füh­ren kön­nen und da, abge­se­hen vom Fall unüber­wind­li­cher Unwis­sen­heit, mit dem wir uns momen­tan nicht beschäf­ti­gen wol­len, der anstän­di­ge Welt­mensch, der sich von den Leh­ren und Prak­ti­ken der geof­fen­bar­ten Reli­gi­on fern­hält, nicht nur nicht zur Selig­keit des Him­mels gelan­gen, son­dern auch die Stra­ßen zur Höl­le nicht ver­mei­den könn­te“ (103).

Gleich­zei­tig stellt aber Pie das Evi­den­te­ste fest, näm­lich daß es genau die Katho­li­sche Kir­che ist, die der Ver­nunft, dem gesun­den Men­schen­ver­stand und der natür­lich erkenn­ba­ren Ethik Hei­mat­recht gibt. Es ist daher kein histo­ri­scher Zufall, daß die „mit­tel­al­ter­li­chen“ Klö­ster die Weis­heit nobler heid­ni­scher Den­ker wie Pla­ton, Ari­sto­te­les und Cice­ro durch die dunk­len Jahr­hun­der­te tradierten.

Die Leh­re Pies ist des­we­gen so wert­voll, weil sie bei­de Stra­ßen­grä­ben, näm­lich einen über­trie­be­nen Opti­mis­mus der „auto­no­men“ Ver­nunft als auch einen pro­te­stan­ti­schen und jan­se­ni­sti­schen Ver­nunft­pes­si­mis­mus, vermeidet:

„Nein, tau­send­mal nein, Sie wer­den nie­mals leh­ren, daß ‚die natür­li­chen Tugen­den fal­sche Tugen­den sind, daß die natür­li­che Gei­stes­ga­be eine fal­sche Gei­stes­ga­be ist‘; nein, Sie wer­den gar kei­ne ‚star­ke Argu­men­ta­ti­on gegen die Ver­nunft ver­wen­den, um ihr mit ent­schei­den­den Grün­den zu bewei­sen, daß sie ohne den Glau­ben nichts ver­mag‘. (…) Die römi­schen Enzy­kli­ken haben Sie gelehrt, daß, wenn Sie die Ver­nunft abwer­ten, Sie das Sub­jekt zer­stö­ren wür­den, an das sich der Glau­be rich­tet und ohne des­sen freie Zustim­mung der Glau­bens­akt nicht exi­stiert“ (106).

Was aus der von Gott abge­kop­pel­ten Intel­li­genz folgt, sehen wir heute:

„Die Intel­li­genz des Man­nes will nicht mehr dem Evan­ge­li­um anhän­gen, (…) sie hängt den törich­ten Geheim­nis­sen, den absur­den Dog­men der Häre­sie oder des Unglau­bens an“ (172).

Glaube und „Ethnopluralismus“

Die Gesell­schaft ist natür­li­che Grund­la­ge der kirch­li­chen Sen­dung. Die Kir­che ist daher prak­tisch die ein­zi­ge Insti­tu­ti­on, die den – neu­er­dings von patrio­ti­schen Autoren so genann­ten – „Eth­no­plu­ra­lis­mus“ gegen die von star­ken poli­ti­schen Kräf­ten betrie­be­ne Ein­eb­nung und Ver­mi­schung (fast) aller Völ­ker verteidigt:

„Das Werk der Kir­che ist ohne Zwei­fel ein geist­li­ches Werk, das streng genom­men das indi­vi­du­el­le Heil eini­ger Men­schen gewähr­lei­sten kann, die in der Iso­la­ti­on eines wil­den Zustan­des leben; aber den­noch ist die Kir­che eine Gesellschaft“.

Denn:

„Als Jesus Chri­stus den Apo­steln ihre Sen­dung ver­lieh, sprach er daher nicht nur zu ihnen: Geht und lehrt die Men­schen, son­dern ‚Geht und lehrt die Natio­nen‘ (Mt 28,19). Um aber die Natio­nen zu leh­ren, muß es Natio­nen geben“ (212).

Gegen den „antirömischen Affekt“

Altar der Kathedrale von Poitiers, an dem Kardinal Pie zelebrierte
Altar der Kathe­dra­le von Poi­tiers, an dem Kar­di­nal Pie zelebrierte

Äußerst erfreu­lich und gegen den dama­li­gen (und heu­ti­gen) Zeit­geist gerich­tet ist die Syn­oda­linstruk­ti­on 1856 über das „Erbe des anti­ken Roms“. Rom ist bekannt­lich seit Jahr­hun­der­ten das Lieb­lings­feind­ob­jekt von Pro­te­stan­ten und getrenn­ten öst­li­chen Chri­sten, seit eini­gen Jahr­zehn­ten auch von irgend­wie beein­träch­tig­ten Katho­li­ken, beson­ders von „pro­gres­si­ven“ Prie­stern, Theo­lo­gen und Bischö­fen. Neu­er­dings hat man den Ein­druck, daß die­ser Affekt auch beim „Bischof von Rom“ selbst existiert.

Bei der anti­rö­mi­schen Pole­mik wird völ­lig über­se­hen, daß die Tren­nung von Rom den vier öst­li­chen Patri­ar­cha­ten den poli­ti­schen Unter­gang und die kirch­li­che Mar­gi­na­li­sie­rung gebracht hat. Jede Aver­si­on einer Teil­kir­che gegen die römi­sche Füh­rung ver­grö­ßer­te den – ille­gi­ti­men – Ein­fluß der jewei­li­gen welt­li­chen Macht (übri­gens auch in Frank­reich, was Pie sehr gut wußte).

Kar­di­nal Pie stellt grund­sätz­lich fest:

„Das christ­li­che Rom hat mit weit mehr Wahr­heit als das anti­ke Rom nur für den Frie­den und das Glück der sei­ner Herr­schaft unter­stell­ten Völ­ker regiert, und regiert so noch immer.“

Dann fährt er mit einer äußerst scharf­sin­ni­gen Ana­ly­se zur latei­ni­schen Spra­che fort:

„Indem [Roms] Spra­che zum mäch­tig­sten Mit­tel der Auto­ri­tät wie der reli­giö­sen Ein­heit gewor­den ist, hat sie der Ver­wir­rung und der Anar­chie Baby­lons ein Ende berei­tet. Und wenn die­se Spra­che die Spra­che des Sou­ve­räns ist, so ist sie auch die Spra­che der Frei­heit: über­all dort, wo sie nicht regiert, wer­den Sie Knecht­schaft fin­den“ (250f).

Von daher muß man die fak­ti­sche Abschaf­fung des Latei­ni­schen in der – immer noch so genann­ten – Latei­ni­schen Kir­che als Mon­stro­si­tät und Ver­bre­chen begreifen.

Pie als Prophet politischer Entwicklungen

Pie kri­ti­sier­te in einem Brief an den in Bra­si­li­en inhaf­tier­ten Bischof von Para 1874 den libe­ra­len Katho­li­zis­mus und ver­ur­teil­te ein Schlag­wort, das – in einer ähn­li­chen For­mu­lie­rung – seit dem „Maria­zel­ler Mani­fest“ 1952 in Öster­reich den Weg ins Desa­ster wei­sen soll­te („freie Kir­che in einer frei­en Gesellschaft“):

„Freie Kir­che im frei­en Staat, so wie es die­se Sek­tie­rer ver­ste­hen, bedeu­tet eine stum­me Kir­che gegen­über einem Staat, der frei ist, das natür­li­che Gesetz und das christ­li­che Gesetz zu ver­let­zen, ohne daß ihm irgend­ein Ein­wand gemacht wer­den könn­te. Und wenn das Prie­ster­tum sei­ne Stumm­heit auf­gibt, obwohl es im Bereich der mora­li­schen und geist­li­chen Ord­nung han­delt, ohne irgend­ein Mit­tel äuße­ren Zwan­ges, wird es selbst ange­klagt und über­führt, einen Anschlag auf die Geset­ze und öffent­li­chen Frei­hei­ten aus­zu­üben“ (301).

Hier sind wir jetzt angekommen.

Eine überraschende und aufklärungsbedürftige Lücke

Kardinal Pie, Potrait von Eugene Lejeune Museum der Schönen Künste in Chartres
Kar­di­nal Pie (Por­trät von Euge­ne Lejeun, Muse­um Beaux-Arts Chartres)

Was den geschichts­be­wuß­ten Leser frap­piert, ist eine über­ra­schen­de Lücke im Werk Kar­di­nal Pies. Er geht näm­lich nir­gends auf die Mari­en­er­schei­nun­gen sei­ner Zeit ein. Das ver­wun­dert sehr. Kein Wort zur Rue du Bac (1830), zur apo­ka­lyp­ti­schen Bot­schaft von La Salet­te (1846) und auch nicht zu Lour­des (1858), das doch beim Tod des Kar­di­nals zum Mas­sen­phä­no­men gewor­den war!

Der Ver­lag teil­te mir mit, daß sich „im detail­lier­ten Regi­ster (…) kei­ne Hin­wei­se auf die genann­ten Erschei­nun­gen (fin­den), so daß Kard. Pie sie offen­kun­dig in den Pre­dig­ten nicht ange­spro­chen hat, obwohl er ein gro­ßer Mari­en­ver­eh­rer war“.

Das ist mir völ­lig uner­klär­lich. Viel­leicht kann hier Prof. Fied­ro­wicz ein­mal Auf­klä­rung schaffen.

Äußerst bemerkenswert: Lobrede von Jesuitenkardinal Billot

Der Her­aus­ge­ber gab als Appen­dix eine Lau­da­tio auf Kar­di­nal Pie anläß­lich des­sen hun­dert­sten Geburts­tags 1915 bei. Lou­is Bil­lot S. J. (1846 – 1931), der 1911 vom hl. Papst Pius X. zum Kar­di­nal kre­iert wur­de, die­ses Amt aber im Streit mit Pius XI. über die Action Fran­çai­se 1927 zurück­leg­te, bot sei­ner­seits eine prä­zi­se Kri­tik der Apo­sta­sie sei­ner Zeit. Er sprach aus­drück­lich von einer „Ver­schwö­rung von Män­nern der Kir­che“, die „das Vor­ha­ben der äuße­ren Anti­chri­sten“ wei­ter­führ­ten. Sein Glau­bens­sinn ließ ihn die bewußt orche­strier­te Kri­se in Bibel­wis­sen­schaft, Dog­ma­tik, Gesell­schaft, Phi­lo­so­phie u. a. scharf­sin­nig analysieren.

Es ist von einer kaum zu über­bie­ten­den Tra­gik, daß es aus­ge­rech­net die Mit­brü­der Kar­di­nal Bil­lots aus dem Jesui­ten­or­den waren, die die von ihm beklag­te Ver­nich­tung in Theo­lo­gie, Kir­che und Gesell­schaft am effek­tiv­sten wei­ter­be­trie­ben. Inso­fern war der 2012 ver­stor­be­ne moder­ni­sti­sche Jesui­ten­kar­di­nal Mar­ti­ni ein radi­ka­les Gegen­bild zu Bil­lot wie auch zu Pie.

Kei­ner der bei­den hät­te sich träu­men las­sen, wel­che Posi­tio­nen ein­mal sogar Papst aus dem Jesui­ten­or­den ver­tre­ten wür­de. Sie hät­ten ihn wohl als Gegen­papst eingestuft.

Resümee

Die Tex­te öff­nen die Augen für das Aus­maß des erschrecken­den Glau­bens­ab­falls, in dem wir jetzt, ein­hun­dert­fünf­und­drei­ßig Jah­re nach dem seli­gen Heim­gang von Kar­di­nal Pie, ste­hen. Wir sehen auch, wie sehr wir seit dem letz­ten Kon­zil zum Nar­ren gehal­ten werden.

Inso­fern wären die Tex­te Pies in ihrem tie­fen Glau­bens­sinn, ihrer schar­fen Intel­lek­tua­li­tät und ihrer pasto­ra­len Sor­ge ein Heil­mit­tel für unse­re Zeit.

Mögen die Bischö­fe es hören! –

Die Ein­lei­tung in das Werk ist wie schon beim Aus­wahl­band aus dem ver­gan­ge­nen Jahr tief­grei­fend und aus­sa­ge­kräf­tig. Über 600 Fuß­no­ten, Lite­ra­tur­ver­zeich­nis und Regi­ster zei­gen, daß sich der Her­aus­ge­ber in der Mate­rie auskennt.

Die äuße­re Gestal­tung ist eben­falls her­vor­ra­gend gelun­gen: Umschlag­ge­stal­tung, Satz, Typen und Papier sind schön (was das Buch zu einem erle­se­nen Geschenk macht).

Erfreu­li­cher­wei­se wird kei­ne „neue Recht­schrei­bung“ verwendet.

Es ist auf den ersten Blick erkenn­bar, daß ein gewal­ti­ges Aus­maß an Arbeit in dem Band steckt. Da er trotz sei­ner Qua­li­tät und sei­nes Umfan­ges ver­hält­nis­mä­ßig wohl­feil ist, kann er für Her­aus­ge­ber und Ver­le­ger kaum ein gro­ßes Geschäft sein. Inso­fern wird man für die Bereit­stel­lung die­ses wich­ti­gen Mate­ri­als in deut­scher Spra­che umso dank­ba­rer sein müssen.

Deo gra­ti­as.

Kar­di­nal Pie von Poi­tiers – Alles in Chri­stus erneu­ern, Bischofs­wor­te zur Wie­der­errich­tung einer christ­li­chen Gesell­schaft, Aus­ge­wähl­te Tex­te, her­aus­ge­ge­ben und ein­ge­lei­tet von Micha­el Fied­ro­wicz, Car­thu­sia­nus-Ver­lag, Foh­ren-Lin­den 2015, 352 S.; 28,90 [D], www​.car​thu​sia​nus​.de

*MMag. Wolf­ram Schrems, Linz und Wien, katho­li­scher Theo­lo­ge, Phi­lo­soph, Kate­chist, lang­jäh­ri­ger Dia­log mit der kirch­li­chen Hierarchie

Bild: Wiki­com­mon­s/­Car­thu­sia­nus-Ver­la­g/Lec­tures francaises

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8 Kommentare

  1. Kar­di­nal Pie (1815 – 1880) war ein glü­hen­der Beken­ner des Christ­kö­nig­tums. Er
    war auch davon über­zeugt, dass ein jedes Volk so behan­delt wer­de, wie es die Aller­hei­lig­ste Drei­fal­tig­keit, Gott behandle:
    -
    „Das gro­sse Gesetz, das gewöhn­li­che Gesetz der Vor­se­hung ist der Len­kung der Völker
    ist das Gesetz der Vergeltung.
    Wie die Natio­nen Gott behan­deln, so behan­delt Gott die Nationen.
    Eine Gesell­schaft, die sich um Ihn nicht kümmert,
    über­lässt Er sich selbst, sodass sie an den Fol­gen ihrer Gott­lo­sig­keit zugrun­de geht“
    -

    Unter die­ses „gro­sse Gesetz“ fal­len auch die „huma­ni­sti­schen“ Natio­nen Euro­pas. Der die christ­lich- kuk­tu­rel­le Iden­ti­tät Euro­pas mit Füssen getre­ten und gan­ze Natio­nen in eine chri­stus­lo­se Nacht geführt haben­de frei­gei­sti­ge Irr­sinn ern­tet nach und nach sei­ne fau­len Früch­te ihrer Wahr­heits­feind­schaft. Der sich aus­brei­ten­de Halb­mond der gewalt­durch­setz­ten und die Welt­herr­schaft anstre­ben­den Irr­leh­re Islam als Speer­spit­ze die­ser „Ern­te“ !

  2. Hmm – da erscheint mir im Den­ken Kard. Pies aber man­ches wider­sprüch­lich, so wie es hier dar­ge­stellt und ja auch mit Zita­ten unter­legt wird: 

    Ich fin­de nicht, dass man unge­schützt sagen kann, es wäre kei­ne poli­ti­sche und sozia­le Ord­nung ohne das Chri­sten­tum mög­lich, wenn man zugleich die natür­li­che Ver­nunft anerkennt.

    Laut hl. Pau­lus gehört die staat­li­che Ord­nung ins natür­li­che, gott­ge­woll­te Gesetz, das auch den Hei­den ins Herz geschrie­ben ist. Wenn jede staat­li­che pote­stas von Gott ein­ge­setzt ist und dabei nicht unter­schie­den wird zwi­schen einer christ­li­chen und nicht­christ­li­chen, (der hl. Pau­lus spricht die­se Wor­te ja als Bür­ger einer heid­ni­schen Rechts­ord­nung), weil es bei ihr in erster Linie eben um eine natür­lich Rechts­ord­nung geht, dann kann man den Satz „Der Bank­rott aller Ver­su­che, ohne das Chri­sten­tum eine poli­ti­sche und sozia­le Ord­nung zu eta­blie­ren, wur­de gera­de­zu zu einem Beweis a poste­rio­ri, um das christ­li­che Recht zu ver­tei­di­gen“ nicht schlüs­sig behaupten.

    Die natür­li­che Rechts­ord­nung ist ja nicht „christ­lich“, son­dern ein­fach die natür­li­che Rechtsordnung.

    Vie­les, was uns so typisch abend­län­disch christ­lich erscheint, war in der Tat schon vor­her typi­sches Merk­mal des römi­schen Rech­tes oder auch der ger­ma­ni­schen Sittlichkeit.

    An die­sem Punkt ver­mischt sich hier also eini­ges hin zu einer Unklarheit…

    Auch der Ver­such mit dem Mis­si­ons­be­fehl das Völ­ki­sche zu einem Soll zu erklä­ren, hängt wohl eher schief.
    Natio­nen gibt es (im Sin­ne von prä-staat­li­chen kul­tu­rel­len Gesell­schaf­ten) seit dem Turm von Babel – als Stra­fe Got­tes, der damit eine Über­he­bung der Men­schen ver­hin­dern wollte.
    Natio­nen sind und blei­ben eine Tat­sa­che, auch wenn sie kei­ne geo­me­trisch-trenn­schar­fen Figu­ren sind.
    Wir haben immer Ver­mi­schungs­pro­zes­se erlebt (v.a. in Groß­rei­chen wie dem römi­schen Reich).
    Völ­ker sind nichts Sta­ti­sches und waren es nie. Wie Ger­trud von Le Fort es dich­tet: In der Kir­che beten Völ­ker, die längst nicht mehr sind.
    Völ­ker sind fra­gi­le, schi­mä­ri­sche Nicht­se – das ist Got­tes Ant­wort auf den Wahn der Mensch­heit, sie kön­ne sich ein blei­ben­des, immer höher schwin­gen­des Denk­mal setzen.

    In der Nati­on, der sterb­li­chen Grö­ße macht Gott uns dar­auf auf­merk­sam, dass wir auch im Kol­lek­tiv ein flüch­ti­ger Schat­ten sind vor ihm.

    Wenn also Jesus die Jün­ger auf­for­dert, allen Völ­kern das Evan­ge­li­um zu pre­di­gen, geht es nicht drum, ob es Völ­ker gibt oder geben müss­te, son­dern dar­um, dass die Mensch­heit sich immer nur trotz aller Ambi­tio­nen im „Pis­spott“ (wie beim Fischer und sei­ner Frau) der flüch­ti­gen Nati­on vor­fin­det, die in ein paar Jahr­hun­der­ten so nicht mehr sein wird, so eben, wie auch der ein­zel­ne Mensch ster­ben wird und sein Erb­gut nur durch Ver­mi­schung mit ande­ren erhal­ten kann.

    Der sta­bi­le Fak­tor des Glau­bens ist daher sogar zwim­gend supra­na­tio­nal, sonst wäre der Glau­be flüch­tig und nich­tig wie es Völ­ker sind.

    In die­sem Äon aber ster­ben wir, gebä­ren unter Schmer­zen, kämp­fen gegen Disteln und Dor­nen, essen unser Brot im Schweiß des Ange­sich­tes und über die flüch­ti­ge Mani­fe­sta­ti­on von Völ­kern im Wan­del wer­den wir nicht hin­aus­ge­lan­gen – auch nicht durch den Ver­such, ein Volks­tum fest­zu­hal­ten. Auch das wird irgend­wann unter­ge­hen und neu­en For­ma­tio­nen wei­chen müssen.

  3. Eth­no­plu­ra­lis­mus umfasst nach Mei­nung der mei­sten „neu­en Rech­ten“ aber auch die Reli­gi­on. D.h. Reli­gi­on und Kul­tur wer­den nicht wirk­lich unter­schie­den, so daß ein Eth­no­plu­ra­list z.B. Mis­si­on ten­den­zi­ell eher ablehnt.
    Davon abge­se­hen stellt die Ver­mi­schung von Völ­kern ganz ein­fach kein wie auch immer gear­te­tes Pro­blem dar.

  4. @zeitschnur:„über die flüch­ti­ge Mani­fe­sta­ti­on von Völ­kern im Wan­del wer­den ‚wir(?)nicht hin­aus­ge­lan­gen-auch nicht durch den Ver­such, ein Volks­tum festzuhalten.Auch das wird irgend­wann unter­ge­hen und neu­en For­ma­tio­nen wei­chen müs­sen.“ Ach ja?Echt?Woher bezie­hen Sie denn Ihre erlauch­ten „Erkennt­nis­se?“ „Und neu­en For­maio­nen wei­chen müssen:„Was für eine Phrasenderscherei,was soll der Unsinn!

    • War­um schon wie­der die­se fin­ste­re Aggressivität?

      …da tut es ein bis­serl histo­ri­sche Bildung… 

      Es gibt nir­gends Völ­ker, die kul­tu­rell und erst recht nicht eth­nisch auf einem Stand blie­ben, allen­falls in abge­le­gen Welt­ge­gen­den, aber es han­delt sich dort auch immer um eher wenig ent­wickel­te und gei­stig wie mate­ri­ell ver­arm­te Men­schen, die ver­schie­de­nen magi­schen Reli­gio­nen anhängen.
      Hoch­kul­tur ging immer mit Ver­mi­schung ein­her, mit Han­del und Kon­takt nach außen.
      Was stört Sie daran?
      Jesus wur­de zu einem Zeit­punkt gebo­ren, als dies maxi­mal aus­ge­prägt war!

      Als die Juden ihre völ­ki­sche Iden­ti­tät durch den Mes­si­as wie­der sta­bi­li­siert sehen woll­ten, hat er sie gera­de dar­in abgewiesen.

      Nun hat aber gera­de das Evan­ge­li­um dazu geführt, dass nichts so blieb, wie es war. Kein Volk auf der Welt konn­te ange­sichts des Soh­nes Got­tes wei­ter­hin in sei­nem Saft schmo­ren und wird es nie­mals mehr tun können.
      Groß­rei­che gin­gen unter, klei­ne Völ­ker stie­gen auf, bis auch sie unter­gin­gen und Neue entstanden.

      In einer Neben­be­mer­kung muss man dar­an erin­nern, dass Katho­li­ken mas­siv das Volks­tum ande­rer Völ­ker zer­tra­ten und sie mit der vor­ge­la­ger­ten öko­no­mi­schen Aus­beu­tung gleich noch zwangs­mis­sio­nier­ten und dabei auch deren Kul­tur zer­stör­ten. Der Glau­be wur­de auch so zum Deck­man­tel der Bosheit.
      Sie müss­ten für die Bit­ter­keit die­ser Völ­ker viiii­iel Ver­ständ­nis haben…

      Wür­den Sie das Magni­fi­cat ken­nen, müss­ten Sie das alles eigent­lich wis­sen oder – da kei­ne histo­ri­schen Kennt­nis­se vor­han­den – zumin­dest ahnen.

      „Him­mel und Erde wer­den vergehen.“

      Das sagt der Herr selbst. Und von ihm bezie­he ich ger­ne mei­ne Weisheiten…auch wenn es dem irdi­schen Ver­stand nicht schmecken mag, der sich an das Irdi­sche hän­gen mag.
      Die völ­ki­sche Idee ist einer der Wege, sich Unster­blick­eit ein­zu­bil­den auf die­ser Erde.
      Mein Leib ver­fällt mit jedem Tag, und mein Volk wird mich mit Sicher­heit nur um unbe­deu­ten­de Zeit­räu­me über­le­ben. Das ist der Lauf der Welt.
      Sehen Sie doch, wie aus den alten vor­chirst­li­chen Völ­kern hier nach meh­rern Völ­ker­wan­de­run­gen und Hun­nen­ein­fäl­len ein­zel­ne euro­päi­sche Natio­nen enstan­den sind…
      Sind die Grie­chen heu­te das, was sie ein­mal waren?
      Und wo sind die Römer geblieben?
      Was haben wir mit den alten Kel­ten und Ger­ma­nen zuschaffen?
      Wo gäbe es sie noch so, wie sie damals waren?
      Alles hat sich ver­än­dert und gewan­delt, ver­mischt und neu getrennt.

      Las­sen Sie sich von einem nüch­ter­nen Geist anstecken und nicht all­zu­viel Hoff­nung auf das Hier und Jetzt set­zen. Man wird das Volk, dem man ent­stammt, immer lie­ben, aber Jesuss agte, er wer­de Mut­ter und Toch­ter und Vater und Sohn um sei­net­wil­len entzweien.
      Sei­en Sie also klug und bau­en Sie auf die Zukunft im Him­mel und nicht auf Flüch­ti­ges und Nichtiges.
      Denn es hat kei­ner­lei Ver­hei­ßung – für Chri­sten jeden­falls nicht.

  5. Mmag. Wolf­gang Schrems sei für die­sen heäu­sserst inter­es­san­ten Arti­kel über Kard. Pie herz­lichst gedankt.
    Die groß­ar­ti­ge Lei­stung von Kard. Pie beein­druckt umso­mehr als er nach 26 Jah­ren Zer­stö­rung, Plün­de­rung und Ver­fol­gung der Kir­che gebo­ren wur­de; er muß­te zual­ler­erst ver­spreng­te Trup­pen samm­len, das ist mili­tä­risch gespro­chen wohl das Schwie­rigdte, was es geben kann.
    Sei­ne Fest­stel­lung, daß alle lai­zi­sti­sche und durch Auf­klä­rung, Libe­ra­lis­mus, Sozia­lis­mus und Kom­mu­nis­mus inspi­rier­te poli­ti­sche und sozia­le Staats­ver­su­che schei­ter­ten, sind durch die Welt­ge­schich­te tat­säch­lich bestä­tigt worden.
    Typisch fran­zö­sisch stellt Kard. Pie das Grie­chi­sche „Eth­né“ (Volk, Stamm) mit „nati­on“ gleich- „peu­ple“ wird da nur am Ran­de betont (wobei das fran­zö­si­sche Pen­dant des Adjek­tivs „völ­kisch“ mir unbe­kannt war- es gibt es in die­sem Kon­text kaum; Lan­gen­scheidt über­setzt es mit „racis­te“, was nun von Kard. Pie wirk­lich nie­mals im Mund genom­men wurde).
    Ins­ge­samt ein äusserst inter­es­san­ter Kar­di­nal mit gewal­tig schar­fem Blick und sehr viel frucht­brin­gen­der Tat.
    Hof­fent­lich fin­det das bespro­che­ne Buch vie­le Leser.

    Neben­bei: ich freue mich beson­ders daß neben die­sem Arti­kel Wer­bung gemacht wird für den zwei­ten Band „Medi­ta­tio­nen eines Chri­sten“ von Robert Spae­mann (Die Psal­men 52–152).
    Vor eini­gen Mona­ten gra­tu­lier­te ich dem Ver­lag in Stutt­gart zu die­ser gro­ßen ver­le­ger­schen Lei­stung und frag­te zuglei­cher­zeit , ob ein zwei­ter Band zur Ver­öf­fent­li­chung anstand.
    Damals war die Ant­wort ziem­lich unbe­stimmt-aber das erste Buch hat die erwafrtun­gen doch erfüllt.
    Es freut sehr, daß der Absatz die­ses groß­ar­ti­gen Buches inzwi­schen offen­sicht­lich so gut war, daß sehr schnell der zwei­ter Band aus­ge­ge­ben wurde.
    Mens agi­tat molem!

    • Das Wort „völ­kisch“ ist ursprüng­lich das Adjek­tiv zu „Volk“. Par­al­lel zu „natio­nal“ und „Nati­on“.

      Kann sein, dass Sie das als Nicht­deutsch­spre­cher ein­fach nicht wis­sen oder schlicht durch eine teil­wei­se absur­de Ent­na­zi­fi­zie­rung der Sprache.

      In deut­schen Publi­ka­tio­nen vor allem natür­lich vor dem 3. Reich war das Wort gang und gäbe, auch in kirch­li­chen Tex­ten, es wur­de häu­fi­ger gebraucht auf­grund des Auf­stiegs des natio­nal­li­be­ra­len Gedan­kens im 19. Jh – war­um auch nicht, solan­ge es nicht spe­zi­fisch ideo­lo­gisch ver­wen­det wird https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkisch.

      Ein Ras­sis­mus wur­de damit erst in der ver­eng­ten und fana­ti­sier­ten Les­art der Nazis verbunden.

      Ein Debat­te dar­über, was ein Volk über­haupt sein soll, brau­chen wir hier aber nicht – sie ist in Tau­sen­den von Pubi­ka­tio­nen seit ca. 200 jah­ren soweit aus­ge­beu­tet, dass klar ist: Es gibt kei­ne sta­ti­schen, für die Ewig­keit bestimm­ten irdi­schen Völ­ker. Punkt und Basta.

      Das ist eine Wahn­idee des 19. Jh und hat maß­geb­lich den Glau­bens­ab­fall erlei­chert. An die Stel­le der Zuge­hö­rig­keit zum Reich Got­tes trat die zum „Volks­kör­per“.

      Man hat nie die Exi­stenz von „gen­tes“, „natio­nes“, „Völ­kern“, „Natio­nen“ oder „Stäm­men“ bezwei­felt, aber man hielt sie vor dem 19. Jh nicht für sta­ti­sche und gött­li­che Größen.
      Der „popu­lus“ dage­gen, den Sie erwäh­nen mein­te dem­ge­gen­über im gefol­ge der römi­schen Auf­fas­sung die Bür­ger oder auch Unter­ta­nen eines Königs oder einer Herr­scher­eli­te und das war grund­sätz­lich nie völ­kisch gedacht!

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